2014 – Die Plätze 30 bis 21

Das Filmjahr 2014 ist fast vorbei und es ist nach meinen Flops des Jahres Zeit, auf all jene Filme zurückzublicken, die mir in den vergangenen zwölf Monaten die meiste Freude oder die schönsten Kinoerlebnisse beschert haben. Dabei möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass es hier nicht um die aus meiner Sicht besten Filme des Jahres geht, sondern um meine ganz persönlichen, vollkommen subjektiv ausgewählten Lieblingsfilme! Wie auch in den letzten Jahren habe ich mich für eine Top 30 entschieden, was automatisch ausschließt, dass wirklich alle erwähnenswerte Filme ihre eigene Chartplatzierung erhalten können. Neben meinen 30 Lieblingsfilmen, ausgewählt aus insgesamt 220 im Kino gelaufenen Produktionen, gebührt folgenden Streifen des vergangenen Jahres eine kurze Ehrung: Begeistert haben mich der kreative Animationsfilm THE LEGO MOVIE, der Noir-Thriller RUHET IN FRIEDEN – A WALK AMONG THE TOMBSTONES, Marvels bislang komplexester Blockbuster THE RETURN OF THE FIRST AVENGER , Wes Andersons verrückte Tragikomödie GRAND BUDAPEST HOTEL sowie der unheimliche Found-Footage-Grusler KATAKOMBEN. Weitere „Honorable Mentions“ folgen auch vor den Top 20 und Top 10. Viel Spaß!
30
Im Kino wurde THE SIGNAL in diesem Jahr nicht die Aufmerksamkeit entgegengebracht, die der Science-Fiction-Film verdient gehabt hätte. Dafür darf der Streifen jetzt meine Jahrescharts eröffnen. Er erzählt von mehreren Jugendlichen, die auf der Suche nach einem geheimen Signal mitten in der Wüste landen und dort auf ein geheimes Labor stoßen. Mehr sollte man über den Film gar nicht wissen, denn nur so entfaltet die aus der Unsicherheit des Publikums resultierende Spannung ihre volle Bandbreite. „The Signal“ ist experimentell und gerade aus diesem Grund so sehenswert. Auch, weil der Streifen gen Ende eine visuelle Wucht aufbaut, die man einem mit 10 Millionen US-Dollar äußerst schmal budgetierten Film gar nicht zugetraut hätte. Top!
29
Was wurde vor dem Kinostart von Lars von Triers „Kunstporno“ NYMPH()MANIAC nur für ein Wirbel um das im Kino in zwei Teilen erschienene Drama gemacht. Dabei ist der in der ungeschnittenen Fassung fünfteinhalbstündige Streifzug durch das Leben einer Nymphomanin alles andere als ein Sexfilm im Arthouse-Mantel. Der für seine kompromisslos drastischen Darstellungen bekannte Regisseur nimmt dem Thema entsprechend kein Blatt vor den Mund, nutzt den Faktor „Sex“ jedoch vor allem dafür, um die mangelnde, zwischenmenschliche Interaktion hervorzuheben. Das ist visuell starker Tobak, wer sich darauf einlässt, bekommt jedoch eines der mutigsten, faszinierendsten und unkonventionellsten Dramen des Jahres zu sehen!
28
Der Regisseur von „Blind Side“ erzählt in SAVING MR. BANKS die Entstehungsgeschichte des Filmmärchens „Mary Poppins“ nach. In den Hauptrollen: Emma Thompson als Autorin und Tom Hanks als Walt Disney. Vor lieblich eingefangenen Kulissen und dargeboten als eine Mischung aus Gegenwartserzählung und Vergangenheitsschwelgerei spielt sich das Protagonistenduo wunderbare Dialogbälle zu, die Thomas Newman mit einem Score unterstreicht, in welchem er bekannte Disneymelodien instrumental zu einem Ganzen variiert. Ohne die schmerzhaften Töne des Lebens zu umgehen, gelingt allen Machern ein hervorragendes Stück Seelenstreichlerkino, das einem einen vermeintlich so schwierigen Charakter nach und nach ans Herz wachsen lässt.
27
Das bombastische, den Betrachter nahezu paralysierende Plakat zur Romanverfilmung MAZE RUNNER – DIE AUSERWÄHLTEN: IM LABYRINTH ließ mich dem Start voller Vorfreude entgegenfiebern. Dann kam der Trailer und für mich die Ernüchterung. Doch nur so ward die Überraschung schließlich umso größer denn je, denn „Maze Runner“ ist keine blutleere Variation diverser Filme der Marke „Die Tribute von Panem“, sondern eine visuell und erzählerisch beeindruckende Mischung aus dem derzeit Hochkonjunktur habenden Teeniefantasy-Kino, „Herr der Fliegen“ und der Kultserie „Lost“. Gespickt mit frischen Gesichtern des aktuellen Jugendkaders Hollywoods und einem Cliffhanger par excellènce ergibt dies eine der Überraschungen 2014. Und die Fortsetzung ist für 2015 bereits bestätigt!
