Guardians of the Galaxy Vol. 2

Gespannt wartet die Marvel-Community auf die Fortsetzung der wohl unkonventionellsten Weltraum-Söldner der Kinogeschichte. Ob es Regisseur James Gunn gelingt, mit GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 2 an die Qualität des Vorgängers anzuknüpfen, das verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Peter Quill alias Star-Lord (Chris Pratt) und seine Bande exzentrischer Helden, von Baby Groot (Vin Diesel) über Rocket (Bradley Cooper/Fahri Yardim) bis hin zu Gamora (Zoe Saldana) haben gerade den Planeten Xandar und seine Bewohner gerettet und sind dadurch zu Popularität und Ruhm gelangt. Nun fliegen die Guardians als Söldner durchs All, um das Universum zu beschützen. Doch von einem Tag auf den anderen muss das Team darum kämpfen, die neu gefundene Familieneinheit zusammenzuhalten, als sie auf Peters Vater Ego (Kurt Russell) treffen. Aus alten Gegnern werden neue Verbündete und einmal mehr steht das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel. Den Guardians of the Galaxy stehen aufregende Zeiten bevor.

Kritik

Wenn ein Film aus dem Marvel Cinematic Universe zu einem Megaerfolg wird, kann man schon lange nicht mehr von einer Überraschung sprechen. Umgekehrt wäre das schon viel sinnvoller, doch im Anbetracht der Standardqualität der vielen Marvel-Comicverfilmungen ist erst einmal nicht davon auszugehen, dass einer der in den kommenden Jahren anstehenden Blockbuster – von „Thor: Ragnarok“ bis hin zu „The Avengers: Infinity War“ – kein potenzieller Rekordgarant wird. Der Grund, weshalb man im Falle von „Guardians of the Galaxy“ aus dem Jahr 2014 dennoch von einem Überraschungserfolg sprechen kann, ist primär das spektakuläre Feedback von Seiten der Zuschauer und Kritiker. James Gunn (von ihm erscheint in wenigen Wochen auch der famose Splatter-Thriller „The Belko Experiment“) gelang es damals, seine Zuschauer allumfassend für sich zu begeistern. Selbst Teile des Publikums, die sich dem MCU bislang konsequent entsagten, fanden an der unkonventionellen Söldner-Crew rund um den liebenswerten Macho und Draufgänger Star-Lord Gefallen. Kein Wunder: Ein sprechender Baum und ein bewaffneter Waschbär hatte man so einfach noch nicht auf der großen Leinwand gesehen. Doch wie das bei kultverdächtigen Filmen nun mal so ist: Sobald die Macher um die Lieblinge ihres Projekts wissen, ist es schwer, den Erfolg zu wiederholen, ohne sich dabei auf jenem des Vorgängers auszuruhen. Im Gegensatz zu bemüht nach dem Kultstatus schielenden Filmen wie etwa DCs „Suicide Squad“ sind die Helden aus „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ noch immer wirklich cool und tun nicht einfach nur so. Doch den Wow-Effekt des ersten Teils können Gunn und seine Crew nicht bloß deshalb nicht wiederholen, weil man als Zuschauer mittlerweile weiß, was einen erwartet, sondern vor allem, weil man sich vordergründig zwar auf die Stärken des Vorgängers beruft, sich das jedoch vor allem zunutze macht, um die Gagschraube anzuziehen. So bleiben emotionale Charaktermomente auf der Strecke und „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ wird zu einer erzählerisch überraschend generischen Space-Opera.

Groot (im Original gesprochen von Vin Diesel) war schon im ersten Teil der Publikumsliebling und ist jetzt als Baby Groot noch niedlicher.

Schon in den ersten zehn Minuten zaubert Marvel ein Ass aus dem Ärmel, das vor allem all jene Zuschauer beruhigen wird, die sich vorab an den zu viel aussagenden Trailern zu „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ störten: Was in den diversen Vorschauclips wie ein Zusammenschnitt des Finales anmutet, ist nicht mehr als die wohl süßeste Vorspannsequenz des Jahres, in welcher Publikumsliebling Baby Groot lieber Musik hört, anstatt sich an der im Hintergrund stattfindenden Monsterschlacht zu beteiligen. Das ist Statement und Understatement zugleich, denn eines ist klar: Der sich für tausende von Merchandising-Produkten so perfekt eignende Mini-Baum wird in der „Guardians“-Fortsetzung viel mehr Spielraum bekommen; nicht zuletzt, weil das Publikum einfach danach verlangt. Gleichzeitig könnte man allerdings allein anhand dieser Sequenz auch auf die Idee kommen, dass das im Blockbusterkino geltende „Höher, schneller, weiter“-Prinzip bei der Konzeptionierung von Sequels nicht gilt. Immerhin lenkt James Gunn unsere Aufmerksamkeit gerade auf einen tanzenden Baby-Baum und nimmt uns damit die Sicht auf die wirklich wahren Dinge eines Fantasy-Actioners. Doch so spektakulär gut diese Szene auch gedacht ist, ebnet sich eben nicht den Weg für einen Film, der durchgehend nach diesem Prinzip funktioniert, sondern ist einfach nur einer der nicht allzu vielen Höhepunkte in „Guardians of the Galaxy Vol. 2“. Im Verlauf der 130-minütigen Filmhandlung geht es nämlich dann doch vornehmlich darum, spektakuläre Weltraumschlachten zu zeigen, in denen emotionale Momente nicht allzu viel Platz einnehmen können.

