Ooops! 2 – Land in Sicht

Vor fünf Jahren zielte „Ooops! Die Arche ist weg“ auf das Familienpublikum. Nun wird der Animationsfilm mit dem Sequel OOOPS! 2 – LAND IN SICHT fortgeführt. Ob der Stoff genug für einen zweiten Teil hergibt, das verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Auf der Arche ist die Stimmung im Eimer: Nach Wochen auf hoher See werden die Vorräte knapp und Land ist noch immer nicht in Sicht. Das ist eine echte Herausforderung für Nestrier Dave (dt. Stimme Christian Ulmen) und Grymp Kate, die die Köche an Bord sind und somit auch die Friedensstifter auf dem Schiff – denn ohne Nahrung auf der Arche heißt es womöglich wieder „Fressen oder gefressen werden“. Als dann auch noch Junior-Nestrier Finny und seine beste Freundin, die junge Grymp Leah, unbemerkt mit den letzten Vorräten aufs Meer hinaus gefegt werden, scheint das Chaos perfekt! Doch die beiden Freunde und ihre neue Kumpanin, das geschwätzige Quallenmädchen Jelly, retten sich auf ein provisorisches Floß, setzen ihr Segel und stoßen auf eine abgelegene, wunderschöne Insel voller Geheimnisse, Gefahren und auch Hoffnungen – sowie weiterer Nestrier …
Kritik
2015 generierte die deutsch-luxemburgisch-belgisch-irische Gemeinschaftsproduktion „Ooops! Die Arche ist weg…“ etwas mehr als 260.000 Ticketverkäufe an den deutschen Kinokassen. Weltweit reichte es unter zahlreichen marktspezifischen Titeln für annähernd 25 Millionen Dollar Einspielergebnis. Das schreit nicht dringend nach einer Fortsetzung, zumal der Erstling im Abspann die Geschichte der chaotischen Arche-Besatzung und der kunterbunten Wesen Finny, Dave, Kate und Leah auserzählt und das Happy End nach Ankerlegung der Arche zeigt. Und doch geht es weiter: Für die Regie zeichnen, wie auch schon beim ersten Teil, Toby Genkel und Sean McCormack („Luis und die Aliens“) verantwortlich. Das Drehbuch stammt von Richard „Richie“ Conroy und Marc Hodkinson (manchmal auch Mark Hodkinson geschrieben), und somit von zwei der vier Autoren des Originals. Mit der Kürzung des Autorenteams ging offenbar bei „Ooops! 2 – Land in Sicht“ eine „Naja, wen juckt denn dann noch die Kontinuität?“-Einstellung einher.
Das Sequel ignoriert den Abschluss des Vorgängers und zeigt uns die Arche weiter auf hoher See: Seit 147 Tagen treibt das gigantische Schiff umher. Tag für Tag müssen 50.000 Mahlzeiten serviert werden, um zu verhindern, dass die Fleischfresser wieder auf Jagd gehen. Und allmählich geht das Essen aus. Es gibt nur noch grünen, schleimigen Schlamm – und das auch nur noch für ein paar Tage. Und die Taube, die losgeschickt wurde, Land zu finden, hat sich auch nicht mehr blicken lassen… Zack, Bühne frei für eine neue Geschichte. Im Presseheft zu „Ooops! 2 – Land in Sicht“ behaupten die Regisseure, dass ihnen die Idee zum Sequel kam, als sie gerade das letzte Bild des Vorgängers renderten und realisierten, dass sie sich in die Figuren und die Welt des Films verliebt hatten. Also müssten sie einfach die „unendlich viele[n] Möglichkeiten“ weiter ausloten. Schnell sei klar geworden, dass man sich stärker auf die bunten, gerüsselten Pelzträger konzentrieren müsse, die für den Film erschaffenen Nestrier – die kamen immerhin schon während der Trailer zum ersten Teil besonders gut beim Publikum an. Doch wir wollen an dieser Stelle den Verantwortlichen der „Ooops!“-Filme dahingehend nicht einmal rein kommerzielles Kalkül unterstellen: Die bunten Flauschwesen sind einfach das optische Highlight dieser sonst auf ästhetischer Ebene passablen, aber auch sehr steifen Filme – wenn man das Original schon weiterspinnt, dann sollte man sich auf seinen Stärken beruhen.
