Die Hüter des Lichts

2012 schien sich bislang wohl als das „Animationsjahr“ einen Namen machen zu wollen. Franchises wie „Ice Age“ oder „Madagascar“ wurden fortgeführt, mit „ParaNorman“ und dem lieblichen „Hotel Transsilvanien“ begab man sich auf neue, düstere Wege der Animationsunterhaltung und das Haus Disney bzw. die Dauer-Kooperation Disney/Pixar steuerte mit „Merida“ und „Ralph reicht’s“ gleich zwei Meisterwerke aus der Trickschmiede bei. Auch Dreamworks wollte da wohl nicht außen vor bleiben und triumphiert zur Adventszeit mit dem überraschend un-bunten, dafür reichlich spaßigen und besinnlichen Trickspaß DIE HÜTER DES LICHTS.
Der Plot
Der Weihnachtsmann, der Osterhase, der Sandmann und die Zahnfee: Das sind sie wohl, die Helden der Kindheit. Sie schenken den Kindern den Glauben an das Gute und beschützen sie vor finsteren Gestalten. Doch nur der, an den geglaubt wird, der kann auch gesehen werden. So kommt es, dass Jack Frost ein einsames Dasein fristet und er sich lediglich daran erfreuen kann, den Kindern beim Spielen im von ihm gebrachten Schnee zuzuschauen, anstatt mit ihnen gemeinsam Spaß zu haben. Somit legt er auch keinen besonderen Wert darauf, sich zu seinen eben genannten Kollegen zu gesellen und ebenfalls „Hüter“ zu werden. Doch es kommt anders. Als der „schwarze Mann“ Pitch seinem Schattendasein überdrüssig wird, beschließt er, den Kindern mit von ihm gebrachten Albträumen den Glauben an die Hüter zu nehmen. Um dies zu verhindern beruft der Mann im Mond den jungen Jack Frost sich aufzumachen, um an der Seite von Osterhase, Zahnfee und Co. gegen die finsteren Mächte zu kämpfen. Doch warum sollte er, wenn doch sowieso niemand an ihn glaubt?
Kritik
Es ist kein Wunder, dass zur Adventszeit vor allem jene Filme auf den höheren Positionen der Kinocharts anzutreffen sind, die sich im weitesten Sinne um die Weihnachtszeit drehen. Obwohl einer der vielen Protagonisten des Animationsstreifen niemand geringerer als der Weihnachtsmann ist, ist „Die Hüter des Lichts“ jedoch weit davon entfernt, meilenweit gegen den Wind nach Lebkuchen zu riechen. Immerhin ist Santa Claus (gesprochen von einem russisch akzentuierten Klaus-Dieter Klebsch) nur eine von vielen Figuren, die (Kinder-)Augen zum Leuchten bringen. Neben ihm gibt es da noch den hektischen, australischen Osterhasen (weitestgehend nüchtern: Matze Knop), die Kolibri-artige Zahnfee (Hannah Herzsprung) sowie den leicht lethargischen, nie sprechenden Sandmann. Der jugendlich anmutende und unter seinem geringen Bekanntheitsgrad leidende Jack Frost (gesprochen von Schauspieler und Regisseur Florian David Fitz) hat, Zitat von Fitz, „den Schalk im Nacken“, sodass ihm keine gänzlich deprimierte Charakterzeichnung zu teil wurde.
Die verschiedenen Figuren machen in ihrer Konstellation Spaß. In ihrer Art, sich ihre verschiedenen Stärken und Schwächen gegenseitig auf die Nase zu binden, dabei jedoch an einem Strang zu ziehen, erinnern sie ein wenig an das Superhelden-Stelldichein der „Avengers“. Vor allem, da es sich bei den Hütern um eine ähnliche Art von Helden handelt, die ebenfalls nur gemeinsam ihr Ziel erreichen können. Dabei wurde selbstverständlich kindgerecht auf allzu derbe Actionszenerien verzichtet, wenngleich die Darstellung des bösen Pitch (hervorragend: der deutsche „Sherlock“-Sprecher Tommy Morgenstern) bisweilen sehr mutig gelang. Zwar beließ man es mit Pitch bei einem menschlichen Fiesling, da man dem „schwarzen Mann“ nun aber ein Gesicht gibt und ihn mitsamt einer Armada schwarzer Gruselpferde (die Albträume) auf die animierten Kinder loslässt, ist ein erhöhter Herzschlag bei zartbesaiteten Jungzuschauern nicht auszuschließen. Vor allem in der Mitte des Streifens verwundert die Darstellung eines Kampfes zwischen Pitch und Jack, der zur Überraschung aller tatsächlich Opfer fordert, was für eine Dreamworks Animation-Produktion doch überrascht.
Generell gelang die eher für quietsch-bunte Produktionen bekannte Dreamworks-Arbeit erheblich weniger farbenfroh als viele seiner Vorgänger („Ab durch die Hecke“, „Shrek“). Dies stört jedoch nicht. Führt es doch dazu, dass der Fokus deutlicher auf der Geschichte, denn auf dem Aussehen des Streifens liegt. Dabei muss „Die Hüter des Lichts“ gegen die Animations-Kollegen von Pixar jedoch einstecken: Die Detail-Vielfalt kann mit der der Konkurrenz schlicht nicht mithalten. Trotzdem machten die Macher auch vieles richtig. Dank der eher ruhigen Story schufen die Köpfe hinter der Produktion keinen Raum für seichte Albernheiten, die der doch stellenweise sehr ernsten Story nicht gut getan hätten. Trotzdem verzichteten sie nicht auf einen, die Herzen der Zuschauer im Sturm erobernden Sidekick in Form der weniger intelligenten, dafür umso drolligeren Elfen, die ähnlich der Minions im Animationshit „Ich, einfach unverbesserlich“ auch alleinstehend einen großen Unterhaltungswert besitzen.
Aufgrund der oftmals weniger typisch „süß“ gezeichneten Charaktere bleibt jedoch in vielen Momenten ein obligatorisches ans-Herz-wachsen der Figuren aus. Der Hase wirkt zu wenig niedlich, der Weihnachtsmann dank seines (warum auch immer) russischen Akzentes befremdlich. Dadurch strahlt „Die Hüter des Lichts“ kaum den obligatorischen Weihnachtsfilm-Charme aus. Fraglich ist, ob dies gewollt war. Immerhin dreht sich der Streifen kaum um Weihnachten selbst sondern ist von der Aufmachung her eher ein Winter- denn Adventsfilm. Auch der Humor drängt sich nicht unangenehm in den Vordergrund. Lieber platziert man einen Gag weniger, anstatt zu riskieren, dass ein anderer nicht zündet.
Damit ist „Die Hüter des Lichts“ ein untypischer Animationsfilm, der sich ebenso wie einige andere Genrekollegen der jüngeren Zeit gerne auch an ein älteres Publikum wenden möchten. Die Optik ist gut, jedoch nicht herausragend, dafür sind die Charaktere weniger Stereotyp als in ähnlich gestrickten Filmen, wodurch sie länger brauchen, um einem ans Herz zu wachsen. Die ruhige Story und nette Gags, einhergehend mit einem ansehnlichen 3D machen den Streifen zu einem ordentlichen Animationsspaß, der es schafft, ohne viel Kitsch Winterstimmung in den Kinosaal zu zaubern.
„Die Hüter des Lichts“ läuft ab dem 29. November in den deutschen Kinos.