Für immer Liebe

„Ih – eine Schnulze!“ Ja, liebe Leser, bisweilen pflegen auch Frauen diesen Ausruf zu tätigen. Unter anderem ich, denn die melodramatischen Liebesschmachtfetzen konnten mich noch nie überzeugen. Ausnahmen bestätigen die Regel: „Notting Hill“ ist zuckersüß, „Pretty Woman“ unbestritten ein echter Klassiker und nun also FÜR IMMER LIEBE. Dieses auf einer wahren Begebenheit erzählte Liebesdrama schaffte es mit seiner nennenswerten Kombination aus Rachel McAdams („Sherlock Holmes“, „Midnight in Paris“) und Channing Tatum („Das Leuchten der Stille“, „21 Jump Street“), mich zum Anschauen zu bewegen. Ob Fehler oder positive Überraschung, das lest Ihr in meiner heutigen Kritik.

Der Plot

Paige (Rachel McAdams) und Leo Collins (Channing Tatum) sind verliebt wie am ersten Tag. Beide genießen ihre Ehe in vollen Zügen und es scheint, als hätte das junge Paar das Glück gepachtet. Bis sich das Schicksal eines Tages auf tragische Weise wendet. Bei einem Autounfall wird Paige schwer verletzt. Nach einigen Tagen im Koma erwacht sie schließlich – und erkennt ihren eigenen Ehemann nicht wieder. Die letzten Jahre sind wie ausgelöscht und Ereignisse wie das gemeinsame Kennenlernen, der Umzug und die Hochzeit mit Leo ist ihr nicht mehr präsent. In der Hoffnung, diese Wissenslücken für eine Wiedervereinigung der Familie zu nutzen, beschließen ihre Eltern, alles zu unternehmen, ihre Tochter um sich zu haben. Dabei verschweigen sie ihrer Tochter die Gründe dafür, weswegen sie einst mit ihnen brach. Leo muss tatenlos zusehen, wie sich seine eigene Frau immer weiter von ihm entfernt. Als die Erinnerungen partout nicht zurückkehren wollen und selbst Paige nicht mehr daran glaubt, dass beide je wieder in ihr altes Leben zurückkehren werden, sieht Leo keine andere Möglichkeit mehr, als sie ziehen zu lassen…

„Ich gelobe, immer in der Wärme deines Herzens zu leben!“

Kritik

Auf Basis einer wahren Geschichte, die bereits weit vor Erscheinen des Films durch die Medien geisterte, schuf Regie-Neuling Michael Sucsy seinen ersten Kinofilm. Im Gewand einer 0 8/15-Kitsch-Romanze präsentiert sich „Für immer Liebe“ als realistisches, bisweilen trauriges und doch optimistisches Gefühlskino. In den Hauptrollen sehen wir Rachel McAdams als Paige Collins, sowie Channing Tatum als den sie liebenden Ehemann Leo. Zusammen geben die beiden ein absolut glaubwürdiges Paar ab, das bereits in den ersten fünf Filmminuten, die ein für Romanzen-Verhältnisse äußerst intensives Erlebnis darstellen, überzeugt. Nach dem Vorspann folgt die Handlung in zwei Erzählsträngen – zum einen werden die Ereignisse nach dem Unfall gezeigt, zum anderen wird in Rückblenden das Kennenlernen und bedeutungsvolle Erlebnisse in deren beider Leben erzählt. Hierbei ist „Für immer Liebe“ bemüht, sich nicht allzu kitschig zu präsentieren. Man kommt gänzlich ohne einen bereits totgelaufenen Soundtrack aus Herz-Schmerz-Schmonzetten aus und nutzt keine veralteten, optischen Stilmittel à la Close-Ups, Zeitlupen oder einen bestimmten Farbtouch, den man aus zu vielen herzlichen Komödien und Tragödien bereits kennt. Kurzum: „Für immer Liebe“ stellt dar, aber urteilt nicht. Hieraus resultiert ein realistisches Abbild der Geschichte, die so oder ähnlich abgelaufen sein muss.

