Space Jam 2

25 Jahre nach dem ersten Teil startet dieser Tage das Science-Fiction-Abenteuer SPACE JAM 2 in den Kinos und hat anstatt damals noch Michael Jordan nun eben den nicht minder erfolgreichen Weltklasse-Basketballer LeBron James im Gepäck. Ob sich der Spaß des Erstlings reproduzieren lässt, das verraten wir in unserer Kritik.

OT: Space Jam: A New Legacy (USA 2021)

Der Plot

Eine bösartige Künstliche Intelligenz (Don Cheadle) nimmt den Weltklassebasketballer LeBron James (spielt sich selbst) und seinen kleinen Sohn Dom (Cedric Joe) in seiner Welt gefangen. Um zurück nach Hause zu kommen, muss LeBron aus Bugs und Lola Bunny sowie der gesamten Bande notorisch undisziplinierter Looney Tunes ein Basketball-Team formen, das es mit den digitalen Champions der Künstlichen Intelligenz aufnehmen kann. Auf dem Spielfeld bekommen es die Helden dabei mit einer nie zuvor gesehenen und scheinbar übermächtigen Truppe von professionellen Basketball-Stars zu tun. Das epische Match „Tunes“ gegen „Goons“ beginnt – und mit ihm die größte Herausforderung in LeBrons Leben. Wird es ihm gelingen, die Beziehung zu seinem Sohn neu zu definieren und zu erkennen, wie wichtig es ist, man selbst zu sein? Verraten sei schon jetzt: Die Tunes scheren sich nicht viel um Konventionen, sondern lassen ihren einzigartigen Talenten im Spiel einfach freien Lauf – und damit überraschen sie selbst „King“ James!

Kritik

Im Original trägt „Space Jam 2“ den Titel „Space Jam: A New Legacy“. Auf den ersten Blick wirkt die Eindeutschung wie die näherliegende Wahl: 1996 – also mittlerweile vor ganzen 25 Jahren – kam die mit dem damaligen Chicago-Bulls-Mitglied Michael Jordan prominent besetzte Science-Fiction-Animationskomödie „Space Jam“ in die Kinos,in der sich der legendäre Jahrhundertsportler ein gemeinsames Basketballmatch an der Seite der Looney Tunes liefert, um diese mithilfe eines Sieges über die „MonStars“ betitelten Gegner vor der drohenden Sklaverei in einem Alien-Freizeitpark zu bewahren. Nach ähnlichem Prinzip – nur natürlich auf der Höhe der Zeit und daher infolge einer KI-Attacke – funktioniert nun auch „Space Jam 2“; Doch eine direkte Fortsetzung, ganz so, wie es die zwei hinter dem Titel suggeriert, ist der Film nun auch wieder nicht. Zwar gibt es eine direkte Anspielung darauf, wenn Comichase Bugs Bunny die Story rund um ein alles entscheidendes Basketballmatch an der Seite eines Menschen ziemlich bekannt vorkommt, doch das wirkt ähnlich augenzwinkernd wie etwa in den „21 Jump Street“-Filmen von Phil Lord und Christopher Miller, in denen damit gespielt wird, dass es „all das schon einmal gab“, man dennoch nie auf die Idee käme, die beiden Actionkomödien als Fortführung der Kultserie zu bezeichnen. „A New Generation“ wäre hier vermutlich der beste Titel, denn „Space Jam 2“ ist im Grunde eine Neuauflage des Originals – und zwar für eine neue Generation an Kinoliebhaberinnen und -Liebhabern. Aus dieser Perspektive ist es leider relativ schwierig, zu beurteilen, ob „Space Jam 2“ die Kids von heute ebenso begeistert wie die Nineties-Kiddies vor 25 Jahren. Doch eines kann man Regisseur Malcolm D. Lee („Night School“) wahrlich nicht vorwerfen: dass er nicht alles ihm Mögliche unternimmt, damit es so kommt.

