Escape Room 2: No Way Out

Zwei Jahre nach dem überraschend kurzweiligen Erstling kommt nun ESCAPE ROOM 2: NO WAY OUT in die Kinos. Ob das Konzept der „Saw“-ähnlichen Escape Rooms für weniger hartgesottenes Publikum noch einmal unterhalten, verraten wir in unserer Kritik.

OT: Escape Room 2: Tournament of Champions (USA/ZAF 2021)

Der Plot

Zoey Davis (Taylor Russell) und Ben Miller (Logan Miller) gelang das vermeintlich Unmögliche: Sie entkamen gemeinsam den tödlichen Escape Rooms der sinistren Organisation Minos. Zwar schenkt ihnen niemand Glauben, doch wenigstens haben sie einander – und den Plan zurückzuschlagen. Aber dieser Plan schlägt fehl: Urplötzlich befinden sie sich in einem ultrakomplexen Escape-Turnier, mit dem Minos frühere Champions triezt. Neben Zoey und Ben befinden sich die strenge Rachel Ellis (Holland Roden), der zornige Theo (Carlito Olivero), der mit seinem Glauben hadernde Nathan (Thomas Cocquerel) und die vernarbte Influencerin Brianna Collier (Indya Moore) in den Klauen von Minos. Können sie sich in die Freiheit knobeln?

 

Kritik

Der erste „Escape Room“ war durchaus eine Überraschung: Nicht nur, dass der Film, obwohl der Escape-Room-Hype 2019 bereits an Unverbrauchtheit einbüßen musste, bei einem 9-Millionen-Dollar-Budget über 155 Millionen Dollar an den Kinokassen einnahm. Er war obendrein erstaunlich vergnüglich! Die mit einer leicht jugendlich-kecken, ironischen Distanzhaltung versehene, im Abenteuerspaß-Duktus vermittelte Geschichte von Rätselfreunden und Knoblerinnen, die sich unerwartet in komplexen, tödlichen Escape Rooms vorfinden, setzte keineswegs auf großen Schreckfaktor. Geschweige denn auf die Brutalität des Folterhorror-Subgenres. Stattdessen traf „Escape Room“ einen ähnlichen Nerv wie etwa Christopher Landons „Happy Deathday“, die popcornpartytaugliche Zeitschleifen-Horrorkomödie aus dem Hause Blumhouse. Während Landons Killergeschichte wahlweise als „Babys erster Slasher“ (im bestmöglichen Sinne) durchgeht oder für erfahrenere Genrefans, die offen für kreative Auffrischungen bekannter Motive sind, ein quirliges, spaßig-smart erzähltes Pastiche darstellt, ist „Escape Room“ quasi ein an Horror-Angsthasen angepasstes „’Final Destination‘ trifft ‚Saw‘, aber als Popcornsause“. Denn in der Zusammenarbeit von Sony und Original Film („22 Jump Street“) vereinen sich die Faszination an detailreich ausgetüftelten Todesfallen, die das „Saw“-Franchise ausmacht, und das zwischen Mitfiebern und boshafter Erwartungshaltung schwankende Amüsement der „Final Destination“-Reihe. Bloß teenietauglich. Und wer im Horrorgenre schon lange keine Stützräder mehr benötigt, aber dennoch aufgeschlossen für schmissig umgesetzte Konzepte ist, darf sich einfach am Ideenreichtum und der flotten, peppigen Umsetzung erfreuen.

Nathan (Thomas Cocquerel) versucht in einem der vielen Escape Rooms, seine Mitstreiter:innen zu retten.

