Paranormal Activity 3

Der Found Footage-Überraschungserfolg „Paranormal Activity“ zog nur drei Jahre später eine Fortsetzung, in Form eines Prequels nach sich. Nachdem auch der zweite Teil das Publikum scharenweise in die Lichtspielhäuser locken konnte, dauerte es diesmal nur noch ein Jahr, bis ein weiteres Prequel erschien. Natürlich möchte man dem Zuschauer auch diesmal weismachen, alles sei wirklich passiert und natürlich packen die Macher in Sachen „Effekte“ auch im dritten Teil wieder eine Schippe drauf. Lest, inwiefern der dritte Teil seinen beiden Vorgängern das Wasser reichen kann, oder ob drei Teile nicht vielleicht doch einer zu viel sind.
Der Plot
Die zwei Schwestern Katie (Katie Featherston) und Kristie (Sprague Grayden) finden bei einem Umzug eine Kiste voller alter Videobänder. Aus Neugier entscheidet sich Kristies Freund Daniel (Brian Boland), das Material anzuschauen und entdeckt dabei Fürchterliches.
Die Videobänder zeigen alte Aufnahmen zu einer Zeit, in der die beiden Schwestern acht Jahre alt sind. Als ihre Mutter Julie (Lauren Bittner) und ihr Freund Dennis (Chris Smith) eines Tages ein Sextape zu drehen versuchen, kommt es vor laufender Kamera zu einem Erdbeben und der von den Wänden rieselnde Staub lässt die Umrisse eines Dämonen erahnen. Auf diese Entdeckung hin beschließt Dennis, im ganzen Haus Kameras aufzustellen. Im Schlafzimmer der Erwachsenen, im Kinderzimmer und im Wohnzimmer. Schnell wird deutlich, dass die kleine Kristi (Jessica Tyler Brown) einen unsichtbaren Freund zu haben scheint, mit dem sie immer öfter spricht und der auf den Namen „Toby“ hört. Den Beschreibungen der Kleinen zufolge ist Toby alt und hat es gar nicht gerne, wenn über ihn geredet wird. Im Laufe der Zeit häufen sich im Hause der kleinen Familie seltsame Vorkommnisse. Unheimliche Geräusche, seltsame Erscheinungen – alles deutet darauf hin, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Ist es tatsächlich ein Dämon, der hier sein Unwesen treibt?
„Es lebte von unserer Angst!“
Kritik
Auf einer Welle von Found Footage-Filmen, die im Jahre 1999 mit „The Blair Witch Project“ sich aufzutürmen begann, entstand 2007 auch das von Oren Peli ins Leben gerufene „Paranormal Activity“-Projekt. Die Filme bestechen durch ihre Handkamera-Optik und die ungezwungenen Handlungen und Dialoge der Schauspieler. Die Szenerie ist locker und entspannt und nichts deutet ansatzweise auf ein Filmset hin. Ein eingeblendeter Timecode und das Einspielen von Videoband-Fehlern verstärken den Found Footage-Effekt.
Bereits der erste Teil zeichnete sich durch eine relativ langsame Geschwindigkeit innerhalb des Story-Aufbaus und wohldosiert eingesetzten Schockeffekten aus. Im zweiten Teil entschied man sich dafür, das Tempo minimal anzuziehen und die Art der Schockeffekte sowohl intensiver, als auch ausgefallener zu gestalten. Fiel im ersten Teil lediglich eine Bratpfanne vom Haken, so musste es im zweiten Teil die komplette Kücheneinrichtung sein. Im dritten Teil nun hat man sich erneut dazu entschlossen, noch einen Schritt weiterzugehen und vor allem den paranormalen Teil innerhalb der Story weiter auszubauen. Die Aktivitäten im Haus werden zunehmend fantasievoller, jedoch teilweise auch absurder und unrealistischer. Das Tempo, in welchem sich die Intensität der Aktivität verstärkt und ins furiose Finale mündet, wurde vervielfacht und die Schockeffekte kommen in der zweiten Hälfte der Spielzeit nahezu im Minutentakt. Die Charakterisierung der Personen hingegen bleibt oberflächlich und die Stimmung innerhalb der Familie wird lediglich angedeutet, nicht aber zu Ende erzählt. War es den ersten zwei Teilen noch gelungen, den Wahnsinn langsam in die Szenerie eindringen zu lassen und die Atmosphäre immer weiter mit Angst zu erfüllen, geht in „Paranormal Activity 3“ alles ruck zuck innerhalb von Minuten über die Bühne. Die Steigerung des Unwohlseins beim Zuschauer und die konsequent durchgehende Anspannung bleiben hierdurch leider auf der Strecke.
