Madame Mallory und der Duft von Curry

Gleichwohl der Zwist zwischen den beiden Restaurantchefs dank einer angenehmen Schlagzahl an Streitgesprächen kurzweilig gerät, bildet diese Fehde lediglich die Rahmenbedingung für Hassans beruflichen Werdegang als Sternekoch.  Dem einmal zu oft einen Dackelblick aufsetzenden Manish Dayal („Duell der Magier“) gelingt es gekonnt, die Damenwelt auf und vor der Leinwand um den Finger zu wickeln, auch wenn seine Figur – ähnlich der seiner Kollegen – an vielerlei Stellen nur oberflächlich handelt und Hassans Gedankengänge nicht immer nachzuvollziehen sind. Auf der anderen Seite schafft es die zuckersüße Charlotte Le Bon („Yves Saint Laurent“) in der Rolle der Sous-Chefin Marguerite perfekt, die toughe Karrierefrau mit der charmanten Sympathieträgerin zu verbinden und zieht damit alle Augen auf sich. Die von Hochs und Tiefs geprägte Beziehung der beiden Köche verläuft strikt nach gängigen Hollywood-Mechanismen, was der Leidenschaft immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Man wünschte sich schlicht ab und an, nicht schon zehn Minuten im Voraus den Ausgang einer Szene zu erahnen.

Doch Lasse Hallström wäre nicht Lasse Hallström, wenn dieser nicht gewillt wäre, den Film trotz all dieser inhaltlichen Schwachpunkte mithilfe von stilsicherer Regieführung immer noch zu etwas Besonderem zu machen. Auch in „Madame Mallory und der Duft von Curry“ erweist sich die technische Umsetzung als rauschhaftes Erlebnis. Kameramann Linus Sandgren („American Hustle“) bringt die Schönheit des Kochens und den Reiz der französischen Landschaft in Einklang und lässt das Publikum mithilfe von weitläufigen Naturaufnahmen und detailgenauen Close-Ups am kulinarischen Erlebnis teilhaben, wie es vermutlich kein Zweiter kann. Auch akustisch wird der Kinosaal zur Sterneküche und es dauert nicht lange, bis der Zuschauer sich wünschen wird, dass im Falle von „Madame Mallory und der Duft von Curry“ auch Geruchskino endlich Einzug in die Lichtspielhäuser erhält. Da die Produktion eine Menge derartiger Stimmungssequenzen besitzt und auch bei der Kulissenwahl mit beachtlichem Fingerspitzengefühl vorgegangen wurde (mehrere Wochen wurde das französische Hinterland abgesucht, eh sich ein Anwesen für das „Maison Mumbai“ sowie das Restaurant „Le Saule Pleureur“ fand), funktioniert die Dramödie vornehmlich an der Oberfläche. Gleichzeitig kommt „Madame Mallory und der Duft von Curry“ nicht banal daher, sondern spielt lieber geschickt all die Trümpfe aus, die nicht in einem überaus gelungenen Storytelling, sondern bevorzugt in Ausstattung und Inszenierung liegen.

Leider zerfasert dieser gute Ansatz innerhalb der letzten halben Stunde. Steven Knight begeht den Fehler eines rasanten Locationwechsels, der innerhalb von nicht einmal dreißig Minuten eine Station im Leben des Protagonisten abhandelt, die so in der Form entweder mehr Zeit erfordert, oder schlicht ganz weggelassen werden könnte. Fast scheint es so, als hätten die Verantwortlichen nicht gewusst wohin mit dem gesamten Inhalt des Buchs und aus Angst vor Verrat an der Romanvorlage entschied man sich für den einfachsten Weg und quetscht die letzten Seiten stiefkindlich in ein starres Story-Korsett. Das beraubt „Madame Mallory und der Duft von Curry“ innerhalb von wenigen Minuten all dem Charme, den sich die Komödie über eineinhalb Stunden aufbauen konnte und macht den Streifen – um in der Thematik des Films zu bleiben – schwach im Abgang.

In Madame Mallorys (Helen Mirren) Küche sind Marguerite (Charlotte Le Bon) und Hassan (Manish Dayal) Konkurrenten

Fazit: „Madame Mallory und der Duft von Curry“ ist so stilsicher inszeniert, dass Lasse Hallströms typischer Wohlfühlstil die meiste Zeit über die formelhafte Story hinwegtrösten kann. Erst, als das Finale nicht in die vorgegebene Lauflänge zu passen scheint, bekommt der Streifen einen belanglosen Beigeschmack.

 „Madame Mallory und der Duft von Curry“ ist ab dem 21. August in den deutschen Kinos zu sehen.

Erschienen bei Quotenmeter.de

Erschienen bei IOFP.de