Voll verkatert

In der Blödel-Komödie VOLL VERKATERT verwandelt sich ein Kevin Spacey im „House of Cards“-Arschlochmodus in einen flauschigen Kater. Und da dieser vorzugsweise animiert ist, die Geschichte in absolut vorhersehbaren Bahnen verläuft und das Ganze obendrein nicht einmal lustig ist, können wir es kaum glauben, doch der Film von einem „Man In Black“-Regisseur gehört tatsächlich zu den miesesten des Jahres. Mehr dazu in meiner Kritik.
Der Plot
Für den Familienvater und Geschäftsmann Tom Brand (Kevin Spacey) gibt es nichts Wichtigeres, als seinen Job als erfolgreicher Firmenleiter eines Milliardenunternehmens. Gerade ist er dabei, das höchste Gebäude der Stadt zu bauen. Da kann es schon mal passieren, dass Ehefrau Lara (Jennifer Garner) und Töchterchen Rebecca (Malina Weissman) zu kurz kommen. Viel zu kurz. Mit seinem krankhaften Ehrgeiz treibt Tom regelmäßig seine Angestellten in den Wahnsinn, doch auch David (Robbie Amell), Sohn aus Toms erster Ehe, muss regelmäßig den Frust seines Dads über sich ergehen lassen. All das ändert sich jedoch, als sich Rebecca zu ihrem Geburtstag eine Katze wünscht. Widerwillig stimmt Tom zu und lernt in einer Tierhandlung den mysteriösen Katzenflüsterer Felix Perkins (Christopher Walken) kennen. Dieser beschließt, dem nachlässigen Familienvater eine Lektion zu erteilen: Nach einem folgenschweren Unfall lebt Toms Verstand in der Gestalt eines Katers weiter. Nun muss er irgendwie dafür sorgen, dass seine Familie ihm aus dieser Misere heraus hilft. Doch wie soll das gehen, wenn er sich nicht richtig artikulieren kann und es darüber hinaus weder seiner Frau, noch seiner Tochter so richtig aufzufallen scheint, dass ihr Dad plötzlich nicht mehr da ist?
Kritik
Wir wollen ehrlich sein: Wir haben keine Ahnung, ob es Barry Sonnenfelds Komödie „Voll verkatert“ überhaupt noch in die deutschen Kinos schaffen wird. Der neueste Film des „Man In Black“-Regisseurs ist zwar längst abgedreht, fertig produziert und sogar schon für hiesige Gefilde synchronisiert, doch nach den ersten exklusiven Pressescreenings wurde es bemerkenswert still um das Projekt. Nicht einmal ein deutsches Plakat gibt es und der zugehörige Verleih hat sämtliche Informationen zu „Voll verkatert“ bereits von seinem Presseserver entfernt. Da der offizielle Kinostart aber immer noch auf diversen Online-Plattformen vermerkt ist, wollen wir es uns nicht nehmen lassen, vorsichtshalber trotzdem über den Film zu berichten, müssen aber direkt zugeben, dass wir es absolut verstehen könnten, würde sich Universum Film tatsächlich noch gegen eine Kinoauswertung entscheiden. An den weltweiten Kinokassen hat die im Original „Nine Lives“ betitelte Komödie zwar recht solide abgeschnitten (bei einem Budget von 30 Millionen US-Dollar ist ein Einspiel von 50,5 Millionen zumindest kein Totalausfall), doch gegen die konsequent miserablen Kritiken hilft auch keine geballte Kätzchen-Power; erst recht nicht dann, wenn der flauschige Vierbeiner den Großteil seines Auftritts ohnehin nur aus dem Computer stammt. Kurzum: „Voll verkatert“ ist echt nicht gut. Dagegen bieten selbst die über 56 Millionen Katzenvideos beim Online-Riesen YouTube einfallsreicheren Spaß.
Kevin Spacey hat uns in den vergangenen Jahren vor allem in seiner Rolle als herrlich fieser Präsidentschaftskandidat Francis Underwood in der preisgekrönten Serie „House of Cards“ überzeugt. Doch wer dachte, der „American Beauty“-Star hätte dort schon sein volles Arschloch-Potenzial ausgeschöpft, den belehrt er mit seiner Performance in „Voll verkatert“ eines Besseren. So unsympathisch, egozentrisch und einfach durch und durch ekelig war in diesem Kinojahr keine andere Filmfigur. Das Problem: Entsteht in „House of Cards“ ja gerade dadurch der Reiz, dass wir als Zuschauer wissen wollen, wie weit es so ein (faszinierendes) Ekelpaket im Laufe seiner Politkarriere bringen kann, ist die schmierige Attitüde des Businessman Tom Brand in „Voll verkatert“ alles andere als reizvoll. Daraus folgt, dass es dem Zuschauer von der ersten Sekunde an egal ist, ob es dem rücksichtslosen, nur auf seinen Vorteil bedachten Familienvater am Ende tatsächlich gelingt, wieder in seinen menschlichen Körper zu schlüpfen. Denn seien wir einmal ehrlich: Als Kater ist Spaceys Figur zwar immer noch nicht wirklich unterhaltsam, geht einem aber wenigstens nicht ganz so penetrant auf den Senkel. Dafür fassen wir uns im Anbetracht einer ganz anderen Regientscheidung an den Kopf: Weshalb greift Barry Sonnenfeld bei der Inszenierung des Katers eigentlich permanent auf (schlechte) Computereffekte zurück?
