Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks

Der zweite 3D-Animationsfilm rund um die beliebten Zeichentrickgallier punktet einmal mehr mit jeder Menge Witz und einem fantastischen Look. Doch hin und wieder übernehmen sich die Macher von ASTERIX UND DAS GEHEIMNIS DES ZAUBERTRANKS an ihren ambitionierten Aussagen. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Das unbeugsame Volk leistet natürlich zu jeder Zeit Widerstand! Der Druide Miraculix sorgt sich um die Zukunft des Dorfes und macht sich gemeinsam mit Asterix und Obelix auf, einen Nachfolger zu finden, dem er das Geheimnis des legendären Zaubertranks anvertrauen kann. Doch auch der hinterhältige Dämonix versucht, in den Besitz der magischen Formel zu kommen und schreckt dafür nicht einmal vor einem Pakt mit den Römern zurück. Während Asterix und Obelix auf ihrer Suche nach einem würdigen Druiden-Lehrling ganz Gallien durchqueren, müssen die Frauen das Dorf allein gegen die römischen Soldaten verteidigen. Und die Zaubertrank-Vorräte reichen nicht ewig…

Kritik

Es gab eine Zeit, da liefen an gefühlt jedem zweiten Wochenende Wiederholungen der „Asterix“-Zeichentrickverfilmungen auf dem Privatsender Sat.1. Dass diese dann auch noch richtig gute Quoten einfuhren, unterstreicht: Asterix und Obelix ziehen bis heute und ein animierter Spielfilm schien da nur noch eine Frage der Zeit zu sein. 2014 (hierzulande 2015) kam der dann auch: „Asterix im Land der Götter“ übertrug nicht nur das Design der Comichefte kongenial in eine dreidimensionale Welt. Die Regisseure Alexandre Astier und Louis Clichy schienen auch den Tonfall, Humor sowie die zwischen den Zeilen stattfindende Gesellschafts- und Politkritik der Vorlagen genau verinnerlicht zu haben. Ihr Film punktete mit Originalität und Tiefgang, wenngleich die bisweilen austauschbaren Dialoge der Geschichte ein wenig an jener Zeitlosigkeit raubten, weswegen die Zeichentrickfilme bis heute ein solcher Renner sind. Auch in „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ fallen nun hin und wieder Wortspiele und Dialogwitze, die den Film überdeutlich als Ausgeburt des Produktionsjahres 2018 entlarven. Doch im Großen und Ganzen bleibt die Geschichte gerade aufgrund ihrer weltpolitischen Untertöne beständig klassisch.

Miraculix und Obelix.

Eine derart direkte Anspielung auf moderne Trends wie etwa die Bezugnahme auf die seit einiger Zeit viral gehenden „Fortnite“-Tänze hätte es in den „Asterix“-Filmen früher nicht nur deshalb nicht gegeben, weil es Computerspiele, auf die man hätte verweisen können, einfach noch nicht gab, sondern auch, weil derartige Popkulturreferenzen einen Film eben auch sehr genau in einer bestimmten Zeit verorten. Damit sind wir auch direkt bei einem der Kernprobleme in „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“, der erstmals nicht auf einer der unzähligen „Asterix“-Comicvorlagen basiert, sondern direkt aus der Feder Alexandre Astiers stammt. Bei ihrem Streifzug durch Gallien knüpfen Asterix, Obelix und Miraculix jede Menge Bekanntschaften mit potenziellen Zaubertrankmagiern. Dabei sind es nicht nur die kreativen Wortschöpfungen, die in der Regel entweder auf die Charakterzüge, ihre Herkunft oder irgendeinen anderen modernen Trend hindeuten, die für den Moment lustig sind. Die hier wie in einem Roadmovie aneinanderhängenden Stationen sind definitiv kurzweilig, auch wenn ihnen erzählerisch nur selten ein Mehrwert innewohnt. Stattdessen sind sie aufgrund ihrer zahlreichen Referenzen simple Gaglieferanten, die das Erzähltempo konstant hochhalten.

Darüber hinaus gibt es viel Action und amüsante, von einigen Running Gags durchzogene Interaktionen zwischen den unzähligen Figuren, die Asterix, Obelix und Miraculix auf ihrer Reise durch Gallien begleiten. Auch hier dienen wieder einige nur dem Zweck, für ebenjene Wiederholungswitze herhalten zu müssen, für die auch mit der Verwendung überdeutlicher Stereotype nicht gegeizt wird. Doch gleichzeitig kommt das temporeiche Abenteuer-Actionfilmflair auch den Comics so nah wie nur wenige „Asterix“-Filme zuvor – und das will schon was heißen, schließlich waren die zweidimensionalen Zeichentrickfilme optisch immer besonders nah an der Vorlage. „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ kann man sich dagegen auch ohne direkte Quelle eins zu eins als Comicheft vorstellen. Die Animation ist makellos, die Bewegungen mitsamt der visualisierten Geräusche unterstreichen den Eindruck, dass den Machern hier sehr daran gelegen war, unbedingt den Kern der „Asterix“-Geschichten zu treffen. Das ist definitiv ein Trost im Hinblick auf das falsch verstandene Übertragen in die erzählerische Moderne.

Asterix und Obelix finden Vitrine in Miraculix‘ Kessel.

Doch am Ende kriegen die Regisseure doch noch die Kurve, denn ihr „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ steckt eben nicht nur voller Anspielungen auf allerlei popkulturelle Trends, sondern ist in erster Linie einmal mehr ein großer gesellschaftspolitischer (wenngleich diesmal merklich mehr auf political correctness denn die bisherigen Filme vertrauender) Kommentar mit einem Schwerpunkt auf Genderdebatten. Dass sich die Frauen hier ganz allein vor dem Einmarsch der römischen Soldaten verteidigen müssen und es ausgerechnet ein kleines Mädchen ist, das sich als würdige Nachfolgerin von Miraculix erweist, passt hervorragend in diese Zeit und entwickelt so ganz ohne inszenatorische Brechstange einen viel größeren, emotionalen Punch, als es derartige Themen forcierende Filme wie kürzlich etwa „Captain Marvel“ tun. Hinzu gesellen sich viele aussagekräftige Dialoge zwischen den einzelnen Nebenfiguren, die mit dem Zustand des Landes abrechnen, als sprächen sie gerade vom Zustand unserer heutigen Welt. Dabei erschließt sich einem Publikum außerhalb der französischen Landesgrenzen nicht immer alles; viele Anspielungen bleiben betont regional, andere wiederum besitzen Allgemeingültigkeit. Vor allem die Abrechnung mit religiösem Opportunismus schleicht sich smart und zurückhaltend durchs erzählerische Hintertürchen ein.

Fazit: Ein 3D-animiertes Abenteuer, sowohl erzählerisch als auch optisch in bester „Asterix & Obelix“-Manier. Nur die weltpolitischen Spitzen vertragen sich nicht immer mit der sonst eher auf Klamauk und Witz setzenden Geschichte.

„Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ ist ab dem 14. März in den deutschen Kinos zu sehen.

Und was sagst Du dazu?