Schlagwort-Archiv: Raoul Peck

Das startet am 30. März 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 30. März, der der einen Kinostart bereithält, dem Fans schon lange entgegen fiebern. Die Rede ist von „Ghost in the Shell“, über den ich an dieser Stelle leider nicht mehr verraten darf, als eine erste Einschätzung, die Ihr weiter unten lesen könnt. Eine ausführliche Kritik zum Film folgt am Mittwoch. Ebenfalls visuell pompös daher kommt das Abenteuerdrama „Die versunkene Stadt Z“. Fraglich ist, wie viele Leute sich den Film angucken werden, wo der Starhype um Charlie Hunnam noch nicht wirklich begonnen hat und der um Robert Pattinson schon wieder beendet ist. „The Boss Baby“ könnte aufgrund der kreativen Idee Jung und Alt ins Kino locken, ist allerdings nicht der ganze große Wurf geworden. Ganz im Gegensatz zu „Una und Ray“, der zwar mit minimaler Kopienanzahl startet, aber hoffentlich von vielen gesehen wird.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

UNA UND RAY | Regie: Benedict Andrews | UK/USA/CAN 2017

Als eines Tages plötzlich die schöne Una (Rooney Mara) in seinem Büro auftaucht, wird der eigentlich Mitten im Leben eines erfolgreichen Unternehmers stehende Ray (Ben Mendelsohn) ungewollt mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert. 15 Jahre zuvor verband ihn mit der damals noch minderjährigen Tochter (Ruby Stokes) seines Nachbarn eine verbotene Liebesaffäre, für die Ray schließlich verhaftet und verurteilt wurde. Inzwischen hat sich Ray unter anderem Namen ein neues Leben aufgebaut – für Una hingegen scheint die Zeit stillgestanden zu haben. Es folgt eine erbarmungslose Aufarbeitung längst begrabener Erinnerungen mit fatalen Konsequenzen, denn Una weiß nach wie vor nicht, ob das damals echte Liebe war, oder ob sie von Ray nur benutzt wurde.

„Una und Ray“ begeistert nicht bloß mit formidablen Darstellerleistungen und einer auf das Wesentliche reduzierten Inszenierung, sondern lebt in erster Linie davon, dass man nicht weiß, ob das Gezeigte richtig oder falsch ist.


DIE VERSUNKENE STADT Z | Regie: James Gray | USA 2016

Percy Fawcett (Charlie Hunnam) wird von der Royal Society auf eine Expedition zur Landvermessung in Bolivien gesandt. Im Regenwald des Amazonas finden er und sein Forschertrupp, zu dem unter anderem der Entdecker Henry Costin (Robert Pattinson) gehört, immer wieder Spuren von vergangenen Zivilisationen. Sein Forscherdrang ist erwacht und er ist überzeugt von der Existenz einer versunkenen Stadt, die er Z nennt. Zurück in London will die Royal Society jedoch von dieser Idee nichts wissen. Getrieben von dem Drang, endlich seine mysteriöse Stadt zu finden, begibt Fawcett zusammen mit seinem Sohn (Tom Holland) erneut auf eine letzte gefährliche und verhängnisvolle Reise zum Amazonas…

4 von 5

„Die versunkene Stadt Z“ ist großes, mächtiges Kino, das definitiv auf die Leinwand gehört. Das gediegene Erzähltempo passt sich der nostalgischen Inszenierung an und fordert vom Zuschauer entsprechend Sitzfleisch. Belohnt wird er dafür mit einer inspirierenden Entdecker-Geschichte und beeindruckenden Bildgewalten, die ganz ohne Computereffekte auskommen.


