Big Ass Spider!

Während der Produktionsstandard klassischer Hollywoodfilme heutzutage außergewöhnlich hoch ist, haben einige kleine Produktionsfirmen eine Nische für sich entdeckt, die da lautet „B-Movie“. Die schmalbudgetierten Streifen haben mittlerweile eine beachtliche Fangemeinde um sich geschart. Kein Wunder: Der Unterhaltungswert ist nicht zwingend geringer, als bei Filmen im Blockbusteroutfit und wissen die jeweiligen Produktionen darum, macht es gleich nochmal so viel Spaß. Der Spinnenhorrorfilm BIG ASS SPIDER! ist ein Film dieser Sorte. In meiner neusten Kritik werfe ich einen genauen Blick auf ihn. 

Der Plot

Kammerjäger Alex (Greg Grunberg) kann sich nach einem Spinnenbiss gerade noch ins Krankenhaus retten. Dort angekommen macht er die Bekanntschaft mit der attraktiven Krankenschwester Lisa (Alexis Peters), bei der er trotz allerhand Schmeicheleien jedoch nicht landen kann. Statt einer neuen Freundin bekommt der Dauersingle es stattdessen mit einem Hybriden aus Spinne und Alien zu tun, der erst einen Angestellten des Krankenhauses angreift und sich schließlich aufmacht, die ahnungslosen Bürger Los Angeles‘ heimzusuchen. Nur einer scheint dem Viech gewachsen: Alex. Denn der hat ohnehin nichts mehr zu verlieren.

Kritik

Der Spinnenfilm ist so alt wie der Horrorfilm selbst. Bevor der schwarz-weiße Gruselklassiker „Tarantula“ von 1955 im nächsten Jahr eine Neuverfilmung erhält, bedient sich noch einmal das Trash-Kino an den achtbeinigen Monstern. Und man munkelt, „Big Ass Spider!“ Ist nicht der letzte Streifen, bei welchem Arachnophobikern Angst und Bange werden dürfte. Underground-Regisseur Mike Mendez („The Gravedancers – Ruhe nicht in Frieden“) inszenierte eine Krabbelorgie, die sich gewaschen hat.

Das sich im Laufe der rund achtzig Minuten als wachechtes B-Movie entpuppende Trash-Festival beginnt für seine Budgetverhältnisse überraschend blockbusterartig. Zum Sound einer hymnischen Popballade und in Superzeitlupe schleicht unsere Hauptfigur durch das Trümmerfeld Los Angeles, eingefangen in detailverliebten Bildern und unterlegt von einem fiebrigen Gelbstich. Erst als sich die Kamera langsam nach oben bewegt, gibt sie den Blick auf eine gigantische Riesenspinne frei, die sich King-Kong-like an einem Wolkenkratzer festkrallt und ihr pralles Hinterteil dem Zuschauer entgegenstreckt. Der Filmtitel „Big Ass Spider!“ Kommt nicht von ungefähr.

„12 Stunden zuvor“ setzt die Handlung ein. Die kommt überraschend dialoglastig daher und besinnt sich zwar offensichtlich auf ihr B-Movie-Dasein, nimmt sich dementsprechend und glücklicherweise also überhaupt nicht ernst. Doch der Versuch, sich an US-Crimeserienware zu orientieren ist nicht von der Hand zu weisen. Die Kombination aus Trash-Action und Krimi-Nachdichtung funktioniert jedoch vortrefflich. Nicht zuletzt deshalb, weil in „Big Ass Spider!“ Jeder sein Fett weg bekommt. Vor allem Randnotizen entpuppen sich schnell als – Achtung, Wortspiel! – bissiger Kommentar auf die heutige Gesellschaft. Da werden Handyfilmer zu Opfern ihres Voyeurismus und das Militär entpuppt sich nicht nur einmal als absolut planlos.

Unabhängig davon ob derartig zynische Kommentare gewollt sind oder nicht, ist „Big Ass Spider!“ Vor allem für Fans des absurden Kinos eine Mordsgaudi. Die unterirdischen CGI-Effekte verstärken den B-Movie-Charakter konsequent. Da ist es ganz gleich, dass der Film technisch ansonsten einen durchaus soliden Eindruck macht. Mike Mendez hat offensichtlich genau das verfilmt, was ihm bei dem Gedanken an das Wort „Spinnenfilm“ in den Sinn kam. „Big Ass Spider!“ Ist nicht so frech wie „Arac Attack“ und versprüht niemals eine derartige Gruselatmosphäre wie „Tarantula“. Dennoch hat der Film seine Momente – auch weil sich der sympathische Cast weitaus weniger grottig anstellt, als in so vielen anderen schmalbudgetierten Horrorfilmen.

Der Vollständigkeit halber sei ins Fazit miteinbezogen, dass ein derartiger Film niemals ohne Logiklücken auskommt. Wer sich biologisch korrekte Fakten erhofft, dem sei der Discovery Channel ans Herz gelegt. Im Falle von „Big Ass Spider!“ haben wir es mit einem waschechten Exemplar von Spaßfilm zu tun, welcher am besten in lockerer Gesellschaft und mit reichlichen Mengen Alkohol genossen werden sollte.

Erschienen in der Deadline, Ausgabe 43