Dangerous Animals

Haie als gnadenlose Killermaschinen – seit „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg gehört dieses Bild fest zum Horror-Kanon. Doch während das Subgenre längst von trashigen Billigproduktionen überflutet ist, wagt Sean Byrne mit DANGEROUS ANIMALS einen ungewöhnlichen Ansatz: Er kombiniert Hai-Thrill mit Serienkiller-Psychoterror – und dreht damit die Erwartungen an den klassischen Hai-Horrorfilm erfrischend auf links.

OT: Dangerous Animals (AUS/USA/CAN 2025)

Darum geht’s

Touristin Zephyr (Hassie Harrison) freut sich auf entspannte Tage an der australischen Küste, doch die Begegnung mit dem scheinbar charmanten Bootsführer Bruce Tucker (Jai Courtney) entwickelt sich schnell zum Albtraum. Hinter seiner freundlichen Fassade verbirgt sich ein sadistischer Serienkiller, der seine Opfer auf dem offenen Ozean psychisch wie körperlich quält. bis er sie schließlich den Haien zum Fraß vorwirft. Während Zephyr ums Überleben kämpft, begibt sich ihr One-Night-Stand Moses (Josh Heuston) auf die Suche nach ihr. Doch kann er die toughe Surferin aus den Klauen des Killers befreien, bevor die Haie zubeißen?

Kritik

In der Internet Movie Database IMDb gibt es eine Liste mit dem Titel „Sharks Horror Films“. Aktuell zählt diese 89 Titel. Vom Blockbuster-Klassiker „Der weiße Hai“ bis hin zum gerade erst erschienene „Something in the Water“. Und dazwischen natürlich jede Menge B- und C-Movie-Trash rund um die eleganten Meeressäuger mit dem katastrophalen Ruf. Doch es ist natürlich fraglich, ob diese Liste tatsächlich alle Beiträge des Subgenres zusammengetragen hat; Und das nicht nur, weil „Dangerous Animals“ von „The Loved Ones“-Regisseur Sean Byrne (noch) gar nicht auf dieser Liste vertreten ist. Allerdings darf man durchaus die Frage stellen, inwiefern die auf den ersten Blick so skurril klingende Mischung aus Serienkillerthriller und Hai-Horrorfilm überhaupt in die letztgenannte Kategorie passt. Denn klassischen Horror sucht man in der gerade einmal zwei Millionen (!!) US-Dollar teuren Genreproduktion vielleicht nicht vergeblich, aber er muss klar hinter dem Psychokillerplot zurückstecken, eh dann im Finale doch noch ein wenig mehr Blut fließen darf. Dass all das auf die Glaubwürdigkeit der skurrilen Prämisse einzahlt, ist da ein positiver Nebeneffekt.

Der Wahnsinnige Tucker (Jai Courtney) hat so seine ganz eigene Art, mit nervigen Tourist:innen umzugehen…

Steven Spielberg etablierte den Hai als Killer-Maschine einst in „Der weiße Hai“, doch nicht nur durch solch skurrile VoD-Projekte wie „Sand Sharks“, „Sky Sharks“ oder „Two Headed Shark Attack“ sind die Tiere ein Stückweit zu Witzfiguren verkommen. Ihnen nun endlich (wieder) den nötigen, gar nicht mal hysterischen Respekt abzugewinnen, gelingt Sean Byrne mit seinem „Dangerous Animals“ ganz ausgezeichnet. Und zwar ausgerechnet dadurch, dass er sie nicht erneut zu blutrünstigen Bestien macht. Es mag all jene im Publikum ein wenig enttäuschen, die sich vom Film ein blubberndes Gemetzel erhoffen, aber genau das bietet „Dangerous Animals“ nicht. Mehr noch: Tatsächlich verhalten sich die Tiere im Film derart realistisch, dass es hin und wieder gar ins Gegenteil (nämlich Enttäuschung ob der nicht abgefeuerten Blutfontänen) zu kippen droht; Denn natürlich will man in einem Hai-Thriller auch sehen, wie Menschen zerfleischt werden – nicht nur angeknabbert oder sogar ganz ignoriert. Aber genau so geschieht es hier. Und wenn dann eben doch mal eine Hai-Attacke bis zum Ende ausgeführt wird, trifft sie einen umso mehr ins Mark. Nicht zuletzt, weil die haptischen Effekte hier durchweg solide bis richtig gut geraten sind.