LeBron James, sein Sohn Dom (Cedric Joe) und der größenwahnsinnige Algorithmus (Don Cheadle).

Ziemlich früh offenbart sich in „Space Jam 2“ ein gewisses inhaltliches Paradoxon: Ein ambitionierter Computeralgorithmus, den „Avengers“-Star Don Cheadle kaum (im besten Sinne!) genervter spielen könnte, herrscht über das Warner-Serverversum, das sämtliche Figuren, Marken und Franchises des Mediakonzerns in sich vereint. Und der will noch mehr Erfolg und Ruhm für Warner, weshalb Basketballstar LeBron James zum Objekt der Begierde des größenwahnsinnigen Algorithmus wird. Als sich LeBron weigert, an dem Großprojekt mitzuwirken, wird er kurzerhand in das „Warner 3000“-Universum hineingesaugt – und um ein Druckmittel zu haben, sein Sohn Dom gleich mit. Was nun folgt, ist eine knallbunte Cameo-Show, in der so ziemlich jede bekannte Figur aus dem Warner-Sortiment mindestens einen kurzen Auftritt hat. So zieht es LeBron auf seinem Weg zur Cartoonfigur-Werdung vorbei am Harry-Potter-Planeten, am Game-of-Thrones-Universum und sogar ein kurzer Abstecher in die „Mad Max: Fury Road“-Welt ist später drin, wenn LeBron und seine Cartoon-Kumpels auf Rekrutierungstour gehen. „Matrix“, „Es“, „King Kong“ – mehr noch als in Steven Spielbergs „Ready Player One“ ist „Space Jam 2“ eine selbstzweckhafte Aneinanderreihung bekannter Figuren und Themenwelten, die sich jedoch längst nicht so unangenehm anbiedert wie die genannte Buchverfilmung. Ja, all diese Charaktere sind hin und wieder zu sehen (ein Standbild, auf dem das Matchpublikum genauer unter die Lupe genommen werden kann, offenbart wahrscheinlich noch viel mehr Gastauftritte), aber letztlich sind sie genau das: Randnotizen, die sich einem als Popkulturkenner:in zwar aufdrängen, ohne die der Film aber dennoch funktionieren würde. Und das macht „Space Jam 2“ auch für ein jüngeres Publikum sehenswert, die eben nicht all die Verbindungen zu den restlichen Warner-Franchises herstellen können.

„Was nun folgt, ist eine knallbunte Cameo-Show, in der so ziemlich jede bekannte Figur aus dem Warner-Sortiment mindestens einen kurzen Auftritt hat.“

Paradox ist an der Zusammenstellung der Cameos (die Typen aus „Mad Max“, Horrorclown Pennywise und Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“ in einem Film!!) in erster Linie, dass sie vor allem ein Grundrauschen für die eigentlichen Stars in „Space Jam 2“ bilden – und das sind auch im Jahre 2021 die Looney Tunes, bei denen sich allerdings doch die Frage stellt, wie groß der Einfluss der Kultcartoons auf die heutige Jugend überhaupt noch ist. Den ein oder anderen Cameo nicht zu erkennen, hinterlässt beim jungen Publikum keinerlei Wissenslücke. Doch zu den sehr präsenten Nebenfiguren – von Bugs Bunny über Daffy Duck bis hin zum Road Runner – sollte man schon eine gewisse Affinität haben, damit sich an „Space Jam 2“ genügend Spaß haben lässt. Der Umgang mit den zweidimensionalen Zeichentrickfiguren ist daher ebenfalls kritisch zu sehen: Die Kreativen bleiben dem Stil der Looney-Tunes-Cartoons früherer Jahrzehnte bedingungslos treu (erst in der zweiten Hälfte mutieren Bugs Bunny und Co. zu dreidimensionalen CGI-Abbildern ihrer selbst, wobei auch hier die Übersetzung sehr gelungen ist), womit der Film sicherlich den ein oder anderen Nostalgiepunkt holt. Inwiefern sich jedoch auch die nachwachsende Generation an Filmenthusiast:innen am fast schon altmodischen Looney-Tunes-Slapstick erfreuen kann, ist fraglich. Doch der Film ist voll davon, sodass man so ganz ohne Cartoon-Affinität vermutlich alsbald das Interesse am Film verliert.

