Zehn Filme, die mich zum Weinen bringen

Die Pixar-Trickfilmschmiede hat es einfach drauf, Zuschauer egal welchen Alters emotional abzuholen. Entsprechend bleibt auch bei ihrem neuesten Film „Findet Dorie“, der ab dem 29. September in den deutschen Kinos zu sehen ist, kein Auge trocken. Diese Tatsache habe ich mir zum Anlass genommen, um einmal einen Blick in meine Filmsammlung zu werfen und jene Produktionen herauszusuchen, die mich am meisten zu Tränen rühren. Das können ganz offensichtliche Filme sein, aber manchmal gibt es auch einen bestimmten, mit eigenen Erinnerungen verknüpften Moment, der aus einer eigentlich recht nüchtern inszenierten Szene ein Wechselbad der Gefühle macht. 

DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN by Jacques Audiard

Beginnen wir mit einem Film, der in dieser Auswahl vermutlich zu den unbekanntesten zählt. Dabei ist Jacques Audiards Liebesdrama DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN ein Film, den jeder einmal gesehen haben sollte, der behauptet, dem Kino von heute würden die Emotionen abhanden kommen. Marion Cottilard spielt hier eine Frau, die durch einen Unfall beide Beine verliert und durch einen eigentlich Fremden (Matthias Schoenaerts) wieder zu ihrem Lächeln zurückfinden soll. Der Weg dorthin ist allerdings mehr als steinig. Eine der intensivsten Szenen des Films – und damit auch die, die mich jedes Mal Tränen vergießen lässt – zeigt einen Vater in Todesangst um sein Kind, das von der zugefrorenen Eisdecke eines Sees nicht länger gehalten werden kann und einbricht. Schmerz, Wut und Trauer vermischen sich hier zu einer den Zuschauer fast erschlagenden, emotionalen Kraft, die mir eines der intensivsten Kinoerlebnisse aller Zeiten bescherte.

CHRONICLE by Josh Trank

Jetzt werden sich vermutlich einige Leser fragen, ob es die vermeintlich emotionale Szene in CHRONICLE gar nicht in den fertigen Film geschafft hat. Schließlich kommt einem hier nicht unbedingt sofort ein Moment in den Sinn, der beim Zuschauer Tränen hervorrufen könnte. Doch mich haut der Found-Footage-Film im spektakulären Finale jedes Mal aufs Neue um. Die Wut auf alles und jeden, die Dane DeHaan hier zum Ausdruck bringt, wird durch den authentischen Look des Films umso näher an den Zuschauer herangetragen. Das Schicksal, das den Jungen im Schlussakt ereilt, nimmt mich bei jedem Schauen so sehr mit, weil ich dem Charakter DeHaans kein solches wünsche. Die Figur möchte eigentlich nur verstanden werden – wer hatte diesen Gedanken nicht auch schon?

(500) DAYS OF SUMMER by Marc Webb

Marc Webbs (500) DAYS OF SUMMER ist ein Film, der es als so ziemlich einzige RomCom auf der Welt versteht, die Sichtweise eines Verliebten anzunehmen. Vom prickelnden Gefühl in der Anfangsphase über die Angst vor ersten Differenzen bis hin zum drohenden Beziehungsaus denkt sich der spätere „Spider-Man“-Regisseur für jedes Szenario neue inszenatorische Kniffe aus, um zu verdeutlichen, wie sich die von Joseph Gorden Levitt gespielte Hauptfigur in der jeweiligen Situation fühlt. Da Webb die unterschiedlichen Gefühlsregungen miteinander vermischt, indem er die Geschichte nicht chronologisch verlaufen lässt, schüttelt einen „(500) Days of Summer“ regelrecht durch. Die besagte Szene, die mich in diesem Film am meisten berührt, greift auf das Prinzip des Split Screen zurück und zeigt das Aufeinandertreffen zwischen den beiden Hauptfiguren aus zwei Perspektiven: So, wie es sich wirklich abspielt und so, wie es sich Levitts Figur vorher ausgemalt hatte. Wunschtraum trifft auf Realität – mitunter der härteste Clash, dem wir uns ausgesetzt sehen müssen.