Vor „Escape Room: No Way Out“ stellte sich also die Frage, welchen Pfad diese Reihe einschlagen wird: Setzt man eher auf die immer verschachtelter daherkommende, filmübergreifende Story von „Saw“ oder sollen die Filme stärker für sich stehen („Final Destination“ lässt trotz einzelner Verbindungen zwischen den Teilen grüßen)? Die Antwort lautet schlussendlich: Das Skript-Team Bragi F. Schut & Maria Melnik wagt sich an einer Balance. „Escape Room: No Way Out“ führt einerseits die Geschichte aus dem Erstling weiter und intensiviert den Mythos von Minos als gut vernetzte, weit im Voraus planende Organisation. Andererseits liegt der erzählerische und tonale Schwerpunkt in „Final Destination“-Manier auf einem süffisanten „Neue Räume, neue Gefahren, wie wird das Unvermeidliche eintreten?“-Spiel. Die wahren Stars des Films sind also erneut die Escape Rooms, und die sind verspielt, abwechslungsreich und produktionstechnisch raffiniert. Zwar sind die digitalen Tricksereien manchmal von wackeliger Qualität, doch die Fallen, Rätsel, falschen Fährten und die unheilvollen Vorausdeutungen sind wieder ähnlich spaßig wie im ersten Teil. Regisseur Adam Robitel peitscht dieses Mal etwas zügiger durch die Räume, womit er vermeidet, dass das nun mit der Prämisse vertraute Publikum den Rätselfallen nicht ständig voraus ist – gleichwohl setzt er es auch gekonnt als Spannungselement ein, dass sich hin und wieder eine deutliche Gefahr abzeichnet, die über den Figuren hängt wie ein Damoklesschwert. Längen kommen so nicht auf, die Figuren müssen bei allem Raum, den die Räume einnehmen, und der zügigen Erzählweise allerdings wenig überraschend zurückstecken.

„‚Escape Room‘ ist quasi ein an Horror-Angsthasen angepasstes „’Final Destination‘ trifft ‚Saw‘, aber als Popcornsause“. Denn in der Zusammenarbeit von Sony und Original Film vereinen sich die Faszination an detailreich ausgetüftelten Todesfallen, die das „Saw“-Franchise ausmacht, und das zwischen Mitfiebern und boshafter Erwartungshaltung schwankende Amüsement der „Final Destination“-Reihe.“

Die Figurenriege reicht von funktional eingesetzten Abziehbildern (Indya Moores sympathische, aber dünn skizzierte Influencerin) und oft genutzten Archetypen. Der Mann Gottes, der Schlimmes durchgemacht hat, und nun mit seinem Glauben hadert, ist ein altbekanntes Genre-Element, und „Escape Room: No Way Out“ hat keinerlei Möglichkeit, dem Neues abzugewinnen. Aber sieht man die Figuren als Teil einer in Bewegung befindlichen, mechanischen Puzzlebox (und so scheint Minos seine Opfer ja auch zu betrachten), stört das nicht: Nathan erfüllt seine Funktion in dieser Riege bestehender Champions, und ist für seine Gruppe mal Heilsbringer, mal Unheilsbringer – und Thomas Cocquerel leistet seinen Beitrag, dieses Kippeln plausibel zu vermitteln. Ähnliches gilt für „Teen Wolf“-Star Holland Roden als schmerzresistente, genervte aber kollegiale Knoblerin oder die rückkehrenden Figuren aus dem Original: Ben ist extrem um seine Mitmenschen besorgt, erdrückt somit aber zuweilen die Gruppe, und Zoeys ständige Bemühungen, einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu handeln, helfen zwar beim Tüfteln, bremsen die Truppe aber aus, wenn Tempo und Improvisation gefragt wären. Diese Gruppendynamik bleibt zu lau, um echte Dramatik zu bieten, auf der Ebene betrachtet, dass die morbide „Final Destination“-Neugier auf den weiteren Verlauf der Killer-Räume obsiegen soll, hält es das Geschehen jedoch frisch.

Zoey Davis (Taylor Russell) und Ben Miller (Logan Miller) sitzen im selben Boot. Oder besser: im selben Escape Room.

Richtig beeindruckend ist übrigens der Sound: Ständig rattert und rasselt und knirscht und quietscht und zischt und brodelt es rund um das Kinopublikum herum. Das sorgt für eine akustische Räumlichkeit und dank der Wucht, mit der der Ton abgemischt ist, erhöht es sehr effektiv die Dringlichkeit der Lage. Es klingt, als sei man mittendrin im irrsten Escape Room der Welt – und das ist das simple, amüsante Erfolgselement dieser Filme.

Fazit: Noch mehr von dem, was „Escape Room“ schon aufgefahren hat: Mit weniger Überraschungseffekt, aber mit einem mitreißend zügigen, erzählerischen Schmiss versehen, führt „Escape Room: No Way Out“ den Überraschungshit von 2019 konsequent fort.

„Escape Room 2: No Way Out“ ist ab dem 19. August 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.

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