LeBron James wird selbst zur Cartoonfigur.

Damit das nicht passiert, ballert das sechsköpfige Autorenteam im Minutentakt mit Gags um sich – und dass da allein schon statistisch gesehen auch der ein oder andere zünden muss, versteht sich von selbst. „Space Jam 2“ ist als filmischer Zuckerschock vollgepackt mit Slapstick, Gags und Action – allein das fast die komplette zweite Filmhälfte in Beschlag nehmende Basketballmatch ist auch abseits seiner stargespickten Tribüne ein Sammelsurium verrückter Ideen, was sich mit der Mischung aus Real-, Animations- und Zeichentrickfilm so alles anstellen lässt. Dagegen wirkt der allzu arg bemüht zwischen den Plot geschobene Handlungsstrang rund um LeBron und seinen entfremdeten Sohn, der lieber Computerspiele programmieren als Basketball spielen will, viel zu generisch, um den oberflächlichen Spaß um eine emotionale Ebene ergänzen zu können. Und apropos Spaß: Während Don Cheadle dieser in seiner gehässigen Algorithmus-Performance aus den Ohren wieder herausquillt, lässt LeBron James seine selbstironische Ader aus „Dating Queen“ hier schmerzlich vermissen. Viel zu verbissen bemüht er sich in den Szenen mit seiner Filmfamilie um Charaktertiefe, während seine (in diesem Fall als Cartoonfigur an den Tag gelegten) Reaktionen auf die Looney Tunes allzu sehr in Richtung Overacting abdriften. James scheint – sicher auch in Ermangelung an Schauspielererfahrung – schlicht nicht recht zu wissen, in was für einer Art Film er da eigentlich mitspielt. Und das ist etwas, was sich auch dem Film im Gesamten leicht vorwerfen lässt. Unter der Bemühung, möglichst aus jeder Ecke mit neuen, knallbunten Eindrücken daherzukommen, mangelt es „Space Jam 2“ an Fokus und Struktur; Man könnte sich die zweite Filmhälfte auch gut und gern als losgelösten Kurzfilm oder Langsketch – je nach Auslegung – ansehen.

„Während Don Cheadle dieser in seiner gehässigen Algorithmus-Performance aus den Ohren wieder herausquillt, lässt LeBron James seine selbstironische Ader aus ‚Dating Queen‘ hier schmerzlich vermissen.“

Diese punktet – neben ihrem schwindelerregend hohen Tempo – nämlich vor allem durch ihre Effekte. Nicht nur die Transformation vom 2D-Cartoon zur 3D-Computerfigur der Looney-Tunes-Charaktere ist hier vortrefflich gelungen. Auch ihre cartoontypischen Bewegungen und bekannten Gimmicks haben die Macher:innen 1:1 von den Vorbildern übernommen. „Space Jam 2“ sieht im Großen und Ganzen einfach verdammt gut aus. Und ganz gleich, ob man dem Film nun unterstellt, eine riesige Warner-Brothers-Ego-Show zu sein (dem wir durchaus zustimmen würden), oder diese grenzenlose Auswahl an Figuren eben doch den Geist des Erstlings trifft: Man kann dem Film nicht vorwerfen, er würde für das für ein Kinoticket bezahlte Eintrittsgeld keine Unterhaltung bieten. Auch wenn diese die meiste Zeit über damit einhergeht, dass man diesen filmgewordenen Energydrink zeitgleich ziemlich anstrengend und nervig finden kann.

Fazit: „Space Jam 2“ ist in seinen zwei Stunden zu jedem Zeitpunkt unterhaltsam und nervig zugleich.

„Space Jam 2“ ist ab dem 15. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.

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