Schatz, nimm Du sie!

Für Comedy-Queen Carolin Kebekus ist SCHATZ, NIMM DU SIE! die erste große Kino-Hauptrolle. Für Sven Unterwaldt ist das Remake der französischen Komödie „Mama gegen Papa“ die Möglichkeit, sich weiterhin als ernst zu nehmender Filmemacher zu behaupten. Wie beide ihre Aufgaben meistern, das verrate ich in meiner Kritik.Schatz, nimm du sie!

Der Plot

Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet) wollen sich scheiden lassen, denn die große Leidenschaft scheint erloschen. Eine einvernehmliche Trennung soll es werden, schließlich ist man erwachsen und versteht sich noch gut. Doch das mit dem Neuanfang ist gar nicht so leicht: Jeder der beiden hat gerade die Chance auf einen Job im Ausland. Wer kümmert sich also um die Kinder Emma (Arina Prokofyeva) und Tobias (Arsseni Bultmann)? Die Eltern schmieden einen Pakt: Emma und Tobias sollen entscheiden, bei wem sie wohnen wollen! Mit den abenteuerlichsten Tricks versuchen Toni und Marc nun, ihre Kinder in einem Sorgerechtsstreit der ganz besonderen Art davon zu überzeugen, dass sie beim anderen besser aufgehoben sind.

Kritik

Hierzulande war „Mama gegen Papa“ trotz des anhaltenden Hypes um französische (Tragik-)Komödien nur wenig erfolgreich. In seinem Produktionsland erschien vor wenigen Wochen „Papa ou Maman 2“. Das und die Tatsache, dass die Ausgangslage um einen umgekehrten Sorgerechtsstreit zwischen Mutter und Vater einfach viel zu genial ist, um nicht einen auf heimische Gefilde übertragenen, zweiten Anlauf zu starten, schienen „7 Zwerge“-Regisseur Sven Unterwaldt Jr. Grund genug dafür zu sein, „Mama gegen Papa“ neu aufzulegen. Wenngleich das Wort „Remake“ in sämtlichen Pressematerialien konsequent gemieden wird und es im Hinblick auf die Trailer auch gar nicht sonderlich schlimm ist, dass man die französische Vorlage konsequent verschweigt (hierzulande haben nicht einmal 100.000 Menschen das Original gesehen, daher wird es wohl nur wenigen Leuten auffallen, dass es das Filmkonzept schon einmal gab), ist „Schatz, nimm Du sie!“ eine fast eins zu eins vom „Mama gegen Papa“ abgekupferte Neuauflage; mit einer Besonderheit: Sven Unterwaldt Jr. fährt inszenatorisch nicht bloß einen weitaus weniger aufwändigen Stil. Auch das Drehbuch von Jens-Frederik Otto („Da geht noch was“) spart die krassesten Momente aus der Vorlage aus. In „Schatz, nimm du sie!“ ist die Geschichte ein wenig mehr auf den versöhnungsbedürftigen Mainstream gebürstet, was aber nicht automatisch nur Negatives bedeuten muss. Stattdessen findet Unterwaldt Jr. seine Vorzüge an anderer Stelle, zu denen unter anderem auch Carolin Kebekus gehört.

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Paul (Axel Stein) und Fabienne (Jasmin Schwiers) sind mit dem Verhalten ihrer besten Freude Toni und Marc überfordert.

Was in anderen Filmen automatisch ein Vorteil wäre, ließe sich im Falle von „Schatz, nimm du sie!“ auch als Kritikpunkt verstehen – je nachdem, wie man zum Original steht. Die deutsche Variante dieses etwas anderen Scheidungskrieges hat weitaus mehr Herz, als die – im wahrsten Sinne des Wortes – herzlose Franzosenkomödie, wodurch sich diese aber auch stimmig von ähnlich gelagerter Filmkost abheben konnte. Bitterböse, herrlich politisch unkorrekt und aufgrund seiner sichtlichen Überzeichnung nie tatsächlich moralisch verwerflich, durfte man an „Mama gegen Papa“ ohne schlechtes Gewissen seine Freude haben – und aufgrund der so noch nie vorher da gewesenen Prämisse und des unberechenbaren Skripts verlief der Film tatsächlich weitestgehend unvorhersehbar. Einen derartigen Überraschungseffekt liefert auch „Schatz, nimm du sie!“. Gleichwohl muss man festhalten, dass Kebekus („Irre sind männlich“) und Mehmet („Männerherzen“) hier nie bis zum Alleräußersten gehen. Früh stellt Unterwaldt Jr. respektive das Skript die Weichen auf Versöhnung. Doch ob Toni und Marc gen Ende tatsächlich wieder zusammenkommen, oder die Läuterung das eigentliche Happy End ist, dass ist weder zu früh ersichtlich, noch sei es an dieser Stelle verraten. Wem „Mama gegen Papa“ zu hart war, der bekommt mit „Schatz, nimm Du sie!“ eine faire zweite Chance, das Konzept zu genießen. Allen anderen könnte die deutsche Komödie eine Spur zu weichgespült sein.

