Käpt’n Sharky

Die beliebte Kinderbuchfigur KÄPT’N SHARKY erhält ihren ersten eigenen Kinofilm. Und der ist für die ganz, ganz kleinen Besucher sicherlich ein schönes Erlebnis, für die Erwachsenen wird er obendrein nicht zur befürchteten Geduldsprobe. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Er ist der Schrecken der sieben Weltmeere – denkt er zumindest! Doch von den anderen Seefahrern wird Käpt’n Sharky alles andere als ernst genommen und gerne mal als halbe Portion verspottet. Vor allem der Alte Bill und seine Crew haben es auf den kleinen, rundlichen Piraten abgesehen und liefern sich so manches Duell mit ihm. Als Sharky mal wieder auf der Flucht vor seinen Widersachern ist, landen durch Zufall zwei blinde Passagiere auf seinem Boot: Während der zehnjährige Michi Schutz sucht, weil er dank Sharky versehentlich für einen Straßendieb gehalten wird, versteckt sich Admiralstochter Bonnie an Bord, um nicht aufs Internat zu müssen. Der kleine Pirat ist gar nicht begeistert von den ungebetenen Gästen, schließlich hat er schon eine Crew – den pflichtbewussten Matrosen Ratte, den frechen Affen Fips und den Papagei Coco. Doch für die nächste Mission fehlt Sharky noch ein Kompass – und ausgerechnet den hat Bonnie im Gepäck! Nach anfänglichen Schwierigkeiten rauft sich die bunte Truppe zusammen und begibt sich gemeinsam auf eine abenteuerliche Reise, auf der sie dem Alten Bill eine wichtige Lektion erteilen: Unterschätze niemals die Kleinen!
Kritik
Von der Biene Maja über Sailor Moon bis hin zu Bob, dem Baumeister: Jede Generation hat ihre Kindheitshelden. Zu ihnen gehört seit einiger Zeit auch der kleine Pirat Käpt’n Sharky, den der Coppenrath-Verlag einst als sich vorwiegend an Jungs richtendes Pendant zur mädchenaffinen „Prinzessin Lillifee“-Reihe ins Leben rief. Die politische Korrektheit hinter dieser Entscheidung darf gerade in Zeiten, in denen sich immer mehr gegen eine eindeutig genderfixierte Erziehung ausgesprochen wird, gerne in Frage gestellt werden. Aber es gibt diese Figuren nun mal und wenn wir schon bei Gleichberechtigung sind, dann ist es nur fair, dass es nach zwei „Prinzessin Lillifee“-Kinofilmen nun auch eine Produktion über den „Schrecken der sieben Weltmeere“ in die Kinos schafft. Nun stellt sich natürlich die Frage, wo man bei einem solchen Film die Bewertungsmaßstäbe ansetzt, der auf der einen Seite vorwiegend der Kinderbespaßung dient, auf der anderen Seite aber auch eine überdeutliche Merchandise-Schleuder ist. Wir finden: genau dort! Werden Eltern, die ihre (Klein-)Kinder für 70 Minuten in einen Kinosaal setzen, in dem „Käpt’n Sharky“ läuft, diese am Ende glücklicher in Empfang nehmen, als zuvor? Mit Sicherheit; Vorausgesetzt, es handelt sich bei ihnen nicht um die von der ganz ängstlichen Sorte. Im Anschluss wird vermutlich jedes von Ihnen auch noch ordentlich bei den vielen Dutzenden Produkten zugreifen wollen, die es von der Reihe bisher zu kaufen gibt (dazu gehören neben Spielzeug übrigens auch Backmischungen, Bettwäsche und so ziemlich alles, was sich mit einem Piratenmuster verzieren lässt). Damit lohnt sich der „Käpt’n Sharky“-Film natürlich in erster Linie für den Konzern, aber so ehrlich muss man sein: Auch die kleinen Fans werden sich kaum beschweren.

Käpt’n Sharky (Anton Petzold) und PiRatte nehmen notgedrungen Bonnie (Jule Hermann) und Michi bei sich auf.
