House Of Wax

Kann ein Film gut sein, selbst wenn der Name „Paris Hilton“ in der Besetzungsliste auftaucht? Mit dieser Frage befasse ich mich in dieser Kritik zum Horrorfilm HOUSE OF WAX. Denn ganz gleich, was der allgemeine Tenor bereits zu diesem Streifen verlauten ließ: Beim Sterben kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Und so lest Ihr in meiner neusten Kritik unvoreingenommene Worte zu einem Film, der es in der Gunst des Zuschauers nicht sehr weit brachte, obwohl er es eigentlich verdient gehabt hätte.
Der Plot
Das Pärchen Carly (Elisha Cuthbert) und Wade (Jared Padalecki) unternimmt mit seinen Freunden Paige (Paris Hilton), Dalton (Jon Abrahams), Blake (Robert Ri’chard) und Nick (Chad Michael Murray) eine Reise zu einem der wichtigsten Football-Spiele des Jahres. In zwei Autos fahren die Freunde über den Highway und nach einer Rast in einem Diner beschließen die sechs schließlich, mitten in der Nacht draußen im Freien zu übernachten, um ihre Reise am nächsten Morgen fortzusetzen. Nach einem seltsamen Zwischenfall in der Nacht erwacht die Reisegruppe am nächsten Morgen viel zu spät und will sich eilig auf den Weg machen, als Wade feststellt, dass der eigentlich nagelneue Keilriemen seines Autos defekt ist. Ein durch Zufall am Ort erscheinender Einheimischer bietet Wade an, ihn in die nächstgelegene Kleinstadt zu bringen, worauf er eingeht und Carly mit dorthin nimmt. Die restliche Reisegruppe macht sich auf den Weg in Richtung Football-Stadion.
In dem seltsamen, einer Geisterstadt anmutenden Städtchen scheint es nahezu kein Leben zu geben. Die Tankstelle, von welcher sich Wade das passende Ersatzteil für seinen Wagen erhoffte, ist nicht besetzt und lediglich in der Kirche, in der ein Trauer-Gottesdienst stattzufinden scheint, scheinen sich Anwohner zu befinden. Einer der Trauergäste, welcher sich dem Pärchen als Bo (Brian Van Holt) vorstellt, bietet sich an, den nötigen Riemen zu besorgen und die beiden anschließend zurück zur Lichtung zu fahren. Während Carly vor Bos Wohnhaus im Auto wartet, bis sich Wade auf seiner Toilette erleichtert hat, wird dieser überfallen. Und mit der ersten durchgeschnittenen Achyllis-Sehne beginnt ein Wettlauf gegen den Tod. Denn das Wachsfigurenkabinett mitten im Ort verbirgt unter seiner zentimeterdicken Wachsschicht ein tödliches Geheimnis…
„Was war das?“ „Wahrscheinlich ein Serienkiller, oder sowas!“
Kritik
„House Of Wax“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Backwood-Horrorfilm. Mutige Städtler biegen falsch ab und stoßen auf kuriose Einheimische in einer unheimlichen, menschenleeren Stadt, fernab jeglicher Zivilisation. Auch dieses nette, kleine B-Movie erfindet das Subgenre nicht neu, allerdings gehört es eindeutig zu den besseren Vertretern seines Fachs.
Zunächst wäre da die insgesamt doch ganz sympathische Besetzung. Zwar gehen mir die blutjungen, hippen, hübschen Stereotypen-Highschool-Teenies mittlerweile auf den Senkel, allerdings konnte Regisseur Jaume Collet-Serra („Orphan – Das Waisenkind“, „Unknown Identity“) vor allem mit Jared Padalecki und Chad Michael Murray zwei besondere Sympathlinge für sich gewinnen. Zudem sind sie nicht ganz so schmierig, wie man die jungen Hüpfer in anderen Filmchen gerne mal darstellt. Die anderen vier Darsteller der Football-Fan-Combo gliedern sich gleichermaßen in die Sechsergruppe ein, was eine angenehme Atmosphäre zu Beginn des Films zur Folge hat. Der klassische „Nun meuchel doch endlich diese hohlen Teenies nieder“-Effekt bleibt aus. Auch Brian Van Holt in seiner Doppelrolle als Bösewicht ist grandios besetzt. Besonders deutlich wurde diese Erkenntnis dadurch, dass ich erst bei einem Blick auf die Besetzungsliste entdeckte, dass es sich eben tatsächlich um eine Doppelrolle handelt. Da wäre ich ohne die Liste nicht drauf gekommen, wo im selben Satz auch gleich die Arbeit der Make-Up-Artists gelobt werden muss. Meinen Respekt für eure Künste!
