Pirates of the Caribbean: Salazars Rache

Sechs Jahre nach seinem letzten Abenteuer kehrt Johnny Depp in seiner Paraderolle als Captain Jack Sparrow auf die große Leinwand zurück. Der nunmehr fünfte Film der Reihe, PIRATES OF THE CARIBBEAN: SALAZARS RACHE, kommt mit neuen Charakteren, einer bombastischen Optik aber auch alten Problemen daher. Mehr dazu in meiner Kritik.

Der Plot

Dem vom Glück verlassenen Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) weht eine steife Brise des Missgeschicks entgegen, als tödliche Seemänner aus der Schattenwelt, angeführt vom furchterregenden Captain Salazar (Javier Bardem), dem Teufelsdreieck entkommen und nur ein Ziel kennen: jeden Piraten auf offener See zu töten, insbesondere Jack. Seine einzige Überlebenshoffnung ist der legendäre Dreizack des Poseidon. Um diesen jedoch zu finden, muss er eine wenig behagliche Allianz mit der brillanten und hübschen Sternenforscherin Carina Smyth (Kaya Scodelario) und dem eigensinnigen, jungen Royal-Navy-Seemann Henry (Brenton Thwaites) eingehen. Am Steuer der Dying Gull, seines jämmerlich kleinen und schäbigen Schiffs, versucht Captain Jack, nicht nur seine jüngste Flut von Missgeschicken rückgängig zu machen, sondern sein eigenes Leben vor dem eindrucksvollsten und bösartigsten Feind, dem er jemals gegenüberstand, zu retten.

Kritik

Vor nunmehr 14 Jahren gelang Regievirtuose Gore Verbinski („A Cure for Wellness“) etwas schier Unmögliches: Er belebte das zum damaligen Zeitpunkt für tot erklärte Genre des Piratenabenteuers zu neuem Leben und inszenierte es als spektakuläre Effektschau, basierend auf der in den Disney-Freizeitparks befindlichen Fahrattraktion „Pirates of the Caribbean“. Johnny Depp („Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“) wurde in seiner Rolle des permanent Rum trinkenden Piraten Captain Jack Sparrow zu einer Kultfigur, das einprägsame Score-Thema „He’s a Pirate“ von Komponist Hans Zimmer („Inferno“) bahnte sich als Dauerbrenner einen Weg in die Gehörgänge von Millionen von Kinoliebhabern und infolge dessen zog der hierzulande unter dem Titel „Fluch der Karibik“ in die Lichtspielhäuser kommende Blockbuster drei Fortsetzungen nach sich, die das Piratenfranchise zu einer der erfolg- und ertragreichsten Unterhaltungsfilmreihen aller Zeiten machten. Mit einem Erfolgskonzept aus exzentrischen Figuren, einem Ensemble aus dem Who-is-Who angesagter Hollywoodstars, den aufwändigsten Setpieces der Filmgeschichte („Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt“ gehört mit einem Budget von 350 Millionen US-Dollar bis heute zu den weltweit teuersten Produktionen überhaupt) und abwechslungsreichen Geschichten, gespickt mit qualitativ hochwertigen Computereffekten, ist es von Studioseite her schwer, eine Marke zu den Akten zu legen, die noch nicht bis zum letzten Tropfen gemolken wurde. Und so folgt sechs Jahre nach dem letzten Teil „Fremde Gezeiten“ der nächste Film der Piratensaga. Unter der Regie des eingespielten Duos Joachim Rønning und Espen Sandberg („Kon-Tiki“) entstand mit „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ ein ganz auf der Höhe der Zeit befindliches Blockbuster-Spektakel, das mit Optik und Humor punktet, auf inhaltlicher Ebene jedoch so Einiges an Potenzial liegen lässt.