„Im Presseheft zu „Ooops! 2 – Land in Sicht“ behaupten die Regisseure, dass ihnen die Idee zum Sequel kam, als sie gerade das letzte Bild des Vorgängers renderten und realisierten, dass sie sich in die Figuren und die Welt des Films verliebt hatten.“
Erzählerisch bringen die Nestrier sogar Potential mit: In „Ooops! 2 – Land in Sicht“ entdecken die Kinderprotagonisten ein ganzes Volk dieser wuscheligen, übervorsichtigen Viecher, die ihre eigene Kultur aufgebaut haben und sehr protektiv mit ihr umgehen. Die Aussicht, zahlreiche andere Tiere bei sich aufzunehmen, weil sie in Not sind, gefällt nicht allen Nestriern: Wie paradiesisch könnte ihr Paradies bleiben, wenn sie es teilen müssen, fragen sie sich… Das ist ein ebenso zeitloser wie tagesaktueller Konflikt, da Neid und Missgunst in allen Altersklassen und in jedem politischen Klima verständliche Themen sind, die aber aus ganz offensichtlichen Gründen heutzutage eine andere Schwere mitbringen. Und das ist kein Zufall: Die Produzenten schreiben im Presseheft, sie hätten die Story „für eine Generation von Kindern“ verfasst, „die den tiefgreifenden kulturellen Wandel direkt erleben – in ihren Familien, in der Schule, in den Städten, wo sie leben.“ „Durch unsere Geschichte wollen wir Verständnis schaffen und ein gesellschaftliches Miteinander befördern, in dem Fremdenhass und Rassismus keinen Platz haben“, führen sie weiter aus. Das ist überaus löblich, jedoch haben die Produzenten da mehr abgebissen, als sie schlucken könnten.
Zwar vermittelt „Ooops! 2 – Land in Sicht“ kurzweilig und verständlich, dass sich an Oberflächlichkeiten ausgemachte Antipathien nicht gehören, und wie mies es ist, alles allein für sich haben zu wollen, wenn andere in Not sind. Doch selbst für einen Kinderfilm verwässert „Ooops! 2 – Land in Sicht“ sowohl die Notsituationen als auch die Motivation der Unkooperativen derart, dass die Aussagen des Films gerade einmal Kalenderspruch-Dimensionen annehmen. Zudem sind die plotzentrischen Szenen eher rar gesät, so dass die emotionale Tragweite der Geschichte eh sehr begrenzt bleibt: Weite Strecken des rund 85-minütigen Films sind mit Slapstickstrecken gefüllt, die keine größeren Konsequenzen haben und darüber hinaus oftmals auch überdehnt, da sich Gags wiederholen, ohne dass sie sich steigern oder sie variiert werden. Zu den wenigen Ausnahmen zählen die immer absurderen Missgeschicke der landsuchenden Taube (die obendrein cartoonig-überspitzt und in diesem sonst eher bildsprachlich zurückhaltenden Film daher sehr überraschend sind) und der Vorstellungsmonolog der mega-putzigen Qualle Jelly. Die erzählt lang und breit, wie viele Tiere denn Quallen essen und wie lecker sie auch sind, statt sich in einer potentiellen Gefahrensituation in Sicherheit zu bringen – und das ist dank einer mega-naiven Synchroperformance und der treudoofen Augen dieser Babyqualle schon sehr komisch.
„Weite Strecken des rund 85-minütigen Films sind mit Slapstickstrecken gefüllt, die keine größeren Konsequenzen haben und darüber hinaus oftmals auch überdehnt, da sich Gags wiederholen, ohne dass sie sich steigern oder sie variiert werden.“
Sonst aber plätschert der Film unmotiviert vor sich hin, und einige Anschlussfehler, lang aufgebaute Gags, bei denen die Pointe nicht folgt, und so manche Szene, die entweder nahezu statisch beginnt oder endet, drücken weiter den Gesamteindruck des Films. Selbst die besten Filme aller Zeiten haben so ihre Kontinuitätsprobleme, aber bei „Ooops! 2 – Land in Sicht“ drängt sich ein Gefühl der mangelnden Sorgfalt auf. Der angedeutete dritte Teil klingt daher nicht gerade wie ein Versprechen …
Fazit: „Ooops! 2 – Land in Sicht“ ist animationstechnisch besser als der Vorgänger und inhaltlich hat das Sequel ja durchaus Ambitionen, aber die Umsetzung ist mau: Überdehnte Gags, lasche Konflikte und Figuren mit wenig Persönlichkeit machen diesen Trickfilm schnell wieder vergessen.
„Ooops! 2 – Land in Sicht“ ist ab dem 24. September in den deutschen Kinos zu sehen.