Burg Schreckenstein 2 – Küssen (nicht) verboten!

Nur ein Jahr nach dem ersten Film erscheint mit BURG SCHRECKENSTEIN 2 – KÜSSEN (NICHT) VERBOTEN! der zweite Teil der Verfilmung der beliebten Kinderabenteuerbücher. Kann das Sequel den guten Eindruck wiederholen? Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Es ist wieder soweit: Schreckenstein und Rosenfels überbieten sich bei den alljährlichen Wettkämpfen am Kapellsee mit ausgeklügelten Sabotageakten. Doch kurz vor Schluss kommt es zum Abbruch, als der Zeppelin des Grafen abstürzt! Zwar konnte sich Graf Schreckenstein in letzter Sekunde retten, muss nun aber mehrere Wochen im Sanatorium verbringen – und ist finanziell ruiniert. Der Vertreter des Grafen, sein Vetter Kuno, sieht im Verkauf der Burg an den chinesischen Unternehmer Wang die einzige Lösung. Den Jungs dämmert, dass Burg Schreckenstein nach China umgesiedelt werden soll, um Teil eines mittelalterlichen Themenparks zu werden. Doch Diener Jean glaubt an die Rettung von Burg Schreckenstein und will sich auf die Suche nach dem einst vergessenen Schatz im Burghof begeben. Nur Mythos – oder Realität? Die Jungs gehen dem Rätsel auf den Grund…

Kritik

In einer der eindrücklichsten Szenen in Ralf Huettners Fortsetzung der Jugendbuchverfilmung „Burg Schreckenstein“, „Burg Schreckenstein 2 – Küssen (nicht) verboten!“, fragt sich die im Mittelpunkt stehende Jungenclique im Anbetracht des bevorstehenden Verkaufs ihres Schulschlosses, was mit ihnen denn dann bloß geschehen soll. Kurz darauf sieht man die Kids in einer Bildmontage, wie sie pausenlos am Smartphone hängen und sich fortan eben via WhatsApp Nachrichten schreiben, anstatt, wie bisher, gemeinsame Abenteuer zu erleben oder einfach nur zusammen zur Schule zu gehen. Ralf Huettner, der auch bereits den ersten Teil inszenierte, verzichtet hierbei zwar ganz bewusst auf stilistische Überhöhungen wie eine düstere Farbgestaltung oder traurige Musik, trotzdem verfehlt dieser Moment seine dramatische Wirkung nicht im Geringsten. Denn wo schon der Vorgänger mit einem angenehmen Nostalgie-Flair bestach, bleibt Huettner in seinem gerade einmal zwölf Monate nach dem ersten Teil erscheinendes Sequel diesem Tonfall treu und lässt das Internat Burg Schreckenstein, mit Ausnahme von ein paar fast schon altmodischen Gimmicks wie etwa mit einem Mikrophon ausgestatteten Armbanduhren, wie ein regelrechtes „Offline-Paradies“ erscheinen. Die Teens im Film haben zwar alle mit denselben Probleme zu kämpfen, wie jeder andere Pubertierender auch, doch im Mittelpunkt von „Burg Schreckenstein 2“ stehen in erster Linie zeitlose Themen wie eine spannende Schatzsuche, wahre Freundschaft und die erste Liebe.

Fräulein Böckelmaier (Jasmin Barbara Mairhofer, links), Frau Dr. Horn (Sophie Rois) und Rex (Henning Baum).

Weshalb „Burg Schreckenstein 2“ den Untertitel „Küssen (nicht) verboten!“ trägt, führt Drehbuchautor Christian Limmar (schrieb auch schon das Skript zu Teil eins) noch vor der Einblendung ein: Bei einem Ruderwettbewerb kentern die Boote der Schreckies und der Hühner von Schloss Rosenfels – und  unter Wasser wird sogleich wild herumgeknutscht. Das Problem an der Sache: „Burg Schreckenstein 2“ konzentriert sich eigentlich so klar auf den bevorstehenden Verkauf der Burg sowie die damit einhergehende Versuche der Schreckensteiner, diesen zu verhindern, dass das Geschehen von den zwischendrin eingestreuten amourösen Verwicklungen in erster Linie ausgebremst wird und kaum etwas zur eigentlichen Handlung beitragen kann. So lässt es sich zwar nicht leugnen, dass der Film etwas aufgreift, was für die anvisierte Zielgruppe ab diesem Alter tatsächlich langsam interessant wird, doch anstatt sich immer nur in sich wie Fremdkörper anfühlenden Einzelszenen um das Thema Liebe zu kümmern, hätte es besser gepasst, sich dieses für einen weiteren Teil aufzusparen und sich in „Burg Schreckenstein 2“ stattdessen nur auf die Schatzsuche zu konzentrieren. Diese bietet nämlich Abwechslung genug und kommt mit Sprachrätseln, einer Schnitzeljagd und viel Witz daher, wie man es schon aus den Abenteuern der „Drei Fragezeichen“ oder „TKKG“ kennt.