Von links nach rechts: Jack Sparrow (Johnny Depp), Marty (Martin Klebba), Scrum (Stephen Graham) und Carina Smyth (Kaya Scodelario)

Dank ihres preisgekrönten Seefahrerdramas „Kon-Tiki“ sind Rønning und Sandberg bestens mit der Materie vertraut. Mehr noch als die Filme zuvor spielt sich „Pirates of the Carribean: Salazars Rache“ zu Wasser denn an Land ab und holt dabei das Optimum an kreativer Inszenierung des kühlen Nasses heraus. Kameramann Paul Cameron („Dead Man Down“) sorgt für atemberaubende Panoramen des Meeres, findet spektakuläre Bilder aus der Tiefe der See und setzt die sich nur wenig auf Computertrick verlassenen Schiffskolosse imposant in Szene. „Pirates of the Caribban 5“ ist in jeder Hinsicht ein Augenschmaus, bei dem CGI und handgemachte Effekte Hand in Hand gehen. Wenn sich in der zweiten Filmhälfte etwa ein riesiger Spalt im Meer auftut, der es den Figuren ermöglicht, trockenen Fußes auf dem Grund des Ozeans zu spazieren, gehen derartige Spielereien selbstredend nicht ohne die Zuhilfenahme von Computertechnologie vonstatten. Doch die hohe Qualität selbiger, sowie das Zusammenspiel mit den aufwändigen Kulissen verhelfen der Optik zu ihrer Opulenz, die sich auch in den wenigen Szenen an Land wiederfindet. Ob ein auf dem Dach eines durch die engen Gassen des Dorfes fahrenden Hauses surfender Jack Sparrow (!), oder das Design der unterirdischen Kellerverließe, in denen der Kultpirat auf seine Hinrichtung wartet: Die Kulissen und die damit einhergehenden, vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten strotzen nur so vor Detailverliebtheit und authentischem Flair; Und trotz des Wegfalls von Gore Verbinski, der, wie schon im vierten Teil, nicht mehr Regie führt, büßt „Salazars Sache“ obendrein nicht zwingend an Düsternis ein, die sich gleichsam über die Settings, wie die Masken, die Kostüme und sogar das Gebaren diverser Figuren erstreckt.

Wenngleich sich auch „Pirates of the Caribbean – Salazars Rache“ einmal mehr vornehmlich auf die absurden Erlebnisse im Leben von Captain Jack Sparrow konzentriert, wird die Reihe mit ihrem fünften Teil mehr und mehr zu einem Sammelsurium diverser skurriler Charaktere, die sich eine angemessene, gleichwertige Screentime erarbeiten dürfen und sich damit nicht mehr so stark von ihrer Hauptfigur an den Rand des Geschehens drängen lassen. Kaya Scodelario („Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“) und Brenton Thwaites („Gods of Egypt“) geben als charmant-toughe Neuzugänge noch die zugänglichsten Figuren in diesem Piratenkosmos ab; nehmen sie den Zuschauer doch an die Hand, sich in dieser finsteren Welt zurechtzufinden. Ihre Interaktion untereinander ist von lieblich-süßen Neckereien geprägt, die die füreinander empfundene Sympathie jedoch nie verheimlichen können. Als sich langsam und versteckt entwickelnde Romanze funktionieren die beiden sehr gut. Da ist es fast schade, dass der sich seinem Charakter entsprechend zwangsläufig immer mal wieder in den Vordergrund drängende Jack Sparrow der sich ihren Weg durch das schnelle Abenteuer bahnenden Emotionen hier und da im Wege steht. Johnny Depp überzeugt in seiner Paraderolle des permanent betrunkenen Piraten wie schon in den vier Filmen zuvor. Abnutzungserscheinungen seines einprägsamen Rollentypus machen sich (noch) nicht bemerkbar, was möglicherweise auch auf die lange Wartezeit auf Teil fünf zurückzuführen ist. Das Wiedersehen mit Sparrow erweckt mehr als einmal den Eindruck eines „Endlich!“ – vor allem für Liebhaber der Reihe ist an dieser Stelle also Aufatmen angesagt. Auch mit einigen anderen Figuren aus dem Franchise gibt es ein Wiedersehen, worauf trotz ausgiebiger Vorab-Ankündigung an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll. Nur so viel: Insbesondere im Finale sind Gänsehaut-Schübe garantiert!