26
Der Regisseur von „Die fabelhafte Welt der Amélie“ legt mit dem 3D-Abenteuer DIE KARTE MEINER TRÄUME ein Werk nach, das atmosphärisch auf genau denselben Pfaden wandelt, wie es der Publikumsliebling einst 2001 tat. Bestückt mit vielen visuellen Spielereien erzählt „Die Karte meiner Träume“ von einem kleinen Genie, der von einer kleinen Farm, die er mit seiner kuriosen Familie bewohnt, in eine amerikanische Großstadt reist, um einen Preis als Erfinder entgegenzunehmen. Auf seiner Odyssee begegnet er vielen, interessanten Menschen, die ihn für sein Leben prägen. Neben der anrührenden, lebensbejahenden Geschichte steht hier allen voran die optische Gestaltung im Mittelpunkt. „Die Karte meiner Träume“ sieht schlicht und ergreifend umwerfend aus!
25
An dieser Stelle erlaube ich es meinen Lesern, sich ungläubig die Augen zu reiben. Ich weiß darum, dass RIO 2 – DSCHUNGELFIEBER nicht das Beste ist, was es dieses Jahr an Animationsfilmen im Kino zu sehen gab. Was vor allem daran liegt, dass die Fortsetzung zum Papageienabenteuer „Rio“ – das ich gar nicht mochte – nicht wirklich originell ist und gängigen Familienfilmprinzipien folgt. Aber was soll’s! In diesen Charts geht es um meine Lieblingsfilme des Jahres! Und deshalb oute ich mich als Fan des zweiten Teils! Mir persönlich hat „Rio 2“ nämlich ausgesprochen Spaß gemacht. Ich habe mich von den tollen Dschungelkulissen betören lassen und teilweise so herzlich gelacht, dass ich den Film immer und immer wieder gucken kann, ohne dass ich mich an ihm übersehe. „Rio 2“: Ich find‘ dich toll!
24
Die Anzahl derer, die an dem amüsanten Mix aus Börsenthriller und Partykomödie keinen Gefallen finden, ist verschwindend gering. Und ja: Die erneute Zusammenarbeit von Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese ist ein grandioses Stück Schauspielkino, das perfekt auf dem schmalen Grad zwischen Blockbuster und Arthousekino balanciert – ähnlich meinem letztjährigen Platz 1 „Der große Gatsby“, nur mit Titten! Der Grund, weshalb THE WOLF OF WALL STREET „nur“ auf Platz 24 gelandet ist, ist die Tatsache, dass der Film mit drei Stunden Laufzeit schlicht so ausladend ist, dass er nicht zwingend dazu einlädt, so schnell wieder angeschaut zu werden. Und auch auf sowas kommt es mir bei der Wahl meines Lieblingsfilmes nun mal an!
23
„The Conjuring“ begeisterte im vergangenen Jahr die Massen auch weit über Genre-Kreise hinaus. Nun nimmt James Wans Stamm-Kameramann John R. Leonetti das Regie-Zepter selbst in die Hand und macht in ANNABELLE eine vermeintlich harmlose Puppe zur Ausgeburt der Hölle. Zwar fehlt es dem Spin-Off ein wenig an Originalität, als klassischer Gruselfilm sowie als Verneigung von dem Sechzigerjahre-Horrorstreifen „Rosemary’s Baby“ funktioniert „Annabelle“ allerdings ganz vortrefflich und gehört damit zu den gruseligsten Filmen des Jahres, der einem auch bei mehrmaligem Sehen ordentlich den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Das verdient Platz 23 meiner Jahrescharts und ein wenig mehr Respekt vom geneigten Publikum!
22
In der Tragikomödie HIN UND WEG inszeniert Regisseur Christian Zübert eine tragikomische Fahrradtour mehrerer Freunde, die einen ganz besonderen Umstand zum Anlass nimmt, ausgerechnet in Belgien ihr Ziel zu finden. Florian David Fitz mimt rührend lebensecht einen ALS-Kranken, der, zum kontrollierten Freitod entschlossen, eine letzte Reise mit seinen Lieben antreten will. Dabei verzichtet Zübert auf die typisch deutsche Tränendrüsendrückerei. Stattdessen ist sein Film eine melancholische Ode an das Leben und ein Appell daran, dass jeder Mensch den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmen sollte, sofern es ihm gestattet ist. Tieftraurig aber nie rührselig spricht „Hin und weg“ brachial ehrlich tiefste Emotionen an – und begeistert. Ein ehrenwerter 22. Platz!
21
Knapp an den Top 20 vorbeigeschrammt, ist in diesem Jahr Jake Gyllenhaal, den es – so viel verrate ich – aber noch einmal hier zu sehen gibt. In NIGHTCRAWLER – JEDE NACHT HAT IHREN PREIS, einer großartigen Verschmelzung aus knallharter Mediensatire, Kammerspielthriller und Actionfilm, spielt er einen manischen Journalisten, der das Publikum in die Untiefen des blutigen Nachrichtenfernsehens entführt. Das ist bitterböse, fies und erhält durch den so realistischen Beigeschmack eine ganz besondere, beklemmende Atmosphäre. Darüber hinaus spielt Gyllenhaal seinen korrupten Antihelden mit einem genauen Blick für perfides Auftreten, dass man sich für zwei Stunden gern auf den Beifahrersitz seines Dienstwagens setzt.
In den kommenden Tagen findet Ihr an dieser Stelle die Plätze 20 bis 11.