Der Prinz aus Zamunda 2

Nach über 30 Jahren wird ein Comedy-Klassiker fortgesetzt: Ob Eddie Murphy und Co. in DER PRINZ AUS ZAMUNDA 2 genauso überzeugen können wie im Komödienhit von Regisseur John Landis, das verraten wir in unserer Kritik.

OT: Coming 2 America (USA 2021)

Der Plot

Dem Sterben nah, hat Zamundas König Jaffee Joffer (James Earl Jones) nur einen Wunsch: Sein Königreich soll nach seinem Ableben sicher bleiben. Denn das benachbarte, stark militarisierte Land Nexdoria ist dazu bereit, einen Angriffskurs zu fahren, sollte nicht die heiratswillige Tochter des Generals Izzi (Wesley Snipes) unter die Haube kommen. Zamundas Prinz Akeem Joffer (Eddie Murphy) hat jedoch bloß Töchter, was seinen (und somit Zamundas) Stand aus traditioneller Sicht enorm schwächt. Einen Hoffnungsschimmer hat König Jaffee allerdings: Bevor Akeem während des Amerika-Trips mit seinem besten Freund Semmi (Arsenio Hall) seine Frau (Shari Headley) kennengelernt hat, zeugte er unwissentlich einen unehelichen Sohn namens Lavelle (Jermaine Fowler). Besteht die etwa Möglichkeit, ihn zum Thronfolger auszubilden und so die traditionelle royale Linie aufrecht zu erhalten, die von Zamunda erwartet wird?

Kritik

Selber Film, verschiedene Länder, unterschiedliche Fandebatten: Im Vorfeld der Veröffentlichung von „Der Prinz aus Zamunda 2“ gab es unter deutschen Fans ein vorherrschendes Gesprächsthema – die Synchronisation. Dennis Schmidt-Foß (spricht unter anderem Chris Evans und Ryan Reynolds) ist seit 2007 die Stammstimme Eddie Murphys. Seine Herangehensweise ist ein Spagat zwischen der kultgewordenen, quietschenden Performance des verstorbenen, früheren Murphy-Stammsprechers Randolf Kronberg einerseits, und dem echten Timbre Murphys andererseits. Das findet weitestgehend Akzeptanz, aber eine kleine, lautstarke Fangemeinde möchte lieber eine Mimikry Kronbergs. Der große Nostalgiefaktor von „Der Prinz aus Zamunda“ führte zuletzt zu einem Wiedererstarken dieser Forderungen. Radiomacher Christopher Karatsonyi brachte sich einst selbst ins Gespräch als derartige Synchronstimme – und seine Kronberg-Imitation wurde kürzlich wieder zu einem Social-Media-Reizthema. Das Für und Wider dieser Initiativbewerbung hier abzuwägen, würde den Rahmen sprengen – doch die Debatte hat Relevanz. Denn es steht zu befürchten, dass manche deutsche Filmfans „Der Prinz aus Zamunda 2“ mit Profi-Synchronsprecher Schmidt-Foß keine faire Chance mehr geben, weil sie sich auf den Karatsonyi-Wunsch eingeschossen haben.

Eddie Murphy kehrt als Prinz Akeem zurück.

Beim US-Publikum derweil provozierte ein anderer nostalgischer Aspekt Voraburteile: Teil 1 erhielt 1988 ein R-Rating, unter anderem aufgrund harscher Sprache und nackter Haut. Dass die Fortsetzung „nur“ ein PG-13 erhielt, sorgte bei manchen Eddie-Murphy-Fans für schwere Enttäuschung. Dabei wäre es engstirnig, „Der Prinz aus Zamunda 2“ als schwach abzutun, bloß weil weniger geflucht wird und keine blanken Brüste gezeigt werden. Denn darum ging es bei „Der Prinz aus Zamunda“ nie: „Der Prinz aus Zamunda“ ist die überraschend herzliche, fast märchenhaft-optimistische Geschichte eines jungen Prinzen, der trotz frostiger Eltern und einer ihn verwöhnenden Dienerschaft bescheiden ist, und beschließt, nach Queens zu reisen, um eine auf Intellekt und gegenseitigen Respekt fußende Liebe zu finden. Entsprechend absurd wäre es, „Der Prinz aus Zamunda 2“ nun als „nicht derb genug“ zu kritisieren – und nach Verständnis der FSK sind sowieso beide Filme gleichermaßen „hart“, haben sie doch beide eine Freigabe ab zwölf Jahren. Doch egal ob Altersfreigabe oder Synchro: Solche Vorverurteilungen hat der Film nicht verdient. Es gelingt ihm nämlich, in weiten Zügen den Geist des Vorgängers einzufangen. Die „Wir drehen den Plot auf links“-Masche, nun einen jungen Mann mit blauem Blut von Amerika nach Zamunda zu schicken, mag auf dem ersten Blick zu naheliegend wirken. Doch die für das Skript verantwortlichen Kenya Barris („black-ish“), Barry W. Blaustein & David Sheffield (schrieben schon das Original) setzen dies charmant und gewitzt um.