Drehte sich in Teil eins noch alles darum, wie sich Internatsneuling Stephan (Maurizio Magno) auf Burg Schreckenstein eingewöhnt und mit seinen neuen Mitschülern anfreundet, müssen die wiederkehrenden Charaktere in „Burg Schreckenstein 2“ nicht mehr ausgiebig etabliert werden. Tatsächlich konnte für das Sequel sowohl vor, als auch hinter der Kamera dieselbe Riege an Darstellern und Filmemachern versammelt werden, wie schon für den Film zuvor. Neu hinzu stößt indes Uwe Ochsenknecht („Willkommen bei den Hartmanns“), der als Aushilfsschlossher eine herrlich überdrehte Egoshow abzieht und es gekonnt lange offen lässt, ob in ihm nun ein weicher Kern schlummert, oder er in Wirklichkeit nicht vielleicht sogar ein Bösewicht ist. Um ihn herum sind es in erster Linie die wiederkehrenden Jungdarsteller, die „Burg Schreckenstein 2“ auf ihren Schultern stemmen; an vorderster Front überzeugt einmal mehr Maurizio Magno („Rubinrot“) als pfiffiger Anführer der Schreckenstein-Clique, für die das Drehbuch diverse spitzfindige Ideen parat hält, mit denen sie ihre Burg retten wollen. Henning Baum („Der letzte Bulle“) gefällt erneut als ebenso sanftmütiger wie resoluter Internatsdirektor, während Sophie Rois („Drei“) als stocksteife Frau Dr. Horn wieder einmal allen die Show stiehlt.

Die Hühner von Rosenfels mühen sich in der Reitstunde ab.

Vor allem überzeugt in „Burg Schreckenstein 2“ aber wieder einmal die Kulisse sowie die technische Ausstattung im Allgemeinen. Gedreht in der Südtiroler Burg Taufers sowie die Schlösser Tüßling und Kraiburg am Inn erweckt der Film jederzeit den Eindruck, tatsächlich den (zugegebenermaßen etwas unkonventionellen) Schulalltags eines Internats einzufangen. Trotz einiger Änderungen im Vergleich zur Vorlage, in der die Schüler zum Beispiel keine Schuluniformen tragen müssen, gelingt es Ralf Huettner hervorragend, die Atmosphäre der Bücher auf die Leinwand zu übertragen. Kleine Wermutstropfen finden sich inszenatorisch lediglich bei den Computereffekten, womit sich Teil zwei im Vergleich zu Teil eins ebenfalls treu bleibt; auch dort gehörten die wenigen angewandten Computereffekt zu den Schwachpunkten. In „Burg Schreckenstein 2“ muss etwa ein riesengroßer Zeppelin in Flammen aufgehen – das Ergebnis fällt mehr schlecht als recht aus. Dafür zeigt sich in kleinen (Traum-)Sequenzen die Liebe zu haptischen Effekten, etwa wenn sich die Kids in einer Traumsequenz vorstellen, wie das Schulpersonal in einer Art Installation zum Ausstellungsstück degradiert wird. Passend dazu gibt sich ein weiteres Stück Inventar aus dem Auftaktfilm auch im Sequel die Ehre: Die ehemalige Late-Night-Ikone Harald Schmidt fällt dem Zeppelinabsturz zum Opfer und ist leider ans Bett gefesselt. In Teil drei bekommen wir ihn dann hoffentlich wieder mit Feuereifer und Elan zu Gesicht.

Fazit: Ralf Huettner liefert mit „Burg Schreckenstein 2 – Küssen (nicht) verboten!“ eine souveräne Jugendabenteuerfortsetzung, die den Tonfall des Vorgängers gut trifft. Das Liebes-Wirrwarr hätte er sich allerdings für den dritten Teil aufheben dürfen.

„Burg Schreckenstein 2 – Küssen (nicht) verboten!“ ist ab dem 7. Dezember bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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