Book Club – Das Beste kommt noch

Vier Damen älteren Semesters entdecken durch den skandalträchtigen Erfolgsroman „Fifty Shades of Grey“ ihre Lust auf die Liebe und das Leben neu. In den USA wurde BOOK CLUB – DAS BESTE KOMMT NOCH bereits zu einem Achtungserfolg und angesichts der charmant-zeitlosen Inszenierung ist das auch kein Wunder. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) sind seit der Schulzeit die besten Freundinnen. Seit vielen Jahren treffen sie sich regelmäßig im Rahmen eines Buchclubs, um einander Bücher vorzustellen und gemeinsam über allerlei geschriebene Werke zu diskutieren. Nun ist „Fifty Shades of Grey“ dran – er skandalumwitterte Erotikroman von E.L. James. Bis zum nächsten Treffen sollen die Frauen den ersten Roman gelesen haben, um sich anschließend darüber auszutauschen. Doch obwohl sich vor allem Diane an der miserablen Qualität des Buches stört, erwecken die darin geschilderten Sexfantasien erotische Gelüste bei den Frauen. Sie alle fangen an, ihre Beziehungen und Lebensentwürfe zu überdenken, daten Männer oder melden sich in Online-Partnerbörsen an…
Kritik
„Fifty Shades of Grey“, jener Roman, der als Fan-Fiction zu den umstrittenen „Twilight“-Büchern begann und mittlerweile mitsamt seiner Fortsetzungen verfilmt wurde, gehört zu den skandalösesten Werken zeitgenössischer Literatur. Dass dieser jetzt im Rahmen von Dan Holdermans „Book Club – Das Beste kommt noch“ ausgerechnet von vier Frauen inspiziert wird, die die Sechzig längst hinter sich gelassen haben und damit nicht mehr unbedingt zur anvisierten Zielgruppe gehören, macht den in den USA zu einem Überraschungserfolg gewordenen Film nicht bloß sympathisch, sondern auch zu einer weitaus kreativeren Best-Ager-Komödie, als viele andere der letzten Jahre. Zwar lässt auch Regiedebütant Holderman (schrieb das Skript zu „Picknick mit Bären“) seinen Film auf eine bekannte Message hinauslaufen: „Es ist nie zu spät, etwas an seinem Leben zu ändern“, doch dank eines hochengagierten Ensembles und jeder Menge zündender Pointen verläuft die begrüßenswerte Intention hier nicht im Sande, sondern wird greif- und nachvollziehbar. Es wäre also nicht verwunderlich, sollte „Book Club“ auch in Deutschland so richtig einschlagen.
„Book Club“ ist ein wenig wie „Sex and the City“ für die Generation Grau: Völlig ohne Hemmungen unterhalten sich hier Frauen über ihre erotischen Vorlieben, Dates und Männergeschichten, nur dass diese eben ihre vermeintlich „besten Jahre“ schon längst hinter sich gelassen haben. Anders als etwa in Andreas Dresens aufsehenerregenden Liebesfilm „Wolke 9“ oder zuletzt dem kubanischen Drama „Candelaria“ bleibt es hier allerdings vorwiegend beim Reden und dem damit verbundenen Treten in diverse Fettnäpfchen. Offensiv nackt wird es nie – vermutlich, weil das immer noch ein Tabu ist und sich entsprechend mit der Feelgood-Attitüde des Films beißen würde. Immerhin sind die Probleme, die die vier Hauptfiguren hier ausdiskutieren, vielseitig: Vom Abflachen der Libido im hohen Alter, über eine Bevormundung durch die Kinder bis hin zum sich Sehnen nach einer neuen Liebe, handelt „Book Club“ von allen möglichen Facetten, die das romantische Beisammensein vollkommen unabhängig vom Alter mit sich bringt. Das, was den Damen hier im Zuge ausschweigender Verabredungen so passiert, ist dann entsprechend auch nicht weniger peinlich, als das unbeholfene, aller erste Date mit dem Mann oder der Frau seiner Träume. Möglicherweise sind diese Generationen übergreifenden Probleme in Sachen Dating und Liebe auch mit ein Grund für den überragenden Erfolg von „Book Club“; eine reine Best-Ager-Comedy ist der Film nämlich nicht, auch jüngere Zuschauer dürften sich hier alles andere als langweilen.
