M3GAN 2.0

Nach ihrem durchschlagenden Social-Media-Erfolg kehrt die gleichnamige KI-Puppe in M3GAN 2.0 zurück und bekommt es mit einer noch gefährlicheren Bedrohung zu tun. Das Ergebnis ist bisweilen haarsträubend dämlich, funktioniert aber ausgerechnet dann am besten, wenn die Macher sich dessen bewusst sind. Peinlich wird’s erst, wenn diese das Geschehen plötzlich doch sehr ernst nehmen.

OT: M3GAN 2.0 (USA 2025)

Darum geht’s

Zwei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen rund um die Künstliche KI-Puppe Megan lebt Dr. Gemma Forrester (Allison Williams) noch immer mit ihrer mittlerweile 14-jährigen Nichte Cady (Violet McGraw) zusammen. Ihr Geld verdient sie als Autorin und KI-Regulierungsbefürworterin – und dachte, das Problem Megan hätte sich längst erledigt. Doch dann geschieht das Unvorstellbare: Ohne Gemmas Wissen wurde die Grundlage für M3gans KI von einem Rüstungskonzern zweckentfremdet. Das Ergebnis: Amelia, eine hochentwickelte militärische Spionage- und Eliminierungsdrohne. Und wie einst Megan auch, hat sich Amelia bereits ihrer Programmierung widersetzt und mehrere Menschen getötet. Als die Bedrohung eskaliert, überredet Cady ihre Tante, M3gan zu reaktivieren, um Amelia zu bekämpfen. Doch dafür benötigt es erst mal ein Upgrade und plötzlich ist M3gan schneller, stärker und cleverer als je zuvor. Doch handelt sie diesmal wirklich im Sinne ihrer Schöpferin?

Kritik

Der KI-Puppenhorror „M3GAN“ aus dem Jahr 2022 war einer der ersten Filme, dessen immenser (Überraschungs-)Erfolg vor allem in seiner Omnipräsenz auf Social Media begründet lag. Er kam in die Kinos und ein paar eingängige Rhythmen und Tanzbewegungen mit Wiedererkennungswert später ward der Hype rund um die innoffizielle Nachfolgerin von Chucky, der Mörderpuppe geboren. Das weckt Erinnerungen an die Netflix-Serie „Wednesday“, die im selben Jahr erschien und ebenfalls dank ihrer Tanzmoves viral ging. „Gott sei Dank nur Tanzmoves!“, möchte man da direkt einwerfen. Immerhin haben andere Filme wie „Smile“ oder jüngst „Ein Minecraft Film“ ganz andere Challenges hervorgerufen, um auf TikTok und Co. durch die Decke zu gehen. Im Falle von „M3GAN“ führte all das zu einem Einspielergebnis von weltweit knapp 200 Millionen US-Dollar. Ein gigantomanisches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es sich bei dieser Zahl um das Fünfzehnfache (!) des Budgets handelt. Da liegt eine Fortsetzung natürlich auf der Hand, für deren Konzeption es dann auch ziemlich egal ist, dass die gruselige Puppe am Ende des ersten Teils zerstört wurde. Und so selbstverständlich die Sequelmania hier ihre Blüten treibt, so naheliegend ist das „Höher, schneller, weiter!“-Denken des Produzentenduos aus Jason Blum („The Purge“) und James Wan („Conjuring“), das zum Großteil das Potenzial ihres Gaga-Stoffs auszunutzen weiß. Doch auf der Zielgeraden nehmen sie ihre Geschichte dann doch wieder zu ernst – was wäre „M3GAN 2.0“ bloß für eine Gaudi geworden, hätten die beiden ihren Regisseur und Drehbuchautor Gerard Johnstone („Housebound“) wirklich komplett freidrehen lassen!?

Gemma (Allison Williams) und ihre 14-jährige Nichte Cady (Violet McGraw) teilen das Interesse für moderne Technologie.

