Das startet am 16. November 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 16. November, dessen größter Release „Justice League“ der deutschen Presse bislang vorenthalten wurde. Mehr zum neuesten DC-Abenteuer gibt es ab kommenden Mittwoch an dieser Stelle zu lesen. Das Highlight bildet aber ohnehin eine Indieperle, die sich in den USA bereits als Festivalliebling entpuppt hat: „The Big Sick“, eine unkonventionelle romantische Komödie. Darüber hinaus dürfte auch die Horrorkomödie „Happy Deathday“ aufgrund ihres cleveren Konzepts gute Chancen auf ein ordentlichen Startergebnis haben, während die mit „Fikkefuchs“ einhergehenden Skandale auf einen Überraschungshit hindeuten könnten.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
THE BIG SICK | Regie: Michael Showalter | USA 2017
Kumail (Kumail Nanjiani) verdient sein Geld damit, andere zum Lachen zu bringen. Und in der Tat hat er viel Stoff zum Witze reißen: Zum Beispiel über seine Familie, die in Amerika lebt, als wäre sie noch in Pakistan, oder über die vielen potenziellen Ehefrauen, die ihm seine Mutter sorgfältig ausgewählt präsentiert. Nach einem seiner Auftritte lernt er die quirlige Frohnatur Emily (Zoe Kazan) kennen, die den gleichen Humor hat wie er. Obwohl beide anfangs auf ihrem Single-Dasein beharren, verfallen sie einander schließlich hoffnungslos. Doch Emily erfüllt nicht das wichtigste Kriterium, das Kumails Familie an seine Zukünftige stellt: Sie ist keine Pakistanerin. So steht Kumail bald vor der Frage, ob er auf seine Familie oder auf sein Herz hören soll.
Einen Film wie „The Big Sick“ nicht zu mögen, ist schlichtweg unmöglich! Regisseur Michael Showalter macht bei dieser lebensechten Tragikomödie absolut alles richtig und lässt den Zuschauer gemeinsam mit einem hervorragend aufgelegten Cast Tränen lachen und weinen.
HAPPY DEATHDAY | Regie: Christopher Landon | USA 2017
Für die junge Studentin Tree (Jessica Rothe) verwandelt sich der eigene Geburtstag in einen schrecklichen, immer wiederkehrenden Alptraum. Zunächst geht alles seinen gewohnten Gang, doch als sie abends auf dem Weg zu einer Party ist, taucht plötzlich ein maskierter Unbekannter auf und metzelt sie eiskalt mit einem Messer nieder. Kurz darauf wacht Tree auf, als wäre nichts passiert, nur um überrascht festzustellen, dass sich ihr Geburtstag haargenau wiederholt – und somit auch ihr Todestag. Wieder und wieder muss Tree nun den Tag ihres Todes durchleben und immer neue Wege finden, der Bedrohung durch den mysteriösen Fremden zu entkommen. Doch nach anfänglicher Hysterie entwickelt Tree einen ausgeklügelten Plan…
An „Happy Deathday“ ist zwar weder die Zeitschleifen-Prämisse innovativ, noch ist der Film richtig gruselig oder brutal. Doch der erfrischende Mix aus verschiedenen Genres und eine hohe Gag-Trefferquote machen die College-Killer-Story zu einem absoluten Must-See.
FLITZER | Regie: Peter Luisi | CH 2017
Baltasar Näf ist Deutschlehrer aus Leidenschaft und seit dem Tod seiner Frau alleinerziehender Vater einer schwer pubertierenden Tochter, die er trotz ihrer respektlosen Entgleisungen über alles liebt. Eigentlich läuft sein Leben in geordneten Bahnen bis er durch ein paar unglückliche Umstände „aus Versehen“ das ganze Geld für den neuen Schulsportplatz verzockt hat. In der größten Krise sind die einfachsten Ideen meistens die besten: Sein Friseur Kushtrim hat in seinem Salon ein höchst florierendes, illegales Wettbüro und bringt den braven Schullehrer auf den verwegenen Gedanken, selbst aktiv ins Wettgeschäft einzusteigen! Näf rekrutiert ein Team aus allerlei sympathischen Menschen mit unterschiedlichsten Ängsten und lehrt ihnen in aufwendigen Trainingsmethoden nicht nur die Profession des Flitzens, denn man kann auf alles wetten…
Regisseur Peter Luisi gelingt mit „Flitzer“ eine ebenso einzigartige wie unkonventionelle Komödie mit Heist-Movie-Touch, die von ihrer absurden Idee lebt, das Flitzerdasein professionell aufzuziehen und dafür eine Menge skurriler Charaktere auffährt.
