Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!

Im zweiten Abenteuer der beliebten Kinderbuchfigur geht es für den sympathischen Feuerspeier in die Wildnis. Dabei beschreitet DER KLEINE DRACHE KOKOSNUSS: AUF IN DEN DSCHUNGEL! erzählerisch einige mutige Pfade, für die erwachsenen (Begleit-)Zuschauer dürfte aber auch das zu wenig sein. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Der kleine Drache Kokosnuss ist in Aufbruchsstimmung: Die Abfahrt ins Ferienlager steht kurz bevor! Junge Feuerdrachen und Fressdrachen treten gemeinsam eine Schiffsfahrt zu den Dschungelinseln an, um so den Teamgeist unter den beiden Drachenspezies zu stärken. Begleitet werden sie dabei von Feuerdrachenlehrerin Proselinde, dem Fressdrachen-Chefkoch und Kokosnuss‘ Vater Magnus. Feuerdrache Kokosnuss und sein bester Freund Oskar, der einzige vegetarische Fressdrache, finden es aber unfair, dass nur Drachen im Camp erlaubt sind. Sollen sie die Sommerferien ohne ihre beste Freundin, das Stachelschwein Matilda, verbringen? Kurzerhand schmuggeln sie Matilda als blinde Passagierin an Bord. Doch die Reise wird nicht nur zur Bewährungsprobe für unsere drei Helden, sondern für alle Teilnehmer. Das Schiff rammt einen Felsen und die Reisegruppe muss sich zu Fuß durch den Dschungel ins Feriencamp durchschlagen. Dabei wird der angestrebte Teamgeist auf eine harte Probe gestellt, denn der Dschungel birgt unbekannte Bewohner und Gefahren: Kokosnuss und seine Freunde begegnen geheimnisvollen Wasserdrachen und müssen eine fleischfressende Pflanze besiegen. Und das wird nur gelingen, wenn alle zusammenhalten.
Kritik
Von den meisten Franchises bekommt man ja mit, wenn sich diese zu einem großen Erfolg entwickeln. Im Falle von „Der kleine Drache Kokosnuss“ dürften dagegen wohl nur diejenigen um die Dimensionen der ursprünglich mal als Buchreihe begonnenen Drachen-Geschichten wissen, die Kinder im Vorschulalter haben. Nach der Veröffentlichung von bis heute 25 Büchern war der feuerspeiende Geselle quasi überall präsent; auf Bettwäsche, Hörspiel-CDs und im Kino. Doch damit ist noch lange nicht ausgeschöpft, wie erfolgreich der von Ingo Siegner erfundene Feuerdrachenjunge wirklich ist. Mit über 800.000 Besuchern war das erste Kinoabenteuer nicht nur ein sensationeller Kassenschlager im Segment der Kleinstkinderfilme, der Film wurde anschließend auch in so ziemlich jeden Teil der Welt verkauft. Kein Wunder: Die in „Der kleine Drache Kokosnuss“ behandelten Themen über Freundschaft und den Glauben an sich selbst sind von multikultureller Bedeutung. Es ist also völlig egal, woher das Kind kommt, das sich von Kokosnuss und seinen Freunden bespaßen lässt. „Auf in den Dschungel“ ist sein nächster Kinofilm, mit dem sich der im ersten Teil für das Drehbuch verantwortliche Anthony Power („Ritter Trenk“) nun ebenfalls auf Augenhöhe seiner Zielgruppe austobt. Das Ergebnis ist solide.
