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5. August 2021: Die deutschen Kinostarts

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY. Diese Woche geht es um den 5. August 2021, an dem ein Film startet, von dem wir nicht erwartet hätten, ihn in dieser Ausführung jemals zu Gesicht zu bekommen. Insbesondere für Comicfans wird „The Suicide Squad“ ein Triumph sein. Vielleicht trauen sich auch deshalb keine weiteren großen Filme an den Start. Robin Wrights nur mäßig gelungenes Regiedebüt könnte immerhin Liebhaber:innen von „Wild“ und Co. abholen, während mit „Fabian“ ein Film startet, auf den die deutschen Kritiker:innen große Stücke halten. Schon bald erfahrt ihr hier mehr.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

THE SUICIDE SQUAD | Regie: James Gunn | USA 2021

Das Belle Reve ist das Gefängnis mit der höchsten Sterblichkeitsrate in den USA. Hier sitzen die schlimmsten Superschurken ein und würden alles tun, um wieder rauszukommen – selbst der streng geheimen Spezialeinheit Task Force X beitreten. Schon bald begibt sich ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Verbrechern auf tödliche Mission, darunter Bloodsport, Peacemaker, Captain Boomerang, Ratcatcher II, Savant, King Shark, Blackguard, Javelin – und natürlich jedermanns Lieblingspsychopathin Harley Quinn. Bis an die Zähne bewaffnet fällt (buchstäblich) die Bande auf der abgelegenen, von Feinden nur so wimmelnden Insel Corto Maltese ein. Auf ihrem Weg durch den von militanten Widersachern und Guerillas bevölkerten Dschungel lassen sie kaum einen Stein auf dem anderen. Einzig Colonel Rick Flag ist als Stimme der Vernunft mit von der Partie … und Amanda Wallers Regierungsspitzel verfolgen jeden Schritt, den das Selbstmordkommando tut.

Zuckerschock trifft Epilepsieanfall trifft James Gunn, der die Synapsen seines Publikums zum Durchknallen bringt. „The Suicide Squad“ ist schon deshalb ein Triumph, weil es bisher schier unmöglich schien, dass ein solcher Film mithilfe eines großen Studios überhaupt entstehen kann. Auch wenn man dafür in Kauf nehmen muss, dass der Film nach der ersten Hälfte nur noch an einem vorbeirauscht, weil man diesen Wahnsinn so schnell gar nicht verarbeiten kann.


FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE | Regie: Dominik Graf  | UK 2021

Berlin im Jahr 1931: Der Germanist und Werbetexter Jakob Fabian (Tom Schilling) ist ebenso orientierungslos wie energisch darin, das Leben aus vollen Zügen zu genießen. Tagsüber erdenkt er Werbung für eine Zigarettenmarke, nachts streunt er mit seinem Studienkollegen Labude (Albrecht Schuch) umher und macht die Unterweltkneipen, Bordelle und Künstlerateliers der Stadt unsicher. Dieses sorglose Leben wird allerdings zunehmend durch Anspannungen im gesellschaftlichen Klima bedroht. Während Labude sich ausmalt, dass die unteren Klassen bald gegen die Obrigkeit revolutionieren, steckt Fabian den Kopf in den Sand – es sei denn, ihm bietet sich ein ironischer Kommentar der Geschehnisse an. Eines Tages trifft er in einem Atelier auf Cornelia (Saskia Rosendahl) und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Fabians naives Dasein nimmt eine dramatische Wende, als er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt, Cornelias Karriere als Schauspielerin hingegen an Fahrt aufnimmt…

„Fabian oder der Gang vor die Hunde“, frei nach „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ ist eine grandiose, formal kreative und äußerst stark inszenierte Erich-Kästner-Verfilmung, die der tragischen Vorlage und der Geschichte um sie herum mehr als gerecht wird. Darüber hinaus glänzt das Ensemble, allen voran Tom Schilling.