ANIMALS – STADT LAND TIER | Regie: Greg Zglinski | CH/AT/POL 2017
Die Beziehung von Anna (Birgit Minichmayr) und Nick (Philipp Hochmair) hat Risse bekommen, auch weil er mit ihrer Nachbarin Andrea (Mona Petri) schläft, was Anna längst gemerkt hat. Daher beschließen die beiden, sich gemeinsam eine Auszeit in den Schweizer Alpen zu nehmen und ihr Haus in die Hände von Andrea (Mona Petri) zu übergeben. Die Kinderbuchautorin möchte dort endlich einen Roman für Erwachsene schreiben und der Restaurantbetreiber plant ein Kochbuch über vergessene Schweizer Gerichte, wofür er regelmäßig allein auf Tour durch die Schweiz ist. Auf der Fahrt ins vermeintliche Idyll haben sie einen Unfall – mit einem Schaf. Sie selber erleiden dabei Verletzungen, können aber die Reise fortsetzen. Dennoch ist nach dem Unfall nichts mehr wie vorher…
Manche offene Fragen in „Animals – Stadt Land Tier“ wirken so, als hätte Regisseur Greg Zglinski selbst keine Antwort darauf. Das erhöht zwar den Mindfuck-Faktor dieses atmosphärisch dichten Psychodramas, wirkt im Detail allerdings ein wenig unbeholfen. Der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch.
FIKKEFUCHS | Regie: Jan Henrik Stahlberg | DE 2017
Es gab mal eine Zeit, da konnte der gebürtige Wuppertaler Rocky (Jan Henrik Stahlberg) sie alle haben. Das behauptet er zumindest und labt sich an seinen Erinnerungen (oder wilden Fantasien). Er spielte französische Chansons und die Frauen schmolzen reihenweise dahin. Das ist zwar längst vorbei, aber Rocky versucht nach wie vor sein Glück beim weiblichen Geschlecht – den jungen Frauen sei er eben immer treu geblieben. Als der kürzlich aus der „Klappse“ geflohene Thorben (Franz Rogowski) vor seiner Tür steht, wird er noch einmal herausgefordert. Der junge Mann, der behauptet sein Sohn zu sein, weiß nicht, wie man Frauen flachlegt und Rocky soll es ihm beibringen. So gehen sie auf die Jagd: Junge, schöne Frauen sollen es sein, die nur auf sie gewartet haben – sagen sie.
„Fikkefuchs“ guckt man einmal und nie wieder – und genau das ist gut so! Auch wenn Jan Henrik Stahlberg hier und da über das Ziel hinaus schießt, ist seine tabulose Satire auf ein gestörtes Männer-Frauen-Verhältnis eine treffsichere Analyse über nach wie vor existierende Missstände in unserer Gesellschaft.
TEHERAN TABU | Regie: Ali Soozandeh | DE/AT 2017
Pari, Babak, Sara und Donya leben in der iranischen Hauptstadt Teheran. Um den Lebensunterhalt für sich und ihren fünfjährigen Sohn Elias zu verdienen, arbeitet Pari als Prostituierte und verkauft ihren Körper an einen einflussreichen Richter, der ihr vermeintlich zu einem besseren Leben verhilft. Von einem schöneren Leben träumt auch ihre Nachbarin Sara, die ein gehorsames Hausfrauendasein unter ihrem Mann und seinen strenggläubigen Eltern fristet, aber viel lieber wieder arbeiten gehen würde. Der jungen Donya steht ein ähnliches Schicksal bevor. In wenigen Tagen wird sie heiraten. Trotzdem lässt sie sich auf eine Nacht mit dem jungen Musiker Babak ein und verlangt hinterher von ihm, für eine Operation zu zahlen, die ihre Jungfräulichkeit wiederherstellt. Nur wo soll der arme Student das Geld hernehmen und wie die staatlichen Kontrollorgane umgehen?
„Teheran Tabu“ wird je nach Zuschauergruppe unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Der Teil des Publikums, der den Film ohnehin eigentlich nicht sehen darf, dürfte sich erstmals verstanden fühlen, während jene Zuschauer, die sich bereits mit derlei Thematiken auseinandersetzen konnten, einfach nur ein (wenn auch sehr emotionales) Klischee an das andere präsentiert bekommen. Außer Frage steht indes die optische Gestaltung, die herausragend und einfallsreich geraten ist.
PLÖTZLICH SANTA | Regie: Terje Rangnes | NOR 2016
Niemand liebt das Weihnachtsfest mehr als der Tischler Andersen. Verkleidet mit weißem Rauschebart und rotem Mantel, möchte er seine Familie an Heiligabend überraschen. Dabei rutscht der Tollpatsch auf dem Glatteis vor der Tür aus, fällt auf den mit Geschenken voll gepackten Schlitten und saust ungebremst den Berg hinunter – geradewegs gegen einen Baum. Eine schöne Bescherung, denn alle Geschenke sind kaputt. Zu seiner großen Überraschung trifft er dort auf den echten Weihnachtsmann, der Andersens Dilemma erkennt und ihm kurzerhand einen Tausch vorschlägt. Da seine Familie noch nie einen echten Tischler gesehen habe, bittet er ihn, seinen Kindern einen Besuch abzustatten. Im Gegenzug übernimmt er die Bescherung bei der Familie Andersen. Ein unvergesslicher Weihnachtsabend voller Wunder und Magie beginnt.
