Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 2

Bislang war die „Panem“-Reihe eine solche, die von Teil zu Teil immer besser wurde. Mit dem zweiten Part des großen Finals, DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY, TEIL 2 geht die Geschichte um die junge Rebelling Katniss Everdeen nun endgültig in die heiße Phase und damit auf ihr Ende zu. Schafft es Regisseur Francis Lawrence, das Franchise auf dem bisherigen Niveau zu beenden? Das verrate ich in meiner Kritik!Die Tribute von Panem - Mockingjay, Teil 2

Der Plot

Nachdem sie zum Gesicht der Rebellion erklärt wurde, führt Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) die einzelnen Distrikte von Panem in den Kampf gegen das tyrannische System. Überwacht werden sie dabei von Alma Coin (Julianne Moore), der Präsidenten von Distrikt 12), die wenig Vertrauen in den Spottölpel besitzt und offenbar ihre ganz eigenen Pläne für das Ende von Präsident Snows (Donald Sutherland) Diktatur hegt. Gemeinsam mit einer Handvoll junger Rebellen, darunter Gale (Liam Hemsworth), der frisch vermählte Finnick (Sam Claflin) und das Filmteam aus Cressida (Natalie Dormer), Castor (Wes Chatham) und Pollux (Elden Henson) begeben sich Katniss und Peeta auf einen gefährlichen Weg in Richtung Kapitol. Präsident Snow hat die Distrikte mit diversen Sprengfallen versehen, die aus dem Aufstand der Rebellen eine ganz neue Dimension der Hungerspiele machen. Kann es nach diesen schwierigen Zeiten überhaupt eine friedliche Zukunft für Katniss und Peeta geben?

Kritik

Nach vier Jahren und einem Einspiel von weltweit bislang knapp zweieinhalb Milliarden US-Dollar findet die „Tribute von Panem“-Saga dieser Tage ihren Abschluss in Form von „Mockingjay, Teil 2“. Die hollywood’sche Angewohnheit, das Finale eines bedeutenden Franchises aufzuspalten, erwies sich bereits bei „Harry Potter“ und „Twilight“ als lohnenswerte Entscheidung im Sinne des Boxoffice, sodass davon ausgegangen werden kann, dass der endgültige Schlussstrich auch im Falle von „Panem“ noch einmal ganz neue Einspielhöhen erreichen wird. Die Entscheidung für diese Zweiteilung darf jedoch immer auch kritisch beäugt werden. Der im Deutschen „Flammender Zorn“ betitelte Roman besitzt gerade mal etwas mehr als 400 Seiten und gibt nur bedingt Stoff für über vier Stunden Spielzeit her. Doch die Macher von „Mockingjay 1 und 2“ (Regie: Francis Lawrence, Drehbuch: Danny Strong, Peter Craig) wählten eine spannende Herangehensweise für die Inszenierung beider Teile, dank derer die Aufspaltung des Finals nicht bloß nicht stört, sondern gar so etwas wie einen Mehrwert besitzt. Konzentrierten sich die ersten beiden Teile „The Hunger Games“ sowie „Catching Fire“ noch auf die Mediensatire und hinterfragten kritisch den vom „Brot und Spiele“-Gedanken mehr und mehr geformten Entertainment-Zeitgeist, begab sich „Mockingjay, Teil 1“ in die Untiefen politischer Propaganda.

Jennifer Lawrence

Francis Lawrence sezierte akribisch die Abwärtsspirale von Kriegsvorbereitungen, spielte mit dem sich dadurch ändernden Moralempfinden und bewies damit, dass sich die „Tribute von Panem“-Reihe schon lange nicht mehr auf ihre alleinige Daseinsberechtigung als Young-Adult-Reihe verlassen brauchte. Schon deshalb nicht, weil die Protagonisten zwar allesamt erst Anfang zwanzig sind, der Fokus jedoch auf den komplexen Gefühlsstrukturen selbiger lag und der Film Töne anklingen ließ, die anzunehmen sich gar „erwachsene Kriegsfilme“ bisweilen scheuen. In der Fortsetzung und dem damit einhergehenden, endgültigen Finale kommt es schließlich zu jenem Krieg, der in Teil eins bislang nur in der Fantasie stattfand. Eines ist dabei besonders überraschend: „Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 2“ verlässt die von einer stupiden Schwarz-Weiß-Zeichnung geprägte Denkweise klassischer Hollywood-(Anti-)Kriegsfilme und begibt sich bei seiner Kernaussage „Im Krieg kann es über kurz oder lang keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben!“ direkt aus jeder erdenklichen Komfortzone. Es ist durchaus tragisch, dass nach den jüngst stattgefundenen Terroranschlägen von Paris ein ursprünglich auf die Jugend zugeschnittener Film eine so simple Message beinhaltet, dass im Anschluss an die Sichtung eigentlich nur noch ein Gedanke im Zuschauer vorherrschen dürfte: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und deshalb ist Krieg, egal in welcher Form, niemals auch nur im Ansatz eine Lösung.

