Das startet am 18. April 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 18. April, an dem sich mit „Der Fall Collini“ ein deutscher Thriller auf die Leinwände wagt, der dort aber eigentlich gar nicht so recht hingehört. Es wird interessant sein, zu sehen, ob Elyas M’Barek auch abseits von Komödien Zuschauer ins Kino lockt, nachdem das mit „Who Am I?“ schon einmal nicht funktioniert hat. Die Verfilmung des Ferdinand-von-Schirach-Romans ist immerhin solide, doch so richtig emotional wird es diesmal mit „Goliath96“, einem Drama mit Katja Riemann, das vermutlich in viel zu wenigen Kinos zu sehen sein wird. Im Gegensatz zu „Lloronas Fluch“, einem weiteren Beitrag zur „Conjuring“-Saga. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

GOLIAT96 | Regie: Marcus Richardt | DE 2019

Kristin und ihr Sohn David haben sich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und gesprochen. Und das, obwohl sie gemeinsam in einer Drei-Zimmer-Wohnung leben. Denn David lehnt jegliche Kommunikation mit seiner Mutter ab. Er geht ihr aus dem Weg, er verbarrikadiert sich fast durchwegs in seinem Zimmer, verlässt es nur gelegentlich, um in Abwesenheit seiner Mutter ins Bad zu gehen oder Tiefkühlpizzen in den Ofen zu schieben. Kristin ist völlig verzweifelt. Versuche seiner Mutter, ein Gespräch zu führen, ignoriert David. Ihrem Umfeld verheimlicht sie das alles. Als Kristin eines Tages ihren Job verliert, nimmt sie die Situation zuhause mehr denn je mit, weshalb sie Hilfe von außen sucht. So erfährt sie von einer Bekannten ihres Sohnes, dass David in Internetforen aktiv ist.  Also meldet sie sich im Forum an, in dem er als „Goliath96“ agiert…

Gefühlvoll, stark gespielt und mit zielsicherer, ruhiger Hand inszeniert: „Goliath96“ ist ein emotional aufgeladenes, aber packend-subtil umgesetztes Drama über’s Abschotten.


WENN DU KÖNIG WÄRST | Regie: Joe Cornish | UK/USA 2019

Der zwölfjährige Alex (Louis Serkis) und sein bester Freund Bedders (Dean Chaumoo) müssen sich tagtäglich mit den beiden Schulbullys Lance (Tom Taylor) und Kaye (Rhianna Dorris) herumschlagen. Bis sich das Schicksal der beiden eines Nachts auf unverhoffte Weise wandelt: Auf einer geschlossenen Baustelle findet Lance ein Schwert – es ist Excalibur, das sagenumwobene Schwert von König Artus. Nur, wer sich als würdig erweist, ist in der Lage, es zu benutzen – und offenbar ist Alex der Auserwählte, der auch direkt Bedders zum Ritter schlägt. Das erweckt an anderer Stelle der Welt ein abscheuliches Drachenwesen zum Leben, denn die böse Zauberin Morgana (Rebecca Ferguson) hat es auf die Menschheit abgesehen und benötigt dazu Excalibur, um die Weltbevölkerung zu unterjochen. Wie gut, dass der gutmütige Magier Merlin (Angus Imrie/Patrick Stewart) genau weiß, wie Alex und seine Freunde das verhindern können…

„Wenn Du König wärst“ ist charmante Verbeugung vor und Neuinterpretation der Artusepik, die mit einem schönen Humor und einer stilsicheren Inszenierung seitens Regisseur Joe Cornish überzeugt. Schade ist nur, dass der Film sich gen Ende in ein etwas austauschbares Krawallfinale verliert.


VAN GOGH – AN DER SCHWELLE ZUR EWIGKEIT | Regie: Julian Schnabel | IE/CH/UK/FR/USA 2018

In der Gegend von Arles und Auvers-sur-Oise, wohin sich der bislang weitgehend unbeachtete Maler Vincent van Gogh (Willem Dafoe) zurückgezogen hat, um dem Druck des Lebens in Paris zu entkommen, wird er von den einen freundlich und von den anderen brutal behandelt. Die Inhaberin des örtlichen Restaurants hat Mitleid mit ihm und schenkt ihm ein Notizbuch für seine Zeichnungen. Andere haben Angst vor seinen dunklen und unberechenbaren Stimmungsschwankungen. Auch sein enger Freund und Künstler Paul Gaugin (Oscar Isaac) findet ihn zu erdrückend und verlässt ihn. Allein sein Bruder und Kunsthändler Theo (Rupert Friend) unterstützt ihn unerschütterlich, auch wenn es ihm nicht gelingt, auch nur eines von Vincents Werken zu verkaufen.

Das Biopic „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ ist mehr bewegtes Kunstwerk als klassische Nacherzählung eines bewegten Lebens, dem es zugute kommt, dass Regisseur Julian Schnabel in der Welt der Maler selbst zuhause ist. Seine Ansichten sind bisweilen träge, aber immer wunderschön.


