Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den ersten Startdonnerstag des 19. Januar 2017, zu dem die Oscars erneut ihre Schatten voraus werfen. Mit „Manchester by the Sea“ kommt ein weiterer Favorit auf die Goldjungen in die Kinos, während sich die breite Masse wohl vor allem auf „Verborgene Schönheit“ freut – Will Smith zieht nach wie vor. In diesem Fall ein echtes Ärgernis. Ob die Welt auf ein neues Abenteuer von Vin Diesel alias Xander Cage gefreut hat, darf ebenfalls bezweifelt werden. Darüber hinaus wurde „xXx: The Return of Xander Cage“ der Presse bisher vorenthalten.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
MANCHESTER BY THE SEA | Regie: Kenneth Lonergan | USA 2016

Lee Chandler (Casey Affleck) ist ein schweigsamer Einzelgänger, der als Handwerker eines Wohnblocks in Boston arbeitet. An einem feuchtkalten Wintertag erhält er einen Anruf, der sein Leben auf einen Schlag verändert. Das Herz seines Bruders Joe (Kyle Chandler) steht still. Nun soll Lee die Verantwortung für seinen 16-jährigen Neffen Patrick (Lucas Hedges) übernehmen. Äußerst widerwillig kehrt er in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester-by-the-Sea, zurück. Doch ist Lee dieser Situation und der neuen Herausforderung gewachsen? Kann die Begegnung mit seiner (Ex-)Frau Randi (Michelle Williams), mit der er einst ein chaotisches, aber glückliches Leben führte, die alten Wunden der Vergangenheit heilen? Und wollen die beiden das überhaupt?

„Manchester by the Sea“ zelebriert die Faszination der Gegensätzlichkeit, indem Kenneth Lonergan einen warmen Film über ein kaltes Thema inszeniert, sich die Wogen glättende Gespräche vor der Kulisse eines rauen Küstenstädtchens abspielen lässt und die Unbeholfenheit von Teenagern Probleme vermeintlich weiser Erwachsenen lösen können. Eine Perle subversiven Erzählens, deren emotionale Bandbreite fast überfordert.
PERSONAL SHOPPER | Regie: Olivier Assayas | FR/DE 2016

Die Amerikanerin Maureen (Kristen Stewart) arbeitet in Paris als persönliche Einkäuferin für Stars und Sternchen. Doch eigentlich begreift sie sich als Medium, das mit Toten in Kontakt treten kann. Seit Wochen wartet sie auf ein Zeichen ihres verstorbenen Zwillingsbruders Lewis. Vor dem Ableben hatte der ihr geschworen, Kontakt zu ihr aufzunehmen, sollte er irgendwann einmal das Zeitliche segnen. Nach einer langen Zeit ohne jedes Zeichen geschieht plötzlich Seltsames in Maureens Leben. Auf einmal bekommt sie geheimnisvolle Handy-Nachrichten von einer unbekannten Nummer. Ist es ihr Bruder, der aus dem Jenseits Kontakt zu ihr aufnimmt? Oder nur der sehr lebendige Geliebte ihrer Chefin, der es auf sie abgesehen hat?

„Personal Shopper“ ist ein smarter Film mit viel Interpretationsspielraum, der sich hin und wieder ein wenig zu sehr auf seine Hauptdarstellerin konzentriert. Trotzdem gerät das Gesamtkonstrukt faszinierend – vor allem, weil die Atmosphäre von Anfang an ebenso dicht wie undurchschaubar ist.
DER DIE ZEICHEN LIEST | Regie: Kirill Serebrennikov | RUS 2016