All das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass „Schatz, nimm Du sie!“ eine herkömmliche Familienkomödie darstellen würde. Sven Unterwaldt Jr. haut auch in seiner Variation dieses Sorgerechtsstreits ordentlich auf den Putz, lässt Toni und Marc ihre Kinder gegeneinander aufhetzen, sie ihre Kinder von einer peinlichen Situation in die nächste bringen und sogar Häuser einstürzen (wenn auch in ziemlich schwachem CGI). Zwischen diesen überhöhten Klamauk schummelt sich in den richtigen Momenten viel Herz; bisweilen lässt „Schatz, nimm du sie!“ sogar Anleihen von klassischen Rosenkrieg-Dramen durchscheinen. Auch die Beweggründe der beiden bleiben durchgehend nachvollziehbar. Wenn die eigentlich um einen respektvollen Umgang bemühte Toni beim Anblick ihres (für sie viel zu schnell) fremd knutschenden Noch-Ehemannes plötzlich in Tränen ausbricht, dann geht das ehrlich zu Herzen. Schließlich nahm man ihr vorher noch überzeugend ab, dass ihr eigentlich daran gelegen war, die Trennung auf friedvolle Art und Weise durchzuziehen. Sven Unterwaldt Jr. findet eine schöne Balance zwischen der slapsticklastigen Komik und der dahinter stehenden Familiendramatik – trotz ihres betont fragwürdigen Verhaltens kommt man nicht umher, Marc und Toni in sein Herz zu schließen. Dagegen fallen ausgerechnet die Sympathien für die beiden Kinder sichtlich ab; nicht unbedingt förderlich für einen Film, der sich bewusst mit dem Fehlverhalten von Eltern auseinander setzt. Auch das bisweilen unbeholfene Spiel der beiden Nachwuchsdarsteller Arina Prokofyeva sowie Arsseni Bultmann („Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“) trägt dazu bei, dass einen die Belange der Kinder wenig interessieren. Wie gut, dass sich „Schatz, nimm du sie!“ ohnehin bevorzugt auf sein Dasein als leicht bekömmliche Komödie besinnt.

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Anna Prokofyeva und Arsseni Bultmann überzeugen leider nur bedingt in ihren Rollen als Tochter und Sohn.

Absolut überzeugend geraten dagegen die Performances der eigentlichen Hauptfiguren. Carolin Kebekus brilliert als den Film um ihre berühmte Kodderschnauze bereichernde, in den ruhigen Momenten wirklich stark und feinsinnig performende Schauspielerin, während es große Freude bereitet, „Männerherzen“-Star Maxim Mehmet endlich mal wieder auf der großen Leinwand zu erleben. Die Darsteller schenken sich ebenso wenig wie die Hauptfiguren, sodass es puren Spaß bereitet, dem Geschlechterkampf zuzuschauen. Auch Axel Stein („Männertag“) und Jasmin Schwiers („Männerhort“) als die Situation fassungslos von außen betrachtendes Freundespaar spielen souverän auf und gefallen in ihrem trockenen, zumeist die Situation ein wenig beschwichtigendem Humor. In weiteren kleinen Neben- und Gastrollen (die durch die Nennung im Vorspann leider alle ihren Überraschungseffekt verlieren), sind unter anderem Annette Frier, Serdar Somuncu und Jochen Schropp zu sehen. Als Szenendieb erweist sich übrigens Ludger Pistor („Mein Blind Date mit dem Leben“) als Tonis widerwärtig-schleimiger Vorgesetzter. Nicht ganz so schlimm wie Pistors Figur, allerdings auch nicht hunderprozentig gelungen, ist auch abseits der miesen Computereffekte die technische Aufmachung. „Schatz, nimm du sie!“ fehlt es hier leider deutlich sichtbar an Leinwandausmaßen. Wie gut, dass hier die kurzweilige Geschichte mitsamt ihrer zumeist zündenden Gags im Vordergrund steht.

Fazit: Vermutlich hätte es nicht unbedingt ein deutsches Remake zur französischen Komödie „Mama gegen Papa“ gebraucht, doch wenn dieses so solide und im Blick auf die Darsteller so viel besser ausfällt, als das Original, dann kann man die eine oder andere inhaltliche Schwäche von „Schatz, nimm Du sie!“ gut verschmerzen.

„Schatz, nimm Du sie!“ ist ab dem 16. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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