Die Reise zur geheimnisvollen Insel

Der Nachfolger von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ hatte zwar im Großen und Ganzen das Potential, ein Mega-Blockbuster zu werden, doch als würde ihm über die Laufzeit von gut 90 Minuten die Puste ausgehen, bleibt am Ende nicht einmal mehr der Name der Hauptfiguren im Kopf. Seltsam, denn so wirklich greifbar ist es nicht, was einen stört – doch vielleicht ist gerade das der Grund. Lest in meiner neusten Kritik, warum das Inselabenteuer nicht überzeugt und um wen man auch in Zukunft gut und gerne einen großen Bogen machen kann.
Der Plot
Abenteurer Sean (Josh Hutcherson) empfängt ein codiertes Notsignal von einem entlegenen Ort. Wie sich herausstellt, stammt dieses von einem Ort im Pazifik, um den sich Legenden um die Existenz einer geheimnisvollen Insel ranken. Sean und sein Vater Hank (Dwayne Johnson) nehmen Kurs Richtung Insel. Begleitet werden sie dabei von Fremdenführer Gabato (Luis Guzmán) und seiner selbstbewussten Tochter Kailani (Vanessa Hudgens). An dem seltsamen Ort angekommen offenbart sich dem ungleichen Quartett ein Paradies, in dem die naturwissenschaftlichen Gesetze nicht zu gelten scheinen. Schnell finden sie Seans Großvater, der ihnen offenbart: nicht mehr lange, und die Insel und ihre Schätze werden für immer im Meer versunken sein.
„Du reist um die halbe Welt, nur um dich mit irgendeinem Irren zu treffen, der mit einem Funkgerät rumspielt?“
Kritik
Es ist eine Traumwelt. Ein Paradies. Es ist wie die Reise, die wir alle schon immer machen wollten. An einen entlegenen Ort, wo man sich wie im Schlaraffenland das Essen von den Bäumen pflückt, wo man nicht arbeiten muss, das Leben einfach Leben sein lässt. Dort, wo einfach alles stimmt, dort muss der Himmel sein! Stop! Wir sind in einem Film. Also lasst das Träumen Träumen sein und widmet Euch aufmerksam meinem folgenden Geschreibsel. Denn das, was sich wie das filmgewordene Elysium präsentiert, verbirgt hinter den oberflächlichen Bildern eine halbgare Geschichte und ebenso geistlose Darsteller. Aber der Reihe nach.
Normalerweise sollte man wissen, auf was man sich einlässt, wenn man sich dafür entscheidet, sich einem Film anzunehmen, der „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ heißt. Auch der Trailer verriet nur so viel: Opulenz: ja! Handlung: geht so! Anspruch: geh weg! Und tatsächlich: so in etwa lässt sich das erste, wirklich von der Außenwelt wahrgenommene Regiewerk von Brad Peyton („Cats & Dogs: Die Rache der Kitty Kahlohr“) auch beschreiben. Doch leider ist „Journey 2“ ein Paradebeispiel für „Potential verschenkt“, denn die wenigen Attribute, die den Film zu etwas wirklich Großem hätten verhelfen können, wirken derart unausgereift, dass man schon fast mit den Darstellern mitleidet.
Die Riege derer liest sich nämlich ganz gut. Dwayne „The Rock“ Johnson („Die etwas anderen Cops“, „Fast and Furious Five“), Michael Caine („Batman Begins”, „Children of Men“), Josh Hutcherson („The Kids are All Right“, „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) und Vanessa Hudgens („High School Musical“, „Sucker Punch”). Alles große, namhafte Darsteller, die ihren Job auch absolut nicht schlecht machen. Von darstellerisch absoluten Nullnummern, wie man sie beispielsweise in „Einmal ist keinmal“ bestaunen konnte, ist die Inselreise also zig Seemeilen entfernt. Doch leider hat sie ein völlig anderes Problem. Dieses lautet Vanessa Hudgens! Es lässt sich vermutlich nicht ganz herausfinden, ob man nicht doch ein arges Drehbuchproblem dafür verantwortlich machen kann. Vielleicht hatte der Regisseur auch einfach nur einen miesen Tag. Denn so, wie sich die 23-jährige Jungschauspielerin hier präsentiert, macht sie es dem Zuschauer wirklich schwer, nicht umgehend nach dem Aus-Schalter auf der Fernbedienung zu suchen. Derart unsympathisch, unfreundlich und hochnäsig nimmt Hudgens so viel Leichtigkeit aus der „Reise zur geheimnisvollen Insel“, dass man mit Kopfschütteln vergeblich nach einem „Warum?“ fragt. Erst gen Ende der zweiten Hälfte gewinnt ihre Rolle der Kailani endlich an gewünschter Menschlichkeit. Nun ist die Frage, wie weit derartig unsympathische Züge gewollt waren. Es spricht natürlich nichts dagegen, eine Rolle so anzulegen. Doch wenn sie bei dem Zuschauer Unmut hervorrufen, haben sie ganz klar ihre Wirkung verfehlt.
