3 Engel für Charlie

Der Serienklassiker über die gewieften Kämpferinnen für das Gute gelang schon zwei Mal ins Kino. Nun kommt die nächste Interpretation. Ob Regisseurin Elizabeth Banks 3 ENGEL FÜR CHARLIE etwas Neues abgewinnen kann, verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Schon seit jeher sind Charlies Engel mit ihren Fähigkeiten in Sachen Sicherheit und Ermittlungsarbeit im Einsatz. Mit der Expansion der Townsend Agency sind die smartesten, furchtlosesten und bestens ausgebildeten Frauen nun auf internationaler Ebene unterwegs. Mehrere Engel-Teams, die von verschiedenen Vermittlern geleitet werden, übernehmen weltweit die härtesten Jobs. Als die Erfinderin Elena (Naomi Scott) Sorge hat, dass die neuste Entwicklung ihres Arbeitgebers als Massenvernichtungswaffe missbraucht werden können, nehmen sich die unangepasste Sabina (Kristen Stewart) und die Ex-MI-6-Agentin Jane (Ella Balinska) der Sache an. Doch die Mission ist komplexer als erwartet …

Kritik

1976 startete im US-Fernsehen die Actionserie „Drei Engel für Charlie“, die mit ihren titelgebenden Heldinnen zu einem landesweiten Phänomen wurde. Und auch in anderen Ländern ging die Serie über drei Frauen, die als Privatdetektivinnen immer wieder den Tag retten, durch die Decke. In Deutschland startete die Serie 1979 im ZDF. 21 Jahre später inszenierte McG („The Babysitter“) eine komödiantische, in Musikvideo-Ästhetik gehaltene Kinovariante des Stoffes, die zu einem weltweiten Hit wurde. Drei Jahre später kam eine deutlich kostspieligere Fortsetzung an den Kinokassen etwas schwächer an und wurde zudem von der Kritik in der Luft zerrissen – und das war nur das erste Signal, dass der „Engel“-Durst offenbar gestillt war. Denn 2011 floppte eine Serien-Neuauflage – so sehr, dass nicht einmal sämtliche schon fertig produzierten Episoden in den USA auf Sendung gingen. Elizabeth Banks nahm sich dennoch der Aufgabe an, die Marke „3 Engel für Charlie“ gegen Ende der 2010er-Jahre noch einmal für die große Leinwand zu adaptieren und zu modernisieren. Die „Zack and Miri Make a Porno“-Schauspielerin, die schon seit einigen Jahren auch hinter den Kulissen sehr aktiv ist und sehr offen kommentiert, welche Hürden ihr aufgrund ihres Geschlechts in den Weg gelegt werden, wollte mit „3 Engel für Charlie“ beweisen, was in ihr steckt.

Die drei Engel Elena (Naomi Scott), Jane (Ella Balinska) und Sabina (Kristen Stewart).

Nachdem sie zuvor die musikalische Komödie „Pitch Perfect 2“ inszenierte, sollte ihre zweite Regiearbeit vorführen, dass sie auch mit einem (etwas) größeren Budget und mit Actionszenen klar kommt. Banks übernahm außerdem die Produktion, das Drehbuch und eine zentrale Nebenrolle. Oder, wie sie nach dem miesen US-Start des Films bei Twitter festhielt: „Nun, wenn du schon einen Flop machst, dann stell sicher, dass dein Name viermal drauf steht.“ Die erhoffte kommerzielle Wiederbelebung des „Engel“-Franchises ist Banks‘ Actionkomödie nämlich nicht geworden. Und das ist aus sogleich mehrfacher Hinsicht schade: Punkt eins: Banks ist eine viel versprechende Regisseurin, und daher ist ihr ein Misserfolg direkt schon bei ihrem zweiten Film wahrlich nicht zu gönnen. Punkt zwei: Manche Studios und Produzenten sind dem Irrglauben befallen, dass Actionfilme mit weiblichen Hauptfiguren, die weder dem Sci-Fi-Genre, noch der Superheldenwelt angehören, garantierte Flops sind, und sie werden jeden tatsächlichen Misserfolg als Argument für ihre Sicht missbrauchen. Und Punkt drei: „3 Engel für Charlie“ wirkt leider wie ein erster Probeanlauf für etwas, das in Runde zwei deutlich besser klappen würde, wenn die Beteiligten ihre Lehren aus dem ersten Versuch ziehen. Und diesen zweiten Anlauf wird Banks‘ „Engel“-Vision nun wohl kaum bekommen.

Dabei haben die Hauptdarstellerinnen Kristen Stewart („Die Wolken von Sils Maria“), Naomi Scott („Aladdin“) und Ella Balinska („Inspector Barnaby“) eine gewinnende Chemie miteinander. Ihr Zusammenspiel harmoniert, und so geraten selbst Gespräche ohne Pointen amüsant. Zudem sind die drei Engel nicht nach dem Schema F zusammengestellt, sondern ein Trio mit erfrischenden Charakteristiken und Aufgabenbereichen. Naomi Scotts Elena ist zwar die IT-Expertin, aber fernab vom typischen Nerd, den dieser Posten in Actionfilmen mit sich bringt. Kristen Stewart stürzt sich mit Verve und Charme in den Gedanken, ihre Unangepasstheit gewitzt und quirlig auszuspielen (Sabina würde sich bestens mit Kate McKinnons Jillian Holtzmann aus „Ghostbusters – Answer the Call“ verstehen), teilt aber zugleich hart aus und spielt immer wieder auf eine seltsame bis tragische Vergangenheit an, mal als Gag, mal als dramatische Textur. Und Ella Balinskas Jane entwickelt sich (leider etwas sprunghaft, so als hätte man erst mitten im Dreh den Ansatz für diese Figur gefunden) von der motzigen Einzelkämpferin zur Vernunftsperson im Team, die jedoch auch stets ein verschmitztes Grinsen mit sich trägt. Diese Persönlichkeiten ergeben eine unberechenbare, aber sehr gefällige Mischung.

