Das startet am 22. Dezember 2016

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s eigentlich um den Startdonnerstag des 22. Dezember 2016, doch Wolfgang Petersen scheint das nicht zu interessieren. Seine starbesetzte Heist-Komödie „Vier gegen die Bank“, hat sich den 25. Dezember als Release-Datum ausgesucht, leider darf ich zu diesem bislang noch keine offizielle Stellung nehmen. Nur soviel sei gesagt: Ihr werdet überrascht sein! Ansonsten startet ein mächtiges Drama von Robert Zemeckis, der diesjährige Disney-Weihnachtsfilm, ein echter Weihnachtsfilm, den aber wohl kaum einer sehen wird und Tom Fords böse überschätzter Golden-Globe-Kandidat „Nocturnal Animals“. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

VIER GEGEN DIE BANK | Regie: Wolfgang Petersen | DE 2016 (STARTET AM 25. DEZEMBER)

Vier gegen die Bank

Der in die Jahre gekommene Boxer Chris (Til Schweiger), der abgehalfterte, aber immer noch von sich und seinem Können überzeugte Schauspieler Peter (Jan Josef Liefers) und der exzentrische Werbespezialist Max (Matthias Schweighöfer) haben lange gespart – für ihren Lebenstraum, für die Zukunft! Zu dumm nur, dass Bankdirektor Schumacher ausgerechnet ihre drei Investmentkonten böswillig in den Totalverlust rasseln lässt, um so den neurotischen Anlageberater Tobias (Michael Bully Herbig) loszuwerden. Plötzlich stehen alle vier Männer ohne jede Perspektive da und schmieden einen irrwitzigen Plan: Mithilfe ihres mittlerweile gefeuerten Bankberaters wollen sie sich das Geld auf eigene Faust wiederholen. Das Problem: Irgendwie weiß keiner von ihnen, wie so ein Bankraub ablaufen muss. Da ist Chaos vorprogrammiert… 4 von 5

Auf den Spuren von „Ocean’s Eleven“: Wolfgang Petersens Heist-Komödie „Vier gegen die Bank“ ist trotz kleiner inszenatorischer Holprigkeiten ein äußerst amüsantes Filmerlebnis, das mit einem sensationell selbstironisch aufspielenden Cast besticht und sich zugleich vor dem guten alten Kriminalfilm verbeugt.


ALLIED – VERTRAUTE FREMDE | Regie: Robert Zemeckis | UK/USA 2016

Allied - Vertraute Fremde

Der englische Geheimdienstoffiziers Max Vatan (Brad Pitt) und die französische Résistance-Kämpferin Marianne Beausejour (Marion Cotillard) lernen sich in einem geheimen Auftrag der Alliierten in Casablanca kennen und lieben. Gemeinsam bringen sie einen wichtigen Auftrag zu Ende und beschließen, auch nach den gefährlichen Ereignissen zusammen zu bleiben. In London wiedervereint, wird ihre Liebe allerdings auf eine harte Probe gestellt, als Marianne verdächtigt wird, für den Feind zu spionieren. Für Max bricht eine Welt zusammen. Gefangen in einem undurchsichtigen Netz aus Verdächtigungen und Lügen, versucht er verzweifelt herauszufinden, ob Mariannes Liebe und ihr gemeinsames Leben auf wahren Gefühlen basieren.
4 von 5

Robert Zemeckis gelingt mit seinem mächtigen Liebesdrama „Allied – Vertraute Fremde“ eine Hollywoodromanze alter Schule, in der lediglich einige zu abgehoben inszenierte Einzelszenen vom phänomenalen Spiel der beiden Hauptdarsteller ablenken. Lange hat man mit der Liebe eines Filmpaares nicht mehr so mitgelitten, wie hier. „Allied“ ist bis zum bitteren Ende ein durch und durch intensives Filmerlebnis.


EINE SCHÖNE BESCHERUNG | Regie: Helena Bergstrom | SWE 2016
Eine schöne Bescherung

Simon (Anastasios Soulis) und Oscar (Anton Lundqvist), beide 27 Jahre alt, sind schon seit drei Jahren ein Paar und immer noch so glücklich, wie am ersten Tag. Zusammen mit ihrer guten Freundin Cissi (Rakel Wärmländer) haben sie außerhalb von Stockholm ein Haus gekauft. Das Haus muss schwer renoviert werden, nur ein Zimmer ist bereits fertig: das Kinderzimmer, denn Cissi ist im neunten Monat schwanger und will das Kind gemeinsam mit den beiden Männern großziehen. Aber wer ist der Vater, Simon oder Oscar? So oder so – sie wollen eine Familie gründen. Ihren Familien haben sie die Neuigkeit noch nicht mitgeteilt, aber ihnen ist klar, dass sie das Geheimnis lüften müssen – und was wäre dafür eine bessere Gelegenheit als Weihnachten, das Fest der Liebe und Toleranz. 4 von 5

Was wie ein tragisches Familiendrama beginnt, wird in der ersten Hälfte durch standesgemäßen Horror-Mummenschanz verwässert und von einem Twist in der zweiten Hälfte der Lächerlichkeit preisgegeben. Lediglich die Darsteller und das Setting überzeugen.


