Breakthrough – Zurück ins Leben

Das religiöse Familiendrama BREAKTHROUGH – ZURÜCK INS LEBEN bietet nicht nur einen hochkarätigen Cast, sondern basiert auch auf einer erstaunlichen, zumindest was die medizinischen Fakten angeht, nachweisbar wahren Geschichte. Ob und wie der Film – nach erstaunlichem Erfolg in den USA – das hiesige Publikum erleuchten kann, verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

John Smith (Marcel Ruiz) ist 14 Jahre alt und lebt mit seinen ihn liebenden Adoptiveltern Joyce (Chrissy Metz) und Brian (Josh Lucas) in einer typischen Kleinstadt im Mittleren Westen der USA. Er ist fleißig im Unterricht, ein überdurchschnittlicher Basketballspieler, populär bei seinen Mitschülern und heimlich verliebt in die süße Abby (Maddy Martin) – so weit, so perfekt. Doch eines Wintertages geht der Junge nach dem allwöchentlichen Kirchenbesuch mit der Familie auf einen gefrorenen See. Dort tobt er mit zwei Kumpels herum, bis sie durch das dünne Eis brechen. Die beiden Freunde werden von dem von einem Augenzeugen sofort alarmierten Rettungsdienst schnell aus dem kalten Wasser gezogen. John kann erst nach einer Viertelstunde völlig unterkühlt und ohne Lebenszeichen von dem engagierten Feuerwehrmann Tommy (Mike Colter) geborgen werden. Schon auf dem Weg ins Krankenhaus haben die Sanitäter nur noch wenig Hoffnung. In der Klinik angekommen wird mehrfach versucht ihn wiederzubeleben. 60 Minuten nach dem Unfall muss allerdings dann Johns Tod festgestellt werden. Die völlig verzweifelte Joyce stürmt in die Notaufnahme. Allein mit der Leiche fleht sie Gott an, ihr den Sohn zurückzugeben. Und plötzlich wird bei diesem tatsächlich wieder ein Pulsschlag angezeigt …

Kritik

Nein, hier handelt es sich nicht um einen weiteren Zombie-Streifen. Was der Rettung folgt ist vielmehr eine an Schmalz und Tränendrüsendrückerei kaum zu übertreffende, christliche Erbauung-Schnulze. Die Story basiert auf einem wahren Geschehnis in der Kleinstadt Lake St. Louis im US-Bundesstaat Missouri aus dem Jahre 2015. Während der ähnlich dick auftragende Glaubens-Film „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ wenigstens mit fantasievoll eingesetzten, visuellen Schauwerten punkten konnte, präsentiert uns Kino-Regiedebütantin Roxann Dawson (bekannt als Halb-Klingonin B’Elanna Torres aus „Star Trek: Voyager“) eher einfache Bilder. Optisch erinnert „Breakthrough – Zurück ins Leben“ mehr an eine routiniert heruntergekurbelte TV-Arbeit, als dass das Gezeigte nach der großen Leinwand verlangen würde.

Chrissy Metz (Joyce), Marcel Ruiz (John), Josh Lucas (Brian).

Und da wir ja wissen, beziehungsweise von Joyce immer wieder zu hören bekommen, dass der Herrgott letztlich alles richten wird, ist die weitere Entwicklung schnell absehbar. Das Drehbuch versucht krampfhaft während des Krankenhausaufenthaltes und des künstlichen Komas, in das der behandelnde Arzt (Dennis Haysbert aus „24“) John versetzen muss, noch weiter Dramatik aufzubauen. Die Luft ist nach der Bergung aus dem Eis und der wundersamen Wiederbelebung allerdings schnell raus. Dieser Umstand erweist sich als Problem für die Darsteller. Speziell „This Is Us“-Star Chrissy Metz und der aus der Netflix‘ Marvel-Serie „Luke Cage“ bekannte Colter geben sich zwar sichtlich Mühe. Ihre Figuren sind aber als viel zu eindimensionale Gutmenschen geschrieben, um bei nicht-religiösen Zuschauern echte emotionale Regungen hervorrufen zu können. Allein der von Topher Grace („BlacKkKlansman“) verkörperte, leicht unkonventionelle Pastor der Gemeinde bietet zu Beginn eine Spur von Potential für Reibungspunkte. Doch auch er wird im weiteren Verlauf der Handlung schnell langweilig, als es nur noch darum geht den Herrn zu preisen und zum Schluss sogar bisherige Atheisten wie Feuerwehrmann Tommy „Halleluja“ singend in der Kirche sitzen.

Klar, der drohende Tod eines Jugendlichen ist kein Stoff für flapsige Sprüche oder andere Comedy-Einlagen. Etwas mehr Lockerheit und weniger Pathos hätten dem Film dennoch gut getan. Doch bereits bevor es zu dem beinahe fatalen Unfall kommt, wird die Frömmigkeitskarte zum ersten von vielen Malen ausgespielt. Dass die kleine Familie miteinander glücklich sei und der Junge, anstatt in einem Bergdorf in Guatemala zu darben, im Überfluss der amerikanischen Mittelschicht leben dürfe, sei nicht dem Zufall, Glück oder gar der Anstrengung, der Liebe und Fürsorge seiner Eltern zuzuschreiben, sondern einzig und allein der Gnade des himmlischen Vaters. Für alles Gute in ihrem Alltag haben sie dem Allmächtigen zu danken – das stellt Joyce gleich zu Beginn während eines Tischgebets klar.

Joyce findet ihre Kraft im Glauben an Gott.

Und damit Sohn und Gatte es ja nie vergessen, wird natürlich immer brav zum Gottesdienst gegangen und auch unter der Woche im Bekanntenkreis über Bibelverse diskutiert. Zitate aus dem „Buch der Bücher“ schmücken sogar in großen Lettern die Küchen- und Wohnzimmerwände des Smith-Hauses. Derlei mag auf Mitteleuropäer befremdlich wirken, ist in diesem Teil der Vereinigten Staaten aber durchaus keine Ausnahme. Ein mögliches Publikum für derlei tiefreligiös gefärbte Storys ist auf der anderen Seite des Atlantiks also vorhanden. Und in der Tat: In Nordamerika konnte der Film sein Budget von $14 Mio. bereits zur Veröffentlichung über das lange Osterwochenende 2019 locker wieder einspielen. Wobei er an diesen Tagen, speziell in erzkonservativen, ländlichen Gegenden, klar besser performte als die gleichzeitig in den Provinz-Multiplexen gezeigten und in den US-Kinocharts vor ihm rangierenden „Lloronas Fluch“ und „Shazam!“. Ob es hierzulande ähnlich gut für den von kaum zu ertragender Rührseligkeit, plumper Symbolik, einfallsloser Kamera- und Schnitttechnik sowie plakativer Glaubens-Propaganda dominierten „Breakthrough“ laufen kann, darf aufgrund dieser sehr offensichtlichen Schwächen zumindest bezweifelt werden.

Fazit: Ein guter Werbestreifen für die christliche Kirche? Nein, dazu kommt das rührselig-schmalzige Familien-Drama viel zu durchschaubar und platt daher.

„Breakthrough – Zurück ins Leben“ ist ab dem 16. Mai in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

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