DER FALL COLLINI | Regie: Marco Kreuzpaintner | DE 2019

Anwalt Caspar Leinen (Elyas M‘Barek) gerät über eine Pflichtverteidigung an einen spektakulären Fall: Über 30 Jahre lang hat der 70-jährige Italiener Fabrizio Collini (Franco Nero) unbescholten in Deutschland gearbeitet und dann tötet er anscheinend grundlos den angesehenen Großindustriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) in dessen Berliner Hotelsuite. Für Caspar steht weit mehr auf dem Spiel als sein erster großer Fall als Strafverteidiger. Das Opfer ist der Großvater seiner Jugendliebe Johanna (Alexandra Maria Lara) und war wie ein Ersatzvater für Caspar. Zudem hat er mit der Strafverteidiger-Legende Richard Mattinger (Heiner Lauterbach) als Vertreter der Nebenklage einen Gegner, der ihm haushoch überlegen scheint. Caspar muss herausfinden, warum Collini ausgerechnet einen vorbildlichen Menschen wie Meyer ermordet hat.

Ohne Publikumsliebling Elyas M’Barek in der Hauptrolle wäre „Der Fall Collini“ im Fernsehen besser aufgehoben. Die zwar eleganten aber insgesamt einfach zu unspektakulären Bilder entfalten auf der Leinwand keine Wucht und trotz des wichtigen Themas hat man die Geschichte schon lange vor der Auflösung durchschaut, wenn man zuvor auch nur ein Buch von Ferdinand von Schirach gelesen hat.


LLORONAS FLUCH | Regie: Michael Chaves | USA 2019

Los Angeles, 1973. Anna Tate Garcia, eine Sozialarbeiterin und alleinerziehende Witwe, ist verzweifelt bemüht, ihrem Job und ihren Kindern gerecht zu werden, während sie gleichzeitig noch um ihren Ehemann trauert. Im Zuge ihrer Arbeit mit den von ihr betreuten Familien bewegt sich Anna dabei oft durch eine Vielzahl von Wahngebilden und Geisterglauben und findet meist deren persönliche Dämonen hinter den Ereignissen heraus. Als sie zum Haus der verzweifelten Patricia Alvarez gerufen wird, findet sie deren zwei Söhne in einer Kammer eingesperrt vor und deutet das als gefährliches Anzeichen von Missbrauch. Obwohl Anna entschlossen ist, Patricia zu helfen, gilt ihre erste Sorge der Sicherheit der Kinder. Angesichts ihrer Unkenntnis der sehr realen Gefahr weist sie die Mutter in eine Nervenheilanstalt ein und nimmt die Kinder in Gewahrsam – völlig ahnungslos, was sie im Begriff ist zu entfesseln…

„Lloronas Fluch“ ist gerade für ein Debütwerk mit solider Hand inszeniert und sieht phasenweise richtig gut aus. Leider verlässt sich Regisseur Michael Chaves in der zweiten Hälfte zu sehr auf gängige Horrorfilmmechanismen und zieht den vorhersehbaren Jumpscare der Erzählung einer emotionalen Story vor. Der Ursprung der Geschichte hätte das locker hergegeben.


Heimkinotipp: UNDER THE SILVER LAKE | Regie: David Robert Mitchell  | USA 2018

Hollywood, Los Angeles. Obwohl die Miete für sein Apartment überfällig ist, hegt Sam (Andrew Garfield) keinerlei Ambitionen, einen Job zu finden. Womit er früher einmal Geld verdient hat, weiß er vermutlich selbst nicht einmal mehr so genau. Lieber hängt er auf seinem Balkon herum, liest Comics und beobachtet die knapp bekleideten Nachbarinnen durchs Fernglas. Als ihn die umwerfend schöne Sarah (Riley Keough) eines Abends zu sich einlädt, kann er sein Glück kaum fassen. Doch nach einer gemeinsamen Nacht ist sie am nächsten Morgen spurlos verschwunden. Sam wittert eine globale Verschwörung, die Millionäre, Celebrities, Hundemörder und urbane Mythen involviert und begibt sich auf eine Schnitzeljagd quer durch L.A. Seine Suche nach Sarah mutiert zur rauschhaften Odyssee durch den undurchsichtigen Dschungel der Großstadt.

In „Under The Silver Lake“ begibt sich Andrew Garfield auf die Spuren von David Lynchs „Mullholland Drive“. David Robert Mitchells Schnitzeljagd durch Los Angeles präsentiert sich als Sammelsurium aller möglichen Verschwörungstheorien, die der „It Follows“-Regisseur gar nicht unbedingt hätte auflösen müssen. Sein packend inszeniertes Mysteryabenteuer weiß auch so ziemlich gut zu unterhalten.

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