VAIANA |  Regie: Ron Clements, John Musker | USA 2016
Vaiana

Vor Jahrtausenden durchsegelten die größten Seefahrer der Welt die unendlichen Weiten des Südpazifik. Dann aber stoppten diese Entdeckungsreisen aus geheimnisvollen Gründen – bis heute. Die furchtlose Vaiana, von Geburt an mit einer einzigartigen Verbindung zum riesigen Ozean gesegnet, möchte das Geheimnis ihrer Vorfahren unbedingt entschlüsseln. Mutig setzt sie die Segel und macht sich auf eine abenteuerliche Reise über das Meer. Auf ihrem Weg trifft das Mädchen ihren persönlichen Helden, den legendären und von sich selbst ziemlich eingenommenen Halbgott Maui, der sich ihr nicht ganz freiwillig anschließt. Ihre faszinierende Entdeckungsreise birgt jede Menge sagenhafte Abenteuer, Begegnungen mit furchterregenden Kreaturen und führt sie letztlich nicht nur auf die Spuren ihrer Vorfahren, sondern auch zu sich selbst. 3 von 5

„Vaiana“ brilliert mit spektakulären Bildern, für die alleine es sich schon ein Kinoticket zu lösen lohnt. Inhaltlich gefällt vor allem die erste Hälfte, in der die ironische Dynamik zwischen Vaiana und Maui besonders zum Tragen kommt. Doch als die Macher auf halber Strecke mit einer grotesken Gesangseinlage zu punkten versuchen, verliert der Film auf einen Schlag seinen poetischen Charme.


GEMEINSAM WOHNT MAN BESSER |  Regie: François Desagnat | FR 2016
Gemeinsam wohnt man besser

Eigentlich wollte der pensionierte Witwer Hubert Jacquin (André Dussollier) nur eine Putzfrau einstellen, doch durch ein Missverständnis nistet sich in seiner großen Pariser Altbauwohnung eine junge Mitbewohnerin ein. Die quirlige Studentin Manuela (Bérengère Krief) versteht zwar nichts davon wie man einen Haushalt führt, aber davon wie man den Alltag eines Rentners gehörig auf den Kopf stellt umso mehr. Am Ende eines rauschenden Abends lässt sich Hubert sogar überreden die Wohngemeinschaft zu erweitern. Schon kurz darauf ziehen die etwas verspannte Krankenschwester Marion (Julia Piaton) und der in Scheidung lebende, neurotische Anwalt Paul-Gérard (Arnaud Ducret) ein. Trotz aller Unterschiede wächst die ungewöhnliche Wohngemeinschaft schon bald zusammen. Und auch Hubert erkennt, dass man für eine Wohngemeinschaft nie zu alt ist.
3 von 5

„Gemeinsam wohnt man besser“ macht als weitestgehend oberflächliche Komödie rund um das Thema generationenübergreifende Verständigung mächtig Laune, was vor allem an den starken Dialogen und einem exzellenten Gespür für Timing liegt. Wer sich jedoch eher an ausgereiften Figuren und den emotionalen Verwicklungen derselben erfreut, der sollte auf einen Ticketkauf verzichten.


 NOCTURNAL ANIMALS |  Regie: Tom Ford | USA 2016

Nocturnal Animals

Die Kunsthändlerin Susan Morrow führt in Los Angeles ein privilegiertes, aber unerfülltes Leben. Als dieser erneut zu einer seiner zahlreichen Geschäftsreisen aufbricht, erhält sie ein Manuskript mit dem Titel „Nocturnal Animals“, geschrieben von ihrem Ex-Mann Edward Sheffield, mit dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. In der beigefügten Notiz fordert Edward sie auf, das Buch zu lesen. Der Roman ist Susan gewidmet, doch sein Inhalt ist brutal und niederschmetternd. Tief bewegt von Edwards Worten erinnert sich Susan an die intimsten Momente ihrer eigenen Liebesbeziehung zu ihm. Der Roman zwingt sie dazu, ihre selbst getroffenen Lebensentscheidungen in einem ganz neuen Licht zu sehen. Je weiter die Erzählung in „Nocturnal Animals“ auf eine Abrechnung zuläuft, desto dramatischere Auswirkungen hat sie… 2 von 5

In „Nocturnal Animals“ steckt ein fieser Rachethriller alter Schule, doch Tom Ford verwässert ihn zusehends, indem er eine Erzählebene nach der anderen um ihn herum baut und am Ende ein verkopftes Psychospiel inszeniert, für das sich nach so viel berechnender Irreführung kaum noch Jemand interessiert.


 Heimkinotipp: TONI ERDMANN |  Regie: Maren Ade | DE 2016

Toni Erdmann

Winfried besitzt einen ausgeprägten Hang zum Scherzen. Seine Tochter Ines ist eine Karrierefrau, die um die Welt reist, um Firmen zu optimieren. Vater und Tochter könnten unterschiedlicher nicht sein: Er, der gefühlvolle, sozialromantische Alt-68er. Sie, die rationale Unternehmensberaterin, die bei einem großen Outsourcing-Projekt in Rumänien versucht aufzusteigen, und sich in einer Männerdomäne zu behaupten. Da Winfried zu Hause nicht viel von seiner Tochter sieht, beschließt er, sie nach dem Tod seines Hundes spontan zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie mit Scherzgebiss und Sonnenbrille in der Lobby ihrer Firma. Ines bemüht sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schleppt ihren Vater in seinen alten Jeans mit zu Businessempfängen und Massageterminen. 3 von 5

Grandiose Darstellerleistungen und eine minimalistische Inszenierung überzeugen. Auch Ades Beobachtung der Anzugträgergesellschaft eignet sich als Grundlage für eine Büro-Satire. Ansonsten ist „Toni Erdmann“ aber ein über weite Strecken absolut standardisiertes Werk über zwei Seelen, die über Umwege zueinander finden.

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