Rambo: Last Blood

Noch ein letztes Mal schlüpft Sylvester Stallone in die Rolle des Kriegsveterans John Rambo und sollte eigentlich machen, was er am besten kann. Doch anstatt zu kämpfen, fährt er lieber durch die Gegend oder schwadroniert über Pferde. Unsere Kritik zu RAMBO: LAST BLOOD verrät euch mehr zu einem der schlechtesten Filme des Jahres.

Der Plot

John Rambo (Sylvester Stallone) hat viele große Schlachten in seinem Leben geschlagen – nun soll endlich Schluss sein. Zurückgezogen lebt der Kriegsveteran inzwischen auf einer abgelegenen Farm in Arizona. Doch der einstige Elitekämpfer kommt nicht zur Ruhe. Als die Enkelin seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza) verschleppt wird, begibt sich Rambo auf eine Rettungsmission jenseits der amerikanischen Grenze nach Mexiko. Schon bald sieht er sich dort einem der mächtigsten und skrupellosesten Drogenkartelle gegenüber. Die vielen Jahre im Kampf mögen Rambo gezeichnet haben, aber sie haben ihn nicht weniger gefährlich gemacht.

Kritik

John Rambo ist vermutlich der meist missverstandene Filmcharakter der Geschichte. Angefangen als traumatisierter Vietnamkriegsheimkehrer, der uns 1982 in einem der besten Actiondramen aller Zeiten die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt vor Augen führte, warfen die Verantwortlichen die noble Intention des Ausgangsfilms für den zweiten Teil (und alle weiteren) einfach über den Haufen. Das ist zwar irgendwie noch halbwegs nachvollziehbar, da es sich mit einem moralischen Zeigefinger im Hinterkopf nur schwer genießen lässt, wie Sylvester Stallone („Creed II“) auf der großen Leinwand Leute zu Brei schießt. Aber es untergräbt selbstverständlich die Integrität von Ted Kotcheffs Kultfilm. Nun hätte der sogar selbst am Drehbuch beteiligte Stallone im Rahmen des fünften (und angeblich letzten) Teils der „Rambo“-Reihe ja eigentlich die Möglichkeit gehabt, den Kreis zu schließen und sich noch ein letztes Mal darauf besinnen können, dass es zu Beginn des Franchises ja eigentlich darum ging, eben nicht die Gewalt an sich,  sondern die traumatischen Folgen davon zu thematisieren. Doch Pustekuchen! Regisseur Adrian Grunberg („Get the Gringo“) versagt auf Basis des Drehbuchs von Matthew Cirulnick („Die Straßen Harlems“) nicht nur bei solchen Grundzutaten wie der Dramaturgie (von Logik mal ganz zu schweigen, diesen Anspruch haben wir bei Actionfilmen eher weniger), sondern legt obendrein einen Film vor, der nur existiert, weil er dumme Fremdenfeindlichkeitsklischees bemüht und das Ganze mit einer Extraportion Misogynie würzt. Das Endergebnis ist nicht nur ätzend, sondern selbst im Hirn-Aus-Modus ätzend langweilig.

Gabrielle (Yvette Monreal) und John Rambo (Sylvester Stallone).

Man muss sich nur einmal vor Augen führen, wie dumm wir aus der Wäsche geschaut hätten, hätte der erste „John Wick“-Film von seinen 100 Minuten 90 davon aufgewendet, um die genauen Hintergründe des Todes von John Wicks Hund zu erläutern. Oder wenn wir uns im Falle von „Stirb langsam“ zwei Stunden lang hätten anhören müssen, wie lieb sich John McClane und seine Ehefrau haben, eh die beiden Actionhelden wahlweise zum Rachefeldzug oder zum Angriff gegen die Terroristen blasen. Exakt so verhält es sich nun bei „Rambo: Last Blood“, womit der trotzdem zu Recht mit einer FSK 18 ausgestattete Film sämtliche Action- und Gorehounds schon mal vor den Kopf stoßen dürfte. Denn abgesehen von einer kurzen Prügelei im Mittelteil des Neunzigminüters (ohne Abspann) muss man sich als Zuschauer bis zum zugegebenermaßen gut getricksten Finale gedulden, eh auf der Leinwand überhaupt irgendetwas passiert, wodurch sich der Film seinen Stempel als „Actionfilm“ verdienen würde. Und so irrelevant solche Dinge wie eine nachvollziehbare, logische, geschweige denn tiefgründige Story im Falle einer „Rambo“-Fortsetzung auch sein mögen, so wichtig scheinen die Autoren ihre abgedroschene Geschichte dennoch zu nehmen. Und da man sich mit Actionszenen ja nun mal nicht ablenken kann – einfach, weil es sie sehr, sehr lange gar nicht gibt – muss man sich zwangsläufig damit beschäftigen, wie selten dämlich und bisweilen hanebüchen rückständig der Konflikt rund um Rambos Rachefeldzug an mexikanischen Frauenhändlern hier aufgezogen wird.

