Buddy Games

Josh Duhamels Regiedebüt BUDDY GAMES handelt von einer Gruppe Freunde, die auch im Erwachsenenalter alberne, pubertäre Wettbewerbe austragen. Ob das an „Catch Me!“ heranreicht, verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Einmal im Jahr veranstalten die fünf Freunde Bob (Josh Duhamel), Shelly (Dan Bakkedahl), Doc (Kevin Dillon), Durf (Dax Shepard) und Bender (Nick Swardson) die sogenannten Buddy Games – einen Wettbewerb voller gefährlicher und pubertärer Aufgaben. Als eines Jahres Shelly während der Buddy Games bei einem Paintball-Unfall seine Hoden verliert, ist jedoch vorerst Schluss. Erst fünf Jahre später ruft Bob auf Bitten von Shellys Mutter, die sich Sorgen um ihren depressiven Sohn macht, ein Comeback der Buddy Games aus. Dafür hat er sich jede Menge alberne und gefährliche Aufgaben ausgedacht, etwa Abführmittel nehmen und anschließend Frauen in einer Bar ansprechen. Was die Freunde zusammenführen soll, belastet allerdings seine Beziehung zu seiner Noch-immer-nicht-Gattin Tiffany (Olivia Munn)…
Kritik
Erwachsene Männer, die sich einmal im Jahr wie Kinder aufführen, indem sie ihre Freundschaft mit einem pubertären Wettbewerb aus ihren Jugendjahren zelebrieren: Das erinnert an „Catch Me!“, das erfrischende, leicht selbstironische und dennoch auch überraschend herzliche Regiedebüt von Jeff Tomsic, in dem Jeremy Renner, Ed Helms, Jake Johnson, Jon Hamm und Hannibal Buress das abgedrehteste Fangenspiel spielen, das man spielen kann – was Annabelle Wallis, Isla Fisher, Rashida Jones und Leslie Bibb mit den verschiedensten Reaktionen bedenken. Von Unverständnis bis manischer Begeisterung ist alles dabei. „Buddy Games“ wirkt wie ein aus einem Paralleluniversum gezerrtes „Catch Me!“: Auch diese Komödie ist ein Regiedebüt – nämlich von Hauptdarsteller, Produzent und Co-Autor Josh Duhamel („Transformers: The Last Knight“). Auch hier geht es um erwachsene Männer, die von Kindstagen an Jahr für Jahr absurde Wettbewerbe bestreiten. Und wie in „Catch Me!“ wird diese Tradition, der einige der Männer mit ungleich erfreulicher Berufslaufbahn überdrüssig geworden ist, noch einmal in voller Gloria zelebriert, weil es einem von ihnen die Welt bedeuten würde. Sogar das US-Poster zu „Buddy Games“ erinnert an eines der Poster zu „Catch Me!“ – nur spielen beide Filme in völlig unterschiedlichen Ligen.
Was „Catch Me!“ ausmacht, ist die temporeiche Mischung aus ironisch ausgespielter Absurdität und einer emotionalen Ehrlichkeit bezüglich der Freundesdynamik: Die „Catch Me!“-Autoren Rob McKittrick und Mark Steilen nutzen die durchgeknallte Prämisse, um die unter Männern (vor allem im Alter der Protagonisten) so weit verbreitete Unsitte zu kommentieren, ihren Freunden ihr Herz nur im Spaß auszuschütten, sowie um gender- und generationenübergreifende Freuden und Macken an kauzigen Freundschaftsmodellen zu beleuchten. „Catch Me!“ ist wahrlich keine tiefschürfende Parabel über zwischenmenschliche Beziehungen, aber er hat wenigstens etwas über sie zu sagen und nutzt das, damit das Fangenspiel, um das es im Film geht, mehr ist als reines Chaos. Der talentierte Cast trägt zu dieser Balance natürlich sein Scherflein zu bei. „Buddy Games“ ist derweil das, was wohl passieren würde, wenn die „Kindsköpfe“-Figuren einen Asylum-Abklatsch von „Catch Me!“ drehen würden. Dumm, laut, grell und durch und durch unangenehm. Es wird zwar behauptet, dass diese Figuren befreundet sind, doch zu keinem Zeitpunkt wird spürbar, weshalb. Wieder auf Storyebene, noch durch das Schauspiel glimmt zwischen Bob, Shelly, Doc, Durf und Bender auch nur der kleinste Funken der Zuneigung auf – und da sie den Großteil des Films damit verbringen, sich anzubrüllen, zu beschimpfen, zu ärgern oder dämliche Dinge zu treiben, ist es auch nicht gerade so, als würden wir mit ihnen befreundet sein wollen. Wenn Olivia Munn als Tiffany wegen dieser Clique die Augen rollt, wird sie als verständnislose Nervensäge inszeniert – aber sie ist mit Abstand die vernünftigste in diesem Film. Konsequenterweise kommt sie kaum vor…