„Voll verkatert“ ist nicht die erste Spielfilmproduktion, in der ein Tier die Hauptrolle spielt. Gleichwohl ist es der erste Film, bei dem selbst dann auf Computertrick zurückgegriffen wird, wenn das eigentlich überhaupt nicht nötig wäre. Dass es auch dem begabtesten Tiertrainer kaum gelingt, eine Katze zum Herunterspringen von einem Hochhaus zu bewegen, ohne dass sich diese beim Aufprall auf den Boden den Hals bricht, ist selbstverständlich. Wenn man es aber nicht einmal wagt, einen Stubentiger erst auf einen Schrank hüpfen und anschließend über einen Schreibtisch schreiten zu lassen, sollte man sich rückwirkend überlegen, ob das Projekt „Katzenfilm“ so eine gute Idee war. So hat erst die vor Kurzem im Heimkino erschienene, weitaus üppiger budgetierte Blockbuster-Komödie „Keanu“ bewiesen, dass man selbst flotte Actionszenen mit echten Tieren inszenieren kann und in der im Januar erscheinenden Bestsellerverfilmung „Bob, der Streuner“ wird über die komplette Filmhandlung gar auf nur einen einzigen Kater als Protagonist zurückgegriffen. „Voll verkatert“ hingegen lässt in den aller meisten Szenen einen Vierbeiner aus dem Computer auf der Leinwand agieren und schafft es dabei nicht einmal, diese Tatsache zu verschleiern. Das zum Haare raufen miserable CGI lässt den Kater vollkommen absurde Verrenkungen machen. Und das in einer Effektequalität, die schon vor zwanzig Jahren nicht mehr zeitgemäß gewesen wäre. Spaß macht das alles kaum, auch wenn sich die Macher sichtlich bemühen, den Slapstick-Gehalt möglichst weit nach oben zu schrauben. Doch lustig ist das nicht. Allenfalls auf eine negative Weise absurd.
Inhaltlich greift „Voll verkatert“ auf das simple Konzept einer Body-Switch-Komödie zurück. Eine Person tauscht ihren Körper mit dem eines anderen, lernt die Welt aus dessen Sicht zu erleben und findet dadurch zu sich selbst in einer noch besseren Version. Diese Prämisse ist simpel, funktioniert aber wie jede wiederkehrende Ausgangslage trotzdem, wenn man sie charmant umsetzt. Barry Sonnenfeld hat aber nicht viele Möglichkeiten, dem äußerst austauschbare Skript seiner insgesamt fünf (!) Drehbuchautoren (darunter Gwyn Lurie, „The Music Never Stopped“ und Matt Allen, „Soul Surfer“) auch nur irgendwie eine erzählerische Finesse abzugewinnen. Der Film folgt den einfachsten dramaturgischen Grundsätzen und stellt nicht bloß Hauptfigur Tom, sondern direkt einen Großteil der Charaktere in einem äußerst negativen Licht dar. Jennifer Garner („Die Coopers – Schlimmer geht immer“) und ihre Filmtochter Malina Weissman („Supergirl“) schaffen es nicht einmal, die Trauer über den drohenden Verlust von Ehemann und Vater glaubwürdig an den Zuschauer heranzutragen. Nach einer kurzen Phase des Schocks widmet sich „Voll verkatert“ ausschließlich den Katzeneskapaden, sodass nicht nur das Publikum, sondern auch die Figuren selbst zu vergessen scheinen, dass Tom Brand im Krankenhaus um sein Leben kämpft. Und wie man es geschafft hat, Christopher Walken („7 Psychos“) für die sehr merkwürdige (aber immerhin auch angenehm kauzige) Rolle des Katzenflüsterers für sich zu gewinnen, können wir uns auch nicht so wirklich erklären.
Fazit: „Voll verkatert“ hat eine Stärke: Die Synchronisation Kevin Spaceys durch Oliver Kalkofe. Ansonsten ist die vollkommen lieblos inszenierte, absolut unlustige Komödie langweiliger, als jedes Katzenvideo bei YouTube.
„Voll verkatert“ ist ab dem 17. November in den deutschen Kinos zu sehen – vielleicht!