Das Leben ist ein Fest

Das Erfolgsduo hinter „Ziemlich beste Freunde“ bringt mit DAS LEBEN IST EIN FEST eine weitere vielversprechende Komödie auf den Markt, die gerade jenen Zuschauern gefallen dürfte, für die der Millionenhit um Omar Sy und François Cluzet nicht genügend Ecken und Kanten hatte. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Kann einem Wedding Planner etwas Schlimmeres passieren als ein verdorbenes Buffet, eine Hochzeitsgesellschaft, die im Stau steht, ein Fotograf, der sich daneben benimmt, eine Band, die kurzfristig absagt, und ein Team, das wegen einer Lebensmittelvergiftung ausfällt? Wenn dann noch die eigene Frau die Scheidung will und der Schwager in der Braut die große Liebe seines Lebens erkennt, ist das Chaos perfekt! Seit Jahrzehnten richtet Max (Jean-Pierre Bacri) luxuriöse Hochzeiten aus – routiniert und professionell. Doch sein aktuelles Projekt, eine Traumhochzeit in einem herrschaftlichen Landschloss vor den Toren Paris, droht zum Fiasko zu werden. Und das, obwohl es eigentlich ein ganz normaler Auftrag werden sollte. Als der Abend zunehmend aus dem Ruder läuft, beschließt Max, seinen Job an den Nagel zu hängen und seine Firma zu verkaufen. Oder kann sich völliges Chaos doch noch zum Guten wenden und die Feier gerettet werden?

Kritik

Vor sechs Jahren sorgten die beiden Franzosen Olivier Nakache und Eric Toledano mit „Ziemlich beste Freunde“ für einen der Kino-Überraschungshits des neuen Jahrtausends. Hierzulande sahen über neun Millionen Besucher die tragikomische Geschichte über einen Querschnittsgelähmten und seinen lebensfrohen Pfleger, der seinem Patienten mit der Zeit die Lust am Leben zurückgab. Mittlerweile ist sogar ein US-Remake in Planung und Hauptdarsteller Omar Sy kann sich vor ähnlich gelagerten Rollen kaum retten. Seither erschien mit „Heute bin ich Samba“ bloß ein weiterer Film des Duos in den Kinos, der – ebenfalls mit Omar Sy in der Hauptrolle – sogar ein ähnliches Thea ansprach wie ihr Millionenerfolg, genau jenen allerdings nicht wiederholen konnte. Nun erscheint mit „Das Leben ist ein Fest“ die nächste Nakache-Toledano-Kooperation, für die sich die beiden Filmemacher ihr Steckenpferd zwar nicht vollständig links liegen lassen, sich jedoch erstmals auch an völlig neuen Themen versuchen. Auch in „Das Leben ist ein Fest“ sezieren die Regisseure die Eigenheiten verschiedener Gesellschaftsschichten, konzentrieren sich dafür allerdings nicht mehr stellvertretend auf ein bis zwei Einzelpersonen, sondern nehmen direkt eine ganze Hochzeitsgesellschaft mitsamt zuständiger Weddingplaner-Agentur unter die Lupe. Das Ergebnis besitzt wesentlich mehr Ecken und Kanten als „Ziemlich beste Freunde“ und darf daher getrost als bislang bester Film des Duos gewertet werden.

Sänger James (Gilles Lellouche) singt für die Hochzeitsgäste.

Im Original hört „Das Leben ist ein Fest“ auf den Titel „Le sens de la fête“, was übersetzt so viel wie „Der Sinn des Festes“ bedeutet. Indem der Film im Deutschen das Wort „Leben“ im Namen trägt, treffen es die Verantwortlichen allerdings deutlich genauer, denn in erster Linie geht es in der Geschichte darum, wie der Kosmos einer feierwütigen Gesellschaft das Leben in all seinen Facetten abbildet. Jede noch so kleine Figur besitzt ihren Platz im Gefüge und ist auf ihre ganz eigene Art und Weise verantwortlich für das Gelingen der Feier, oder eben für kleinere als auch größere Katastrophen. Von den eigentlich im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Brautpaar erfahren wir indes kaum etwas. Stattdessen rücken Toledano und Nakache, die auch das Drehbuch schrieben, vor allem die Leute in den Fokus, die bei einer solchen Veranstaltung normalerweise im Hintergrund agieren. Die, ohne die all das nicht möglich wäre, die für einen reibungslosen Ablauf des Fests sorgen und dafür, dass jeder zum richtigen Zeitpunkt die richtige Speise im Mund, das richtige Musikstück auf dem Ohr oder den richtigen Tanzpartner an seiner Seite hast. Die Rede ist vom Wedding Planer Max und seiner Heerschaar aus Mitarbeitern; einer Art Partyservice der gehobenen Preisklasse, der sich auf Wunsch des Brautpaares auch schon mal in schwere viktorianische Kostüme zwängt, obwohl diese im Anbetracht der darin zu verrichtenden Arbeit eigentlich völlig unpraktisch sind. Doch was tun, wenn der Kunde nun mal König ist?