50/50 – FREUNDE FÜRS (ÜBER)LEBEN by Jonathan Levine

Joseph Gordon-Levitt zum Zweiten. Und auch, wenn die Krebs-Tragikomödie 50/50 – FREUNDE FÜRS (ÜBER)LEBEN so einige Szenen hat, die von niederschmetternder Traurigkeit sind, hat mich ein Moment ganz besonders geprägt. Wochenlang kann Levitts Figur mit Optimismus und Galgenhumor der bitteren Realität die Stirn bieten. Einen Tag vor der OP wird der Todkranke schließlich von seinen Gefühlen übermannt und ihn durchfährt ein Nervenzusammenbruch der aggressiveren Art. Anstatt zu weinen, wird hier geflucht. Die Wut ob des Schicksals wird für den Zuschauer direkt greifbar. So rollen die Tränen auch hier nicht unbedingt aufgrund einer traurigen Situation, sondern aufgrund der Anteilnahme mit der starken Hauptfigur, die für ihre Lage überhaupt nichts kann.

DER GROSSE GATSBY by Baz Luhrman

Auch DER GROSSE GATSBY ist nicht unbedingt ein Film, der auf den ersten Blick erkennen lässt, wo der Zuschauer Tränen verdrücken könnte. Ich persönlich bin stets absolut überwältigt von der Szene, in welcher Jay Gatsby endlich seine Angebetete in den Armen halten und mit ihr über seine Ländereien schlendern darf. Auch hier handelt es sich nicht wirklich um einen traurigen Moment. Doch die Tatsache, dass ein zuvor todunglücklicher Mann nach Jahren endlich das erreicht hat, was er sich um alles in der Welt erhofft hatte, geht mir einfach unglaublich nah. Ja, auch Freudentränen kann das Kino durchaus provozieren.

HIN UND WEG by Christian Zübert

Alles andere als Freude ruft dieser erste von zwei deutschen Vertretern in dieser Liste hervor. Christian Züberts Sterbehilfedrama HIN UND WEG setzt sich mit dem selbstbestimmten Tod auseinander und erzählt von der Reise von Freunden, die ihren besten Kumpel auf seinen letzten Weg begleiten. Der Film gibt sicher an mehreren Stellen Anlass zum Weinen. Doch besonders beeindruckt hat mich ein Moment, in dem Hauptfigur Andi (Florian David Fitz) von ihrem Bruder unter Tränen gesagt bekommt, dass dieser nicht an der todbringenden Krankheit ALS leidet. Wie bitter, wenn Freud und Leid so nah beieinander liegen…

ALLES STEHT KOPF by Pete Docter & Ronnie Del Carmen

Natürlich muss ein Film über Gefühle auch Gefühle hervorrufen. Kein Film ist dafür ein besseres Beispiel als Pixars ALLES STEHT KOPF, der von einem Mädchen namens Riley handelt, das nach dem Umzug in eine fremde Stadt immer mehr die Orientierung verliert. Als die Emotionen Freude und Trauer abhanden kommen, bricht in ihrem Kopf das große Chaos aus. Erst, als sich dieses wieder legt und Riley die Trauer über den Umzug zulassen kann, kehrt wieder Ruhe in der Gehirnzentrale ein. „Alles steht Kopf“ veranschaulicht simpel, wie wir alle ticken und schafft es spätestens beim großen Wiedersehen von Riley und ihren Eltern, dass die Tränen kullern.

