Red Riding Hood

Eine „Rotkäppchen“-Verfilmung sollte es sein – im Trailer schreitet Amanda Seyfried im langen, purpurroten Mantel durch den Schnee, eben wie genau diese berühme Märchenfigur. Doch die Gebrüder Grimm hätten sich vermutlich im Grabe umgedreht, hätten sie die Catherine Hardwicke-Regiearbeit zu Gesicht bekommen. Lest in der heutigen Kritik, warum der Trailer irreführend, die Story unglaubwürdig und das Handeln der Figuren durchweg unfreiwillig komisch ist.

Der Plot

Die Bewohner des Dorfes Daggerhorn leben schon seit Ewigkeiten in Angst und Schrecken vor einem Werwolf. Eines Nachts tötet er Lucie, die Schwester der Dorfschönheit Valerie (Amanda Seyfried).

Kurz nach dem Tod ihrer Schwester eröffnet Valeries Mutter (Virginia Madsen) ihr, dass sie nur die Halbschwester von Lucie ist. Nicht Cesaire (Billy Burke), sondern Adrien (Michael Shanks), der reiche Schmied des Dorfes, sei ihr Vater. Valerie ist irritiert, hat jedoch durch die Jagd, die inzwischen vom Werwolfjäger Pater Salomon (Gary Oldman) eröffnet wurde, nicht die Gelegenheit, sich weiter mit der unerwarteten Nachricht auseinanderzusetzen. Doch kaum einer nimmt seine Warnungen ernst, wodurch es schnell zu weiteren Opfern innerhalb der Dorfgemeinschaft kommt.

Valerie und ihre verzwickte Familiensituation scheinen der Schlüssel zum Werwolf zu sein. Doch was soll sie tun? Mittlerweile kann sie sich im Dorf nicht mehr ungehindert bewegen und so langsam scheint auch ihre große Liebe ihr nicht mehr helfen zu können. Ist wirklich Valerie die Quelle allen Übels?


„Der Werwolf ist jemand aus diesem Dorf!“

Kritik

„Von den Machern von Twilight“ – wäre ich wirklich fies, könnte ich jetzt ein sarkastisches „Ach wirklich?“ einwerfen, aber so bin ich ja nicht. Aber nun mal ehrlich: dieses moderne Märchen schwamm eindeutig im Fahrwasser der berühmten Vampir-Saga von Stephenie Meyer und das sieht man dem Film  an: von der ersten Sekunde, bis hin zum Abspann.

Die Story an sich ist zumindest an Rotkäppchen angelehnt. Doch die Interpretation ist sehr, sehr frei.  Als ich mir den Trailer damals ansah, war ich von der beeindruckenden Bildsprache gefesselt: da stapft das moderne Rotkäppchen durch den Schnee – ein dunkler Wald umgibt es und es ist immer auf der Hut vor dem großen bösen Wolf. Was mich letztendlich im Film erwartete, enttäuschte mich: mir wurde eine Rotkäppchen-Teenie-Fassung präsentiert, vollgepackt mit all dem, was die Kids von heute, die von Harry Potter, Twilight und Justin Bieber geprägt wurden, interessiert und in die Kinos strömen lässt.

Als erstes braucht der Plot eine melancholische Lovestory zwischen zwei jungen, außergewöhnlich hübschen Teenies, die auch ohne weiteres die Rolle in „Twilight“ hätten spielen können; sprich: keine Charakterköpfe, sondern beliebig austauschbar sind. Das Ganze könnte so einfach sein, würde irgendeine höhere Instanz die aufkeimende Beziehung nicht verhindern wollen.  Zum zweiten braucht die Handlung etwas Böses – es haucht der Geschichte etwas dunkles ein, bringt die Protagonisten in Gefahr und schweißt sie währenddessen immer weiter zusammen. Sogar der unliebsame Dritte, der das Traumpaar auseinander bringen will, weil er selbst in die Holde verliebt ist, taucht auf. Als drittes wäre da noch der Aufdruck, der auch den letzten Teenies, die noch nicht mitbekommen haben, dass hier eine „Twilight“-Variation vor ihnen liegt, wissen lässt, dass sie den Film unbedingt sehen müssen: ein Schauspieler, den man bei „Twilight“ bereits gesehen hat und wenn dann sogar die Regisseurin die von der bereits vielzitierten Unsterblichen-Saga ist, dann hat man die komplette „Twilight“-Generation im Sack.