KAISERSCHMARRNDRAMA | Regie: Ed Herzog | DE 2021

Die Idylle des niederbayerischen Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) ist in Gefahr. Das liegt weniger daran, dass das dorfbekannte Webcam-Girl ermordet wurde – diesen Fall geht der Franz mit der gewohnten Tiefenentspanntheit an. Ausgerechnet jetzt sitzt sein aufdringlicher, aber stets hilfreicher Co-Ermittler Rudi (Simon Schwarz) nach einem Unfall im Rollstuhl und gibt natürlich Franz die Schuld dafür. Als Rudi sich dann auch noch auf dem Hof einnistet und eine Rundumbetreuung von Franz erwartet, ziehen erste dunkle Wolken im Paradies auf. Richtig bedroht wird Eberhofers Ruhe aber durch Dauerfreundin Susi (Lisa Maria Potthoff), die sich mit Franz‘ verhasstem Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) verbündet hat, um neben dem Hof ein Doppelfamilienhaus mit Gemeinschaftssauna zu bauen – was auch Papa Eberhofer gehörig gegen den Strich geht.

Es ist, wie es immer ist und das ist gut. Nach sechs Filmen kennt (und entweder liebt oder hasst) die Figuren aus Ed Herzogs Eberhofer-Krimireihe und kommt auch damit klar, dass „Kaiserschmarrndrama“ mehr denn je den Krimipart in den Hintergrund rückt und mehr und mehr die privaten Verwicklungen des Protagonisten Franz thematisiert. Doch je mehr man die Charaktere kennt, desto mehr Charme haben sie. Das hätten wir uns vor ein paar Jahren auch noch nicht vorstellen können… 


ABSEITS DES LEBENS | Regie: Robin Wright | USA/CAN 2021

Nach einem schmerzhaften Verlust verfällt die einst so lebensfrohe Edee (Robin Wright) in eine tiefe Depression. Mit Suizidgedanken spielend, bricht sie kurzerhand sämtliche Brücken hinter sich ab und entscheidet sich für ein neues Leben in der Einsamkeit der Rocky Mountains – einer gnadenlosen Umgebung, die nichts verzeiht. Zunächst erweisen sich lediglich solch banale Dinge wie Feuerholzhacken als echte Herausforderung für die vom Schicksal gebeutelte Frau. Auch die unverhoffte Begegnung mit einem Bären bringt Edee nicht von ihrem neuen Lebensplan ab. Doch als schließlich ein Sturm über sie hinwegzieht, droht Edee, der schroffen Natur zum Opfer zu fallen. Gerade noch rechtzeitig findet sie ein einheimischer Jäger (Demián Bichir). Er rettet sie und bringt ihr bei, wie man jagt und in der rauen Wildnis überlebt. Doch wie sie mit den schmerzhaften Erinnerungen, die sie umtreiben, weiterleben soll, kann sie nur selbst herausfinden.

„Abseits des Lebens“ ist genauso wenig aussagekräftig wie sein generischer Originaltitel „Land“. Robin Wright erweist sich in ihrem melancholischen Regiedebüt zwar als gute Beobachterin und starke Inszenatorin wirkungsvoller Naturbilder, doch das plakative Skript macht ihrem Film einen Strich durch die Rechnung – und die Sinnsuche von Wrights Protagonisten allzu austauschbar.


DAS LETZTE LAND | Regie: Marcel Barion  | DE 2019

Ein fremder Planet jenseits unseres Sonnensystems: Zwei wortkarge Männer stoßen in einem gestrandeten Raumschiff aufeinander. Unwissend, in was für eine Situation sie sich nun befinden. Adem (Torben Föllmer) ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und hat sich durch einen starken Sandsturm gekämpft, bis er auf dieses vermeintliche Wrack gestoßen ist. Sein Verfolger Novak (Milan Pesl) soll ihn wieder zurückbringen. Als der aber erkennt, dass das Schiff keineswegs fluguntauglich ist, desertiert er. Gemeinsam entkommen sie mit ihrer Rostlaube ins Weltall und machen sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause – bis sie plötzlich ein Signal empfangen…

Klaustrophobisches, intelligentes No-Budget-Sci-Fi-Kino aus Deutschland.  Ab 5.8.2021 in ausgewählten Kinos (ursprünglich geplanter Kinostart: 3.12.2020 & 29.04.2021 (zweimal verschoben)).

Happily

Der Einen Freud ist der Anderen Leid – in der schwarzen Komödie HAPPILY wird dieses Sprichwort zum Programm, wenn das von Joel McHale und Kerry Bishé verkörperte Ehepaar seine Umwelt mit seiner nie enden wollenden Glückseligkeit in den Wahnsinn treibt. Doch leider kann Regisseur und Autor BenDavid Grabinski das Potenzial seiner Geschichte nicht vollends ausschöpfen. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

OT: Happily (USA 2021)

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