Captain Barbossa (Geoffrey Rush, links) und Captain Salazar (Javier Bardem)

Optisch und darstellerisch sticht unter den Nebenfiguren gerade der mit einer furchteinflößenden Präsenz auftretende Javier Bardem („The Gunman“) heraus, der, wie der Rest des Ensembles auch, jedoch über eine Sache nicht hinwegtrösten kann: „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ überzeugt auf ganzer Linie als hochbudgetiertes, mit viel Liebe entstandenes Effektfeuerwerk, doch ausgerechnet die Geschichte fällt im Vergleich zum inszenatorischen Aufwand mächtig ab. Drehbuchautor Jeff Nathanson („Aushilfsgangster“) bleibt dem Kurs seiner Vorgänger treu und macht in „POTC 5“ so viele Handlungsstränge auf, dass es sich nicht bloß leicht der Überblick darüber verlieren lässt, sondern manche Subplots auch gar nicht erst zu einem zufriedenstellenden Ende finden. Die ein wenig bemüht nach einem Sequel schielende Nach-Abspann-Sequenz (bitte bis zum Schluss sitzen bleiben!) sei damit gar nicht unbedingt gemeint, sondern vielmehr der Einbezug verschiedener Figuren, die über den Status des Stichwortgebers nicht hinaus kommen. So steht hier nicht mehr bloß Captain Jack Sparrows Versuch, seine Black Pearl wiederzuerlangen, im Mittelpunkt des Geschehens, sondern auch noch die Belange diverser anderer Charaktere, die in ihrem Umfang Stoff für noch viele weitere Filme böten. Die titelgebende Rache von Salazar als Story-Triebfeder hätte allerdings vollkommen ausgereicht. So aber ist „Pirates of the Caribbean 5“ derart vollgepackt, dass sich zwar die Gelegenheit für viele gelungene, mitunter herrlich komische Einzelszenen ergibt, doch einen mitreißenden Erzählfluss zu erkennen, das vermag man gerade als Gelegenheitszuschauer nur schwer. Dafür sorgen Querverweise zu diversen Details vorheriger Filme dafür, dass es für Liebhaber des Franchises jede Menge zu entdecken gibt.

In seiner Dramaturgie erinnert „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ mitunter fast an einen Episodenfilm. Trotz des klar erkennbaren, roten Fadens lassen sich die einzelnen Story-Etappen so klar voneinander abgrenzen, dass darunter der Eindruck eines zusammenhängenden Abenteuers zu leiden hat. Auf äußerst gelungene Episoden wie die um Jacks, Carinas und Henrys Flucht vor einer Meute Zombie-Piraten (inklusive Kampf mit einem Zombie-Hai – eine der besten Szenen des Films!), der ganze Part rund um Jacks Flucht und die Beinahe-Ermordung mittels Guillotine und, nicht zu vergessen, das packende Finale, ergeben sich viele Minuten von belanglosem Leerlauf, wodurch sich die ohnehin üppigen zwei Stunden Laufzeit direkt dreißig bis vierzig Minuten länger anfühlen. Auch der Versuch, das Geschehen mithilfe von viel Dialog und Rückblenden mit Persönlichkeit auszustatten, misslingt. Dafür ist „Pirates of the Caribbean 5“ einfach zu sehr auf im Hinblick auf schnelllebiges Entertainment produziert. Hervorragend ergötzen lässt es sich derweil sowohl an der Optik, als auch an der Akustik. Mit einer mitreißenden Mischung aus bekannten Motiven und neuem Sound trägt „Pirates“-Neuzugang Geoff Zanelli („Mortdecai – Der Teilzeitgauner“) vor allem zu einer Sache bei: „Salazars Rache“ fühlt sich auch 14 Jahre nach der Franchise-Eröffnung so an, wie sich ein modernes Piratenabenteuer anfühlen muss. Dazu gehört aber eben auch, dass sich die Story immer schon dem oberflächlichen Amüsement unterordnen musste. Eine weitestgehend versöhnliche Erkenntnis.

Ein Fest für Liebhaber bildgewaltigen Kinos: Salazars „Silent Mary“ attackiert Barbossas „Queen Anne’s Revenge“.

Fazit: Den Regisseuren gelingt mit „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ ein modernes Piraten-Action-Abenteuer, dem die Neuzugänge gut zu Gesicht stehen, das jedoch mehr mit Optik, anstatt einer packenden Geschichte überzeugt. Vor allem für Liebhaber hat der Film jedoch einige Gänsehautmomente zu bieten.

„Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ ist ab dem 25. Mai bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in starkem 3D!

Ein Kommentar

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