In „Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 2“ geht man mit dieser Botschaft nicht gerade subversiv ins Gericht. Der überraschenderweise ab 12 Jahren freigegebene Film ist nicht nur visuell von einer für den Zuschauer unbequemen Härte, sondern spart gerade die zwischen den lauten Zeilen stattfindenden, emotionalen Töne nicht aus. „Mockingjay, Teil 2“ befasst sich genau wie sein Vorgänger mit den Auswirkungen von Präsident Snows Schreckensherrschaft auf seine Untergebenen und gibt sich nicht mit Allgemeinplätzen zufrieden. So ist es zwar durchaus schade, dass man trotz der langen Laufzeit von 137 Minuten das Gefühl hat, die Drehbuchautoren hätten noch rund eine halbe Stunde länger aus dem Seelenleben der Protagonisten erzählen können, doch gerade durch das schnörkellose Ende, das einen gewissen Kompromisscharakter besitzt, wird die Aussage umso deutlicher, dass Krieg jeden Menschen in den Grundfesten erschüttert.

Donald Sutherland

Die Inszenierung der letzten halben Stunde ist in gewisser Weise tatsächlich ein wenig gehetzt. Gerade nach einer Filmreihe, die den Zuschauer über vier ganze Jahre begleitet hat, wirkt der ohne jede Form der Effekthascherei inszenierte Schluss wie das unabdingbare Ankommen am Ende, das lieber abrupt denn gefühlt künstlich in die Länge gezogen werden soll. Dem Wesentlichen wird dadurch nicht der Fokus genommen. Und das, obwohl es in der letzten dreiviertel Stunde einige Plottwists gibt, die Nichtkenner der Buchvorlage in eine angenehme Form der Unvorhersehbarkeit werfen. Dadurch bleibt die Grundstimmung auf einem stetig hohen Level. Setzen andere Blockbuster auf ihren Helden als unverzichtbare Identifikationsfigur, so war in „Die Tribute von Panem“ schon immer niemand vor dem Tode sicher. So soll an dieser Stelle gewiss nicht verraten werden, wer die Ereignisse des Finals denn tatsächlich überlebt. Doch so viel sei gesagt: Die Gefahr, das eine oder andere Taschentuch zu benötigen, ist ziemlich groß. Spannend ist darüber hinaus auch das Spiel mit den Antagonisten. Die manipulativen Fähigkeiten des von Donald Sutherland („Crossing Lines“) einmal mehr herausragend verkörperten Präsidenten Snow bekommt nicht nur Katniss Everdeen zu spüren, sondern auch das Publikum selbst.

Neben Donald Sutherland geben sich auch Woody Harrelson („7 Psychos“), Elizabeth Banks („Pitch Perfect 2“), Liam Hemsworth („Paranoia“), Josh Hutcherson („Escobar: Paradise Lost“), Julianne Moore („Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“), Philipp Seymour Hoffman („A Most Wanted Man“) sowie allen voran Jennifer Lawrence („American Hustle“) die Ehre, erneut in ihre altbekannten Rollen zu schlüpfen. Dass es von den älteren Schauspielern, vor allem von Stanley Tucci („Wild Card“), kaum mehr zu sehen gibt, als kurze Gastauftritte, ist schade, gleichzeitig jedoch dem Skript geschuldet. Standen gerade in „Mockingjay, Teil 1“ noch die hinter den Kulissen stattfindenden Planungen der Erwachsenen im Vordergrund, konzentriert sich das Finale nur noch auf die jungen Leute. Sie alle schaffen es jedoch, den Film auf ihren Schultern zu tragen. Das gelingt deshalb, weil die Figuren in den bisherigen drei Filmen bereits zur Genüge charakterisiert wurden. Vollkommen neue Facetten kann „Mockingjay, Teil 2“ ihnen dafür nicht beimessen.

V.l.n.r.: Peeta Mellark (Josh Hutcherson), Finnick Odair (Sam Claflin), Castor (Wes Chatham) und Messalla (Evan Ross)

V.l.n.r.: Peeta Mellark (Josh Hutcherson), Finnick Odair (Sam Claflin), Castor (Wes Chatham) und Messalla (Evan Ross)

Fazit: Auch angesichts der auf hohem Niveau stattfindenden Technikausstattung ist also alles beim Alten. Die „Die Tribute von Panem“-Reihe verabschiedet sich mit „Mockingjay, Teil 2“ auf hohem Niveau aus dem zeitgenössischen Jugendabenteuerkino und liefert den Beweis dafür ab, dass jenes sich spätestens mit diesem Film auch endlich den Respekt der Erwachsenen verdient hat. Das hier ist gewiss kein Teenie-Kitsch. Es ist die nachdrückliche Verteidigung des Standpunktes, dass es im Krieg keinen Platz für Helden gibt. Und das hat in diesem Jahr bislang nur „Herz aus Stahl“ ebenso eindrücklich ausgesagt.

„Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 2“ ist ab dem 19. November bundesweit in den Kinos zu sehen – auch in 3D!

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