GHOST IN THE SHELL |  Regie: Rupert Sanders | USA 2017

In der nahen Zukunft ist Major (Scarlett Johansson) der Prototyp einer neuen Generation. Als Überlebende eines verheerenden Unfalls wurde sie mit kybernetischen Fähigkeiten ausgestattet, die sie zur perfekten Soldatin machen. Ihre Aufgabe: die gefährlichsten Kriminellen der Welt zu stoppen. Als der Terrorismus ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht und es Hackern gelingt, sich in die menschliche Psyche einzuloggen und diese zu kontrollieren, ist Major die Einzige, die die Attentäter aufhalten kann. Auf ihrer Jagd nach einem mächtigen neuen Feind wird sie mit einer unerwarteten Wahrheit konfrontiert: Ihr Leben wurde nicht gerettet – es wurde ihr gestohlen. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht sie nun, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren, herauszufinden, wer ihr das angetan hat, und die Verantwortlichen zu stellen… 3 von 5

Rupert Sanders‘ hypermodern inszenierte Realfilmversion des Kultmangas „Ghost in the Shell“ ist ein durchgestylter 3D-Actionfilm, dessen virtuose Optik gleichermaßen berauscht wie für die inhaltlich dünne Erzählung entschädigt. Dafür gibt es für die Kenner der Vorlage diverse Details und Anspielungen zu entdecken, die mehr als nur einen Kinobesuch rechtfertigen.


 THE BOSS BABY | Regie: Tom McGrath | USA 2017

Er trägt einen Anzug, spricht mit der Stimme und dem Esprit eines knallharten Geschäftsmannes und hat seine Umgebung fest im Griff: der schnullersaugende Neuzugang in der Familie des siebenjährigen Tim. Der Haken an der Sache: Bei diesem Baby handelt es sich um kein normales Baby, sondern um den Spion einer geheimen Organisation. Es soll mithilfe von ein paar anderen Windelträgern ein geheimes Komplott aufdecken. Eine Firma für Hundewelpen hat es auf die weltweite Niedlichkeit abgesehen. Mit einer neu entwickelten Spezies wären Menschenbabys bald nicht mehr nötig, um Groß und Klein in Verzückung zu versetzen. Boss Baby muss diesen Coup verhindern. Wenn es ihm gelingt, winkt ihm der Chefposten in seiner Firma. Doch Tim ist der Einzige, dem das merkwürdige Verhalten seines neuen Brüderchens aufzufallen scheint…
3 von 5

Der technisch astreine 3D-Film „The Boss Baby“ beginnt unkoordiniert, wird im Mittelteil durch überraschend bösen Humor und amüsante Seitenhiebe in Richtung Erwachsenenwelt zu einem wirklich unterhaltsamen Animationsfilm-Happening und endet schließlich in ein ziemlich routiniert-austauschbares Abenteuer-Finale, das dem zuvor aufgebauten Charme nicht gerecht wird.


A UNITED KINGDOM | Regie: Amma Asante | UK 2016

Im Jahr 1947 verliebt sich der charismatische Seretse Khama (David Oyelowo), seines Zeichens nicht weniger als der König von Botswana, in die zurückhaltende Londoner Büroangestellte Ruth Williams (Rosamund Pike). Ihre Heirat wird nicht nur von ihren beiden Familien, sondern auch von den Regierungen Großbritanniens und Südafrikas abgelehnt. Doch Seretse und Ruth trotzen ihren Familien, der Apartheit und dem britischen Empire – sie ziehen gemeinsam nach Botswana und ihre Liebe wird stärker als jedes Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellt. Und langsam aber sicher verändern sie die Geschicke einer Nation und inspirieren die ganze Welt.

Die Intention hinter „A United Kingdom“ ist löblich, das Schicksal des Paares, das sich in seiner Liebe allen Widerständen widersetzte, erzählenswert. Doch Regisseurin Amma Asante weiß nicht, was sie erzählen will. Am Ende ist ihr Film weder mitreißende Romanze, noch aufrüttelndes Rassendrama.


DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG |  Regie: Aki Kaurismäki | FIN/DE 2017

Khaled (Sherwan Haji), ein junger Syrer, gelangt als blinder Passagier nach Helsinki. Dort will er Asyl beantragen, ohne große Erwartungen an seine Zukunft. Wikström (Sakari Kuosmanen) ist ein fliegender Händler für Männerhemden und Krawatten. In der Mitte des Lebens angekommen, verlässt er seine Frau, gibt seinen Job auf und profiliert sich kurzfristig als Poker-Spieler. Von dem wenigen Geld, das er dabei gewinnt, kauft er ein heruntergewirtschaftetes Restaurant in einer abgelegenen Gasse von Helsinki. Als die finnischen Behörden entscheiden, Khaled in die Ruinen von Aleppo zurückzuschicken, beschließt er, illegal im Land zu bleiben. Wikström findet ihn schlafend im Innenhof vor seinem Restaurant. Vielleicht sieht er etwas von sich selbst in diesem ramponierten, angeschlagenen Mann. Jedenfalls stellt er Khaled als Putzkraft und Tellerwäscher an.


ZAZY | Regie: Matthias X. Oberg | DE/IT 2016

Ein idyllisches Städtchen an einem See in den Alpen. Hier verbringt Marianna mit ihren Kindern die Osterferien. Ihr Mann konnte wegen seines Jobs nicht mitreisen. In demselben Ort lebt Zazy, die dort eine Lehre zur Schneiderin macht. Wirklich glücklich ist sie damit nicht, sie würde lieber ins Showgeschäft einsteigen und ganz groß Karriere machen. Gemeinsam mit ihrem Freund Tomek träumt sie von einem Leben in Luxus, von einer aufregenden Zukunft fernab ihres eintönigen Alltags. In der Schneiderei trifft Zazy auf Marianna, die sich mit dem Besitzer des Ladens angefreundet hat. Als dieser nach einem gemeinsamen Ausflug mit Marianna nicht mehr zurückkehrt, wittert Zazy die Chance ihren Traum von einer TV-Karriere wahr werden zu lassen, denn sie ist die Einzige, die weiß, dass die beiden zusammen unterwegs waren.


I AM NOT YOUR NEGRO | Regie: Raoul Peck | FR/USA 2016

Als der US-Schriftsteller James Baldwin im Dezember 1987 starb, hinterließ er ein 30-seitiges Manuskript mit dem Titel „Remember This House“. Das Buch sollte eine persönliche Auseinandersetzung mit den Biografien dreier enger Freunde werden, die für die US-amerikanische Geschichte der Schwarzen wichtig waren und vor allem, die alle bei Attentaten ermordet wurden: Martin Luther King, Malcolm X und Medgar Evers. Die persönlichen Erinnerungen an die drei großen Bürgerrechtler verknüpft Baldwin mit einer Reflektion der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als Schwarzer in den USA. „I Am Not Your Negro“ schreibt Baldwins furioses Fragment im Geiste des Autors filmisch fort und verdichtet es zu einer beißenden Analyse der Repräsentation von Afro-Amerikanern in der US-Kulturgeschichte.


Heimkinotipp 24 WOCHEN  |  Regie: Anne Zohra Berrached | DE 2016

Astrid (Julia Jentsch) und Markus (Bjarne Mädel) stehen mit beiden Beinen fest im Leben. Astrid lebt und liebt ihren Beruf als Kabarettistin, ihr Mann und Manager Markus unterstützt sie besonnen und liebevoll. Doch als die beiden ihr zweites Kind erwarten, wird ihr Leben aus der Bahn geworfen: Bei einer Routineuntersuchung erfahren sie, dass das Baby schwer krank ist. Die Diagnose trifft sie wie das blinde Schicksal, das sie auf sich nehmen müssen. Gemeinsam wollen sie lernen, damit umzugehen. Doch während Heilungspläne, Ratschläge und Prognosen auf sie niederprasseln, stößt ihre Beziehung an ihre Grenzen. Die Suche nach der richtigen Antwort stellt alles in Frage. Je mehr Zeit vergeht, desto klarer erkennen sie, dass nichts und niemand ihnen die Entscheidung abnehmen kann, die eine Entscheidung über Tod und Leben ist.

Anne Zohra Berrached gelingt mit ihrem Drama „24 Wochen“ ein mitfühlender, ehrlicher und hochklassig gespielter Appell an uns alle, Konflikte nicht auf ihre Schwarz-Weiß-Zeichnung zu reduzieren, sondern individuelle Einflüsse selbiger zu tolerieren. So ist ihr Film mitunter kaum zu ertragen und bedarf einer anschließenden Auseinandersetzung, doch mutiger könnte man das Tabu Schwangerschaftsabbruch nicht angehen.

Das startet am 2. März 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 2. März, an dem „Logan“ klar den Ton angeben dürfte. Die meisten Zuschauer in die Programmkinos ziehen, dürfte hingegen Martin Scorseses Herzensprojekt „Silence“, auch wenn man sich hier auf drei lange (und sich noch länger anfühlende) Kinostunden einstellen muss. Mit einem riesigen Fragezeichen versehen ist der Horrorfilm „Wolves at the Door“, über den so gut wie nichts bekannt ist und der auch der Presse vorab nicht gezeigt wurde. Möglich, dass es sich hierbei nur um einen Alibistart handelt. „Der junge Karl Marx“ und „Die Frau im Mond“ gehören zur Kategorie „ferner liefen“ – letzterer malträtiert hoffentlich nicht allzu viele Zuschauer.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

LOGAN | Regie: James Mangold | USA 2017

Logan

Wir schreiben das Jahr 2029. Ein abgekämpfter Wolverine alias Logan (Hugh Jackman) und ein gebrochenen Professor X (Patrick Stewart) vegetieren in einem Versteck nahe der mexikanischen Grenze vor sich hin. Doch Logans Versuche, sich vor der Welt und seinem Vermächtnis zu verstecken, misslingen, als ein junger Mutant namens Laura (Dafne Keen), von dunklen Kräften verfolgt, bei ihnen Zuflucht sucht. Für Logan könnte das junge Mädchen die letzte Möglichkeit sein, in die Gesellschaft zurück zu finden. Doch vielleicht will er das ja auch überhaupt nicht!? Für das Dreiergespann beginnt ein blutiger Überlebenskampf, der viele Opfer fordert. Wird Logan jemals zur Ruhe finden können, oder ist er dazu verdammt, auf ewig ein Krieger zu sein?4 von 5

Trotz kleiner erzählerischer Schwäche ist „Logan“ der reifste Superheldenfilm, den Marvel je hervor gebracht hat. Das düster-poetische, ultrabrutale und virtuos bebilderte Actiondrama könnte die Geschichte um Wolverine nicht besser abschließen.


SILENCE |  Regie: Martin Scorsese | USA/TWN/MEX 2017

Silence

1638 brechen Pater Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Pater Francisco Garpe (Adam Driver) von Portugal ins für die westliche Welt völlig abgeschottete Japan auf, um der Wahrheit hinter den undenkbaren Gerüchten nachzugehen, dass ihr berühmter Lehrer Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) seinem Glauben abgeschworen habe. Nach ihrer Ankunft erleben sie die brutale und unmenschliche Verfolgung der Christen durch die japanischen Machthaber. Angesichts der Ereignisse in einer Gesellschaft, die keine Toleranz kennt und in der der Tod an der Tagesordnung ist, stellt sich Sebastião auf seiner Reise durch das von der Gewaltherrschaft der Shōgune zerrissene Land die immerwährende Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen?
3 von 5

Der Aufwand hinter „Silence“ lässt zu keiner Minute die Frage aufkommen, ob es sich bei diesem Film tatsächlich um ein Herzensprojekt Martin Scorseses handelt. Doch die durchgehende Schwermut und die gezeigte Gewalt fordern nicht bloß viel Geduld und Gutwillen vom Zuschauer, sich für die Belange der unnahbar bleibenden Hauptfigur zu interessieren. Der Film bedarf auch einer fraglosen Akzeptanz der gezeigten Ereignisse.


