Pettersson und Findus – Findus zieht um

Die Abenteuer der beliebten Kinderbuch-Freunde geht in die dritte Runde. In PETTERSSON UND FINDUS – FINDUS ZIEHT UM muss sich der alte Pettersson damit arrangieren, dass sein kleiner Kater erwachsen wird. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Findus hüpft Tag und Nacht auf seiner neuen Matratze herum, der genervte Pettersson (Stefan Kurt) aber möchte seine Ruhe haben. Die Lösung: ein eigenes Spiel- und Hüpf-Haus für Findus, das Pettersson ihm gleich nebenan baut! Der Kater aber findet solchen Gefallen daran, selbständig zu sein und alleine zu wohnen, dass er nicht nur zum Spielen, sondern gleich ganz und gar ins Häuschen umzieht. So hat Pettersson sich das allerdings nicht vorgestellt! Muss er sein Leben jetzt etwa ohne seinen kleinen fröhlichen Gefährten führen? Findus muss sich etwas einfallen lassen, um den alten Pettersson wieder aufzumuntern…
Kritik
Der im vergangenen Jahr erschienene Weihnachtsfilm „Pettersson und Findus – Das schönste Weihnachten überhaupt“ kam bei uns alles andere als gut weg. Uns störte nicht bloß das Fehlen jedweder Überraschung und die unausgegorene Dramaturgie. Das sind immerhin beides Faktoren, die von den jüngeren Zuschauern, auf die der Film ganz klar zugeschnitten ist, vermutlich gar nicht wirklich bemerkt werden. Sauer auf stieß uns uns vor allem die Albernheit, die so gar nicht zu der warmherzigen Attitüde der erfolgreichen schwedischen Kinderbücher von Sven Nordqvist passte, auf denen die Geschichten rund um den alten Pettersson und seinen geliebten Kater Findus basieren. Mit ihren permanenten Wiederholungen lief die Produktion sogar Gefahr, selbst die ganz jungen Zuschauer rasch zu unterfordern. Und so blieb abseits der angenehmen Bilderbuchästhetik kaum etwas Positives an „Das schönste Weihnachten überhaupt“ hängen, was uns natürlich eine gewisse Skepsis einbrachte, als es hieß, mit „Findus zieht um“ käme in diesem Jahr die nächste Verfilmung eines „Pettersson und Findus“-Buches in die Kinos. Doch diesmal fällt unser Urteil nicht ganz so harsch aus; im Gegenteil. Bei „Findus zieht um“ handelt es sich sogar um den bisher besten von insgesamt drei Filmen, allesamt inszeniert von Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“). Auch wenn dieser sich bei einigen Gags immer noch ein wenig verzettelt, ist „Findus zieht um“ ein grundsympathischer Film für kleine und große „Pettersson und Findus“-Fans, der obendrein ein Thema anpackt, das vor allem die ältere Generation ansprechen dürfte.
Mit seiner Laufzeit von gerade einmal 78 Minuten, dem verniedlichenden Look von Figuren und Setting sowie den sehr übersichtlich erzählten Geschichten ist natürlich auch „Pettersson und Findus – Findus zieht um“ vornehmlich ein Film für die jüngsten unter den Kinobesuchern, doch mit seiner Thematik rund um den die Einsamkeit fürchtenden Handwerker Pettersson greift der Film diesmal auch Ängste der älteren Generation auf. Während Findus felsenfest davon überzeugt ist, bereits „groß“ zu sein und sich sogar ein eigenes Haus wünscht, in dem er unbeschwert herumtollen kann, fürchtet sich Pettersson vor dem damit einhergehenden Alleinsein und der Abnabelung von seinem Freund. Damit steht Findus‘ Wunsch nach Unabhängigkeit im starken Kontrast zu Petterssons Bitte, sein Kater möge doch auch bitte weiterhin bei ihm wohnen; und beide Seiten nimmt das Drehbuch von Thomas Springer (schrieb auch bereits das Skript zu den letzten beiden „Pettersson und Findus“-Filmen) jederzeit ernst. Mehr noch: Der Autor konfrontiert das Publikum sogar mit der interessanten Grundsatzfrage, ob man von einem Freund eigentlich auch einmal Zeit für sich verlangen darf. Das ist für Kinder vermutlich gar nicht so leicht zu beantworten. Um die Kleinen mit diesem Gewissenskonflikt nicht in die emotionale Enge zu treiben, lockert Ali Samadi Ahadi das Geschehen gewohnt gut gelaunt mit fröhlichen Gesangseinlagen, vielen Slapstick-Momenten und einer Handvoll kauziger Nebenfiguren auf, die auf ganz und gar harmlose Unterhaltung abzielen.