Benjamin ist Schüler an einer aufgeklärten, staatlichen Schule. Eines Tages weigert er sich, am Schwimmunterricht teilzunehmen und zwar nicht, weil der Anblick seiner minimal bekleideten Mitschülerinnen seine religiösen Gefühle verletzt. Benjamin ist konvertiert: zum Christentum und bedient sich ab sofort bei einer schier unendlichen Ressource der Aggression: der Bibel. Während sich seine Mitschüler weiterhin in Reih und Glied liberaler Unterrichtsführung dirigieren lassen, ist Benjamin auf Rebellionskurs, ein Missionar und Kreuzzügler, der gegen Homosexualität, geschiedene Frauen und Evolutionstheorie die eine oder andere Bibelstelle ins Feld zu führen weiß. So heftig und eloquent ist Benjamins Protest gegen den wissenschaftlichen Tenor der Schule, dass die Lehrerschaft bald ins Wanken gerät… 
„Der die Zeichen liest“ ist eine erschreckend zeitgeistige Studie über religiösen Fanatismus, die noch einprägsamer wäre, wenn sich der Regisseur mehr um seine Figuren scheren und nicht bloß zum Spielball seiner gewiss cleveren Satire machen würde. Eine holprige Angelegenheit.
VERBORGENE SCHÖNHEIT | Regie: David Frankel | USA 2016

Als der erfolgreiche New Yorker Werbemanager Howard (Will Smith) eine große Tragödie erlebt und sich völlig aus dem Leben zurückzieht, entwickeln seine verzweifelten Freunde Whit (Edward Norton), Claire (Kate Winslet) und Simon (Michael Peña) einen drastischen Plan, um zu ihm durchzudringen. Doch er beginnt universelle Fragen zu stellen, indem er Briefe an die Liebe, die Zeit und den Tod schreibt. Erst als er unerwartet sehr persönliche Antworten auf seine Notizen erhält, beginnt er zu begreifen, wie diese ewigen Konstanten untrennbar mit einem erfüllten Leben verbunden sind und wie sich selbst im schwersten Verlust Momente von tiefer Bedeutung und großer Schönheit offenbaren können.

„Verborgene Schönheit“ gibt eine edle Motivation vor, doch hinter der Geschichte um einen Trauernden und den Versuch seiner Freunde, ihn durch eine List wieder aufzubauen, steckt eine moralisch vollkommen fehlgeleitete, trotz der starken Schauspieler und der chicen Optik alles andere als ehrliche Geschichte über Depressionen, wie sie plakativer nicht sein könnte.
xXx: THE RETURN OF XANDER CAGE | Regie: D.J. Caruso | USA 2017

Alle dachten, er sei tot. Doch dann taucht Extremsport-Fanatiker und ehemaliger US-Geheimagent Xander Cage (Vin Diesel) wie aus dem Nichts wieder auf. Der Grund: Die Regierung braucht ihn! Eine Waffe namens „Die Büchse der Pandora“ befindet sich in den falschen Händen. Mit ihr hat man Zugriff auf sämtliche Militär-Satelliten der ganzen Welt – kein Wunder, dass die das Triple-X-Programm beaufsichtigende Jane Marke (Toni Collette) es unbedingt zurück haben will. Damit das gelingt, baut sie auf die Hilfe von Xander Cage und seiner Crew aus ausrangierten Profis (Deepika Padukone, Ruby Rose, Rory McCann), die den Nahkampf nicht scheuen und zu allem bereit sind. Eine wilde Jagd rund um den Globus beginnt.

Die Stunts und Actionszenen sind wirklich gelungen, doch wer nicht von sich aus auf die prollige Obermacho-Attitüde eines Vin Diesel abfährt, der wird an „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“ schwer zu schlucken haben. Ohne Herz und Seele, dafür mit einem Frauenbild von vor zwanzig Jahren fährt D.J. Caruso einen Kurs, den er schnell wieder verlassen sollte.
RITTER ROST 2 – DAS SCHROTTKOMPLOTT | Regie: Bruce Beresford | USA 2016
Mit einem Schaukampf, der Schrottland zeigen soll, wie brillant und unersetzbar er und seine Ritterkollegen sind, stürzt Ritter Rost das Königreich ungewollt in eine Krise. Denn das Spektakel verursacht einen riesigen Schaden, alle Ritter werden hochkant gefeuert und schieben die Schuld auf Rost. Während sein geliebtes Burgfräulein Bö arbeiten geht und sein bester Kumpel Drache Koks sich um den Haushalt kümmert, sitzt Ritter Rost im Keller und bläst Trübsal. Hier begegnet ihm Gespenst, der ehemalige Assistent seines Vaters. Der war einer von Schrottlands größten Erfindern und so findet Ritter Rost eine neue Lebensaufgabe: Er wird die Arbeit seines Vaters vollenden! Zunächst sieht es gut aus. Die neuen Erfindungen von Ritter Rost finden reißenden Absatz. Bis etwas Unvorhergesehenes passiert, das alles durcheinander wirbelt…
DIE HÖLLE – INFERNO | Regie: Stefan Ruzowitzky | DE/AT 2017