„Doch egal ob Altersfreigabe oder Synchro: Solche Vorverurteilungen hat der Film nicht verdient. Es gelingt ihm nämlich, in weiten Zügen den Geist des Vorgängers einzufangen.“

Wenn etwa „Judas and the Black Messiah“-Co-Star Jermaine Fowler als Lavelle das Königreich von Zamunda kennenlernt, dient das einerseits als Steilvorlage für weitere Gags wie aus dem Intro des Originals: Zamunda ist ein lächerlich wohlhabendes Land, das gleichzeitig aber auf immer wieder pointiert-überraschende Weise naturverbunden ist. Das mündet in kleine, kreative Einfälle, dient zugleich aber auf kurzweilige Weise der Charakterentwicklung Lavelle. Wo das Original Humor daraus zieht, wie peinlich berührt Eddie Murphy als Akeem auf ständige Verhätschelung reagiert, setzt die Fortsetzung effektiv darauf, dass die zwiegespaltenen Reaktionen Lavelles komödiantische Reibungen nach sich ziehen. Während wir manchmal dazu angeregt werden, gemeinsam mit Lavelle verdutzt über Zamunda zu staunen und überzogene Angewohnheiten zu kichern, überwiegt hin und wieder eine empathische Fisch-aus-dem-Wasser-Situationskomik: Wenn der in eher schwachen Verhältnissen in Queens aufgewachsene Lavelle mit Mutproben konfrontiert wird, oder damit hadert, seine eigene Identität mit den teils hölzernen Gepflogenheiten der Königsfamilie zu vereinen, ist dies stets so strukturiert, dass wir über sein gelegentliches Scheitern lachen dürfen und ihn zugleich anzufeuern, die Kurve zu kriegen.

Fowlers geerdetes, unaufdringliches Spiel kommt dem Film enorm zugute, da es Lavelle zu einer einladenden Identifikationsfigur macht und den Film so erdet, dass er trotz vieler kauziger Nebenfiguren nicht zur Farce verkommt. Zwar gönnen die Autoren und Regisseur Craig Brewer („Dolemite Is My Name“) Fans des Originals erneut Szenen, in denen Murphy und Arsenio Hall unter Tonnen von Make-up schrille Randfiguren verkörpern – aber diese Momente laufen zügiger ab als im Original. In einem Sequel, in dem Wesley Snipes als Waffennarr und Herrscher einer Nicht-ganz-verfeindeten-aber-auch-nicht-freundlichen-Nachbarnation jede seiner Szenen mit sehr spaßigem Overacting an sich reißt, wären alles andere übersättigend.

Wiedersehen mit alten Bekannten und neuen Gesichtern.

Leider zerfasert „Der Prinz aus Zamunda 2“ im dritten Akt. Egal, wie nachvollziehbar Lavelles Reise ist und die Kostüme der „Black Panther“-Designerin Ruth E. Carter zum Staunen einladen – die Skizzierung Akeems sorgt für erzählerische Schönheitsfehler: Der Held des Erstlings weigert sich in der zweiten Filmhälfte lange, progressive Einsichten zu zeigen, die er so, wie wir ihn kennengelernt haben, eigentlich längst verinnerlicht haben müsste. Überzeugende Begründungen dafür, dass Akeem seinem Naturell zuwiderhandelt, hat das Skript nicht zu bieten – dem Humor an „Der Prinz aus Zamunda 2“ tut dies zwar keinen Abbruch. Eine Handvoll unnötig-fieser Gags zu Beginn und das cartooneske Product Placement reißen da schon eher aus dem Film heraus. Jedoch sorgt dies dafür, dass sich die Geschichte überdehnt anfühlt. Es wird spürbar, dass die Figuren ihre Konflikte längst beiseite gelegt hätten, würden die Verantwortlichen nicht den Plot auf der Stelle treten lassen, um weiter Überbrückungsmaterial für die Strecken zwischen den Gags zu haben. Abgesehen davon, ist das von Murphy im Halbernst für 2037 angekündigte nächste Sequel allerdings keine Bedrohung mehr, sondern ein Versprechen.

„Während wir manchmal dazu angeregt werden, gemeinsam mit Lavelle verdutzt über Zamunda zu staunen und überzogene Angewohnheiten zu kichern, überwiegt hin und wieder eine empathische Fisch-aus-dem-Wasser-Situationskomik.“

Fazit: Ein vergnügliches Wiedersehen mit Zamunda: Trotz der konstruierten Begriffsstutzigkeit mancher Figuren, die gegen Ende das Erzählvergnügen drosselt, ist „Der Prinz aus Zamunda 2“ ein spaßiger, würdiger Nachfolger des Publikumslieblings von 1988.

„Der Prinz aus Zamunda 2“ ist ab dem 5. März bei Amazon Prime streambar.

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