Wie bereits an anderen Filmen für die kleinsten unter den Zuschauern gesehen (wir werfen hier mal zum Vergleich die jüngeren Produktionen zu „Die Dschungelhelden“, „Bob, der Baumeister“ und „Feuerwehrmann Sam“ in den Raum), schaut sich auch das „Käpt’n Sharky“-Leinwandabenteuer wie die aufgeblasene Folge einer Fernsehserie. Interessant ist hier allerdings, das man bei der Adaption des Kinderbuchstoffes den Weg über die Fernsehschirme bislang aussparte. Der „Käpt’n Sharky“-Kinofilm bietet seinen Fans also das erste Mal überhaupt die Möglichkeit, den kleinen Piraten in Bewegung zu erleben. Darüber hinaus gelingt es Drehbuchautor Mark Slater („Der kleine Drache Kokosnuss“) gut, den Film weitestgehend von lähmendem Leerlauf freizuhalten. Zugegeben: Bei einer solch übersichtlichen Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten sollte das ohnehin keine große Schwierigkeit sein. Aber der mit (Kleinst-)Kinderkost bestens vertraute Schreiber sorgt dafür, dass auf der Leinwand immer etwas passiert. Und das ist gerade für ein junges Publikum mit nur geringer Aufmerksamkeitsspanne hervorragend. Es hat allerdings vor allem im Finale auch so seine Tücken. Wenn dort dann nämlich auch mit Kanonen geschossen und ganze Schiffe im Meer versenkt werden, dann können die Eskapaden der bösen Seeräuber schon mal zu viel für die ganz Kleinen sein. Zumindest in der von uns besuchten Pressevorführung war hier an der einen oder anderen Stelle eine deutliche Unruhe wahrzunehmen, auch wenn die Macher sich bemühen, die ganze Aufregung mithilfe niedlicher Sidekicks und aufmunternder Sprüche abzufedern, was ihnen gelingt.
Während der rundliche kleine Pirat Käpt’n Sharky erwartungsgemäß im Mittelpunkt seines ersten Kinoabenteuers steht, ist der Film außerdem gespickt mit diversen Nebenfiguren, die alle ihren Teil zum Gelingen seiner Meeresodyssee beitragen. Einige von ihnen besitzen in ihrer Konzentration auf einzelne Spleens einen solch großen Unterhaltungswert, dass sie auch die Nerven der Zuschauerinnen und Zuschauer nicht überstrapazieren, die „nur“ in Begleitung ihres Kindes ins Kino gehen und das Zielgruppenalter bis ca. acht Jahren längst überschritten haben. Vor allem die kunterbunten Krebse, die permanent rhythmisch mit den Scheren klappern und auch schon mal zu einem fetzigen Mitsing-Lied anstimmen, erweisen sich als echte Szenendiebe. Dasselbe gilt für die tierische Heerschar an Sharkys Begleitern: PiRatte ist eine echte Piraten-Ratte, Papagei Coco hat immer einen kessen Spruch auf dem Schnabel und Sharkys Mitreisende wider Willen eignen sich hervorragend als Identifikationsfiguren für das junge Publikum.
Obwohl all diese erzählerischen Faktoren perfekt auf die Entertainmentbedürfnisse kleiner Zuschauer zugeschnitten sind, darf natürlich auch der Blick auf das Handwerk nicht fehlen. Beginnen wir bei den deutschen Synchronstimmen: Während die Hauptfigur in den Hörspielen lange Zeit von Dirk Bach und anschließend von Axel Prahl gesprochen wurde, geht man bei der Kinofassung nun einen ganz anderen Weg. Akustisch schlüpft der aus der „Rico, Oskar“-Reihe bekannte Anton Petzold in die Rolle des (gar nicht so) fiesen Seeräubers und macht seine Sache mehr als ordentlich. Petzold ist mit Feuereifer dabei und macht seine Hauptfigur zu einem sympathischen, sich bisweilen selbst überschätzenden Draufgänger. Auch seine junge Kollegin Jule Hermann („Wendy – Der Film“) gefällt in der Rolle der Bonnie und qualifiziert sich im Alleingang für weitere Jobs in der Synchronbranche. Ebenfalls prominent dabei ist „Tatort“-Star Axel Prahl. Ihm wird – ironischerweise in Bezug darauf, dass er sonst in der Rolle des Käpt’n Sharky selbst zu hören war – die Rolle eines bösen Piraten zuteil, den er mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft verkörpert. Den einzig eklatanten Wermutstropfen findet man indes bei der visuellen Gestaltung. Es ist zwar legitim, sich im Anbetracht der filmischen Umstände nur auf das Nötigste zu besinnen und bei der Animation von Figuren und Landschaften nicht in die qualitativen Sphären eines CGI-Frontrunners vorzudringen. Aber der minimalistische Look von „Käpt’n Sharky“ passt dann doch eher ins Fernsehen, als auf die ganz große Leinwand.
Fazit: Das erste Kinoabenteuer der beliebten Kinderbuchfigur „Käpt’n Sharky“ ist perfekt auf die Bedürfnisse ganz kleiner Zuschauer zugeschnitten und dürfte auch die erwachsenen Begleitpersonen nicht allzu sehr langweilen. Lediglich die minimalistische Animation ist gewöhnungsbedürftig.
„Käpt’n Sharky“ ist ab dem 30. September in den deutschen Kinos zu sehen.