Das Ganze wäre ja nun kein ausschlaggebender Grund, einen Film nicht zu mögen. Doch leider trägt der Film mit den besagten Stilmitteln einfach viel zu dick auf, eben weil es die einzigen sind.

Der Film hat nichts mit dem zu tun, was im Trailer angedeutet wird. Das Set ist schlecht, da als solches zu erkennen. Die Schauspieler agieren hölzern und scheinen auch im tiefsten Winter nicht den Drang zu verspüren, sich warme Jacken oder Mäntel anzuziehen. Die Dialoge sind platt – reduzieren sie sich doch  auf Liebesbekundungen von Traumpartner zu Traumpartner, Warnungen vor dem Bösen und… ja, das wäre dann auch alles. Hinzu kommen die Gestiken und Mimiken: jeder Schauspieler, besonders Amanda Seyfried, hat von jeder exakt eine zur Verfügung. Das muss reichen bei einem Film ohne Überlänge.

Die Musikuntermalung ist nicht der Rede wert. Es gibt kein Stück, welches dem Film Leben einhaucht. Sie untermalt, sie überlagert nicht, aber sie ist und bleibt 0/8 15. Das Farbspiel wiederum irritiert: der Film spielt durchgehend im Winter: man hätte mithilfe von bewusst eingesetztem Scheinwerferlicht viel damit anstellen können. Schnee ist grell, wirkt in der richtigen Atmosphäre aber zum Teil bedrohlich, da er etwas friedliches verkörpert, aber nicht vor Gefahr schützt – passend also zur Szenerie. Aber man nutzt diesen Vorteil nicht. „Red Riding Hood“ ist stattdessen durchzogen von einer Art Nebelschleier. Die Kontraste sind sehr schwach, das Bild wirkt durch die Bank unscharf. Ob dies gewollt war oder nicht, kann ich nicht sagen. Da dieser Schleier aber sowohl auf der DVD, als auch auf der BluRay zu finden war gehe ich davon aus, dass es sich hierbei wohl um ein bewusst eingesetztes Stilmittel handelt.

Letzten Endes bleibt wohl zu sagen, dass der doch relativ große Erfolg der aktuellen Massenhysterie zu verdanken ist, die den „Twilight“-Filmen entgegen weht. Dennoch hat „Red Riding Hood“ seine Wirkung, zumindest bei mir, eindeutig verfehlt. Und nur durch die doch einigermaßen beeindruckenden Szene des zur-Großmutter-laufenden Rotkäppchens wird der Film auch nicht besser.

BluRay oder DVD?

Sollte nach meiner Kritik sich noch jemand selbst davon überzeugen wollen, dass der Film nicht wirklich in eine gute Film-Sammlung gehört, dem rate ich – unvoreingenommen und nur im Bezug auf die Qualität – zum Kauf der – Obacht! – BluRay. Ja, ihr habt richtig gelesen! Wie ich bereits in meiner Kritik erwähnte, ist das Bild an sich für einen hochwertig produzierten Film relativ unscharf. Die Unschärfe ist anstrengend, die BluRay holt aus dem Bild allerdings noch soweit das Beste raus. Der Ton ist sowohl bei der DVD, als auch bei der BluRay tadellos. Daher gebe ich hiermit eine BluRay-Empfehlung für „Red Riding Hood“ ab und wünsche allen, die nun doch neugierig geworden sind, gute Nerven und viel Spaß!

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