Hot Tub Time Machine 2

Der erste Teil der Zeitreisereihe wurde erst im Heimkino zu einer Art Kult. Nun kommt mit HOT TUB TIME MACHINE 2 die Fortsetzung in die Kinos. Und diese schlug schon in den USA nicht wirklich ein. Woran das liegt, findet sich sogleich in dem Humorverständnis wieder, das Regisseur Steve Pink hier an den Tag legt. Weshalb sein Film nicht lustig sondern peinlich ist, das verrate ich in meiner Kritik.

Hot Tub Time Machine 2

Der Plot

Dank der ersten Zeitreise mit ihrem einzigartigen Whirlpool in die 80er-Jahre konnten die Freunde Nick (Craig Robinson), Jacob (Clark Duke) und Lou (Rob Corddry) die Gegenwart mehr oder weniger nach ihren Wunschvorstellungen gestalten: Lou, mittlerweile Chef des Medienkonzerns „Lougle“ und mächtig unbeliebt bei seinen Mitarbeitern, führt ein dekadentes Luxusleben und feiert sich als „Vater des Internets“. Das sorgt natürlich für ordentlich Ärger und so wird das angebliche „Internet-Genie“ ausgerechnet auf seiner Party angeschossen. Das Einzige, was ihn jetzt noch retten kann, ist eine weitere Zeitreise: Das verrückte Trio zögert nicht lange und will mithilfe seiner sonderbaren Zeitmaschine das Geschehene wiedergutmachen. Allerdings geht der Plan schief und sie landen nicht in der Vergangenheit, sondern katapultieren sich auf direktem Wege in die Zukunft, und ein irrer Trip voller Eskapaden ins Jahr 2025 nimmt seinen Lauf…

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Kritik

Noch bevor die Fortsetzung zur 2010 veröffentlichten Brachialcomedy „Hot Tub Time Machine – Der Whirlpool ist ‘ne verdammte Zeitmaschine“ überhaupt an dramaturgischer Fahrt aufnehmen kann, wurde das Publikum bereits Zeuge eines abgeschossenen Genitals und bekam eine Menge an Schimpfwörtern zu hören, die es im US-amerikanischen Fernsehen niemals unzensiert auf die Bildschirme geschafft hätte. Doch der vom zuständigen Studio weitestgehend ohne jedwede Auflagen agierende Regisseur Steve Pink (inszenierte auch schon den Vorgänger) scheint der Meinung zu sein, dass ein solch derber Humor auch heute noch immer seine Zielgruppe findet. Fünf Jahre nach Teil eins stehen für das Sequel erneut jene Akteure vor der Kamera, die sich schon 2010 nicht für die moralisch fragwürdigen Gags des Comedy-Spezialisten zu schade waren. Alle, außer John Cusack. Wenngleich dieser in Interviews angibt, gar nicht erst für eine Verpflichtung in „Hot Tub Time Machine 2“ zurate gezogen worden zu sein, so bleibt doch der Gedanke, dass dieser mit seiner glänzenden Abwesenheit einfach nur das richtige Näschen bewies. Denn das, womit Punk in seiner Regiearbeit Lacher zu generieren versucht, spielt sich nicht bloß unangenehm weiter unter der Gürtellinie ab, als jedweder Adam-Sandler-Klamauk, der zwar stets oberflächlich ist, jedoch nie an der moralischen Fragwürdigkeit kratzt. Steve Punk hingegen konzentriert er sich der Einfachheit halber auf ein Sammelsurium homophober und frauenfeindlicher Gags, die auch mit genügend Abstand nur schwer zu ertragen sind.