„‚Buddy Games‘ ist das, was wohl passieren würde, wenn die ‚Kindsköpfe‘-Figuren einen Asylum-Abklatsch von „Catch Me!“ drehen würden. Dumm, laut, grell und durch und durch unangenehm.“
Selbstredend kann ein Film auch dann funktionieren, wenn er keine einzige charismatische Figur aufweist. Doch ein Film, der mit kumpeliger Attitüde dauernd den Ellenbogen in die Rippen des Publikums rammt und erwartungsvoll blickt, als wolle er sagen „Na, na, na, sind das nicht tolle Freunde? Würdest du nicht auch mit ihnen abhängen wollen?“ … Der will über Charisma und Ausstrahlung funktionieren. Und sowas hat „Buddy Games“ nicht zu bieten – was nicht allein daran liegt, wie toxisch sich die Figuren hier anpacken. Filmfiguen, die befreundet sind, müssen nicht Filmfiguren sein, mit denen man selbst befreundet sein will: Jeder im Wolfsrudel aus „Hangover“ zum Beispiel hat auch eine anstrengende Ader, mit der wohl nur ein Bruchteil des riesigen Publikums der Erfolgstrilogie im wahren Leben klar kommen würde – aber dank des Casts, des Skripts, das immer wieder Momente findet, die Bindungen zwischen den Figuren zu stärken, und Todd Phillips‘ sich an dem Trubel cineastisch ergötzende Regieführung lässt es sich für die Dauer der Filmlaufzeit eben doch Freude an diesen Freunden haben.
Duhamel dagegen filmt die „Buddy Games“ verwaschen runter, findet kein Gespür für das Nicht-Vulgäre, rotzt das Vulgäre unmotiviert runter, und dann verweigert sich der Film auch noch, den Figuren wenigstens einen winzigen Hauch der Entwicklung zu spendieren. Sie bleiben sich selbst treu, was hier alles andere als ein Kompliment ist. Bedenkt man, dass sie zu Beginn der Handlung nicht gut aufeinander zu sprechen sind, und Duhamel am Ende inszenatorisch behauptet, dass nun alles supi ist, wird die Diskrepanz zwischen „Was Duhamel offenbar denkt, zu erzählen“ und „Was er wirklich erzählt“ wohl deutlich genug. Einzig ein Flirt-Wettstreit im Rahmen der Wettbewerbsparade der Kindgebliebenen lässt durchschimmern, was in fähigeren Händen möglich gewesen wäre: Die Spätpubertären trinken Abführmittel und müssen nun, mit diesem Natur-Countdown im Nacken (oder eher: im Verdauungssystem), möglichst schnell eine Frau dazu bringen, ihnen einen Drink auszugeben und mit ihnen zu tanzen. Wer sich zuscheißt oder in Richtung Toiletten begibt, verliert. Das ist zweifelsohne eine der vulgärsten Aufgaben im Rahmen der titelgebenden Buddy Games. Aber sie ist wenigstens kreativ. Und die Autoren Duhamel, Bob Schwartz und Jude Weng nutzen sie dafür, um alle Kontrahenten bei ihren eigenen Flirtmethoden zu zeigen. Die sind auf die jeweiligen komödiantischen Stärken des Casts zugeschnitten und treiben die Figurenzeichnung voran. Bis dann die Magengrummel-, Furz- und Dünnpfiff-Soundeffekte die Rückkehr zum „Buddy Games“-Alltag einläuten…
„Duhamel filmt die „Buddy Games“ verwaschen runter, findet kein Gespür für das Nicht-Vulgäre, rotzt das Vulgäre unmotiviert runter, und dann verweigert sich der Film auch noch, den Figuren wenigstens einen winzigen Hauch der Entwicklung zu spendieren.“
Fazit: Wer neugierig auf „Buddy Games“ ist, sollte sich einfach „Catch Me!“ anschauen.
„Buddy Games“ ist ab dem 12. August 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.
Ha ha. ich habe schon so eine sehr ähnliche „Kritik“ auf Filmstarts.de gelesen. War klar, das die „Politisch Korrekten“ mäkeln und rummosern. Gerade deswegen kucke ich mir den Film am Wochenende an. Ich hoffe der läuft hier im Multiplex.