Wessels‘ Weihnachts-Countdown: Bestes Szenenbild

Endlich ist es wieder soweit! Die Zeit der Besinnlichkeit, der Ruhe und Rückbesinnung auf zwölf aufregende Monate eines viel zu schnell vorbeiziehenden Jahres hat begonnen: der Dezember, und damit verbunden die Zeit, in der wir für gewöhnlich jeden Tag ein Türchen an unserem Adventskalender öffnen dürfen. Egal ob Ihr aus Eurem Schokolade, Gummibärchen oder ganz etwas anderes zieht: all das kann ich Euch nicht bieten! Dafür präsentiere ich Euch an dieser Stelle bis zum 24. Dezember jeden Tag ein ganz besonderes Top-Ranking, mit dem ich mein Filmjahr 2018 Revue passieren lassen möchte. Den Anfang macht heute: das beste Szenenbild!
VOLLBLÜTER
Für Regisseur und Drehbuchautor Cory Finley ist „Vollblüter“ das Regiedebüt. In seinem Film schmieden zwei beste Freundinnen ein mörderisches Komplott – vor der aufsehenerregenden Kulisse großer Villen, in denen die Oberen Zehntausend ihrem gelangweilten Alltag nachgehen. Finleys Film unterliegt visuell einer solchen Formstrenge, dass man vermuten würde, der Newcomer mache das schon ewig. Jeder Zentimeter des Bildes ist durchgestylt, die Farben und Formen penibel aufeinander abgestimmt. Die Apple-Designer dieser Welt wären neidisch!
BAD TIMES AT THE EL ROYALE
Weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist er ja schon, dieser Drew Goddard, dessen Crime-Drama „Bad Times At The El Royale“ leider nicht über eine gut gemeinte Tarantino-Hommage hinaus kam. Doch eines hatte dieser Film, was dieses Jahr kein anderer hatte: das titelgebende El Royale, eines der geilsten Filmhotels jüngerer Filmgeschichte. Gebaut genau auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien, gibt es alles in diesem Etablissement doppelt – und als Gast kann man selbst entscheiden, auf welcher Seite man einchecken möchte. Es gibt keine bessere Ausgangslage für ein mit allerlei Raffinessen gespicktes Gebäude, das hier so manchem Schauspieler den Rang abläuft.
OPERATION: OVERLORD
Das Thema „Nazi-Zombies“ hat in diesem Jahr in den Mainstream zurückgefunden: In „Operation: Overlord“ müssen sich eine Handvoll Soldaten in der Endphase des Zweiten Weltkriegs mit dem Ergebnis wahnsinniger Menschenexperimente auseinandersetzen – und das, was die Macher hier an abgefuckten Ideen auffahren, um die Katakomben unter einer Kirche zu einem nervenzerfetzenden Todeslabor zu machen, steckt so voller perverser Liebe fürs Detail, dass man fast meinen könnte, es hier gar nicht unbedingt mit einer Filmkulisse zu tun zu haben…
HEREDITARY
Kein Weg führt in diesem Jahr an „Hereditary“ vorbei: Das zutiefst beklemmende Horrordrama von Ari Aster rüttelt den Zuschauer allerdings nicht nur aufgrund seiner Drehbuch-Loops ordentlich durch, sondern vor allem, weil hier bis ins kleinste Detail alles aufeinander abgestimmt ist. Die Kulisse des Hauses in Kombination mit den omnipräsenten Puppen(Haus-)Motiven sorgen für eine vollkommen entrückte Atmosphäre, die einem von Anfang an klar macht, dass unter diesem Dach eine ganze Menge im Argen liegen muss. Und dann geht’s ja überhaupt erst los…
MANDY

Schlaftablette hin oder her: Wenn man sich in dem Rachethriller „Mandy“ an einer Sache nicht satt sehen konnte, dann an dem berauschenden Szenenbild, in dem Nicolas Cage und Andrea Riseborough jeweils erst nacheinander ihr Leben und dann die Nerven verlieren – oder andersherum? Jedenfalls gelingt Panos Cosmatos mit seiner erst zweiten Regiearbeit die Veranschaulichung dessen, was man gemeinhin wohl als „fiebrig“ bezeichnet. Und wenn sich Cage als bewaffneter Rächer schließlich von einem abstrusen Setpiece zum nächsten durchschlägt, zeigt sich erst, auf wie viele Arten sich Wahnsinn wirklich einfangen lässt.
Schöne Idee. Filmische Adventskalender auf Blogs gibt es ja nicht so häufig. 🙂