American Pie

Ich bin kein Freund von platten Komödien und mache da generell auch keinen Hehl draus. Bei AMERICAN PIE ändert sich dieser Umstand allerdings drastisch – Ich liebe diese herrlich schlüpfrige High School-Blödelkomödie und nehme ihr sämtliche geschmacklose Witze unterhalb der Gürtellinie nicht übel. Warum? Weil der Film im Herzen eine gute Seele hat und mit seinem niedlichen Aufklärungshumor und den realistisch dargestellten Kuriositäten der Selbstfindung viel zahmer ist, als er auf den ersten Blick erscheint. 

Der Plot

Jim (Jason Biggs), Oz (Chris Klein), Kevin (Thomas Ian Nicholas) und Paul (Eddie Kaye Thomas) sind beste Freunde. Gemeinsam gehen sie auf dieselbe High School und verbringen viel Zeit miteinander. Ebenso gemein ist ihnen, dass alle bislang kaum Erfahrungen mit Frauen sammeln konnten. Sie alle sind noch jungfräulich und gewillt, an diesem Zustand etwas zu ändern. So beschließen sie eines Tages, dieser Misere ein Ende zu setzen und bis zum Abschlussball mit mindestens einer Frau geschlafen zu haben. Fortan flirten und baggern die vier Schuljungen wie die Weltmeister, mit dem Ziel, endlich zum Schluss zu kommen und ganz nebenbei vielleicht sogar eine Dame als Begleitung für den Abschlussball für sich gewinnen zu können. Vielleicht ist unter den vielen Herzdamen ja sogar die ganz große Liebe?


„Es muss absolut perfekt sein. Ich möchte, dass es zur richtigen Zeit am richtigen Ort passiert.“ 

Kritik

Die Story des Streifens, den vermutlich sicherlich jeder der aktuellen Mitte-20-Generation kennt und zu Zeiten des eigenen Erwachsenwerdens ein oder mehrmals gesehen hat, ist schnell erzählt. Ein paar Jungen, die es endlich treiben wollen, koste es, was es wolle, stürzen von einer brenzligen Situation auf dem Weg zum Ruhm in die nächste. Dabei sind die Jungen aber so charmant unschuldig und tollpatschig, dass man ihnen dieses Vorhaben überhaupt nicht übel nimmt und fast mitfiebert, wer denn nun als erstes ein einigermaßen hübsches Mädel flachlegt. Die Darsteller der sympathischen Charaktere sind durch die Bank gut besetzt. Da ist der schüchterne Jim, der Sohn eines enthusiastischen Hobby-Sexualaufklärers, der auf dem Weg zum Ruhm nicht nur einen Apfelkuchen penetriert, sondern auch unwissentlich vor versammelter Schul-Mannschaft einen heißen Strip hinlegt. Der attraktive Sportler Oz versucht sein Glück, indem er dem Schulchor beitritt, um hier an einige der gutaussehenden Chorsängerinnen heranzukommen. Kevin, der es bislang wenigstens zu einer festen Freundin gebracht hat, versucht mit Hilfe eines Sexlexikons seiner Freundin Vicky (Tara Reid) ihren ersten Orgasmus zu bescheren und Paul versucht sich an einem ganz neuen Ruf – dem des Frauenverstehers. All diese Figuren sind herrlich liebevoll und abgedreht gezeichnet und zu keinem Zeitpunkt nervig oder gar oberflächlich. Denn obwohl die Versuche, die Frauen rumzukriegen, häufig mehr als komisch sind, so erkennt man doch letztlich auch die Tragik, die jeder von ihnen in sich trägt: unsicher und irritiert von den eigenen, plötzlich aufkommenden Gefühlsirrungen bemühen sich die vier Freunde, halbwegs unfallfrei durch die Pubertät und das Chaos der ersten großen Liebe. Alles gar nicht so weltfremd und streckenweise äußerst realitätsnah. Wenngleich der Humor sich (natürlich!) häufig unterhalb der Gürtellinie abspielt, was allerdings im Kontext des Films weniger unpassend als vielmehr konsequent ist. Pubertäre Jungs haben eben keinen jugendfreien Humor und lachen über Furz- und Sexwitze. Anders sähe dieser Umstand aus, wenn die Protagonisten alle um die zehn Jahre älter wären, aber in diesem Fall ist diese Wahl des Humors absolut angebracht. Die weiblichen Darstellerinnen überzeugen durch gutes Schauspiel und ebenso liebevoll, tiefgründige Darstellung ihrer Rollen und weniger durch nackte Haut. Besonders im Falle der Michelle (Alyson Hannigan), dem Inbegriff eines prüden Schulmädchens kommt außerdem eine ordentliche Portion Selbstironie, gepaart mit überzeugendem Wortwitz hinzu.

Die Story ist nicht anspruchsvoll, aber sie weist mehr auf, als eine Aneinanderreihung von billigen Gags. Sie ist eine Komödie, gepaart mit einem rührenden Coming-of-Age-Film und umschließt sämtliche Stationen eines jungen Menschen, der sich und die Sexualität (auf humorvolle Art und Weise) entdeckt. Wo andere Komödien nur bis zur Schlafzimmertür gehen, hält die Kamera bei „American Pie“ auch im Schlafzimmer drauf und präsentiert damit die blanke, nackte Wahrheit. Dabei bleiben dem Zuschauer natürlich auch weniger schöne Anblicke nicht erspart, schlussendlich wird er allerdings mit einem romantischen, teils ernsten Ende belohnt. Dafür, dass der Spaß bei all der versteckten Tragik nicht zu kurz kommt, sorgen die Gags, deren Pointe durchgehend zu 100 % zünden und den Zuschauer stellenweise Tränen lachen lassen – gern auch, weil man sich dabei ertappt, dass man selbst bereits in so einer Situation war, durch die sich der Darsteller nun schlagen muss. Alles in allem wird sich früher oder später jeder Zuschauer in mindestens einer Rolle von „American Pie“ wiederfinden.

Das Setting von „American Pie“ ist, im wahrsten Sinne des Wortes, wunderbar oldschool und versetzt einen sofort in die späten 90er Jahre zurück. Die Frisuren, die Klamotten, die Musik: all das erinnert den heutigen Mittzwanziger an seine eigene Schulzeit und die Probleme, die er selbst damals hatte. Somit verdient sich „American Pie“ den Stempel „Kultfilm“, obwohl er bislang kaum mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat. Dennoch ist er einer der Filme, zu dem wirklich (fast) jeder seine eigene Meinung hat – ob er ihn nun hasst, oder liebt. Mit seiner relativ kurzen Laufzeit von knapp 90 Minuten (ohne Abspann) eignet sich der Streifen wunderbar als Party“gag“ oder für einen DVD-Abend mit Freunden. Und wenn in wenigen Wochen der vierte Teil der Reihe im Kino anläuft, so ist es wie ein Wiedersehen mit alten Schulkameraden die erzählen, was seit der Schulzeit in ihrem Leben passiert ist.

BluRay oder DVD?

Die DVD von American Pie weist im Vergleich zur BluRay-Disc leider einen äußerst penetranten Orange-Stich auf. Was ich zunächst für gewollt hielt, entpuppte sich nach der Sichtung des BR-Materials allerdings wohl als Fehler. Auf meine Anfrage an den Filmverleih, ob es sich hierbei um eine Fehlpressung handele, erhielt ich bislang keine Antwort. Daher empfehle ich momentan noch ausdrücklich die Blu-ray-disc. Sollte ich eine Antwort seitens „Constantin“ erhalten, werde ich diese umgehend posten!

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