Olivier Nakache und Eric Toledano zeigen bereits in der aller ersten Szene, was in ihnen steckt, wenn ihr eigentlich herzensguter Protagonist Max – mit Leib und Seele Hochzeitsplaner – ein allzu sparsames Pärchen an ihren übertriebenen Wünschen für die anstehende Zeremonie auflaufen lässt. Zunächst weiß man nicht so recht, mit welcher von beiden Seiten man nun eigentlich Mitleid haben soll, schließlich hat das Paar eigentlich nur mit Nachdruck versucht, den Preis für die Feierlichkeit nach unten zu drücken. Doch auf der anderen Seite steht da auch der leidenschaftliche Ausstatter und Spezialist für pompös gestaltete Feste, der mit Nachtisch von der Stange und selbstgemachter Tischdeko nun mal so gar nichts anfangen kann. In „Das Leben ist ein Fest“ stellen die Regisseure die überhöhten Ansprüche an den eigenen Hochzeitstag immer wieder der Realität gegenüber und klopfen sie aus der Perspektive des Partyservice darauf ab, wie realistisch das Streben nach einem perfekten Fest eigentlich ist. Das beinhaltet so kuriose Szenen wie einen Notfallplan, der aus Teigtaschen besteht: Als sich ein Teil der Hauptspeise als verdorben erweist, servieren Max und seine Crew Teigtaschen, um Zeit zu schinden, Hunger zu stillen und die Gäste zum Trinken zu animieren. Der Magen ist voll, die Gäste vorerst zufrieden und am Ende wird Niemand die Verzögerung bemerken. Diese Szene steht stellvertretend für diverse, die aufzeigen, dass Perfektion alles nur eine Frage der richtigen Präsentation ist. Anhand verschiedener Haupt- und Nebenfiguren, vom Musiker über den Fotografen bis hin zu Max‘ potenzieller Nachfolgerin, spielen in „Das Leben ist ein Fest“ vor allem die Strippenzieher fremden Glücks eine Rolle. Und gleichzeitig spielen sich im Inneren dieser Crew weitere kleinere und größere, persönliche Dramen ab.

Fotograf Guy (Jean-Paul Rouve) bei der Arbeit.

Über den persönlichen Hintergrund all der Charaktere erfahren wir auf der einen Seite relativ wenig. Die Meisten von ihnen definieren sich ausschließlich über die von ihnen ausgeübte Tätigkeit. Gleichzeitig agieren die Figuren in ihrem Metier allesamt derart spleenig, dass man einen größeren Background gar nicht benötigt, um sich für ihre Belange zu interessieren. Da ist der Loser, der auf seine Arbeit eigentlich keine Lust mehr hat und nur noch aus Mitleid angestellt wird, die übereuphorische Mitarbeiterin, die es im Leben noch zu etwas bringen will, allerdings in ihrer Position feststeckt, genauso wie der gleichermaßen verzweifelte wie hoffnungsvolle Träumer, der für die negative Resonanz seiner Umwelt schon längst nicht mehr empfänglich ist und daher sein eigenes Ding durchzieht. Nakache und Toledano arbeiten für jede Figur ihrer Möglichkeiten entsprechend eine eigene kleine Geschichte heraus, verlieren dabei jedoch nie das Gesamtkonstrukt aus den Augen. Umspannt wird „Das Leben ist ein Fest“ nämlich bis zuletzt von dem Plan, eine Hochzeitsfeier so auszutragen, dass die Brautgesellschaft diesen Tag nie vergessen wird. Das gerät auf der Zielgeraden unnötig aus dem Ruder. Auch der ein oder andere von ohnehin diversen Subplots hätte das randvolle Drehbuch gern vor dem Weg auf die Leinwand verlassen dürfen. So ist das Tempo mitunter fast schon irrwitzig hoch und manch ein roter Faden wird fallengelassen, bevor er überhaupt zu seinem Höhepunkt findet. Doch letztlich ist das wie bei einer richtigen Hochzeit: Obwohl vielleicht nicht jedes Detail geglückt ist, zählt letztlich vor allem das Endergebnis. Und das stimmt hier!

Fazit: Das Leben in all seinen Facetten, präsentiert anhand einer aus dem Ruder laufenden Hochzeitszeremonie – „Das Leben ist ein Fest“ endet zwar auf einer allzu versöhnlichen Note, ist jedoch die meiste Zeit über eine anarchisch-unterhaltsame Ensemblekomödie mit schrägen Figuren in noch schrägeren Situationen.

„Das Leben ist ein Fest“ ist ab dem 1. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.

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