Bereits in der aller ersten Szene wirkt deutlich: Gerard Johnstone, der bereits die Regie für den ersten Teil verantwortete und zum zweiten selbst das Skript beisteuerte, denkt für „M3GAN 2.0“ in völlig neuen Dimensionen. Irgendwo in einem Kriegsgebiet während einer Geheimoperation: Hier üben sich gerade zwei verfeindete Parteien im Psychokrieg, als plötzlich eine junge, vermummte Frau das Geschehen betritt, sämtliche Gegner ausschaltet und sich anschließend als Amelia entlarvt. Bei ihr handelt es sich selbstverständlich um keine Supersoldatin (zumindest keine menschliche), sondern um einen KI-Roboter wie einst M3gan einer war. Nur eben in noch ausgefeilter und zur Waffe programmiert. Doch ebenso wie ihr zu Beginn noch so harmloses Babysitter-Vorbild verfolgt auch Amelia ganz eigene Pläne und widersetzt sich alsbald ihrer Programmierung. Die Schurkenfigur für „M3GAN 2.0“ ist geboren – und wie bekämpft man eine abtrünnige Künstliche Intelligenz am effektivsten? Natürlich, indem man ihr eine andere gegenüberstellt. Das ist zumindest die hanebüchene Prämisse, denn irgendwie muss für die Hauptfigur Gemma ja eine Begründung her, weshalb sie sich trotz der Vorkommnisse aus dem ersten Teil dafür entscheidet, die blondhaarige Killermaschine wieder zurückzuholen. Es ist daher von Anfang an klar: Nachdenken sollte man während „M3GAN 2.0“ auf gar keinen Fall.

„Überhaupt geschieht in ‚M3GAN 2.0‘ viel für den effektiven Moment und wenig im Sinne einer kohärenten, nachvollziehbaren Erzählung. Darauf muss man sich einlassen. Ansonsten kommt man aus dem Kopfschütteln nicht heraus.“

Allzu oft gibt es Momente, die auch der internen Filmlogik nach schlicht keinen Sinn ergeben. Etwa wenn in einer Szene erwähnt wird, dass M3gan über viele Monate hinweg unbemerkt (!) eine Art Bunkersystem (!!) unterhalb Gemmas Haus (!!!) errichtet hat, während sie für die Schöpfung eines neuen Körpers wiederum unbedingt auf menschliche Hilfe angewiesen ist. Kein Wunder: Ohne diese Zurechtbiegung der Ereignisse wäre der Film um eine energetische Szenenmontage ärmer. Überhaupt geschieht in „M3GAN 2.0“ viel für den effektiven Moment und wenig im Sinne einer kohärenten, nachvollziehbaren Erzählung. Darauf muss man sich einlassen. Ansonsten kommt man aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Dann funktioniert „M3GAN 2.0“ ausgerechnet in seinen absurdesten Momenten am besten. Etwa wenn die künstlich erschaffene Hauptfigur ihrer menschlichen Schöpferin zwecks Empathiebekundung aus heiterem Himmel ein Lied singt (womöglich ein beabsichtigter Nachfolger der viralen Tanzszene aus Teil eins!?). Oder wenn Megan auf einmal in der Lage ist, mithilfe eines Wingsuits durch die Lüfte zu heizen und damit vermutlich selbst einen Tom Cruise neidisch machen würde. Von ihren Nahkampffähigkeiten, die sie mithilfe einer Art Gehirnchip auch auf Gemma übertragen kann, ganz zu schweigen.

Ivanna Sakhno ist Amelia.