Taxifahrerin Özge Dogruol lebt in Wien, besucht die Abendschule, redet wenig und trainiert hart. Sie ist eine leidenschaftliche Thaiboxerin, die keine Auseinandersetzung scheut. Eines Nachts wird Özge Augenzeugin eines extrem brutalen Mordes im Nachbarhaus. Der Täter, ein fanatischer Serienmörder, weiß, dass Özge ihn beobachtet hat und ist entschlossen, sie aus dem Weg zu schaffen. Er lauert Özge in ihrer Wohnung auf, tötet jedoch die Falsche: Ranya, Özges Cousine und beste Freundin. Nun muss Özge sich auch noch um Ada, die kleine Tochter von Ranya kümmern. Unterstützung bekommt sie von dem mürrischen Wiener Kommissar Christian Steiner, der schnell feststellt, dass Özge schwer zu kontrollieren ist. Denn Özge ist kein Opfer und die Wut auf ihren Peiniger wächst und bald ist nicht mehr klar: Wer ist Opfer, wer Täter?
JUNCTION 48 | Regie: Udi Aloni | ISR/USA/DE 2016

In Lod, einem Vorort von Tel Aviv, lebt Kareem, Ende 20, im täglichen Leben Call-Center-Telefonist. Sein Traum ist aber, mit seiner HipHop – Musik zum Star zu werden. Die wunderschöne Manar, mit der er nicht nur auf der Bühne ein Paar ist, gibt Kareem Halt, gerade nachdem sein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und seine Mutter schwer verletzt wurde. Seine Freunde halten sich mit Drogenhandel über Wasser, was immer wieder zu Konflikten führt. Die zunehmenden rassistischen Angriffe in seiner Heimatstadt, in der der jüdisch-palästinensische Konflikt täglich spürbar ist, lässt sich Kareem nicht länger gefallen. Zusammen mit Manar kämpft er mit seiner Musik gegen die Unterdrückung von Seiten der jüdischen, gleichzeitig auch gegen die engstirnigen, traditionellen Lebensentwürfe der palästinensischen Israelis.
Heimkinotipp: DON’T BREATHE | Regie: Fede Alvarez | USA 16

Rocky, Alex und Money leben in einem nicht näher definierten Kaff in einer der ranzigeren Ecken der USA. Hier hält sich die Clique mit kleineren Diebstählen über Wasser. Eine richtige Perspektive hat keiner von ihnen. Als sie eines Tages davon erfahren, dass in ihrer direkten Nachbarschaft ein verwitweter Kriegsveteran wohnt, der erst kürzlich seine Tochter verloren hat und nun – so glauben sie – in Geld schwimmen muss, beschließen sie, die Lage des blinden Mannes auszunutzen und des Nachts in sein Haus einzubrechen. Ein schwerer Fehler, wie sich bald herausstellen wird, denn der Hausbesitzer kennt seine eigenen vier Wände im Schlaf. Als er den Eindringlingen das Licht ausknipst, wird es für die Einbrecher brenzlig… 
Mit „Don’t Breathe“ beweist Fede Alvarez, dass eine clevere Inszenierung völlig ausreich, um aus einer einfachen Prämisse einen hochspannenden Film zu kreieren, dessen doppelbödiges Ende dem Publikum den Boden unter den Füßen wegreißen wird. Da wird der Titel zum Programm!