Das Interessanteste an „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!“ ist nicht zwingend das Dschungelabenteuer an sich. Es sich die erzählerischen Zwischentöne und der ganze Subplot rund um die Freundschaft zwischen Kokosnuss und seinem besten Freund Oskar. Die Drehbuchautoren Mark Slater („Käpt’n Sharky“) und Gabriele Walther („Ritter Rost: Das Schrottkomplott“), die beide bereits die Skripte zum ersten „Kokosnuss“-Teil verfassten, widmen sich hier nämlich einem Thema, mit dem sie den ganz jungen Zuschauern eine erzählerische Komplexität zumuten, die in dieser Form nicht selbstverständlich ist. Als Kokosnuss auf der Reise nämlich neue Freunde findet, fühlt sich Oskar von ihm zurückgesetzt. Dieser von beiden ausgetragene Konflikt, der dadurch zusätzlich angeheizt wird, dass Oskar einfach lange Zeit nicht über sein Problem reden will und seinen besten Freund scheinbar grundlos von sich weist, konfrontiert die Jüngsten mit einem Problem, mit dem sich früher oder später jede einmal auseinandersetzen muss. „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!“ nimmt sein Publikum ganz behutsam an die Hand und erklärt die schwierige Situation für jeden nachvollziehbar und verständlich.
Nicht minder spannend ist natürlich der Hauptplot rund um die geheimnisumwitterte Insel, auf der die Drachen notstranden. Und hier wird es für die Kleinen nie unangebracht gruselig, in den Spannungsspitzen aber doch ziemlich aufregend. Vor allem eine Tauchmission in ein altes Schiffswrack stellt sich als Höhepunkt heraus, denn hier entsteht für ein paar Minuten richtiges Abenteuerflair, das dem Genre geschuldet zwar stets berechenbar bleibt, aber vor allem dank der tief im Meer versunkenen Schiffskulisse überzeugt. Ebenfalls aufregend gestalten sich die Attacken der schlangenähnlichen Lianen, die sich immer wieder heimlich an die Drachen anpirschen und sie zu umschlingen versuchen. Damit sich das Publikum zwischendurch davon erholen kann, holen die Macher natürlich auch allerlei niedliche Tiere und Sidekicks hervor, was eine weitere Botschaft von „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel unterstreicht!“: Die Art, der du angehörst, ist nicht wichtig, wenn es darum geht, füreinander da zu sein. Im Anbetracht aktueller (welt-)politischer Bewegungen, kann diese Message gar nicht oft genug in Filmen auftauchen. Unter den vielen verschiedenen Drachen- und Tierarten entpuppt sich vor allem der riesige Wasserdrache Amadeus als Zuschauerliebling, der wie eine Art gute Seele des Films fungiert und mit seiner Optik an eine riesige Ente erinnert, wodurch er einfach nur zum Knuddeln aussieht.
Gar nicht zum Knuddeln ist hingegen die Optik im Allgemeinen. Mit seinem sehr minimalistischen Design wäre „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!“ im Fernsehen deutlich besser aufgehoben, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich die Verantwortlichen am Look des Formats orientiert haben. Natürlich stehen einer derart kleinen Produktion nicht die Mittel und das Geld einer großen Filmschmiede zur Verfügung, doch die Hintergründe und das Design dieses Vertreters sind absolut detailarm, was auf der großen Leinwand natürlich nochmal besonders ins Auge fällt. Keine Kosten und Mühen haben die Verantwortlichen dagegen bei den Sprechern gescheut. Mit Max von der Groeben („Fack ju Göhte“), Carolin Kebekus („Schatz, nimm du sie!“) und dem sehr deutlich als er selbst zu erkennenden Dustin Semmelrogge, der sich bereits in den „Ritter Rost“-Film als angemessen exzentrischer Sprecher bewiesen hat, kommt „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel“ mit einem namhaften Sprechercast daher, der noch am ehesten dafür sorgt, dass sich die erwachsenen Zuschauer im Kino nicht langweilen werden.
Fazit: „Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!“ ist ein der jungen Zielgruppe ansprechend erzähltes Feuerdrachenabenteuer mit einigen aufregenden Spannungsspitzen und einer hübsch ambivalenten Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt. Der Fernsehlook dagegen darf beim dritten Teil allerdings gern verschwinden.
„Der kleine Drache Kokosnuss – Auf in den Dschungel!“ ist ab dem 27. Dezember bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
Und den richtigen Trailer zum zweiten Kokosnuss-Abenteuer gibt es hier zu sehen: