Home – Ein smektakulärer Trip

In dem Kurzfilm „Home“, der im vergangenen Jahr vor dem Animationsabenteuer „Die Abenteuer von Mr. Peabody und Sherman“ lief, wurden die possierlichen Alienwesen der Boovs bereits etabliert. Nun bekommen die kleinen Tentakelwesen mit HOME – EIN SMEKTAKULÄRER TRIP ihren ersten großen Spielfilm spendiert. Was es von diesem zu erwarten gilt, verrate ich in meiner Kritik. 

Home - Ein smektakulärer Trip

Der Plot

Oh (gesprochen von Bastian Pastewka) kommt von einem anderen Planeten – und selbst da galt er schon als schräger Vogel. Nachdem er, auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten auf der Erde landet, freundet er sich mit dem abenteuerlustigen Mädchen Tip (gesprochen von Josefine Preuß) an, die selbst auf einer Mission ist und verzweifelt nach ihrer verschwundenen Mutter sucht. Sie erleben komische Abenteuer, und Oh versteht schließlich, dass es zum Leben einfach dazugehört, anders zu sein und Fehler zu machen – und Tip und er erfahren, was es wirklich bedeutet, zuhause anzukommen.

Kritik

Dreamworks und Pixar: Konkurrenten, bei denen der Sieger in jeder Hinsicht feststeht. Die einen liefern kurzweiligen Spaß, die anderen zeitlose Geschichten mit Seele und Tiefgang. Trotz solcher Highlights wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ ist das Animationsstudio mit dem Halbmond nach wie vor ein ganz anderes Kaliber als die von Disney aufgekaufte CGI-Filmschmiede, denn „Shrek“, „Die Croods“ und Co. erreichen nun mal nur selten die visuelle und inhaltliche Qualität von „Toy Story“ oder „Ratatouille“. Dafür gibt es allerhand Popkulturanspielungen, die gern auch mal den inhaltlich relevanten Rahmen sprengen, doch so werden die eigentlich für eine sehr junge Zielgruppe konzipierten Filme immerhin auch zu einem kurzweiligen Erwachsenenspaß. Egal mit welcher Methode, ob mit facettenreichen Geschichten, Herz oder einfach nur banalem Slapstick, so ist es doch das Hauptanliegen sämtlicher Filmemacher, dass ihre dreidimensionalen Trickabenteuer eine möglichst breite Masse ansprechen. Mit der Alienstory „Home – Ein smektakulärer Trip“, die im Rahmen eines Kurzfilmes vor dem Animationsabenteuer „Die Abenteuer von Mr. Peabody und Sherman“ bereits erfolgreich angeteasert wurde, geht Regisseur Tim Johnson („Ab durch die Hecke“) nun jedoch erstmals einen leicht abgewandelten Weg und serviert dem Publikum einen Streifen, der sich nahezu ausschließlich an das ganz junge Publikum richtet. Wortwitz und Situationskomik verstehen hier auch schon die Unter-sechs-Jährigen und wer sich als Erwachsener die mittlerweile zum Standardrepertoire eines modernen Animationsfilmes gehörenden Meta-Kommentare zum aktuellen Weltgeschehen erhofft, der wird wohl enttäuscht. Johnson feuert viel lieber ein harmloses CGI-Spektakel ab, garniert die opulenten 3D-Welten mit diversen Running-Gags und setzt vorzugsweise die niedlichen Boovs in Szene, die trotz ihres zahnlosen Auftaktfilms echtes Kultpotenzial besitzen und wie prädestiniert dafür sind, in puncto Merchandising bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet zu werden.

Die Geschichte von „Home – Ein smektakulärer Trip“ ist wahrlich nicht neu, denn Erzählungen von Partnern wider Willen, die angesichts einer Katastrophe zu wahren Freunden werden, gibt es zuhauf und sind allein im Animationsfilmsegment schon x-mal durchgekaut worden, sodass dieser Teil des Drehbuchs zu „Home“ absolut nicht zu den Stärken des Films gehört. Daher eröffnet das Autorenteam um Tom J. Astle („Epic – Verborgenes Königreich“) auch direkt drei verschiedene Handlungsstränge; neben dem Feinde-werden-zu-Freunden-Plot wird das Geschehen zusätzlich von Ohs Problem vorangetrieben, der mit einer fehlgeleiteten SMS die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich zieht und damit seine gesamte Spezies in Gefahr bringt. Als sei das nicht genug, schwebt über allem dann auch noch der Versuch der Familienzusammenführung zwischen Tips und ihrer Mutter. Dass bei so vielen Konfliktherden zwangsläufig etwas auf der Strecke bleiben muss, fällt in „Home“ auf die Dramaturgie sowie eine einheitliche Dynamik zurück, denn immer wieder scheint es so, als hangele sich „Home“ einfach nur von Schlussakt zu Schlussakt und lässt das eigentliche Erzählen dabei links liegen. Ein ausgewogenes Storytelling bleibt dabei fast völlig auf der Strecke und nicht nur im Vorantreiben des Plots, sondern auch in der technischen Ausstattung finden sich die Facetten einer solch lieblosen Inszenierung wieder.

RnB-Star Rihanna, die in der Originalfassung die Figur der Tips spricht, darf in „Home“ nämlich einmal ihr komplettes Album abfeuern – und tut dies leider auch gut und gern zum völlig falschen Zeitpunkt. Anstatt diese Entscheidung jedoch wenigstens konsequent durchzuziehen, mogelt sich hier und da dennoch ein Stück Instrumentalscore dazwischen was die Popsongs und die klassische Musik zu einem anstrengenden Gemisch verkommen lässt. Da ist das visuelle Design der von den Boovs heimgesuchten Erde schon wesentlich besser geraten. Unter Zuhilfenahme eines sehr ansprechenden 3D-Effekts, der den Aufschlag an der Kinokasse endlich mal wieder rechtfertigt, kreieren die Verantwortlichen übersichtliche aber liebevolle Welten und stellen mit unserem blauen Planeten allerlei Skurrilitäten an. Stichwort: schwebender Eiffelturm. So entfalten sich die dynamische Spannung der Geschichte sowie der Witz in der Erzählung vorzugsweise aus der optischen Aufmachung, denn auch auf der Ebene des sprachlichen Humors schlägt „Home – Ein smektakulärer Trip“ in eine recht einfältige Kerbe. Die Drehbuchautoren versehen die possierlichen Alienwesen nämlich mit einem Sprachfehler, der allerdings lediglich darauf hinausläuft, dass Oh und seine Freunde auf recht beliebige Weise die deutsche (im Original natürlich die englische) Grammatik verdrehen. Das ist zwar auf die Dauer nicht unbedingt störend – vor allem, weil die Boovs trotz ihrer Einfältigkeit einfach zum Liebhaben knuddelig geraten sind. Als Gag-Generator dient diese Idee jedoch ob ihrer Beliebigkeit kaum.

Home - Ein smektakulärer Trip

Tips und Oh machen sich gemeinsam auf die Suche nach Tips‘ Mutter und müssen ganz nebenbei die Welt retten.

Eine Sache kann sich „Home – Ein smektakulärer Trip“ jedoch wahrlich nicht vorwerfen: Der Streifen geizt nicht mit gelungenen Leistungen der Synchronsprecher. Bastian Pastewka („Baymax – Riesiges Robowabohu“) macht aus Oh ein ganz und gar liebenswertes, wenn auch naives Geschöpf, das mit der aufbrausenden Tips, gesprochen von Josefine Preuß („Epic“), ganz hervorragend harmoniert. Auch Uwe Ochsenknecht als hartherziger Smek-Captain weiß mit seiner herablassenden aber verplanten Art zu gefallen und schafft es, dem Film ganz eigene Akzente abzugewinnen.

Fazit: „Home – Ein smektakulärer Trip“ funktioniert als kunterbunte Kinderbespaßung und lässt die Erwachsenen dabei zum Großteil außen vor. Dennoch gestaltet sich der Film durch seinen überbordenden Ideenreichtum nicht anstrengend und schafft es damit, die äußerst vorhersagbare Story ein wenig aufzupeppen. Der ganz große Wurf ist Dreamworks Animation damit jedoch wahrlich nicht gelungen.

 „Home – Ein smektakulärer Trip“ startet am 26. März bundesweit in den Kinos – auch in 3D!

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