Nobody 2
Für die Actionfilmfortsetzung NOBODY 2 schlüpft Bob Odenkirk ein weiteres Mal in die Rolle des ehemaligen Auftragskillers Hutch Mansell. Das Ganze wäre im Streaming oder als Direct-to-Video-Produktion zwar mindestens genauso gut aufgehoben, doch das Endergebnis gefällt vor allem durch das Finale und seine Kurzweiligkeit.
Darum geht’s
Nach seinen Eskapaden im kriminelle Untergrund lebt Hutch Mansell (Bob Odenkirk) zwar wieder ein normales Familienleben, doch die Vergangenheit als Auftragskiller lässt ihn nicht los. Um endlich wieder Zeit mit seiner Familie zu verbringen, will er mit seiner Frau Becca (Connie Nielsen), seinem Vater (Christopher Lloyd) und den Kindern einen ganz normalen Sommerurlaub machen. Sein Ziel: der Wasserpark Plummerville, der für ihn mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden ist. Doch der scheinbar harmlose Trip wird schnell zum Albtraum, denn ein korrupter Sheriff (Colin Hanks) und einige skrupellose Parkbetreiber haben es auf Hutch und seine Familie abgesehen. Als schließlich auch noch die ebenso elegante wie gnadenlose Anführerin Lendina (Sharon Stone) auftaucht, muss sich Hutch erneut seiner früheren Kampffähigkeiten besinnen, um seine Familie heil aus dieser Situation herauszubekommen…
Kritik
Für einen mittelgroß budgetierten Actionfilm legte „Nobody“ im Jahr 2021 einen Achtungserfolg hin. Bei rund 16 Millionen US-Dollar Produktionskosten spielte der Film des „Hardcore“-Regisseurs Ilya Naishuller sehr solide 57 Millionen Dollar wieder ein. Berücksichtigt man darüber hinaus die extreme Popularität im Streaming – „Nobody“ startete im Dunstkreis der Corona-Pandemie und wurde daher sehr zügig für zuhause freigegeben – gehört der Film zu den im Genre beliebtesten Beiträgen der letzten Jahre. Auch die Kritik schloss sich dem an und lobte insbesondere den sich bei seinen Kampffertigkeiten stark an Jackie Chan orientierenden Hauptdarsteller Bob Odenkirk („Better Call Saul“). Damit hat „Nobody“ überraschend viel gemeinsam mit dem Ben-Affleck-Vehikel „The Accountant“. Beide Filme erarbeiteten sich ihren Status vor allem über die zahlreichen Streamingabrufe, haben einen starken Charakterkopf im Zentrum und werden in diesem Jahr fortgesetzt.

Eigentlich wollen Hutch (Bob Odenkirk) uns seine Familie (Gage Munroe, Paisley Cadorath, Christopher Lloyd und Connie Nielsen) nur Urlaub machen…
Schlanke 89 Minuten bringt Ilya Naishullers Nachfolger Timo Tjahjanto für das Sequel auf. Ein gerade im aktuellen Mainstreamkino sehr übersichtlicher Platz, um eine adäquate Story zu erzählen. Doch um diese geht es – wie schon in Teil eins – nur sekundär. Mehr noch: Der Rhythmus, der Humor und die Storybeats von „Nobody 2“ sind dem ersten Teil derart ähnlich, dass der Überraschungseffekt hier eher ausbleibt. Machte den Vorgänger noch aus, dass man sich bei dem Protagonisten nie seiner Kampffähigkeiten sicher sein konnte, weiß man mittlerweile sehr genau, wozu dieser Hutch alles imstande ist. Insofern steht nie die Frage im Raum, ob die Situation in „Nobody 2“ eskalieren wird, sondern nur wie genau. Im Anbetracht der Regieentscheidung durfte man durchaus davon ausgehen, dass es hier im Eskalationsfall so richtig schön zur Sache geht. Schließlich hat Timo Tjahjanto solche Martial-Arts-Gemetzel wie „The Night Comes for Us“ (gibt’s bei Netflix) inszeniert. Doch es wundert wenig, dass sich der Filmemacher bei einer Studioproduktion wie „Nobody 2“ nicht ansatzweise so austoben darf, wie im Falle seiner bisherigen Filme. Direkt zahm fällt das „Nobody“-Sequel zwar auch nicht aus, doch die in Deutschland vergebene FSK-Freigabe ab 16 Jahren ist schon gerechtfertigt. Mit unter anderem „Ballerina“ gab es da in diesem Jahr schon deutlich Drastischeres auf den Kinoleinwänden zu sehen.