Bei der Wahl der Schauspieler hat man wie gewohnt sowohl auf die Akteure der ersten beiden Teile, als auch auf durchweg unbekannte, neue Gesichter zurückgegriffen. Das Acting der Darsteller untereinander ist zwanglos und locker und wenn man sich auf die Szenerie einlässt, könnte man sich tatsächlich einbilden, einer richtigen Familie dabei zuzusehen, wie sie miteinander lebt. Wenn auch ich den Punkt vom Beginn meiner Kritik unterstreichen möchte, dass die Charakterisierung der Figuren zu Gunsten der Schockeffekte leider sehr oberflächlich bleibt. Nun möchte man meinen, dass man sämtliche Figuren ja bereits aus den ersten Teilen kennt und somit mit der Geschichte der Familienmitglieder vertraut ist. Da es sich allerdings um ein Prequel handelt, das sowohl vor Teil eins, als auch für Teil zwei anzusiedeln ist, wären Informationen über die Charaktere, die man noch nicht kennt, durchaus notwendig und schön gewesen, allein um Teil drei eine Daseinsberechtigung zu verleihen. So muss sich vor allem der Zuschauer, der Teil eins und zwei noch nicht kennt, in einigen Szenen in die Röhre schauen und sich sein Hintergrundwissen aus den Fingern saugen. Das ist schade, da so ein Anschauen der drei Teile in chronologisch korrekter Abfolge (Teil drei, Teil zwei und abschließend Teil eins) nicht wirklich möglich ist. Nun ist die Frage, ob man dies überhaupt möchte und ob eine Kritik in diesem Punkt nicht vielleicht ein wenig zu kleinkariert ist. Auch ich bin mir hier unschlüssig, allerdings hat mein mehr oder weniger angemessener Kritikpunkt auf jeden Fall eine Erwähnung verdient.
Die Handlung als solches wiederum steht den beiden Vorgängern in nichts nach. Wie erwähnt sind die Schockeffekte nun hanebüchener und die Atmosphäre hat an Intensität verloren, der Plot allerdings hält, was der Titel verspricht. Es gibt eine Handvoll interessanter Wendungen und die ein oder andere Überraschung. Durch das Auftreten der beiden kleinen Mädchen kommt ab und an ein gewisses J-Horror-Feeling auf, denn generell weiß der geneigte Horrorkonsument: kleine Kinder mit dunklen Haaren führen (fast) immer Böses im Schilde. Zwar sei hier nicht verraten, ob dem tatsächlich so ist, dennoch sorgt allein ihr Erscheinungsbild für Unbehagen. Auch die Wahl der bereits vielfach erwähnten Schockeffekte ist einfallsreich und beruht auf Kleinigkeiten, die als solches wenig schockierend, in der Summe jedoch eindrucksvoll sind.
Dementsprechend ist „Paranormal Activity 3“ ein wahrlich gelungenes Prequel. Es büßt ein wenig an der Atmosphäre ein, für die die ersten beiden Teile so sehr gelobt wurden, allerdings kommen die Schockeffekte mehr zur Geltung und dürften damit die Zuschauer zufrieden stellen, die die beiden Vorgänger zum Teil als „langweilig“ beschrieben. Ich empfehle die den Streifen uneingeschränkt jedem Horrorfan, der keine Gewaltorgien, stattdessen aber wohliges Gruseln erwartet. Allen Fans der Reihe sei außerdem bereits gesagt: ein vierter Teil ist bereits in der Mache.
BluRay oder DVD?
Einen Film in Handkameraoptik in High Definition anzuschauen ist irgendwie ein Widerspruch in sich. Daher von mir kurz und knapp die DVD-Empfehlung!