Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers

Die „Star Wars“-Saga geht zu Ende. Und mit STAR WARS – DER AUFSTIEG SKYWALKERS hinterlässt die Fans mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Warum und was das mit der Erwartungshaltung des Publikums zu tun hat, das verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Etwa ein Jahr nach den Ereignissen aus „Star Wars – Die letzten Jedi“ erschallt eine bekannte, finstere Stimme durch das Universum. Der Anführer der boshaften Ersten Ordnung, Kylo Ren (Adam Driver), macht sich auf die Suche nach deren Ursprung. Widerstands-Mitglied Rey (Daisy Ridley) trainiert derweil, um sich auf ihren ultimativen Kampf vorzubereiten. Und ihre Freunde Finn (John Boyega) und Poe (Oscar Isaac) besorgen händeringend Informationen darüber, wie der Widerstand der Ersten Ordnung endlich einen fatalen Schlag verpassen kann …

Kritik

Ende der Kölner Pressevorführung. Die Lichter im Saal gehen wieder an. Ich stehe auf, gleichzeitig dreht sich ein Kerl zwei Reihen vor mir um. Er blickt meine Sitznachbarin an, seine Augen verengen sich zu finsteren Schlitzen und er keift in den Saal: „Der war scheiße!“ Einige Minuten später: Meine Kollegin und ich stehen vor einer U-Bahn-Haltestelle, wollen uns verabschieden, als zufällig ein Kollege vorbei düst. Er ist riesiger „Star Wars“-Fan, war mit den vergangenen Filmen aber nicht durchweg fein. Ich frage vage: „Hey, wie geht es dir?“ Er antwortet: „Wegen eben, meinst du? … War Hammer! Der Beste von den Neuen. Echt magisch!“ Anders gesagt: „Star Wars“ bleibt wohl das ewige Streitthema, zu dem es sich im Laufe der Jahrzehnte gesteigert hat. Mit größerer Reichweite und größerem, Generationen übergreifenden Einfluss geht halt eine größere emotionale Verstrickung in die Sache einher. Und zwischen 1977 und 2019 wurde „Star Wars“ aus so verschiedenen Gründen geschaut, gefeiert und analysiert, dass da halt einige gänzlich gegensätzliche Perspektiven bei heraus gekommen sind, die allesamt mit gleicher Intensität verteidigt werden.

Daisy Ridley schlüpft mutmaßlich ein letztes Mal in die Rolle der Rey, Adam Driver ist Kylo Ren.

Und dieser eklektisch betrachtete Popkultur-Monolith namens „Star Wars“ erhält nun so etwas wie einen Quasi-Abschluss – Meinungsverschiedenheiten sind da vorprogrammierter denn je. Ist das Ende der Skywalker-Saga, die bislang das zentrale Element des „Star Wars“-Franchises markiert hat, nun ihr glänzendes Aufbäumen zum Schluss, ihr dramatischer Schwanengesang, ihre Destruktion oder das konsequente Zuendedenken? Nun, irgendwie … all das! Denn „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ ist ein riesiger, filmischer Kompromiss, der sich redlich abmüht, jede Art „Star Wars“-Fan anzusprechen, allem gerecht zu werden, was in „Star Wars“ drin steckt und all dem Tribut zu zollen, was Fans aus „Star Wars“ ziehen. Und das ist durchaus ein nachvollziehbarer Schritt: Regisseur J. J. Abrams („Star Wars – Das Erwachen der Macht“) will schließlich einer riesigen, widersprüchlichen Fanbase eine Abschlussfeier spendieren. Aber es ist auch eine Herangehensweise, bei der Freude und Enttäuschung dicht an dicht stehen. Nicht zuletzt, weil „Star Wars“ sich über einen längeren Zeitraum entwickelte und veränderte als das vor wenigen Monaten ebenfalls mit einem Quasi-Finale gesegnete, organisch gewachsene Marvel Cinematic Universe.