Nun wäre „Rambo: Last Blood“ nicht der erste US-Film, in dem eine bestimmte Ethnie zum Bösewicht auserkoren wird. Wie oft schon Russen oder eben auch Mexikaner dafür herhalten müssen, lässt sich nicht einmal mehr an beiden Händen abzählen. Auch wir wollen an dieser Stelle nicht päpstlicher sein als der Papst. Doch mit welcher Konsequenz und Ernsthaftigkeit sich Regisseur Grunberg bemüht, alles jenseits der Grenze zu den Vereinigten Staaten als drogen- und hassgetränktes Moloch zu inszenieren, sucht selbst im um keinerlei Stereotypen verlegenen Actionkino seinesgleichen. Männer in Mexiko sind gewalttätig und brutal, Frauen in Mexiko die Opfer derselben – und diesen sogar derart hörig, dass sie nicht einmal dann die Flucht ergreifen, wenn sie von Stallone, dem mutigen Amerikaner, gerettet werden. Womit „Rambo: Last Blood“ übrigens sein nächstes Defizit offenbart. Denn auch wenn die soeben beschriebene Szene auf der ersten Blick amüsant, fast parodistisch anmutet (man stelle sich nur einmal vor: John Rambo befreit Frauen, diese wollen sich nicht befreien lassen und der Retter geht daraufhin einfach weg!), so legt sie doch offen, welchen Stellenwert Frauen in dieser testosterondurchtränkten Welt besitzen. Das Motiv der „Damsel in Distress“ ist zwar ebenfalls nicht neu, doch die Macher von „Rambo: Last Blood“ gehen noch weiter: Die besagte „Damsel“ wird hier nur dann gerettet, wenn sie denn vorab von ihrem Retter als „emotional wichtig“ eingestuft wurde; etwa weil sie, wie das Opfer Gabrielle, über eine persönliche Bindung zu Rambo verfügt. Ansonsten sind Frauen in diesem Film nur Haushälterinnen (so lange, bis Rambo auch für diese keine Verwendung mehr hat), Tippgeber oder sorgen – natürlich ebenfalls als „Opfer“ gebrandmarkt – immerhin mal kurz für medizinische Versorgung, wenn der Plot ansonsten gerade nicht weiter weiß. Kurzum: In dieser Kombination aus Frauen- und Mexikofeindlichkeit qualifiziert sich „Rambo: Last Blood“ schon jetzt als Donald Trumps Lieblingsfilm 2019.

Endlich darf sich Rambo wieder rächen – immerhin für zehn Minuten.

Nachdem wir die moralischen Fragwürdigkeiten von „Rambo: Last Blood“ abgehakt haben, sind wir trotzdem noch einen Blick auf das bereits zitierte Finale schuldig – und so ungern sich der nach der entsetzlichen Vorarbeit noch genießen lässt, kommt man nicht umher, zu sagen: Das ist alles ganz schön gut! Nicht nur, dass die zahlreichen Gore-Effekte und Splatter-Einlagen eines vorab zur Killermaschine umgebauten Hauses (!) von ordentlicher, handgemachter Qualität sind und die Macher die FSK-Freigabe respektive das R-Rating bis zum Anschlag ausloten (doch Obacht: FSK 18 sagt rein gar nichts über die Masse an Gewalt alt, sondern bewertet lediglich die Drastik in den Gewaltspitzen!), sie sind auch deutlich kreativer geraten, als bei einem lediglich um sich ballernden oder anderweitig eintönig mordenden Actionhelden. Hier werden Füße abgehakt, Köpfe durchbohrt und zum Abschluss darf sich John Rambo nochmal auf ganz besonders nihilistische Weise an den Peinigern seiner Zieh-Enkelin rächen. Der Kontrast zu der ursprünglichen Intention der als Actiondrama begonnenen Reihe könnte zwar nicht größer sein, doch wer in der Hoffnung auf brachiale Action ein Kinoticket für „Rambo: Last Blood“ löst, wird immerhin für ein paar Minuten entlohnt – mit Gewaltdarstellungen, irgendwo verortbar zwischen „John Wick: Kapitel 3“ und „The Night Comes for Us“. Doch es wäre nicht verwunderlich, sollte ein Großteil des Publikums den Kinosaal dann bereits gelangweilt oder genervt verlassen haben.