Vanessa Hudgens‘ Schauspielkollegen – sie ist die Henne im Korb – machen ihre Sache einem Abenteuerfilm entsprechend ordentlich, wenngleich beim besten Willen nicht tiefgründig. Sie sind anwesend, stören nicht, geben sich Mühe. Doch ein Kraftpaket wie Dwayne Johnson wirkt in einem zum Großteil als Kinderfilm ausgelegten Abenteuerstreifen einfach völlig deplatziert, wenn nicht gar unterbesetzt. Hutcherson ist als rebellischer Abenteurer Sean ideal besetzt. Gleiches gilt für Michael Caine, der in der Rolle des verrückten Wissenschaftlers und Großvaters von Sean auf den ersten Blick an Christopher Lloyd alias Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“ erinnert. Luis Guzmán („Der Knochenjäger“, „Magnolia“) als Kailanis Vater Gabato passt äußerlich sehr gut in die Rolle. Leider beinhaltet fast ausschließlich diese auch sämtliche Fehlzündungen auf der Gag-Schiene. So macht er sich (unfreiwillig) zu einer Lachnummer.
Die Handlung fällt in die Kategorie „Bekommt man auch mit, wenn man nicht durchgehend hinschaut“. Hier beruft sich diese nämlich ganz klar darauf, einfach eine flott erzählte Abenteuergeschichte zu sein. Schnörkellos, wenig anspruchsvoll mit einigen Spannungsbögen und erstaunlich wenig Leerlauf. Das kann man sich anschauen, verpasst jedoch nichts, wenn man darauf verzichtet. Was jedoch nicht den Wert daraus nimmt, wodurch „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ doch nochmal richtig Eindruck schinden kann. Mit einer gewaltigen Optik! Zugegeben: Dass Computeranimation allgegenwärtig ist, kann der Streifen einfach nicht leugnen. Dennoch ist es ein wahnsinniger Augenschmaus, zu sehen, wie viel Fantasie die Filmemacher in die Darstellung der Insel gesteckt haben. Frei nach dem Motto: „Wir stellen die Naturgesetze auf den Kopf!“ zeigt der Film, mit welchem Spaß und Faszination die Macher an das Projekt herangegangen sein müssen. Opulente Bilder, Schönheit und beeindruckende Details zeigen, was aus „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ hätte werden können, wenn man sich mit derartiger Konsequenz auch der Storyline und vor allem der Besetzung zugewandt hätte.
Es bleibt zusammengefasst zu sagen, dass der zweite Teil der „Journey“-Reihe bei weitem kein Flop ist. Gerade die Kulisse täuscht über einige Drehbuchschwächen hinweg. Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Gags daneben gehen, eine genervte Jennifer Hudgens wie ein Störfaktor in dem ansonsten einigermaßen harmonischen Cast wirkt und das einige Storyparts überflüssig sind. Dennoch ist es schade, wie wenig Peyton aus dem Stoff gemacht hat. Gerade, wenn man bedenkt, wie wenig doch auf den Bezug zu Jules Vernes eingegangen wird. Hätte man diesen Handlungsstrang weitergesponnen, hätte „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ vor allem eins gemacht: viel mehr Spaß!
BluRay oder DVD?
Um das Maximum an Farbgewalt aus den Bildern zu holen, lohnt sich der Griff zur Blu-ray-disc. Doch Bonusmaterial sucht man vergebens – sehr schade. Trotzdem, aufgrund der tollen Bildqualität und einem um ein Vielfach besseren Klang im Vergleich zur DVD ein ganz klarer Blu-ray-Tipp.