Leider verfolgt Regisseur Sucsy seine derartige Herangehensweise nicht konsequent genug, denn ab etwa der Hälfte der Laufzeit findet ein regelrechter Dramaturgie-Knick statt. Als die Geschichte sich von dem Zueinanderfinden der beiden Protagonisten abwendet und die Familienhintergründe von Paige beleuchtet, rutscht das romantische Drama auf Durchschnittsniveau. Dieser Erzählstrang um das Zusammenführen der Familie und ein zu gewollt auf „dramatischer Höhepunkt“ getrimmter Dialog zwischen Mutter und Tochter nehmen „Für immer Liebe“ die Leichtigkeit in seiner Darstellung. Aus dem Realismus wird ein für US-Romanzen typischer Handlungsstrang, dessen Ende abzusehen ist und der sich damit nicht viel mehr von anderen Dramen unterscheidet. Doch irgendwie bekommt Sucsy schließlich doch noch die Kurve und holt „The Vow“, wie der Film im Original heißt, wieder zurück über den Durchschnitt. Die letzten fünfzehn Minuten wirken erneut leicht und strahlen trotz ihres traurigen Grundtons viel Optimismus aus. Hierfür sorgte das Team aus drei Drehbuchschreibern, zu dem u.A. auch Marc Silverstein („Ungeküsst“, Valentinstag“) gehört, indem gänzlich auf hochdramatische und damit zum Großteil unglaubwürdige Dialoge wurde. Hierdurch bleibt dem Betrachter die Schwerfälligkeit eines Dramas, gleichzeitig aber auch die übermütige Leichtigkeit einer Komödie erspart. Von dem Kitsch eines (klassischen) Liebesfilms ganz zu schweigen.

Damit ist zusammenfassend festzustellen, dass „Für immer Liebe“ mitnichten ein Liebesfilm ist, der sich in die Reihe derer eingliedert, die in 90 Minuten auf das von allen geschätzte Happy End hinsteuern und dessen Ende man sich sicher sein kann, komme was wolle. Der Film spart nicht daran, Unbequemlichkeiten in einer Beziehung aufzuzeigen, die andere Liebesfilme gern weglassen, um den rosaroten Touch nicht zu verlieren. Gleichzeitig drückt er zu keinem Zeitpunkt auf die Tränendrüse, sondern appelliert daran, es dem Zuschauer selbst zu überlassen, das Gesehene traurig zu finden, oder sich anderweitig damit auseinanderzusetzen. Mit Ausnahme des kleinen Durchhängers in Bezug auf die Familiengeschichte, die die Einfachheit der Haupthandlung mehr stört als fördert (jedoch aufgrund der wahren Begebenheit nicht außen vor gelassen werden sollte), hält der Film von Anfang bis Ende seine leichte Stimmung. Auch handwerklich ist „The Vow“ gut gemacht. Er besticht durch seine  Schlichtheit. Ohne großartige Effekte oder Stilmittel schafften es die Macher, einen wunderbar realistischen Liebesfilm zu produzieren, der im Gegensatz zu anderen nicht die Sinne vernebelt. Fast schon wieder kitschig.

BluRay oder DVD?

Das Bild der DVD ist insgesamt gut. Teilweise sind bei schnelleren Bewegungen Ruckler zu bemerken, was bei der Blu-ray-disc nicht zu beklagen ist. Dafür stimmen die Extras, denn die DVD kommt mit einem Kommentar des Regisseurs, entfallenden Szenen und sogar einem Gag-Reel daher. Das ist schon ordentlich, doch die BluRay bietet noch mehr.  Vor allem für diejenigen, die an der Hintergrundgeschichte des Dramas interessiert sind, bietet die BR drei Reportagen über die Entstehungsgeschichte und den Fall, dem der Film zugrunde liegt. Für eine dick bepackte BluRay und ein besseres Bild daher ein Blu-ray-Tipp!

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