SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung

Das dritte Leinwandabenteuer von SpongeBob und seinen Freunden findet aufgrund von Corona leider nicht den Weg dorthin, sondern zu Netflix. Ob SPONGEBOB SCHWAMMKOPF: EINE SCHWAMMTASTISCHE RETTUNG dort vielleicht ohnehin besser aufgehoben ist, das verraten wir in unserer Kritik.

The SpongeBob Movie: Sponge on the Run (USA/KOR 2020)

Der Plot

SpongeBobs Leben als Burgerbrater und (fast) Jedermanns Liebling in Bikini Bottom geht seinen geregelten Gang. Doch seine Welt wird auf den Kopf gestellt, als sein bester Freund – die Hausschnecke Gary – urplötzlich verschwindet. Für SpongeBob (deutsche Stimme: Santiago Ziesmer) bricht eine Welt zusammen, doch glücklicherweise hat er seinen besten Freund Patrick (Fritz Rott) an seiner Seite, der ihn auf eine spektakuläre Mission, weit entfernt von Bikini Bottom begleitet, um ihren rosafarbenen Freund gemeinsam aus den Klauen von König Poseidon (Fahri Yardim) zu befreien. Denn der hat mit Gary so seine ganz eigenen Pläne…

Kritik

Es ist bereits das dritte Mal, dass die beliebte Cartoonfigur SpongeBob Schwammkopf ihren Weg vom Nachmittagsprogramm auf Nickelodeon – oder in Deutschland: Super RTL – auf die große Leinwand (respektive zu Netflix, Corona sei „Dank“) findet. Fühlte sich der erste, noch sehr simpel „Der SpongeBob Schwammkopf Film“ betitelte Spielfilm (es konnte ja damals keiner ahnen, dass es noch mehr „SpongeBob-Schwammkopf-Filme“ geben würde!) aus dem Jahr 2004 noch an wie eine solide, eineinhalbstündige Episode der mittlerweile 243 Folgen und 465 Geschichten umfassenden Serie, trauten sich die Regisseure Paul Tibbitt und Mike Mitchell elf Jahre später schon Einiges mehr. In „SpongeBob Schwammkopf: Schwamm aus dem Wasser“ ging es – wie es der Filmtitel schon verrät – raus aus dem zweidimensional gezeichneten Ozean. SpongeBob, Patrick und Co. kamen in den Genuss dreidimensionaler CGI-Abbilder, die sich für einige ausgewählte Szenen in der Menschen- (= Realfilm-)Welt bewegen durften. Ein angemessener Umgang mit einer ohnehin für ihre anarchische Exzentrik und ihren überbordenden Ideenreichtum bekannte Serie wie „SpongeBob Schwammkopf“. Im dritten Film „Eine schwammtastische Rettung“ finden nun die Stärken beider Filme, aber auch die Schwächen allzu offensichtlicher Crosspromotion zusammen – denn leider fühlt sich der dritte „SpongeBob“-Film oftmals einfach nur wie ein überlanger Teaser für eine bereits angekündigte Prequel-Serie an.

SpongeBob (Santiago Ziesmer) und seine Schnecke Gary sind beste Freunde.

Ebenjenes Format hört auf den Titel „„Kamp Koral: SpongeBob’s Under Years“ und soll 2021 auf CBS seine Premiere feiern. Das Ganze allerdings ohne die Beteiligung des 2018 überraschend verstorbenen „SpongeBob“-Erfinders Stephen Hillenburg – und daher wird die Ankündigung einer Serie über die Kinderjahre der beliebten „SpongeBob“-Helden von Fans seit ihrer Ankündigung eher kritisch gesehen. In „SpongeBob Schwammkopf: Ein schwammtastisches Abenteuer“ gibt es nun bereits einen Vorgeschmack auf das, was die Fans im kommenden Jahr erwartet. Genauer: ein breit angelegtes Testessen anstelle eines kurzweiligen Tastings. In den 91 Filmminuten werden gleich mehrere Ausblicke (ergo: Rückblenden) auf SpongeBobs Zeit im Kamp Koral geboten – dem Kindergarten von Bikini Bottom. Als Zuschauer erfährt man erstmals Genaueres darüber, wie sich SpongeBob und seine Freunde eigentlich kennengelernt haben. Vor allem das erste Aufeinandertreffen zwischen dem gelben Schwamm und seiner geliebten Hausschnecke Gary ist ganz besonders rührend. Doch diese Szenen sind in ihrer Ausführlichkeit genau genommen gar nicht notwendig. Wären sie einfach nur Fanservice, ließen sich diese Szenen als zwar deutlich das Geschehen ausbremsende Schwachpunkte ausmachen, aber definitiv verschmerzen. Für die Liebhaber der Serie soll so eine weitere Verfilmung natürlich auch den ein oder anderen Mehrwert haben. Doch der Eindruck der Crosspromotion bleibt nicht aus – dafür wirken die entsprechenden Flashbacks einfach zu wenig organisch zwischen der eigentlichen Handlung.