Dabei hält James Gunn im Sequel an der der im ersten Film so bewährten Figurendynamik fest und kann außerdem darauf bauen, dass auch die Darsteller scheinbar nie aus ihrem Habitus ausgebrochen sind. Chris Pratt („Jurassic World“) ist immer noch derselbe verschmitzte Draufgänger wie vor zwei Jahren, Bradley Cooper („Joy – Alles außer gewöhnlich“) findet sich erneut in einem von Derbheit und Unbedarftheit chargierenden Duktus seines flauschigen Gesellen Rocket wieder (wir haben vorab nicht die deutsche Fassung mit Fahri Yardim, sondern die Originalversion gesehen), Zoe Saldana („Live by Night“) vereint famos Zerbrechlichkeit und Stärke und Dave Bautista („James Bond 007: Spectre“) scheint als alles wörtlich nehmender, keinerlei Ironie verstehender und grundehrlicher Haudegen Drax seine Paraderolle gefunden zu haben. Zu den anderen (Neben-)Darstellern wollen wir aus Spoilergründen an dieser Stelle nichts verraten, freuen uns allerdings über Neuzugänge wie Kurt Russell („The Hateful 8“) oder Sylvester Stallone („Creed“) – wenngleich sich bei Letzterem nicht wirklich nachvollziehen lässt, weshalb Marvel hier vorab so lautstark dessen Auftreten kommunizieren musste, wenn der Auftritt doch nicht mehr als ein etwas ausgiebigerer Cameo ist. Sie alle integrieren sich hervorragend in den alteingesessenen Cast und erwecken ihre Figuren engagiert und passioniert zum Leben. Trotzdem gilt für sie das Gleiche, wie für das Stammensemble: Es fehlt ihnen ebenso an ruhigen Momenten, um die Tiefe in ihren Figuren vollständig auszuschöpfen. Viel zu häufig sind sie einfach nur Bestandteil spektakulärer Actionszenen und dürfen in den Momenten dazwischen allenfalls coole One-Liner von sich geben. Die Bindung zum Publikum verstärkt das nicht unbedingt.

Star-Lord (Chris Pratt) und Yondu (Michael Rooker) müssen mal wieder die Galaxie vor dem Bösen retten.

Natürlich war schon der erste Teil von „Guardians of the Galaxy“ kein tiefschürfendes Charakterkino. Gleichwohl lebte der Film, wie auch Teile der Fortsetzung, von seinen Gegensätzen und entwickelte auch seinen Reiz genau hierdurch. Manche Subplots in „Vol. 2“ kündigen ähnliches Potenzial an. Etwa, wenn der alles andere als gesellschaftskompatible Drax in der Außerirdischen Mantis (Pom Klementieff) endlich eine Art Seelenverwandte findet. Doch anstatt sich diese Stärken zueigen zu machen und den Film dadurch nicht nur visuell aufregend, sondern auch emotional ergreifend zu gestalten, nutzt James Gunn dieses Szenario hauptsächlich, um „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ noch stärker auf der Seite der Komödien zu positionieren. Jede der Figuren erhält ihre kleinen und großen One-Liner, die auch funktionieren, da sie sich immer aus der Situation heraus ergeben und zu den Figuren passen. Trotzdem widmet sich Gunn damit nur einer der beiden Seiten, durch welche der Auftaktfilm so stark wurde. Dass „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ visuell und akustisch wiederum in seiner ganz eigenen Liga spielt, ist da kaum noch einer Rede wert. Sieht man einmal von dem diesmal nicht wirklich gelungenen Verjüngungseffekt ab, den Kurt Russell in der Prologsequenz über sich ergehen lassen musste, ist der in spektakulärem 3D daherkommende Film ein ganz und gar auf der Höhe moderner CGI-Blockbuster befindlicher Fantasyfilm. Trotzdem gestalten sich gerade die vielen Actionszenen mit der Zeit immer beliebiger. Aus der farbenfroh-kreativen Umgebung holen die Macher nur vereinzelt das Optimum an Schönheit und Pomp heraus (Stichwort: Ego). Damit ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ zwar ein immer noch solider bis starker Film aus dem MC-Universum, doch im Anbetracht des liegen gelassenen Potenzials erweist sich das ansonsten wirklich kurzweilig und detailreich inszenierte Unterfangen dann eher als kleine Enttäuschung.

Fazit: Mit „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ setzt Regiseur James Gunn dort an, wo er beim ersten Teil aufgehört hat und hält sich an das ungeschriebene Sequel-Grundgesetz, alles immer noch eine Spur bombastischer zu gestalten. Das Ergebnis ist ein cooler Fantasy-Actionfilm mit viel Krawumm, lustigen One-Linern aber nur allzu wenigen Charaktermomenten. An den Vorgänger kommt die Fortsetzung entsprechend nicht heran.

„Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ist ab dem 27. April bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in starkem 3D!

Ein Kommentar

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