„Mit bemerkenswert verloddertem Antlitz hat Jai Courtney als Hauptfigur des egomanischen Serienkillers Bruce Tucker den Spaß seines Lebens.“

Getragen wird „Dangerous Animals“ also weniger von den titelgebenden Tieren (wobei dieser natürlich wieder einmal die allzu beliebte Frage aufwirft, wer in diesem Szenario eigentlich wirklich das gefährlichste Tier ist – man kennt das), als vielmehr von einem sich auf herrlich exzentrische Weise selbst genießenden Jai Courtney („The Suicide Squad“). Mit bemerkenswert verloddertem Antlitz hat dieser als Hauptfigur des egomanischen Serienkillers Bruce Tucker den Spaß seines Lebens. Und obwohl er in „Dangerous Animals“ weitaus mehr die Hauptfigur ist als Hassie Harrison („Yellowstone“) in der Rolle des Final Girls, war Drehbuchautor Nick Lepard („Keeper“) nicht der Versuchung erlegen, diesem Wahnsinnigen auch nur einen Hauch Faszination abzugewinnen. Egal ob er nun mit gestelltem Charme seine Touristenopfer aufs offene Meer karrt, obskure Reden über seinen Überlebenswillen schwingt oder später den puren Psychoterror auf seine Gefangene Zephyr ausübt: Bruce ist das pure Böse. Auf so einer Figur einen Film aufzubauen, ist durchaus mutig.

Ob Moses (Josh Heuston) seine Zephyr rechtzeitig wiederfindet?

Als Zephyr macht Hassie Harrison einen passablen Job. Leider versäumt es das Drehbuch, ihr abseits ihres Opferdaseins spannendere Facetten als eine latente Bindungsangst und eine brennende Surfleidenschaft abzugewinnen. Auch Josh Heuston („Thor: Love & Thunder“) bekommt als Zephyrs One-Night-Stand Moses kaum nennenswerte Charakterbestandteile an die Hand. Seinen großen Auftritt hat er während der Recherche nach seinem verschwundenen Love Interest – und sorgt hier für einen Moment, in dem man schon beide Augen zudrücken muss, denn wie selbstverständlich es Moses hier gelingt, Zephyrs Entführer auf die Schliche zu kommen, ist schlicht und ergreifend unglaubwürdig. Aber schon des Genres wegen muss man auch im Falle von „Dangerous Animals“ einfach den ein oder anderen Abstrich machen. Es ändert letztlich nichts daran, dass dieser weirde Mix aus Serienkillerthriller und Hai-Horror – sowohl in Sachen Production Value als auch bei der Story – ein äußerst passabler Film geworden ist, der das Verschwinden auf dem nächsten Zwei-Euro-Grabbeltisch ganz sicher nicht verdient hat.

„Als Zephyr macht Hassie Harrison einen passablen Job. Leider versäumt es das Drehbuch, ihr abseits ihres Opferdaseins spannendere Facetten als eine latente Bindungsangst und eine brennende Surfleidenschaft abzugewinnen.“

Fazit: „Dangerous Animals“ bricht mit den üblichen Hai-Horror-Klischees und überzeugt als spannender Mix aus Serienkillerthriller und Tierhorror. Trotz kleiner Schwächen bei den Nebenfiguren und der Glaubwürdigkeit punktet der Film mit realistischer Hai-Darstellung, soliden Effekten und einem starken Auftritt von Jai Courtney.

„Dangerous Animals“ ist ab dem 11. September 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.

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