Fazit: Stumpf dahingeklatschte Klischees über Mexikaner bilden die erzählerische Grundlage für eine achtzigminütige, mit jeder Menge Frauenfeindlichkeit gewürzte und noch dazu gähnend langweilige Exposition, eh sich John Rambo in den letzten zehn Minuten auf äußerst nihilistische Weise an den Schurken rächen darf. Fraglich, wer das noch mitbekommt…

„Rambo: Last Blood“ ist ab dem 19. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

4 Kommentare

  • Es wurde nicht nicht mal versucht, was positives zu finden. Nein, nur totales gebashe, gehate und rumgezicke auf ganzer Linie. Mag sein, dass dieser Film nicht ihren Geschmack trifft, dennoch zeichnet einen guten Kritiker aus, dass er sich auch die Rückseite der Medaille ansieht. Ich hoffe sie betreiben das Schreiben von “Kritiken“ nur als Hobby, alles andere würde nur auf Unverständnis stoßen.

    • Es wurde nicht mal versucht, der letzte Absatz zu lesen. Nur Rumgebashe und Rungezicke. Einen guten Leser macht aus, dass er sich die ganze Kritik durchliest (weil er dann auch das Lob zum Finale gelesen hätte). Ich hoffe, Sie betreiben das Lesen von Kritiken nur nebensächlich. Alles andere würde nur auf Unverständnis stoßen.

      • Das Finale war das reinste Gore und Splatter Gute Action-Handarbeit. Dagegegen gibt es nichts auszusetzen
        Man kann damit leben. Es ist ein No Brainer.

  • war ich enttäuscht – so wie bei „Ad Astra“?
    Nein! Rambo hat nie Tiefe vorgetäuscht, und um ENTtäuscht zu sein, muss man vorher einer Täuschung erlegen sein. Die war man im Rambo-Franchise nie. Rambo stand immer offen und ehrlich zu seinem „No Brainer“ sein!
    Doch eine leise Hoffnung bestand: ist er etwa im Alter ruhiger, weiser und gelassener geworden? Sieht er die Welt etwas philosophischer?
    Nein! Nicht mal das. Sein ausgeklügeltes Tunnelsystem unter seiner Hütte, läßt ungute Assoziationen zu den Reichsbürgern hochkommen. Sind die USA so heruntergekommen, dass er sich verbunkern muss, um die Invasion der Kommies -oh pardon ISIS – äh nein, so weit läßt man es auch (noch?) nicht kommen – also Drogenbosse als letzter echter Redneck abzuwehren
    Zusätzlich läßt sein Medikamentenkonsum noch schlimmeres erahnen. Alte Männer brauchen viel Medizin, aber bei ihm hat das wohl andere Gründe.
    Der Rest ist so vorhersehbar, wie wenn man ins Wasser fällt, nass wird. So a’la „Was habt ihr mit meinem Baby gemacht?“ macht er den Chcanos deutlich, dass er von modernen Konfliktvermeidungsstrategien in etwa so viel weiss, wie ein Zuhälter vom Zölibat.
    OK! Man soll nicht spoilern, aber die Ankündigung, mit diesem Kapitel würde das Buch „Rambo“ geschlossen, erinnert fatal an Tina Turners Farewell Tourneen. Der Schluss läßt so etwas befürchten.
    „Rambo“ wird wohl für Sly so was wie „Ein man sieht rot“ für Charles Bronson oder „Stirb langsam“ für Bruce Willies – zu seinem Rentenjob.
    wegen der Ehrlichkeit 6/10 eingedroschene Visagen

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