Eyes Wide Shut

Stanley Kubricks Drama mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen machte zu Zeiten der Veröffentlichung vor allem wegen seiner explizit dargestellten Sex-Szenen Schlagzeilen. Warum dieser Film, basierend auf Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ für mich trotzdem ein absoluter Klassiker ist und welche DVD-Edition es sich lohnt, zu kaufen, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen.

                

Der Plot

Bill Harford (Tom Cruise) ist ein erfolgreicher Arzt und lebt mit seiner Ehefrau Alice (Nicole Kidman) und ihrer gemeinsamen Tochter in einem New Yorker Appartement. Die Geschichte findet ihren Einstieg auf einer Weihnachtsfeier des gemeinsamen Freundes Victor Ziegler (Sydney Pollack). Die ausgelassene Stimmung, die vor allem dadurch getragen wird, dass die Eheleute jeweils fremd-flirten, findet ein jähes Ende, als Bill Harford vom Gastgeber in die privaten Gemächer gerufen wird, um einer Frau zu helfen, die offenbar unter immensem Drogeneinfluss steht und von Bill kaum noch ansprechbar ist. Nach dem Angebot, ihr zu helfen, wendet sich jedoch das Blatt und man einigt sich, niemandem von dem Vorfall zu erzählen.

Am nächsten Tag kommt es in der Wohnung des Ehepaares nach dem gemeinsamen Konsum von Marihuana zu einer Diskussion, die schließlich in einem Streit mündet. Vermutlich basierend auf der Flirterei des Vortages kommen die versteckten Emotionen von Alice an die Oberfläche. Schon seit langem betrügt sie ihren Mann in Gedanken mit einem Marine-Offizier, den sie flüchtig während eines Urlaubs kennengelernt hatte. Getroffen und schockiert von dieser Offenheit verlässt Bill die Wohnung und begibt sich in die Straßen New Yorks, die ihn mit jeder Minute immer weiter in ihren Strudel zu ziehen scheint. So trifft er auf kuriose Gestalten und schließlich seinen ehemaligen Kommilitonen, Nick Nightingale (Todd Field), der ihm den Ort, Zeit und Passwort einer Veranstaltung verrät, auf der er mehrmals im Monat mit verbundenen Augen am Piano spiele. Bedingung: Er darf sich nicht erwischen lassen, koste es, was es wolle…


„Es gibt etwas sehr Wichtiges, das wir äußerst dringend machen müssen… Ficken!“

Kritik

Was ist dieser Film? Er ist Sex! Es ist für mein Empfinden kein Erotik-Film, trotzdem ist eine erotische Spannung allgegenwärtig. Die nackten, blanken Farben, die den Film umgeben, lassen die Zuschauer direkt in die Seele der Protagonisten blicken. Ungeschönt verfolgt man als Zuschauer die Schauspieler – insbesondere natürlich das sich immer mehr entfremdende Ehepaar – dabei, wie sie versuchen, zu sich selbst zu finden, sich aber das genaue Gegenteil abspielt, indem sich beide immer mehr voneinader zu entfernen scheinen. Durch die perfekte Kameraführung (Larry Smith) wird man vom Zuschauer zum Beobachter. Während Tom Cruise durch die Straßen New Yorks streift, heftet man sich als Beobachter an die Fersen, immer darauf gefasst, dass er sich in der nächsten Sekunde umdrehen könnte und man vor Schreck stehen bleibt.

Während der Orgie, die den festen Dreh- und Angelpunkt des Films bildet und wohl das bildgewaltigste und nackteste Fest der modernen Kinogeschichte ist, geht der Film noch einen Schritt weiter und der Zuschauer wird vom Beobachter zum Voyeur. Selbst der verklemmteste Zuseher wird bald den Drang verspüren, in das Geschehen einzugreifen.

Neben Farbgestaltung und Kameraführung ist der dritte Faktor, der diesen Film vollkommen macht, die Musik von Jocelyn Pook, einer eher unbekannten Größe im Filmgeschäft. Es sind nur drei Töne, die sich – langsam am Piano gespielt – vor Theme-Klassikern wie „Halloween“ oder „Der weiße Hai“ auf keinen Fall verstecken müssen. Während der sowieso bereits verunsicherte Tom Cruise durch die New Yorker Straßen verfolgt zu werden scheint, sich immer wieder umblickt und eigentlich jeder Moment, den er unbeschadet bleibt, zum Geschenk wird, tut die Musik ihr übriges, um dem Zuschauer die Nackenhaare aufzustellen. Was bleibt, ist ein wirrer Albtraum, der den Zuschauer in seinen Bann zieht, aus dem er erst entkommen kann, wenn er den Film zu Ende geschaut hat.

Trau dich: Leave your Eyes wide Shut!

BluRay oder DVD?

In diesem Fall gibt es von mir eine absolute BluRay-Empfehlung! Bei einem Film, der seinen Charme vor allem aus der Farb- und Musikgestaltung zieht, wäre es schade, sich „volle Ladung Farbe“ entgehen zu lassen. Leser und Filmfans, die ich jetzt neugierig gemacht haben sollte, haben sogar Glück, denn der Film ist derzeit für unter 10€ im Internet zu finden. Als kleinen Zusatztipp empfehle ich außerdem die literarische Vorlage von Arthur Schnitzler, mit dem Titel „Traumnovelle“.

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