„Direkt zahm fällt das ‚Nobody‘-Sequel zwar auch nicht aus, doch die in Deutschland vergebene FSK-Freigabe ab 16 Jahren ist schon gerechtfertigt. Mit unter anderem ‚Ballerina‘ gab es da in diesem Jahr schon deutlich Drastischeres auf den Kinoleinwänden zu sehen.“
In Sachen Quantität trumpft „Nobody 2“ immerhin mit diversen Action-Setpieces auf. Die ikonische Bus-Prügelszene in Teil eins wird in der Fortsetzung einfach auf ein Boot verlagert. Und nicht nur die bösen Buben kriegen im Film ordentlich aufs Maul. Sobald sich jemand mit Hutchs Familie anlegt, gibt es Ärger. Einen hübschen Kontrast zu der derben Gewalt bildet hier das Setting, denn eigentlich wollen Hutch, seine Ehefrau, sein Vater und der Nachwuchs bloß in einem hübschen Feriendomizil Urlaub machen. Der Clash zwischen rabiaten Kampfmoves und der sonnendurchtränkten Kulisse fördert einige chice Bilder zutage. Leider verlässt Timo Tjahanto dieses aber auch immer häufiger, je weiter Hutch in die kriminellen Kreise seiner Widersacher eintaucht. Insbesondere die Darstellung der Strippenzieherin – gespielt von einer extravagant auftretenden Sharon Stone („Basic Instinct“) – gerät dann doch (trotz musikalischem Gastauftritt der Absoluten Beginner) eher genrekonform. Zumal eigentlich von Anfang an klar ist, wer in dem Wust aus Schurken wem gegenüber das Sagen hat und welche zunächst noch so unschuldig anmutenden Figuren dann doch ihre Finger mit im Spiel haben.
Letztlich wird man im Falle von „Nobody 2“ aber auch einfach das Gefühl nicht los, dass die Drehbuchautoren Derek Kolstad („John Wick“) und Aaron Rabin („Tom Clancy’s Jack Ryan“) eigentlich nur auf die letzten zwanzig Minuten hinarbeiten. Dann nämlich dürfen die Figuren endlich bei Nacht einen Freizeitpark voller Fahrgeschäfte und anderweitigen Unterhaltungsmöglichkeiten präparieren. Da werden Tretminen in Bällebädern versteckt, geladene Waffen an Wasserrutschen montiert und ein „Hau den Lukas“ zweckentfremdet. Zugegeben: All das hier geschieht vor allem für den Effekt und ordnet sich kaum einer tatsächlichen Logik unter. Das ist allerdings völlig egal, denn das Endergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Vielleicht wäre „Nobody 2“ sogar als zwanzigminütiger Kurzfilm besonders gut geworden, denn der Weg zum krachenden Finale gerät dann doch eher routiniert. Immerhin gelingt es dem Drehbuch, immer wieder die Familiendynamik zwischen Hutch und seinen Liebsten in den Mittelpunkt zu rücken. So ist einem bis zum Schluss nicht egal, ob und wie die Mansells aus dieser Misere entkommen können. So lassen sich die 89 Minuten weitestgehend ohne Leerlauf genießen.
„Letztlich wird man im Falle von ‚Nobody 2‘ aber auch einfach das Gefühl nicht los, dass die Drehbuchautoren Derek Kolstad und Aaron Rabin eigentlich nur auf die letzten zwanzig Minuten hinarbeiten. Dann nämlich dürfen die Figuren endlich bei Nacht einen Freizeitpark präparieren.“
Fazit: „Nobody 2“ ist eine solide produzierte Fortsetzung, die auf dem Weg zu einem spektakulären Finale in bekannten Genregewässern fischt. Dank der sympathischen Familiendynamik, dem angenehmen Humor und den handwerklich guten Actionszenen ist das Vergnügen trotzdem ein kurzweiliges.
„Nobody 2“ ist ab dem 21. August 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.