DER JUNGE KARL MARX |  Regie: Raoul Peck | FR/DE/BEL 2017
Der junge Karl Marx

Paris, 1844, am Vorabend der industriellen Revolution: der 26-jährige Karl Marx lebt mit seiner Frau Jenny im französischen Exil. Als Marx dort dem jungen Friedrich Engels vorgestellt wird, hat der notorisch bankrotte Familienvater für den gestriegelten Bourgeois und Sohn eines Fabrikbesitzers nur Verachtung übrig. Doch der Dandy Engels hat gerade über die Verelendung des englischen Proletariats geschrieben, er liebt Mary Burns, eine Baumwollspinnerin und Rebellin der englischen Arbeiterbewegung. Engels weiß, wovon er spricht. Er ist das letzte Puzzlestück, das Marx zu einer rückhaltlosen Beschreibung der Krise noch fehlt. Marx und Engels haben denselben Humor und ein gemeinsames Ziel. Sie respektieren und inspirieren sich als Kampfgefährten. Zusammen mit Jenny Marx erarbeiten sie Schriften, die die Revolution entzünden sollen.
3 von 5

„Der junge Karl Marx“ ist ein imposant ausgestattetes, solide inszeniertes Biopic, das aufgrund der sehr persönlichen Erzählweise neue Blickwinkel auf die Person Karl Marx zulässt. Wenn der Regisseur hin und wieder den Kern der Erzählung aus den Augen verliert, gelingt es den Darstellern, den Film zusammen zu halten. Die Logik hinter den sich scheinbar willkürlich ändernden Sprachen erschließt sich einem allerdings überhaupt nicht.


DIE FRAU IM MOND | Regie: Nicole Garcia | FR/BEL/CAN 2017

Die Frau im Mond

Frankreich, Anfang der vierziger Jahre. Die junge Gabrielle (Marion Cottilard) träumt von der vollkommenen Liebe und löst zu einer Zeit, in der Ehen weniger aus Liebe als zur Absicherung geschlossen wurden mit ihrer früh erwachten Sexualität einen Skandal aus. In ihrem bäuerlichen Heimatort wird sie für verrückt gehalten, bis ihre Eltern sie mit dem Saisonarbeiter José (Àlex Brendemühl) verheiraten, der sie zu einer achtbaren Frau machen soll. Gabrielle fühlt sich lebendig begraben. Als man sie wegen ihrer zerbrechlichen Gesundheit in ein Sanatorium in die Alpen schickt, erweckt der im Indochina-Krieg verwundete Leutnant André Sauvage (Louis Garrel) erneut das in ihr drängende Bedürfnis nach leidenschaftlicher Liebe. Nach Jahren in einer starren Vernunftehe schein Gabrielle ein spätes Glück vergönnt…
1 von 5

Neben der fast schon frechen Botschaft hinter „Die Frau im Mond“ ist Nicole Garcias Erotikdrama ein unerträglich prätentiöses, teilnahmslos gespieltes Porträt einer Frau, für die man partout keine Sympathien aufbringen kann. Wenn nicht einmal Marion Cottilard dem entgegen wirkt, sind tatsächlich Hopfen und Malz verloren.


WOLVES AT THE DOOR | Regie: John R. Leonetti | USA 2016
Wolves at the Door

Im Hochsommer 1969 wollen es die vier Freunde Sharon, Abigail , Jay und Wojciech noch einmal richtig krachen lassen, bevor sich die Truppe anschließend in alle Winde verstreut. In einem einsamen Haus in den Hollywood Hills steht alles für ein entspanntes bereit, während es sich im Gästehaus des altehrwürdigen Anwesens die beiden Untermieter William und Steven mit selbst gedrehten Joints gemütlich gemacht haben. Im Zuge der ausgelassenen Stimmung merken die Freunde zunächst nicht, dass sich Fremde Zutritt zum Haus verschafft haben. Erst, als wie von Geisterhand Elektrogeräte angehen und es immer wieder unheilvoll gegen Fenster und Türen klopft, ahnen sie, dass sie in Gefahr schweben. Sie sind ins Visier einer erbarmungslosen Killergang geraten, die selbst vor der schwangeren Sharon nicht Halt machen… 1 von 5

Kaum zu glauben, dass diesem Film die berühmten Morde des Charles Manson zugrunde liegen: „Wolves at the Door“ ist einer der ödesten Horrorstreifen der letzten Jahre und in seiner gelangweilt-austauschbaren Machart so überflüssig wie sein Alibi-Kinostart.


