2013 – Die Plätze 30 bis 21

Wie bereits 2012 werde ich auch diesmal einen cineastischen Rückblick auf das vergangene Jahr werfen. In meinen Flop 20 habe ich Euch bereits an meinen diesjährigen Totalausfällen des Kinojahres teilhaben lassen, dennoch beende ich das Jahr gern versöhnlich. In meinen Top 30 präsentiere ich Euch nun meine ganz persönlichen Lieblingsfilme, die mir in diesem Jahr die unterhaltsamsten, einprägsamsten und wirkungsvollsten Film- und Kinoerlebnisse bescherten. Dabei sagt die Platzierung nichts über die Qualität des Filmes aus, sondern darüber, wie lieb ich persönlich diese Streifen gewonnen habe. Denn trotz meiner mehrjährigen Tätigkeit als Kritikerin habe ich mir die Fähigkeit nicht nehmen lassen, zu unterscheiden, wie ich einen Film finde und wie ein Film ist! Viel Spaß mit den ersten zehn Platzierungen, gewählt aus 151 Filmen!
30
Steven Soderbergh gelang mit dem Künstlerportrait LIBERACE ein kleiner Geniestreich. Soderbergh erzählt das Leben des kongenialen Pianisten und Entertainers Valentino Liberace genau so nach, wie es der 1987 an Aids gestorbene Lebemann vermutlich selbst getan hätte. Das in Pomp und Extravaganz fast ertrinkende Künstlerdrama wird von Michael Douglas und Matt Damon getragen, die – auch durch exzellentes Make-Up – ganz in ihren starken und facettenreichen Figuren aufgehen. Sogar dann, wenn Soderbergh riskiert, dass sein Werk aufgrund der konsequenten Inszenierung an Glaubwürdigkeit verliert (Stichwort: Ende), bleibt „Liberace“ ein absolut authentisches Biopic, welches das Leben und Wirken seiner Hauptfiguren perfekt einfängt. Ohne Effekthascherei, dafür von entwaffnender Ehrlichkeit.
29
Fast ein Jahrzehnt nach „Saw“ liefert James Wan mit CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG einen der besten Horrorfilme des Jahres ab und entführt das Publikum darin in bekannte Gefilde, jagt einem dabei dennoch einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Die klassische Haunted-House-Story besticht durch exzellent gewählte Kulissen, eine unfassbar eindringliche Grusel-Atmosphäre und beeindruckende Schauspielleistungen, sowohl unter den Jungdarstellern als auch bei den Erwachsenen. Die Schocks sitzen und werden durch den unheimlich intensiven Score von Joseph Bishara untermalt, während die Kameraarbeit von John R. Leonetti die bedrohliche Szenerie beobachtend einfängt. Vor allem in den ruhigen Momenten treibt „Conjouring“ den Puls ordentlich in die Höhe und liefert Old-School-Grusel im modernen Gewand.
28
Weiter geht es in meinen Jahrescharts mit einer kleinen Indie-Produktion, die hierzulande nur in ausgewählten Kinos zu sehen war. Und das, obwohl die Coming-of-Age-Tragikomödie GANZ WEIT HINTEN mit Superstars nicht geizt. Neben Steve Carell, der höchst sehenswert einmal ganz fernab seiner preferierten Comedy-Rollen agiert, ist die rührende Geschichte über einen Außenseiter, der im Sommerurlaub endlich lernt, aus sich herauszukommen, vor allem eine Sam-Rockwell-Show. Das Zusammenspiel zwischen ihm und Liam James ist geprägt von einer unübersehbaren Harmonie, welche die lethargische Melancholie innerhalb der Erzählung immer wieder treffend durchbricht – und so dafür sorgt, dass sich Komödie und Drama perfekt die Waage halten.
27
Katastrophenfilm trifft Trinkerdrama trifft Justizthriller. Mit dieser Mischung lieferte „Forrest Gump“-Regisseur Robert Zemeckis Anfang des Jahres einen beeindruckenden Beitrag zur Oscar-Verleihung 2013 ab. Einen Award konnte das durch und durch von Denzel Washington getragene Portrait eines alkoholkranken Piloten zwar nicht für sich verbuchen, an der herausragenden Qualität dieses thematisch wuchtigen, dabei jedoch leichtfüßig inszenierten Popcorndramas sollte sich dadurch jedoch nichts ändern. FLIGHT ist in allen Belangen ein lohnenswerter Film, der von der vortrefflichen Besetzung (u.A. John Goodman in einer seiner besten Nebenrollen) über das wendungsreiche und nie vorauszuahnende Drehbuch bis hin zur ansprechenden Inszenierung von beachtlicher Qualität ist.
26
Das Drama des Franzosen Jaques Audiard erzählt eine Liebesgeschichte fernab der heiteren Hollywood-Romanzen. Marion Cottilard und Matthias Schoenaerts geben sich in DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN einer melancholischen Sinnsuche hin, die von Trauer und Hoffnungslosigkeit geprägt ist, wie kaum ein anderer Film dieses Jahres jedoch Lust aufs Leben macht. Die brillant aufspielenden Darsteller füllen dieses tiefgründige Stück Arthouse-Kino mit Leben, das von einer Frau erzählt, die beide Beine verliert und durch ihren raubeinigen Freund ihre Lebensfreunde wiederzufinden versucht. Vor der Kulisse Cannes‘, in welcher „Rost und Knochen“ auch Weltpremiere feierte, geben sich die Figuren ganz ihrer selbst hin und präsentieren mit Leib und Seele Drama pur.