Im Job werden viele Kontakte geknüpft…

Darüber hinaus zeigt sich in „3 Engel für Charlie“ wieder Banks‘ Händchen für Selbstironie: Immer wieder wird das Geschehen in dieser Agentinnenkomödie durch unerwartete Drehs und Sprüche aufgelockert, die das Gezeigte mit locker-leichter, sich nicht zu ernst nehmender Attitüde kommentieren. Wie zuvor schon bei „Pitch Perfect 2“ wird dieser Film so aber nicht zur „22 Jump Street“-esken Parodie, sondern verortet sich in einem „Das hier ist flockiger Popcorn-Spaß, und wir wissen es“-Tonfall, den die Dialoge und Banks‘ lockere Regieführung sehr stimmig umsetzen. Mit einer ähnlichen „Lasst uns Spaß haben, aber auch ehrlich hinter dem Gebotenen stehen“-Haltung vermittelt Banks auch ihre Female-Empowerment-Botschaft: Nervige Alltagsangewohnheiten männlicher Vorgesetzter werden zielsicher abgebildet, um die Ausgangslage Elenas zu skizzieren, Spannung zu schüren und Gründe zu finden, wieso sie so bereitwillig ins kalte Wasser (also die Welt der Engel) springt. Im Gegenzug umschifft der Film später wissentlich (und mit manchen, kleinen Seitenhieben) alberne Klischees aus früheren Actionstoffen rund um Frauen. Anders gesagt: Wie zuvor schon „Ghostbusters“ predigt Banks nicht mit mahnendem Finger, sondern lebt es einfach vor – wenngleich es Paul Feigs spritzige Komödie doch noch ein Stückchen gewitzter gelang.

In den Bereich „Schade, das wäre beim zweiten Mal vielleicht besser geworden“ fällt derweil die Action: Manche Sequenzen haben spaßige Einfälle, die Banks auch gekonnt umsetzt, und bei einem Kampf in einer Fabrik sowie bei einem Mini-Heist in Hamburg fügt sie fähig zusammen, was sich an verschiedenen Sub-Kampfplätzen so abspielt. Unter anderem eine Verfolgungsjagd durch die Hansestadt ist aber sehr sperrig geschnitten, und nimmt daher nie so richtig an Fahrt auf. Das Problem zieht sich, genauso wie eine seltsam-matschige Tonabmischung, durch mehrere Actionpassagen. Zumindest in diesem Film hat Banks ein Auge für gewieftes Vorgehen und große, minutiöse Abläufe, wenn es kracht und scheppert, lässt sie dagegen nach – aber Potential ist da, so bleibt stets zu erkennen, wer sich wo befindet. Das ist ja leider keine Selbstverständlichkeit im modernen Actionkino.

Regisseurin Elizabeth Banks spielt eine Nebenrolle in „3 Engel für Charlie“.

Fazit: Die Action lässt etwas zu wünschen übrig, aber der Spaß überzeugt und die Figuren machen Lust auf mehr – „3 Engel für Charlie“ hat besseres verdient als die eiskalte Schulter, die das US-Publikum dem Film gezeigt hat.

„3 Engel für Charlie“ ist ab dem 2. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen.

2 Kommentare

  • Also sexy sind die 3 Girls ja zumindestens. Kristen Stewart gefällt mir mit den kurzen Haaren überraschend gut. Wenn sonst nichts läuft ziehe ich mir das rein.

  • Drei Mängel für Charlie oder so

    Wie Groucho Marx schon sagte „Ich mag keine Filme, in denen die Männer die großten Titten“ haben. Damit meinte er die Action Filme, damals meist als Sandalen Filme bekannt.
    Ich tue mich generell damit sehr schwer, wenn da so zierliche und zudem hochmodisch aufgepimpte Stars in Modelmaße Kleiderkästen verdreschen, als wären sie Tanzbären am Rummel.
    Schauspielerinnen mit echter Martial Arts Erfahrung, wie z.B. Gina Carano, tun sich im Action Kino wesentlich schwerer als wie diese Zuckerpüppchen. Was eigentlich nicht logisch ist.
    Zudem ärgert mich das zielmlich stereotype Männerbild. Die meisten sind nur hirnlose gewaltgeile idioten, die nur dazu dienen, von diesen kessen Friseusen den Kopf gewaschen zu bekommen. Der Rest sind nur Waschlappen.
    Damit man mich nicht falsch versteht: ich mag Action Filme generell nicht, da sie über Gewalt nur kalauern; aber das war das schlechteste, was ich seit langem sah.

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