Die charmante und liebevoll ausgestattete Komödie „Plötzlich Santa“ funktioniert als kurzweiliger Weihnachtsfilm vor allem für die jüngeren Zuschauer. Für die Erwachsenen offenbaren sich allerdings einige Ungereimtheiten, die das Seherlebnis durchaus beeinträchtigen können.
JUSTICE LEAGUE | Regie: Zack Snyder | USA 2017
Bruce Wayne (Ben Affleck) hat seinen Glauben an die Menschheit endlich wiedergefunden – Supermans selbstlose Aktion hat ihn inspiriert. Jetzt bittet er auch seine neue Mitstreiterin Diana Prince (Gal Gadot) um Hilfe, denn es gilt, einem noch gewaltigeren Feind entgegenzutreten. Gemeinsam stellen Batman und Wonder Woman umgehend ein Team von Metamenschen zusammen, um sich gegen die neue Bedrohung zu verteidigen. Doch obwohl auf diese Weise eine beispiellose Heldenliga zusammenkommt – Batman, Superman, Wonder Woman, Aquaman (Jason Mamoa), Cyborg (Ray Fisher) und The Flash (Ezra Miller) –, könnte es möglicherweise bereits zu spät sein: Ist unsere Erde überhaupt noch zu retten? Um diese Frage zu beantworten, schmiedet die Justice League den Plan, auf Jemanden zurückzukommen, der eigentlich längst tot ist…
Die CGI-Orgie „Justice League“ funktioniert als spaßiges nur bedingt. Wenngleich ein übermütiger The Flash und Superman als einzige interessante Figur alles geben, um die austauschbare Hero-gegen-Bösewicht-Prügelei aufzupeppen, bleibt am Ende ein Film übrig, der immer nur dann unterhält, wenn er sehr dreist und offensichtlich beim Erfolgskonzept der „Avengers“ abkupfert.
HUMAN FLOW | Regie: Ai Weiwei | DE 2017
Rund um die Welt sind derzeit mehr als 65 Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, um vor Hunger, Klimawandel und Krieg zu fliehen. „Human Flow“ ist eine epische filmische Reise des international renommierten Künstlers Ai Weiwei, in der er dieser gewaltigen Völkerwanderung ein bildgewaltiges und eindrucksvolles Gesicht gibt. Der Dokumentarfilm beleuchtet das erschütternde Ausmaß dieser Bewegung ebenso wie ihre zutiefst persönlichen Auswirkungen auf den Einzelnen. Im Verlauf eines ereignisreichen Jahres folgt „Human Flow“ einer Reihe von bewegenden Geschichten von Menschen rund um die Welt durch 23 Länder, u.a. Afghanistan, Bangladesch, Frankreich, Griechenland, Deutschland, Irak, Israel, Italien, Kenia, Mexiko und Türkei. „Human Flow“ begleitet die Menschen auf ihrer verzweifelten Suche nach Sicherheit, Schutz und Gerechtigkeit.
Heimkinotipp: IHRE BESTE STUNDE | Regie: Lone Scherfig | UK/SWE 2016
London 1940. Catrin Cole braucht einen Job, um sich und ihren Mann, der Künstler Ellis Cole, über Wasser zu halten. Sie heuert beim Informationsministerium an. Dessen Filme sollen der Nation in Kriegszeiten wieder Mut und Hoffnung geben. Catrins Aufgabe als Drehbuchautorin ist es, einem der Skripte eine ‚weiblichere Note‘ zu verleihen. Dabei trifft sie auf den ebenso brillanten wie zynischen Drehbuchautor Tom Buckley. Und während in London die Bomben fallen, machen sich Catrin und ihr wild zusammengewürfeltes Team rund um die inzwischen ein wenig in die Jahre gekommene Schauspielerlegende Ambrose Hilliard daran, einen herzerwärmenden und zugleich ermutigenden Film zu drehen. Allerdings wird sie bald herausfinden, dass sich hinter der Kamera mindestens genauso viel an Komödie, Drama und Leidenschaft abspielt wie davor…
Lone Scherfig legt mit „Ihre beste Stunde“ den nächsten herausragenden Film ihrer bislang astreinen Vita vor, in dem sie ein ruhiges Kriegsdrama mit jeder Menge Romantik und erstaunlich viel Witz kombiniert. Dem Charme dieses toll ausgestatteten Films sind nicht nur die feinen Darsteller erlegen, sondern auch die Zuschauer. Von solchen Filmen dürfte es gern mehr geben!