Es hilft allerdings nicht, dass das Drehbuch von J. J. Abrams und „Argo“-Autor Chris Terrio (das zudem Storyideen von Colin Trevorrow und Derek Connolly enthält) einem Stückwerk ähnelt, während Christopher Markus & Stephen McFeely das „Avengers: Endgame“-Drehbuch konsequent durchgezogen haben. So konnte man durchaus in dem Marvel-Epos sitzen, denken, dass „Thor – The Dark Kingdom“ einer der schwächeren Marvel-Studios-Filme ist, und sich von Markus & McFeely so sehr um den Finger wickeln lassen, dass man von ihrem Wiederaufgreifen des Films glatt gerührt ist. „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ dagegen fühlt sich so an, als habe man sehr angestrengt versucht, wirklich jeden Sub-Sektor der Fangemeinde anzusprechen, und zwar immer schön der Reihe nach. Dadurch geraten der Erzählfluss und vor allem die Stimmung des Films immer wieder ins Holpern: Oh, du magst das überhöht-mythologische Element von „Star Wars“, mit seinen übermenschlichen Superschurken und den astreinen Helden? Hier ist ein schmierig lachend vorgetragener, ellenlanger Monolog für dich! Wie, du magst die Feinheiten am „Star Wars“-Mythos, etwa repräsentiert durch die Grauschattierungen in „Rogue One: A Star Wars Story“ und „Star Wars – Die letzten Jedi“? Kein Problem, hier ist eine Actionszene für dich! Du magst es, wie sehr sich die ersten beiden „Star Wars“-Trilogien strukturell überschnitten haben? Gut, hier werden einige sehr deutliche Parallelen zu den bisherigen Filmen hergestellt. Was, du ziehst es vor, wenn „Star Wars“ sich immer neu erfindet? Na gut, hier ist eine Überschreitung mit bisherigen „Star Wars“-Regeln! Und nun wieder von vorn!

Was hegt Kylo Ren für Pläne?

So stottert das Storytelling von „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ alle Pflichten ab, schlägt Haken von Fantasy-Düsternis hin zu Märchen-Kitsch. „Star Wars“ halt – diese Filmreihe bereiste schon so viele verschiedene Schattierungen des Genres Weltall-Abenteuer, per se ist das hier also nichts Neues. Bloß, dass sich hier erstmals alles, egal wie widersprüchlich, die Waage halten soll, und Abrams und Terrio sich schwer tun, dies alles im aufgedrehten Finale zu einer kohärenten Gesamtvision zu vereinen. Es gibt Filme, die knallige Albernheiten und tiefschürfende Tragik bieten, und die dennoch wie aus einem Guss wirken. „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ derweil ist zwar wahrlich kein himmelschreiend uneinheitlicher Film, trotzdem haftet ihm diese deutliche Aura der Kompromissschließung an. Da reihen sich halt mit Bedauern vorgetragene, nachdenkliche Parallelen zum verzwickten politischen Klima der 2010er-Jahre direkt neben fies ausgekostete Weltraum-Seifenoper-Schwarz-Weiß-Malerei. Es sollen sich halt alle die Versatzstücke raus picken, die sie lieben und wiedersehen wollen – auch wenn die Gefahr besteht, dass sich manche eher vor den Film setzen und an den Elementen hängen bleiben, die sie endlich überwunden sehen wollten. Dieser Pessimismus ist wohl leider auch durchaus nachvollziehbar, denn nicht alle nehmen dankend einen scheuen Kompromiss als großen Abschluss an. Trotzdem ist es ein Kunststück, bei so etwas wie „Star Wars“ überhaupt noch einen Kompromiss zu erreichen, und das muss respektiert werden.

Zu dieser Übereinkunft der Tausenden Herzen, die in der «Star Wars»-Brust schlagen, tragen neben Adam Driver und Daisy Ridley, die beide mit mimischer Intensität und zugleich mit Feinfühligkeit auftrumpfen, auch Dan Mindels Bilder bei. Der „Mission: Impossible III“-Kameramann findet bedeutungsschwere, kontrastreiche Totalaufnahmen, die Erinnerungen an den mit Bildmetaphern durchzogenen „Star Wars – Die letzten Jedi“ weckt, doch ebenso sehr gleitet seine Kamera stabil, aber zügig durch Actionszenen, dass immer wieder mal die Dynamik aus „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ aufkommt. Der legendäre Komponist John Williams wiederum erschafft ein mächtiges „Star Wars“-Musik-Best-of, das zwischen rasantem Melodienraten und einfallsreichen, hoch emotionalen Neuarrangements sowie Verschmelzungen mehrerer Motive pendelt. Und in typischer „Star Wars“-Manier erlauben sich Maryann Brandon und Stefan Grube bei ihrer Schnittarbeit einige kreativ-verspielte Szenenübergänge. Da werden aber sehr bewusst gesetzt, so dass sich der Schnitt nicht ganz so sehr in den Vordergrund drängt wie in den verspielteren der vorhergegangenen Teile.