Hot Tub Time Machine 2

Es ist vor allem eine Tatsache, die aus „Hot Tub Time Machine 2“ ein noch wesentlich ärgerlicheres Unterfangen macht, als es die Komödie ohnehin schon ist. Der in den USA gefloppte Film ist nicht völlig frei von Potenzial und offenbart dadurch eine noch viel größere Fallhöhe, als hätte man es hier mit einem vollständigen Rohrkrepierer zu tun. Pink, der inszenierte und Josh Heald („Hot Tub Time Machine“), der das Drehbuch schrieb, beginnen ihre Komödie, indem sie die sich durch Teil eins erschlossenen Lebenswege der Hauptfiguren pointiert zusammenfassen und damit sogleich ihre charakterlichen Besonderheiten hervorheben. Nick, Jacob und Lou lassen sich so zwar allenfalls in vorgefertigte Rollenmuster pressen, doch für Komödienverhältnisse reichen derartige Reißbrettschemata aus. Darüber hinaus ist eine solche Einführung der Figuren auch dringend nötig, denn mit der eher übersichtlichen Kinoverbreitung des ersten Teils gehört das Wissen um die Figuren keinesfalls zur Allgemeinbildung. Kurzum: „Hot Tub Time Machine 2“ erschließt sich auch einem ungeahnten Publikum und kann damit eigentlich mit idealen Voraussetzungen aufwarten, um die Gruppe der potenziellen Franchise-Liebhaber noch weiter auszubauen. Doch schon mit dem Ausgangskonflikt folgen erste Zweifel an der inhaltlichen Qualität: Unter massiver Zuhilfenahme von Kunstblut wird der Hauptfigur Lou das Beste Stück abgeschossen. Um dieses Unglück rückgängig zu machen, folgt eine Reise in die Vergangenheit, die sich sogleich als Zukunft entpuppt und dadurch mit den einzig gelungenen Storyelementen aufwartet.

Die Art, wie sich die Macher des Films unser Leben in einigen Jahren vorstellen, ist nicht nur kreativ und witzig, sondern auch tatsächlich realistisch. Ob es nun die konsequente Verblödung des Fernsehpublikums ist, die in ihrer Vorstellung ein wenig an eine (natürlich wesentlich dreistere) Variante von „Idiocracy“ erinnert, oder auch selbstständig fahrende, sich artikulieren könnende Autos: Die vielen futuristischen Erfindungen im Jahr 2025 wirken in ihrer Originalität und Harmlosigkeit wie aus einem anderen Film. Gleichzeitig werden auch diese positiven Ansätze alsbald im Keim erstickt. Zum erschreckenden Höhepunkt avanciert schließlich die (fiktive) TV-Show „Choozy Doozy“, in der das Studiopublikum darüber entscheiden darf, was die auserwählten Kandidaten an Abartigkeiten tun sollen, um die Challenge zu gewinnen. Lou muss sich in einer virtuellen Realität ausführlichem Analsex mit Adam hingeben, was aufgrund eines fehlenden, satirischen Unterbaus nicht etwa ein augenzwinkernder Kommentar auf unsere sexualisierte Umgebung ist, sondern ein billig erhaschter Schwulengag, konzipiert auf Kosten von Homosexuellen. Da sind die wenig später in die Höhe schießenden Sperma-Fontänen fast schon wieder harmlos.

Hot Tub Time Machine 2

Ob sich die Darsteller in dieser primitiven Produktion tatsächlich wohlfühlen, darüber mag man angesichts der an den Tag gelegten Schauspielleistung gar nicht recht urteilen. Die Chemie innerhalb des Ensembles ist nämlich erstaunlich lebensecht. Der Cast scheint sich zu keinem Zeitpunkt die Frage zu stellen, wie vertretbar die Ideen des Drehbuchs tatsächlich sind. Das ist auf der einen Seite entsetzlich, auf der anderen Seite scheint jedoch auch hier das mit voller Kraft gegen die Wand gefahrene Potenzial durch, das vielleicht dann zur vollen Entfaltung finden würde, wenn sich die Macher in ihrer Konzentration auf den möglichst provokativen Gag um eine ganze Ecke drosseln würden. „Hot Tub Time Machine 2“ ist nicht nur unwitzig, sondern eben auch grenzwertig und peinlich. Nicht einer der herausstechenden, positiven Faktoren vermag es somit, die vielen Schwächen auszugleichen. Und so bleibt zu hoffen, dass sich das Desinteresse, das dem Film in Übersee entgegengebracht wurde, auch hierzulande durchschlägt. Nur so vermag man es wohl, eine weitere Fortführung dieses widerwärtigen Sequels zu verhindern.

Fazit: „Hot Tub Time Machine 2“ hat eigentlich das Potenzial einer durchschnittlichen Komödie. Die Chemie unter den Darstellern ist super, die Schauspielleistungen allesamt nicht schlecht und in gewissen Szenen lässt das Drehbuch durchaus kreative Ansätze durchblitzen. Leider brechen die Macher ihrem Film mit Anlauf das Genick, indem sie – im wahrsten Sinne des Wortes – mit Fäkalien herumspritzen und sich kaum mehr auf Szenen oberhalb der Gürtellinie konzentrieren. Alles was bleibt, ist Fremdscham pur.

„Hot Tub Time Machine 2“ ist ab dem 7. Mai in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

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