OSTWIND by Katja von Garnier

Ein bisschen Kitsch darf sein, auch wenn die Regisseurin Katja von Garnier viel unternimmt, damit ihr Pferdeabenteuer OSTWIND nicht in einen solchen abdriftet. Ich mag vermutlich nicht mehr ganz in die anvisierte Zielgruppe des Filmes fallen, doch oft gehen einem cineastische Schicksale besonders nah, wenn man sich in ihnen wiedererkennt. Genau das geschieht in dieser Geschichte um ein Mädchen, dem es gelingt, sich mit einem als schwierig geltenden Pferd anzufreunden. Und anders als in diesem Film ging meine Geschichte dann leider nicht so gut aus. Irgendwie ganz schön traurig.

CAPTAIN PHILLIPS by Paul Greengrass

Paul Greengrass‘ Thrillerdrama CAPTAIN PHILLIPS wartet nicht nur mit einer Szene auf, die mich jedes Mal zum Weinen bringt. Es ist gleichzeitig auch einer der intensivsten Kinomomente, die ich je am eigenen Leib erlebt habe. Als es endlich gelingt, den in Gefangenschaft von Piraten befindlichen Captain Phillips aus den Händen seiner Entführer zu befreuen, entlädt sich die Angst und Anspannung der vorherigen Stunden auf einen Schlag in einen Nervenzusammenbruch des Kapitäns. In den Händen seiner Ärztin sackt der von Tom Hanks gespielte Protagonist schließlich zusammen, bringt keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus und fragt nach seiner Familie. Eigentlich ist das Grauen beendet, doch noch einmal zwingt uns die Hauptfigur dazu, uns die vergangenen Momente zu vergegenwärtigen. Ein phänomenal-intensiver und doch eigentlich so einfach inszenierter Moment.

DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER by Josh Boone

Gerade bei Emotionen zu verallgemeinern, ist eigentlich kein feiner Schachzug. Doch im Falle des Krebsdramas DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER lässt sich noch am ehesten sagen: Wer hier nicht weint, der hat kein Herz. Natürlich ist schon die Geschichte selbst ein Garant dafür, dass hier vor allem gen Ende ordentlich geschluchzt wird. Doch die Tatsache, dass Regisseur Josh Boone derartige Momente nie forciert, sondern vollkommen ohne penetrante Kitsch-Einlagen einfach eine Teenie-Geschichte erzählt, die darüber hinaus auch viele lustige und flotte Momente hat, lässt die niederschmetternden Szenen umso echter und entsprechend berührender wirken. Das absolut authentische Spiel der beiden Hauptfiguren tut sein Übriges, um diese Romanverfilmung zu einem der Filmprojekte werden zu lassen, bei dem sicherlich nicht nur ich viele, viele Tränen vergieße.

3 Kommentare

  • Keine schlechte Auswahl, soweit ich das beurteilen kann (und das kann ich nicht bei jedem Film). Aber hätte bei der Überschrift doch eine paar andere Titel erwartet 😛

    • Lieben Dank! 🙂 Ja, bei solchen Rankings genehmige ich mir dann doch eine seeeehr subjektive Auswahl. Natürlich gibt es noch ein paar andere Filme, wo es manchmal vielleicht sogar verständlicher ist, wenn man das eine oder andere Tränchen verdrückt (das Ende von „Marley & Ich“, „Hachiko“ oder gewisse Disney-Filme sind natürlich auch Tränenzieher. Aber hier geht es wirklich um meine ganz persönliche Aufstellung. Und mir ist sicher, dass mit einem Film wie „Ostwind“ viele nix anfangen können. Aber um eine wirklich persönliche Liste zu erstellen, darf eben auch sowas nicht fehlen. Mal schauen, was für Rankings mir in den nächsten Wochen und Monaten so einfallen! 🙂

      • Ich habe mich gar nicht getraut das Thema „Ostwind“ anzusprechen. 😋😂
        Aber ja, subjektiv, völlig nachvollziehbar. Da hat sicher jeder seine speziellen Filme mit speziellen jeweiligen Verbindungen.
        Ok, ich bin gespannt 😊

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