Getragen wird „Book Club – Das Beste kommt noch“ erwartungsgemäß von seinem stimmigen Ensemble. Jane Fonda („Ewige Jugend“), Diane Keaton („Das grenzt an Liebe“), Candice Bergen („Liebe zu Besuch“) und Mary Steenburgen („The Last Man on Earth“) nimmt man ihre jahrzehntelange Freundschaft zu jedem Zeitpunkt ab, denn die Frauen geben einander nicht bloß Rückhalt, sondern animieren sich auch aktiv gegenseitig dazu, endlich Dinge zu tun, die man schon immer tun wollte und alte Probleme aus der Welt zu schaffen. Passend dazu zeichnet das Skript von Bill Holderman und Erin Simms (schrieben auch schon „Picknick mit Bären“ gemeinsam) die vier Grazien obendrein als vollkommen gegensätzlich, was natürlich auch die individuellen Probleme der Frauen aus möglichst vielen Perspektiven beleuchtet. Das ist zwar nicht besonders originell – im Grunde basiert jede Ensemblekomödie auf diesem Prinzip. Doch durch die episodenfilmartige Inszenierung unterliegt jedes Kapitel einem anderen Tonfall. Am Ende ist in „Book Club“ für jeden Zuschauer etwas dabei – ganz egal, ob alt oder jung.
Wie das bei Episodenfilmen meist so ist, sind auch die verschiedenen Handlungsstränge in „Book Club“ allesamt von unterschiedlicher Qualität. So richtig missraten ist keiner von ihnen, doch einige sind eben einfach etwas ansprechender als andere. Bill Holderman setzt gleichermaßen auf den Kontrast zwischen Freizügigkeit (Vivian ist selbstbewusst) und Zurückhaltung (Sharon ist eine Spießerin) wie zwischen der Lust auf und der Scheu vor dem Neuanfang. Lediglich das wie passt da nicht immer. Wenn Carol ihrem Mann heimlich Viagra verabreicht, mündet das in eine Szene, wie sie vom Slapstickgehalt auch in einer derben Teeniecomedy vorkommen könnte, womit sich der Film zeitweise unter Wert verkauft. Weitaus geschmackvoller und trotzdem ein wenig schlüpfrig geraten da die Dates der heillos überforderten Richterin Sharon, bei der vor allem Tollpatschigkeit in Skurrilität mündet und nicht der fokussierte Untenrum-Gag. So richtig emotional wird es derweil bei der Storyline rund um Diane, die hofft, ihre Kinder endlich davon überzeugen zu können, auch allein immer noch wunderbar klarzukommen. Letztlich ist es also auch in „Book Club“ wie im echten Leben; ein paar Dinge bewegen, ein wenig was geht schief, hin und wieder bleibt es zu unspektakulär aber spätestens wenn sich Vivian und ihr Ex-Lover Arthur (Don Johnson) auf der Zielgeraden charmant-komischen Diskussionen darüber ergeben, dass die beiden überhaupt nicht zusammengehören, obwohl sie es natürlich für Jedermann sichtbar doch tun, dann merkt man doch, dass auch dieser Film sein Herz am rechten Fleck hat.
Fazit: „Book Club – Das Beste kommt noch“ gehört unter den vielen, vielen Komödien für ein älteres Publikum eindeutig zu den Besseren und spricht mit ihrer zeitlosen Liebesthematik nicht bloß eine Zuschauerschaft jenseits der Sechzig an.
„Book Club – Das Beste kommt noch“ ist ab dem 13. September in den deutschen Kinos zu sehen.