CERTAIN WOMEN | Regie: Kelly Reichardt | USA 2016

Certain Women

In ihrem schö­nen neu­en Film ver­knüpft die erfolgreiche Indie-Regisseurin Kel­ly Reichardt („Old Joy“, „Wen­dy & Lucy, Meek’s Cutoff“, „Night Moves“) lose drei Geschich­ten mit vier Frau­en in Livings­ton, Mon­tana, oder vier Auto­stun­den davon ent­fernt, die sich nie über den Weg laufen und die trotzdem ähnliche Lebenswege verfolgen:

Lau­ra ist eigentlich eine recht erfolgreiche Anwäl­tin, die einen ver­zwei­fel­ten Kli­en­ten davon über­zeu­gen will, dass eine Arbeits­rechts­kla­ge erfolg­los sein wird. Bislang ohne Erfolg. Gina und ihr Mann Ryan begin­nen mit­ten im Wald mit dem Bau eines eige­nen Hau­ses und möch­ten dafür dem alten Nach­barn die Natur­stei­ne abluch­sen, und haben eine schwer puber­tie­ren­de Toch­ter im Gepäck. Die jun­ge Pfer­de­pfle­ge­rin Jamie ver­liebt sich in Beth, die ihr Jura­stu­di­um gera­de abge­schlos­sen hat und als ers­ten Job Abend­schul­un­ter­richt auf dem Land gibt.


 Heimkinotipp: KUBO – DER TAPFERE SAMURAI  |  Regie: Travis Knight | USA 2016

Kubo - Der tapfere Samurai

Die Geschichte spielt in Japan vor unserer Zeit. Unser junger, gutherziger Held Kubo lebt in einer Stadt am Meer und kümmert sich um seine Mutter, seit sein Vater verstorben ist. Er lebt ein bescheidenes Dasein als Geschichtenerzähler, zu dessen Zuhörern auch Hosato, Akihiro und Kameyo gehören. Doch Kubos recht ruhige Existenz zerbricht mit einem Schlag, als er versehentlich einen Geist aus seiner Vergangenheit beschwört und dieser voller Zorn auf die Erde hinab stürmt, um eine uralte Blutrache zu vollstrecken. Nun bricht das große Chaos aus, Kubo muss flüchten und ist auf die Hilfe seiner neuen Gefährten angewiesen: Monkey und Beetle. Mit ihnen begibt er sich unerschrocken auf eine gefahrvolle Abenteuerfahrt, um seine Familie zu retten.
5 von 5

Mit „Kubo – Der tapfere Samurai“ legt das Studio von „Coraline“ und „ParaNorman“ seine bislang stärkste Arbeit vor. Die melancholische Abenteuergeschichte um einen kleinen Jungen auf der Suche nach sich selbst ist ein allumfassend berauschendes, erzählerisch wie visuell formidabel inszeniertes Stop-Motion-Meisterwerk ab, bei dem nicht nur die spektakulären 3D-Bildgewalten nachträglich hängen bleiben.

Der junge Karl Marx

Derzeit ist Regisseur Raoul Peck mit „I Am Not Your Negro“ für einen Oscar nominiert. Doch bevor die Dokumentation auch hierzulande in die Kinos kommt, hat der gebürtige Haitianer mit DER JUNGE KARL MARX erst einmal die jungen Jahre des Philosophen auf die Leinwand gebracht. Mehr dazu in meiner Kritik.Der junge Karl Marx

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