Maleficent – Die dunkle Fee

Eins muss man ihr lassen: Angelina Jolie sieht in der Rolle der bösen Zauberin nahezu 1:1 aus, wie ihr Zeichentrick-Vorbild. Alles um sie herum entpuppt sich in MALEFICENT – DIE DUNKLE FEE jedoch als gewaltiger Unfug. Regie-Debütant Robert Stromberg schafft mit seiner ganz eigenen Vision des beliebten Disney-Märchens Dornröschen einen undefinierten Genre-Mix mit erschreckend schlechten Effekten und willkürlicher Dramaturgie. Näheres lest Ihr in meiner Kritik zum Film.
Der Plot
Das idyllische Leben der wunderschönen und unschuldigen jungen Maleficent (Angelina Jolie) ändert sich eines Tages schlagartig, als die Harmonie im Königreich durch den Einmarsch einer feindlichen Armee bedroht wird. Maleficent versucht ihr Land mit allen Mitteln zu verteidigen, doch ein skrupelloser Verrat beginnt ihr reines Herz in Stein zu verwandeln. Auf Rache sinnend lässt sie sich auf eine gewaltige Schlacht mit dem Nachfolger des Besatzerkönigs ein und verflucht schließlich sein neugeborenes Kind Aurora. Mit dem Heranwachsen des Kindes erkennt Maleficent jedoch, dass Aurora (Elle Fanning) nicht nur der Schlüssel zum Frieden im Königreich ist, sondern vielleicht sogar der Schlüssel zu Maleficents eigenem Glück.
Kritik
Die Historie des 1812 von den Gebrüder Grimm verfassten Märchens „Dornröschen“ ist weitreichend. Allein 15 Spielfilme basieren auf der Erzählung um die schlafende Prinzessin. Hinzu kommen diverse Adaptionen für Oper, Ballett und Musical. Die wohl berühmteste Variation des Stoffes geht auf das Konto der Zeichentrickschmiede Walt Disney, die mit ihrem Entstehungsjahr 1959 bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Das animierte Märchen, das inszenatorisch eine ungewohnt erwachsene Ausrichtung besitzt, gilt auch als Grundlage für das Regiedebüt des Effekt-Spezialisten Robert Stromberg, der bereits für die künstlerische Gestaltung von Blockbustern wie „G.I. Joe“, „2012“, aber auch der Oscar-prämierten Roman-Adaption „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ sowie der erfolgsverwöhnten Quality-Serie „Boardwalk Empire“ zuständig war. Zusammen mit Hollywood-Schönheit Angelina Jolie in der Hauptrolle der bösen Fee Maleficent (in der deutschen Version des Disneyfilms: Malefiz) sowie einigen weiteren Schwergewichten innerhalb der US-amerikanischen Traumfabrik kreiert Stromberg zum 55-jährigen Jubiläum der dunklen Fee Dekonstruktion, Neu-Arrangement sowie modernes Fantasy-Epos zugleich – und versagt dabei auf ganzer Linie.

Elle Fanning schlüpft in die Rolle von Aurora alias Dornröschen.
Dass Robert Stromberg zweifach Oscar-prämierter Szenenbildner ist, merkt man „Maleficent“ bereits in der Auftaktszene an. Vor beeindruckender Kulisse, zum Großteil entstanden in den Londoner Pinewood Studios, bringt der Regie-Neuling seine ganz eigene Vision der Disney-Schurkin auf die Leinwand. Die CGI-lastige Feenlandschaft kommt nicht mit solch einer Intensität daher wie es zuletzt „Die fantastische Welt von Oz“ tat, das beachtliche Setdesign gehört allerdings nicht zu den größten Schwachpunkten des Streifens. Erst als die Effekte stärker in den Vordergrund treten, Angelina Jolie als geflügelte Fee durch die Luft schweben darf und auch das Design der wesentlich kleiner geratenen Elfen negativ ins Auge fällt, wird dem Publikum bewusst, wie ungenau und willkürlich Stromberg in der Konstruktion von „Maleficent“ vorgegangen ist. So kreiert er düstere Fantasy-Landschaften à la „Snow White and the Huntsman“, garniert diese mit Animationsfilm-konformen Effekten und greift vor allem in Dialog-Momenten auf ein Design zurück, das entfernt an klassische Märchenverfilmungen wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ erinnert, das ganze jedoch aussehen lässt, als seien derartige Passagen vor schlechtem Greenscreen entstanden. Das Gefühl eines einheitlichen, großen Ganzen entsteht nicht und die Darstellung Maleficents von Angelina Jolie wird diese Schwachpunkte nicht aufwiegen können.

Maleficent (Angelina Jolie) lernt Dornröschen als kleines Kind kennen…
Nach dem 2010 veröffentlichten Thriller-Debakel „The Tourist“ steht die Dauerverlobte von Brad Pitt in „Maleficent – Die dunkle Fee“ zum ersten Mal seit vier Jahren wieder vor der Kamera. Aufgrund ihrer persönlichen Faszination für die titelgebende Disneyfigur sei ihr die Zusage für das 180 Millionen US-Dollar teure Projekt nicht schwergefallen. Rein optisch macht die durch künstliche Ohren, Nase und Wangenknochen nahezu 1:1 in Maleficent verwandelte Aktrice ihre Sache nicht schlecht. Auch in den ruhigeren Momenten, in denen Jolie beobachtet oder sich mit ihren Schauspielkollegen in einfachen Gesprächen übt, funktioniert sie in der Hauptrolle. Lässt man sie jedoch größer agieren, gar laut werden oder ausladende Magie anwenden, kippt ihr nuanciertes Spiel in massives Overacting und wird dadurch zum Auslöser mehrerer unfreiwilliger Lacher. Die Krone dessen ist das durch Greenscreen und Computereffekte dargestellte Fliegen, das in der hier dargebrachten Form daherkommt, als stamme es aus einem Film der frühen Neunziger, als die Computertechnik noch nicht allzu weit vorangeschritten war. Für einen Film dieser Dekade ist diese Bilanz niederschmetternd und für den perfektionistischen Designer, der vor allem für visuelle Spielereien ein Auge haben sollte, eine ernüchternde Erkenntnis. So ließen sich die im kommenden detaillierter ausgeführten Plot-Schwächen noch irgendwie mit der mangelnden Erfahrung seitens Stromberg erklären; Grobe Patzer in der Optik hingegen lassen sich da schon schwieriger verschmerzen.