25
Die Coen-Brüder erzählen vom Leben eines erfolglosen Folkmusikers. Mit INSIDE LLEWYN DAVIS kam dabei die melancholische, wenn auch nie pessimistische Geschichte über den titelgebenden Antihelden heraus, der sich mit einer Mischung aus ruppigem Charme und raffinierter Coolness in die Herzen der Zuschauer spielt. Immer an seiner Seite: eine Katze. Die musikalische Sinnsuche ist gespickt mit allerhand Stars. John Goodman darf wieder einmal einen echten Miesmacher spielen, während sich Justin Timberlake als spießiger Rollkragenpulliträger als das beweist, was er schon immer war: ein begnadeter Sänger. Oscar Isaac nimmt uns mit auf eine Odyssee durch die USA, musikalisch untermalt von wunderbaren Folkmelodien, allesamt live performt. So schön kann Tristesse sein.
24
Das Thema „Remake“ im Horrorfilm wird von Genrefreunden stets kritisch beäugt. Der Trend zur hochglänzenden Neuverfilmung nimmt dem Original meist den einstigen Charme. Anders bei EVIL DEAD, dem – laut Werbeplakat – „schockierendsten Film, den du jemals sehen wirst“. Ganz so schockierend ist das von den Machern des Originals beaufsichtigte Unterfangen dann zwar nicht geworden, dennoch liefert Newcomer Fede Alvarez mit seinem Langfilm-Debüt ein herrlich altmodisches Splatterfest ab, das zwar nicht ganz ohne die üblichen Klischees auskommt, diesen Wehrmutstropfen mit handgemachten Effekten und jeder Menge Blut jedoch wieder wett macht. Trotz starker Konkurrenz im Horror-Segment sichert sich der Horrorspaß somit den Platz 24 meiner Charts.
23
Das Märchen schien in seiner reinen Darstellung schon aus dem Kino verschwunden. Auch wenn Filmemacher immer wieder auf Grimm’schen Stoff zurückgreifen, so nutzen sie diesen mittlerweile fast nur noch, um Unfug zu treiben. Aus der Feder der Grimm-Brüder stammt DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ zwar nicht, dennoch gelingt es dem bildgewaltigen Fantasyspektakel, einen gewissen Märchen-Charme auszustrahlen. Hexen, Feen, Zauberer und wundersame Wesen sind die Hauptfiguren in diesem atemberaubenden 3D-Abenteuer, das in puncto Dreidimensionalität neue Maßstäbe setzt. Vor allem der ist es zu verdanken, dass es „Die fantastische Welt von Oz“ auf einen 23. Rang in diesen Charts schafft. Wer das Glück hatte, den Film im Kino zu erleben, kam in den Genuss eines magischen Ausflugs, mitten in die fantastische Welt von Oz.
22
Der Star in Thomas Vinterbergs erschütterndem Sozialdrama DIE JAGD ist ohne Zweifel Mads Mikkelsen, der in der Hauptrolle als zu Unrecht als Pädophiler beschuldigter Kindergärtner eine wahre Glanzleistung des intensiven Kinos abliefert. Die in herbstlichen Brauntönen gehaltene Arthouse-Produktion ist eines der wohl besten Dramen der letzten Jahre und schafft es gekonnt, den Zeigefinger über die Gesellschaft zu erheben, ohne dabei besonders anklagend zu sein. Dass der dänische Film den Zuschauer kalt lässt, ist wohl kaum möglich. Dafür blickt Vinterberg, der auch das Drehbuch schrieb, zu differenziert auf die einzelnen Charaktere und setzt sich intensiv mit dem Thema Schuld und Sühne auseinander. „Die Jagd“ ist in allen Belangen ein aufwühlendes Filmerlebnis.
21
2013 schlüpfte Henry Cavill in den berühmtesten Superheldenanzug der Welt und präsentierte sich in MAN OF STEEL als würdiger Nachfolger sämtlicher ihm vorausgegangener Schauspielkollegen, denen diese Ehre ebenfalls schon zuteil wurde. Im Stil der Nolan’schen „Dark Knight“-Trilogie kreierte Zack Snyder ein Comic-Spektakel mit allerhand Action, verliert unter dem Bombast der Inszenierung jedoch nie die Entwicklung seiner Figur aus den Augen. Cavill gelingt es vortrefflich, Superman Charakter zu verleihen und das auf die Ängste, Schwächen und seelischen Reifungen seiner Hauptfigur eingehende Drehbuch tut sein Übriges, um „Man of Steel“ zu einem der besten Blockbuster des Jahres zu machen. Da werden der wuchtige Score von Hans Zimmer und die atemberaubenden Action-Sequenzen fast schon zu Randnotizen.
In den kommenden Tagen findet Ihr an dieser Stelle die Plätze 20 bis 11.