Die Kreativen hinter „M3GAN 2.0“ wissen in den besten Momenten ganz genau, was für einen – im besten Sinne – Quatsch sie hier dem Publikum vorsetzen. Es gibt erstaunlich viel zu lachen. Und zwar nicht nur aus einem ungläubigen Kopfschütteln heraus. Dass Megan nach ihrer Wiederbelebung erst einmal in den „Körper“ eines harmlosen Lernroboters gesteckt wird, ist eine wirklich witzige Idee – und zugegebenermaßen auch die so ziemlich einzige clevere, die die Protagonistin im gesamten Film hat. Trotz ihrer späten Einsicht ob ihrer, nennen wir es einmal mangelhaften Erzieherinnenfähigkeiten, fußen Gemmas Entscheidungen selten auf nachvollziehbaren Gedankengängen, sondern sind immer gerade genauso clever (oder eben gerade nicht clever), wie es die Story benötigt. Das macht es der Hauptdarstellerin Allison Williams („Get Out“) erneut schwer, ihrer Figur Sympathien abzugewinnen. So wirklich identifizieren kann man sich in „M3GAN 2.0“ daher auch mit niemandem. Vielleicht sogar am ehesten noch mit Megan selbst – welch Ironie! Das Design der Puppe, die je nach Szene mal von einem menschlichen Double, einer tatsächlichen Puppe oder einem Animatronic dargestellt wird, entwickelt im zweiten Teil eine noch größere, auch faszinierende Präsenz und führt einen mit ihrer Motivation immer wieder gehörig aufs Glatteis, bis man schließlich nicht mehr einschätzen kann, ob sie tatsächlich helfen, oder doch eher die Weltherrschaft an sich reißen will.

„So grell und laut ‚M3GAN 2.0‘ sein Anliegen vorträgt, wird da gen Ende kaum wirklich etwas hängenbleiben. Zumal der Film immer dann zäh wird, wenn sich das Skript dann doch mal von seinem Ursprung als Gaga-Science-Fiction-Film loslöst und mit fast schon unfreiwillig komischer Ernsthaftigkeit an die Vernunft seines Publikums appelliert.“

Natürlich steckt in „M3GAN 2.0“ auch wieder eine gehörige Portion Kritik am Umgang mit Medien, vor allem an der wachsenden Faszination für Künstliche Intelligenz. In seiner Hau-Drauf-Symbolik ist das hier natürlich vor allem ziemlich plakative Satire. Da kommt dann irgendwann sogar die UN ins Spiel und der Film endet mit einer bedeutungsschwangeren Rede, in der Gemma noch einmal eindringlich vor den Gefahren der KI warnt, gleichzeitig aber auch ihren Nutzen für Gesellschaft und Wissenschaft betont. So grell und laut „M3GAN 2.0“ sein Anliegen vorträgt, wird da gen Ende kaum wirklich etwas hängenbleiben. Zumal der Film immer dann zäh wird, wenn sich das Skript dann doch mal von seinem Ursprung als Gaga-Science-Fiction-Film loslöst und mit fast schon unfreiwillig komischer Ernsthaftigkeit an die Vernunft seines Publikums appelliert. Seine Wurzeln als Horrorfilm finden sich in „M3GAN 2.0“ übrigens nur noch sehr vereinzelt. Und dann vermutlich noch am ehesten in einem (hoffentlich kommenden) Director’s Cut. Wie schon Teil eins lässt nämlich auch die ebenso harmlose Fortsetzung immer wieder durchscheinen, dass hier im Schnitt Gewaltspitzen entfernt und deutlich entschärft wurden. Dabei macht es doch gerade am meisten Spaß, Megan, aber auch ihre Widersacherin Amelie, beim Rummetzeln zuzuschauen.

Wer wird die KI-Königin?

Fazit: „M3GAN 2.0“ ist immer dann am besten, wenn die Verantwortlichen ihre quatschige Geschichte mit dem genau richtigen Maß an Ironie und Absurdität vortragen. Doch wenn die grelle KI-Kritik ins allzu Ernsthafte kippt, wird es vor allem lächerlich. Seinen Spaß macht der Film vor allem dann, wenn man das Hirn ausschaltet und zu keiner Sekunde über irgendetwas nachdenkt. Doch niemandem ist es zu verübeln, wenn ihm das nicht gelingt.

„M3GAN 2.0“ ist ab dem 26. Juni 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.

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