Die Saga neigt sich dem Ende…

Hinsichtlich der Effekte lässt sich nicht klagen: Abrams setzt erneut auf ein zumeist übergangsloses Verschmelzen von haptischen und digitalen Elementen, und dank des eindrucksvollen (wenngleich nur sehr selten neue Wege einschlagenden) Produktionsdesigns weiß dieser Mischmasch zu überzeugen. Die Gestaltung der Action-Setpieces dagegen hat ihre Schwachpunkte: Es mangelt an findigen neuen Kampfschauplätzen und auf jeden emotional untermauerten Action-Moment scheint im Gegenzug auch ein wuseliges Effektegewitter zu kommen, das mit Stolz präsentiert wird und auf der Leinwand erst einmal verweilen darf, bevor es weitergeht. Jedoch versteht es Abrams unterm Strich durchaus intuitiv, mit Kampfchoreografien schlüssige, non-verbale Aussagen über seine Figuren zu treffen. Wesentlich verkrampfter sind da schon die Bemühungen des Filmteams, Carrie Fisher möglichst viel Leinwandzeit zu geben: Die bereits 2016 verstorbene Schauspielikone wird mittels Outtakes, Alternativszenen und zusätzlichem Bildmaterial der vergangenen Filme sowie dank Körperdoubles quasi-wiederbelebt und hat eine relativ ausgeprägte Rolle in „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“, wenngleich es manchmal an Verzweiflung heranreicht, wenn beispielsweise eine ganz Szenen rund um „Ein paar Sekunden Filmmaterial von Carrie Fisher blickt als Leia Organa besorgt ins Nichts“ erstellt werden. Rein technisch ist diese Resteverwertung nahtlos gelungen, aber ob man der Schauspielerin, die sich auch als -Ghostwriterin/Notfall-Drehbuch-Verbesserin einen Namen gemacht hat, wirklich gerecht wird, indem man ihr mit Ach, Krach und viel Schweiß weitere, teils nichtssagende Filmszenen andichtet ..?

Fazit: Ein angestrengt zusammengehaltener, zwischendurch aber immer wieder kurzweiliger „Star Wars“-Gemischtwarenladen: Das Finale der Skywalker-Saga will jede Facette von „Star Wars“ gleichermaßen bedienen, egal, wie holprig solche vereinten Widersprüche zwangsweise geraten. Getragen von Daisy Ridley, Adam Driver und John Williams‘ Musik punktet dieser riesige Kompromiss aber öfter, als das gelegentlich verkrampfte Skript erwarten ließe.

„Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ ist ab sofort in vielen deutschen Kinos zu sehen.

3 Kommentare

  • ich kann mit SW absolut nichts anfangen. Die Handlung ist immer dieselbe: da der bunte Haufen der guten Rebellen, dort die homogene Gruppe der Space-Nazis, von denen nur Darth Vader zur Ikone wurde. Alle anderen Bösewichter (Snoke , Palpatin, Darth Maul etc.) sind beliebig. Und am Ende igbt’s immer Finale Furioso, wo die bösen zusammengesemmelt werden
    Beliebig sind auch die Kämpfe und Schwertduelle. Es gewinnt nicht der,d er die beste Taktik oder Ausdauer hat, sondern einfach nur, wer besser die „Macht“ hinter sich hat und nützt.
    Die ganzen Familien- und Liebeskonflikte nimmt man auch nur so peripher mit (Wer nun der Vater von Rey ist, ist letztendlci hso was von wurscht!).
    Super sind die audiovisuelle Effekte und Musik-Effekte, die durchaus die Fantasie beflügeln.
    SW ist ein Mythos und Selbstrenner ähnlich wie James Bond -mehr nicht. Man braucht 40 Jahre immer nur dasselbe abdrehen- die Leute treibt’s ins Kino – no matter what!

  • Als Star Wars Fan der ersten Stunde, 1977/78 fand ich Episode 1 bis 3 zwar etwas zu modern, aber OK.

    Nun hörte ich, da mir Rogue One und Solo ganz gut gefielen, obwohl es einen Solo Fan-Film gibt, mit etwas besseren Han Solo ( Ähnlichkeit, Gestik, Mimik), das es Star Wsrs 7 bis 9 geben soll. Leider von Disney, wie man an diesen Testfilmen sehen kann. Jedenfalls hat diese gespielte Komik null mit Star Wars zu tun.

    Bin gespannt, wann Episode 7 bis 9 jemals raus kommt. Würde mich sehr freuen, da allerdings ein X-Wing oder ein Stormtrupper noch kein Star Wars ausmacht, und das anscheinend so durchgeführt wurde……naja, schätze nie. Oder? (Würde mich gerne irren!)

    BTW. Nur weil jemand im Kino war, zeigt das nicht, ob der Film gut oder schlecht war. Heisst: Es gibt keine reele Bewertung. ( Man kann doch auch Likes und Rezessionen kaufen, war da nicht was?)

Und was sagst Du dazu?