Contagion

Nach EHEC, der Schweine- und Vogelgrippe, sowie dem Norovirus hat auch die Filmindustrie Epidemien als eigenständigen Plot für sich entdeckt. Zumeist reißerisch, eine Liebesgeschichte einschließend präsentieren sich die Katastrophenthriller als Blockbustermovies. Nicht so bei CONTAGION – bewusst emotionslos in nahezu dokumentarischen Bildern liefert Steven Soderbergh („Der eisige Tod“, „Michael Clayton“) ein erschreckend realistisches Abbild einer Epidemie, das trotz eines hohen Staraufgebots nicht vollständig zu überzeugen weiß.
Der Plot
Die junge Mutter Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt eines Tages von einer Asienreise zu ihrer Familie zurück. Sie wirkt angeschlagen, scheint sich erkältet zu haben. Am nächsten Morgen ändert sich ihr Zustand dramatisch, bis sie schließlich vor den Augen ihres Ehemannes Thomas (Matt Damon) zusammenbricht. In der Klinik schaffen es die Ärzte nicht, der Patientin zu helfen, sodass sie verstirbt. Wenig später stirbt auch der kleine Sohn der Emhoffs und weltweit häufen sich die Fälle von Patienten mit demselben Krankheitsbild, sodass Thomas in Quarantäne genommen wird. Als die Zahl der Krankheits- und Todesfälle schließlich Epedemie-Dimensionen erreicht, machen sich Mediziner und Wissenschaftler weltweit auf die Suche nach einem Wirkstoff, doch dieses Unterfangen erweist sich als äußerst schwierige Misson. Nachdem das Departement of Homeland Security die Panik vor einem Biowaffenanschlag schürt, macht sich die junge, aber ehrgeizige Medizinerin Dr. Erin Mears (Kate Winslet) im Auftrag von Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) auf die Suche nach der Ursache des Virus um somit möglichst schnell ein geeignetes Heilmittel zu finden.
Derweil verbreitet der bekannte Blogger Alan Krumwiede (Jude Law) zur Steigerung des Bekanntheitsgrades seines Blogs im Internet die falsche Meldung, der Wirkstoff der Forsythie wäre die Lösung, was die Menschen zu Jägern dieses in Wirklichkeit nutzlosen Stoffes macht. Gleichzeitig verfällt das Land immer weiter in Panik. Die Bevölkerung startet Hamsterkäufe, Leichen türmen sich an den Straßenrändern und unter all den Katastrophen versuchen Thomas und seine Tochter, zu überleben, während die Mediziner immer mehr die Kontrolle über die ´desaströse Lage verlieren.
„Irgendwo auf dieser Welt ist das falsche Schwein auf die falsche Fledermaus getroffen.“
Kritik
Steven Soderbergh drehte „Contagion“ in einem sehr unspektakulären, fast schon dokumentarischen Gewand. Im Vordergrund stehen hauptsächlich die Ermittlungen seitens der Mediziner und Wissenschaftler und die Vorgänge innerhalb dieser Instanzen, bei den Versuchen, die Epidemie in den Griff zu bekommen. Der Eindruck einer Dokumentation entsteht vor allem aufgrund des in den Hintergrund-rückens der Schauspieler. Große Namen wie Kate Winslet („Titanic“, „Der Vorleser“), Matt Damon („Departed – Unter Feinden“, „Der Plan“) und Laurence Fishburne („Matrix“, „Mystic River“) stehen auf der hochkarätigen Besetzungsliste. Dennoch spielt jeder für sich keine Charakterrolle, sondern ist viel mehr Nebendarsteller neben der Katastrophe, die hier vor allen Schauspielern im Vordergrund steht. Diese Tatsache schien einigen der Akteuren auch die Lust an der Arbeit genommen zu haben, hat man vor allem bei Kate Winslet und Matt Damon den Eindruck, diese seien vollkommen unterbesetzt. Gelangweilte Gesten und Mimiken schaffen es nicht, den Zuschauer beim Ansehen des Streifens in ihren Bann zu ziehen, vielmehr bleibt man nüchterner Betrachter des Spektakels, das sich auf dem Bildschirm abspielt. Zudem ist „Contagion“ sehr dialoglastig und spart nicht an wissenschaftlichen Fachausdrücken. Damit ist der Katastrophenblockbuster-Fan schon einmal enttäuscht. Dennoch überzeugen zumindest die Kamerafahrten durch die menschenleeren, von Leichensäcken übersäten Straßen, welche in ihrer Nüchternheit betrachtet äußerst bedrohlich wirken. Selbiges gilt für die Szenen, in denen Plünderungen und Gewalt das wohl realistische Ausmaß einer Epidemie zeigen. Um den halbwegs sympathischen Identifikations-Charakter des Films kümmert sich Matt Damon, der, wie bereits erwähnt, ebenfalls gelangweilt spielt und dem man weder die Trauer um den Tod seiner Frau, noch die Panik vor der nahenden Katastrophe wirklich abnimmt. Seine Figur hätte viel weiter ausgebaut werden können, doch leider ist eine Charakterisierung seinerseits nur minimal zu erkennen. Doch auch dies unterstreicht vor allem den Dokumentarstil von „Contagion“.
Wie auf dem Cover zu erkennen ist die Farbgebung des Films in übermäßigen Gelb- und Grüntönen gehalten, was sicherlich beabsichtigt ist. Eine Interpretation dieses Stilmittels kann wohl zu mehreren, verschiedenen Ergebnissen führen, doch vermittelt der Streifen beim Sehen weniger die Muße zu einer Interpretation, als vielmehr ein gesteigertes Genervt-sein. Auch wirken die Bilder zum Großteil unscharf (besonders die in dieser Farbgebung gehaltenen Bilder). Damit hat dieses Stilmittel seine Wirkung verfehlt, da es keine Gegebenheiten unterstreicht, sondern für sich allein steht und so jedoch keinen Sinn macht.
Die Musikuntermalung ist trist und geht schlichtweg unter, was auch für einen dokumentarisch gehaltenen Film kein Pluspunkt ist. Man hätte durchaus mehrere musikalische Akzente setzen können, um so wenigstens ein bisschen Spannung in die Szenerie zu bringen. Aber Fehlanzeige!
Fazit: „Contagion“ ist ein nüchterner, fast langweiliger Katastrophenthriller, in welchem die Darsteller nahezu untergehen. Die Dialoge sind wenig spannend, die Szenerie als solche hingegen ordentlich. Somit erfüllt der Streifen alle Voraussetzungen, Doku-Freunden zu gefallen, Action-Kino-Anhänger werden hingegen enttäuscht sein.
BluRay oder DVD?
Das Bild ist sowohl bei der DVD, als auch bei der Blu-ray Disc wenig überzeugend. Selbst die Blu-ray weist erstaunlich viele Unschärfen auf und der Ton klingt auf beiden Medien dumpf. Ich bin nicht sicher, inwieweit diese Unschärfen gewollt sind und inwiefern das Bild bewusst nicht hochglänzend auf DVD oder BluRay gepresst wurde. Ich bin von beidem enttäuscht und da können auch die interessanten Extras nichts dran ändern. Aber immerhin kann die BluRay mit einer interessanten Dokumentation („Contagion und die Realität“) und weiteren Extras auftrumpfen. Punktabzug gibt’s allerdings für den Preis und somit endet es in einem unentschieden. Entscheidet selbst, wieviel Euch „Contagion“ wert ist!
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