Zu einer guten Besetzung gehört nun natürlich eine ordentliche Handlung, wo „House Of Wax“ leider doch den ein oder anderen Abstrich macht. Die Dialoge sind zum Teil haarsträubend, das Handeln der Figuren (für diese Art Film typisch) kurios. Dennoch gab es ein paar nette kleine Einfälle. Dass der Streifen ab und an sein eigenes Genre veräppelt wird in augenzwinkernden Dialogen wie „Was war das?“ „Vermutlich ein Serienkiller, oder sowas!“ deutlich, was dem Zuschauer doch zwischendurch gern mal ein Grinsen ins Gesicht zaubern kann. Sowas mag ich und sowas kommt auch beim geneigten Zuschauer gut an. Dennoch sind für Horrorfilme vor allem die Häufigkeit und Intensität der Suspense-Momente
ausschlaggebend. Und hier hätte „House Of Wax“ eine höhere Schock-Rate, mit jeweils längerem Vorlauf vertragen können. Die Momente, in denen dem Zuschauer der Schreck in die Glieder fährt, sind gut und kommen unvorbereitet. Allerdings werden sie zu häufig von zu viel (teils dümmlichem) Dialog unterbrochen, was zur Folge hat, dass es partout nicht durchgehend spannend bleiben will. Schade! Dafür sind die wenigen Splatter-Effekte ziemlich ordentlich und nichts für zart besaitete Zuschauer. Eine FSK-18-Freigabe für die ungeschnittene Fassung ist gerechtfertigt. In der geschnittenen Fassung fehlen knapp zwei Minuten.
Die Farbgestaltung ist durchschnittlich. In den letzten 20 Minuten allerdings bietet sich dem Zuschauer ein Feuerwerk an Effekten. Ich möchte nicht spoilern, allerdings kann ich soviel verraten, dass mir vor diesem Film noch nicht bewusst war, dass heißes Wachs wirklich so kunstvoll in Szene gesetzt werden kann. Allein für das große Finale lohnt es sich, sich durch die teilweisen „Dialog-Probleme“ zu kämpfen. Ich möchte fast die Worte „Ganz großes Kino“ in den Mund nehmen, da mir das dann doch ein wenig zu hoch gegriffen erscheint, bleibe ich einfach nur bei „Wow!“. Auch die Musikuntermalung gefällt mir ganz gut. Sie erinnerte mich zeitweise an die guten alten Stücke aus klassischen Horror- und Gruselhörspielen. Auch hierfür geht mein Daumen nach oben. Und auch bei der Kameraführung gab es einige nette Überraschungen, wie die zeitweise Nutzung einer Handkamera und der netten Idee, Paris Hilton im fließenden Verkehr (ja, richtig gelesen und bitte doppeldeutig verstehen!) im Nightshot-Modus selbiger zu filmen. Ein Schelm, wer da an „One Night In Paris“ denkt.
Zu guter Letzt bleibt mir folgendes Fazit: „House Of Wax“ ist ein durchschnittlicher Horrorfilm mit Tendenz nach oben. Die Idee ist nicht neu, das Setting eines Wachsfigurenkabinetts hingegen schon, wenn man sich lediglich auf Filme der jüngsten Vergangenheit beschränkt. Die Schauspieler sind durch die Bank zumindest annehmbar bis gut, teils aber auch sehr liebevoll gezeichnet und im Hinblick auf den Bösewicht sehr gut. Splatterfans kommen auf ihre Kosten, zart besaitete Damen und Herren könnten mit der Gewalt und Brutalität ein wenig überfordert sein, alles in allem ist die Mischung aus Suspense und Blut dennoch ganz okay gelungen. Ich glaube allerdings, dass dieses Durchschnittsfilmchen sich mit seinem bildgewaltigen Finale einen großen Gefallen getan hat. So bleibt „House Of Wax“ im Gedächtnis und das nicht zwingend negativ. Erst recht nicht wegen Paris Hilton, denn auch wenn es einige Kritik-Punkte meinerseits gab, so sollte dem aufmerksamen Leser eins aufgefallen sein: Paris Hilton war keiner von ihnen, denn die macht ihre Sache eigentlich ganz gut. Schön gestorben ist sie allemal!
BluRay oder DVD?
Im Grunde beantwortet meine Kritik bereits die Frage, zu welchem Medium der Konsument denn greifen sollte. „House Of Wax“ ist kein Hochglanz-Hollywood-Blockbuster, sondern ein netter Horrorspaß für Parties und Freunde. Da ist es relativ uninteressant, ob ich nun sehen kann, ob Paris Hilton Mitesser auf der Nase hat, oder nicht. Allerdings ist die DVD-Qualität in Bild und Ton auch überraschend gut, sodass ich ohne schlechtes Gewissen zur DVD raten kann. Allerdings hier ein kleiner Hinweis: Seid aufmerksam bei der Wahl der Edition! Lediglich die „Original Kinofassung“ ist ungeschnitten und zumindest aktuell nicht bei Media Markt oder Saturn erhältlich.