Auch wenn der Regisseur die verhältnismäßig (!) ernsten Töne und den ungezwungenen Spaß gut unter einen Hut bekommt, schmuggeln sich zeitweise auch konstruierte Witze in den Film, die nicht in diese harmlose Bilderbuchwelt passen. Sie haben entweder einfach nichts in ihr zu suchen, oder stechen so extrem aus ihr hervor, dass man sich fragt, ob man irgendeine Meta-Ebene vielleicht einfach nicht versteht; was allerdings auch bedeuten würde, dass es für Kinder vermutlich noch extremer ist. Der Off-Kommentar zweier Hühner, die sich unter anderem darüber unterhalten, dass sich Kinder und ein Vollzeitjob nicht miteinander verbinden lassen, fördert vielleicht für die Erwachsenen einige nette Pointen zutage, doch gleichzeitig bleiben diese eher im luftleeren Raum stehen, anstatt etwas Passendes zum restlichen Geschehen beizutragen. Und die ganz Kleinen dürften damit ohnehin nichts anfangen können. Auch einige halbgare homoerotische Anspielungen zwischen Pettersson und dem tollpatschigen Jäger Gustavsson (Max Herbrechter) führen ins Nichts. Darüber hinaus ist nicht ersichtlich, ob das tatsächlich lustig sein soll (und damit natürlich genau das Gegenteil wäre), oder ein ernst gemeintes Anliegen der Filmemacher, aufzuzeigen, dass es nicht bloß zwischen Mann und Frau funken kann. Egal worum es sich hier handelt: So unausgegoren wie hier präsentiert, funktionieren diese Running Gags beide nicht.
Umso besser „funktioniert“ stattdessen der Cast. Nach dem Austausch von Ulrich Noethen, der den urigen Pettersson noch im ersten Film verkörperte, durch Stefan Kurt, erweist sich der „Desaster“-Star einmal mehr als absolutes Herzstück des Films und agiert wie selbstverständlich mit dem nachträglich am Computer entstandenen Kater Findus. Gemeinsam mit ihm zelebriert er vor der bilderbuchhaft ausgestatteten, vollständig im Studio entstandenen Kulisse die unerschütterliche Freundschaft dieses ungleichen Duos. Ihnen dabei zuzusehen, macht einfach Spaß. Zum dritten Mal mit dabei ist auch Marianne Sägebrecht („Omamamia“), die sich auch diesmal wieder weitestgehend erfolglos darin versucht, möglichst unauffällig in Petterssons Nähe zu kommen. Dafür gibt sie vor, entweder Pfannkuchen backen oder essen, gleichzeitig aber auf keinen Fall in den zweifelhaften Genuss von Petterssons Kaffee kommen zu wollen. Das sorgt vor allem für eines: Am Ende von „Findus zieht um“ hat man definitiv Lust auf Pfannkuchen; und die Herzen erobert Sägebrecht mit ihrer sympathischen Rolle sowieso. Ob die vorsichtigen amourösen Andeutungen je durchgezogen werden, steht allerdings derzeit noch in den Sternen. Max Herbrechter („Wir sind die Flut“) gefällt derweil als mit Hund und Haushalt vollkommen überforderter Jäger und dient damit in erster Linie dazu, einige herrlich komische Slapstick-Einlagen einzuleiten. Das Ensemble hat also sichtlich Spaß an dem, was es hier tut, was sich über kurz oder lang auch auf das Publikum überträgt.
Fazit: Trotz einiger fragwürdiger Gags ist „Findus zieht um“ definitiv der bisher beste Teil der „Pettersson und Findus“-Reihe und punktet vor allem mit seinen schrulligen Figuren und der liebevollen Ausstattung.
„Pettersson und Findus – Findus zieht um“ ist ab dem 13. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.