„Im dritten „SpongeBob“-Kinoabenteuer „Eine schwammtastische Rettung“ finden nun die Stärken beider vorausgegangener Filme, aber auch die Schwächen allzu offensichtlicher Crosspromotion zusammen.“

Wenn SpongeBob und Patrick kurz vor dem Antreten ihrer Rettungsodyssee einmal sämtliche Stationen eines typischen Buddy-Roadmovies herunterrattern (inklusive Streit zwischen den beiden Hauptfiguren, weil es mal wieder irgendein blödes Missverständnis gab…), ist da sofort wieder der Gedanke an die Möglichkeiten, die so eine „SpongeBob“-Verfilmung im Anbetracht ihrer metahumoristischen, anarchischen Vorlage mit sich bringt – trotzdem folgt „SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung“ am Ende eben doch ebenjenen ungeschriebenen Gesetzen des Roadmovies, über die sich Schwamm und Seestern zuvor noch so beömmelt haben. Schlecht muss das nicht sein – und ist es auch nicht. Aber diese Szene veranschaulicht, weshalb man während des Films permanent das Gefühl hat, Regisseur und Drehbuchautor Tim Hill, der als Schreiber diverser „SpongeBob“-Serienfolgen bestens mit dem gleichermaßen trockenen wie exzentrischen Humor der Vorlage vertraut ist, führe durchgehend mit angezogener Handbremse. Für einen „SpongeBob“-Film ist die ganze „zwei Freunde fahren in die Fremde, um ihren Freund aus den Fängen des Bösen zu retten“-Handlung nämlich überraschend geradlinig geraten. Fast wie ein bewusster Ausgleich zur genrekonformen Roadmovie-Story muten da kreative Querschläger wie diverse Gastauftritte bekannter Hollywoodstars an – einer davon, „John Wick“-Darsteller Keanu Reeves nämlich, wurde bereits weit im Vorfeld kommuniziert. Als Mischung aus Zukunftsorakel und SpongeBobs Gewissen geleitet er die beiden Kumpels durch ihr Abenteuer – natürlich hätte man dafür nicht Reeves gebraucht. Gleichsam ist diese Entscheidung wohl eine der deutlichsten Rückbesinnungen auf die Tonalität der Vorlage. Lang lebe das Chaos!

Patrick (Fritz Rott) und SpongeBob halten fest zusammen.

Handwerklich ist von der Vorlage nicht mehr allzu viel übriggeblieben. Der heutzutage vor allem nostalgischen Wert besitzende 2D-Zeichentricklook weicht einer elegant-modernen CGI-Optik. In Sachen Detailreichtum und Wiedererkennungswert orientiert sich diese dabei klar ersichtlich am Original, sodass die Mischung aus Generalüberholung und Rückbesinnung auf die Ursprünge sowohl alteingesessenen Fans als auch neu hinzugekommenen Liebhabern gut schmecken sollte. Dass indes der von Komponistenlegende Hans Zimmer („Inception“) für den Film entworfene Score dagegen so untergeht – etwas, was man gerade für Zimmers Arbeiten sonst eher nicht gewohnt ist – ist dagegen schade. Da bleibt dann schon eher eine Szenenmontage in Erinnerung, für die sich die Macher auf die Evergreen-Qualitäten des Ricky-Martin-Sommerhits „Livin‘ la vida loca“ besinnt haben. In dieser sehen wir SpongeBob und Patrick einmal sämtliche Vorzüge eines an Las Vegas angelehnten Vergnügungsviertels durchprobieren – inklusive Abstecher an den Roulette-Tisch und wilde Karaoke-Exzesse. In solchen Momenten ist die vom dritten „SpongeBob“-Film ausgehende gute Laune regelrecht ansteckend und entschädigt ein wenig dafür, dass sich das 3D-Abenteuer zuvor dann doch hier und da in die Länge zieht.

„Handwerklich ist von der Vorlage nicht mehr allzu viel übriggeblieben. Der heutzutage vor allem nostalgischen Wert besitzende 2D-Zeichentricklook weicht einer elegant-modernen CGI-Optik.“

So macht „SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung“ zwischendrin immer wieder Laune – wenig überraschend dann am meisten, wenn die Macher sich auf die Stärken der Vorlage besinnen. Auch die dritte Verfilmung hat die Momente, in denen der Anarcho-Humor und die trockenen (Voice-)Performances der Sprecher und Figuren eine herrlich skurrile Symbiose ergeben und SpongeBob und seine Freunde einmal mehr zu der Art von Cartoonfiguren machen, wie es sie sonst nirgendwo anders gibt. Das macht es umso bedauerlicher, dass hier so viel mehr drin gewesen wäre.

Fazit: Der dritte „SpongeBob“-Kinofilm ist ein in den besten Momenten optimal den Ton der Vorlage treffender, in den schwächsten Momenten dagegen recht austauschbarer Abstecher nach Bikini Bottom, das in einem neuen, sehr ansehnlichen CGI-Look erstrahlt.

„SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung“ ist ab sofort bei Netflix streambar.

Und was sagst Du dazu?