A Killer Romance
Es ist die Sommerkomödie des Jahres! Glen Powell schlüpft in Richard Linklaters Krimiromanze A KILLER ROMANCE in die Rolle eines Fake-Auftragskillers, der sich während seiner Arbeit versehentlich in eine Kundin verliebt. Doch das ist erst der Anfang eines gnadenlos unterhaltsamen Verwirrspiels.
Darum geht’s
Nach außen führt der Philosophieprofessor Gary Johnson (Glen Powell) ein völlig normales Leben. Doch neben seinem Job an der Uni arbeitet er für die Polizei und schlüpft in die Rolle eines Auftragskillers, um seinen potenziellen Klientinnen und Klienten eine Falle zu stellen. Bei einem seiner Aufträge hält er nicht nur die wunderschöne Madison (Adria Arjona) davon ab, ihren Mann um die Ecke bringen zu wollen, er verliebt sich auch in sie – als Hitman Ron. Das macht das Kennenlernen zwischen den beiden zu einem Spießroutenlauf, bei dem Gary immer Angst haben muss, aufzufliegen. Die Ereignisse werden sogar noch komplizierter, als Madisons Mann eines Tages tot aufgefunden wird. Madison gerät ins Zentrum der polizeilichen Ermittlungen und für Gary wird es immer schwerer, seine heimliche Beziehung mit der Verdächtigen und seinen Job bei der Polizei in Einklang zu bringen…
Kritik
Im Oktober 2001 erschien im Texas Monthly ein Artikel über Gary Johnson. Der Mann galt zum damaligen Zeitpunkt als „gefragtester Profikiller von Houston“, soll innerhalb von zehn Jahren über sechzig Menschen getötet haben. Der Clou an der Sache: Seine „Arbeit“ als „Auftragskiller“ verrichtete Johnson im Auftrag der Polizei. Den Hitman mimte er nur für seine Klientinnen und Klienten. Die Falle schnappte zu, sobald diese ihm offiziell den Auftrag erteilten, eine unliebsame Person zu ermorden. Dass das nach astreinem Filmstoff klingt, dachte sich auch „Boyhood“-Regisseur und Indie-Darling Richard Linklater, der sich gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller Glen Powell („Top Gun: Maverick“) an die Ausarbeitung eines (natürlich das Geschehen stark fiktionalisierten) Drehbuchs machte. Auch die Regie übernahm Linklater gleich selbst und verlagerte die Handlung außerdem von Houston nach Texas – was man dem fertigen Film „A Killer Romance“ jedoch nur selten anmerkt. In Sachen Rhythmus, Tempo und auch Humor fühlt sich die im Original nur „Hit Man“ betitelte Krimikomödie nämlich so gar nicht wie ein typischer Richard-Linklater-Film an. Das ist in jeder Hinsicht erfrischend.

Philosophieprofessor am Tag, Auftragskiller für die Polizei… auch am Tag. Als Nebenjob: Gary Johnson (Glen Powell).
Wenn davon die Rede ist, dass in „A Killer Romance“ nur wenig daran erinnert, dass federführend Richard Linklater für das Projekt verantwortlich zeichnete, dann ist das keineswegs negativ auf seine bisherigen Arbeiten zurückzuführen. Doch normalerweise sind seine Geschichten eher von leicht elegischer Natur. Häufig melancholisch, zumeist sehr gefühlvoll, gerne nostalgisch eingefärbt und dramaturgisch eher gleichförmig, denn von vielen Aufs und Abs geprägt. Meist erzählt er einfach mitten aus dem Leben und folgt seinen Hauptfiguren über einen bestimmten Lebensabschnitt beim Sein; In „Boyhood“ gar über viele, viele Jahre, in der „Before“-Trilogie über im Abstand von mehreren Jahren stattfindende Gespräche. Seine Charaktere sind nahbar und stets auf Augenhöhe mit dem Publikum. Manchmal vielleicht ein klein bisschen weiser als der Durchschnitt, aber in ihren Handlungen immer bodenständig. „A Killer Romance“ bricht nun in jeder Hinsicht aus diesem Muster aus, erinnert noch am ehesten an Linklaters Jack-Black-Vehikel „School of Rock“ aus dem Jahr 2003. Diesmal steht nur eben kein unkonventioneller Fake-Musiklehrer im Zentrum der Handlung, sondern ein Fake-Auftragskiller, der während seiner Arbeit für die Polizei aus seinem spießigen Leben als Uni-Professor ausbricht.
„Je mehr der spießige, langweilige Philosophieprof und sein Killer-Ego Ron miteinander verschmelzen, bis dieser sich irgendwann auch in Teilen seines Privatlebens als dieser ausgibt, desto breiter dürfte sich auf den Gesichtern des Publikums ein Dauergrinsen manifestieren.“
Das ist es auch, woran Hauptdarsteller Glen Powell sichtbar am meisten Spaß hat. Seine diebische Freude, für seinen Nebenjob in verschiedene Rollen zu schlüpfen, die alle aufregender sind als er es in Wirklichkeit ist, überträgt sich mühelos auf das Publikum. Und je mehr der spießige, langweilige Philosophieprof und sein Killer-Ego Ron miteinander verschmelzen, bis dieser sich irgendwann auch in Teilen seines Privatlebens als dieser ausgibt, desto breiter dürfte sich auf den Gesichtern des Publikums ein Dauergrinsen manifestieren. Powell, der zwar schon eine kleine Ewigkeit im Filmbusiness tätig ist (und für „Everybody Wants Some!!“ auch schon mit Richard Linklater zusammenarbeitete), jedoch bis vor einiger Zeit vorwiegend in Nebenrollen zu sehen war, erlebt dank „Top Gun: Maverick“ sowie der immens erfolgreichen RomCom „Wo die Lüge hinfällt“ derzeit einen kleinen Hype. Auch in dem Sommerblockbuster „Twisters“ ist er in einer großen Rolle zu sehen. Im Anbetracht seiner Präsenz in „A Killer Romance“ ist es kaum zu glauben, dass es sich hier um seine erste richtige Hauptrolle handelt. Wandelbar, leichtfüßig, energetisch: An Glen Powells Gary Johnson kann man sich einfach nicht sattsehen. Vor allem die permanent durchscheinenden Spurenelemente aus Johns wahrem, alles andere als selbstbewusst-draufgängerischem Ich sorgen für Würze in seiner Charakterzeichnung. Auf der einen Seite fragt man sich, ob, und wenn ja, wann Garys Fake-Identität wohl auffliegen wird. Auf der anderen Seite trägt er diese mit einer solchen Inbrunst vor sich her, dass man nie infrage stellt, dass sich dieser mühelos aus jeder schwierigen Situation herausmanövrieren wird.
Ihm mindestens ebenbürtig ist Adria Arjona („Morbius“). Als Garys respektive Rons neue Freundin und ehemalige Fast-Kundin legt sie eine nicht minder mitreißende Energie an den Tag. Ihre Madison ist temperamentvoll, smart und attraktiv. Dass zwischen ihr und Ron die Funken sprühen, glaubt man sofort. Über einen kurzen Zeitraum ist „A Killer Romance“ dann auch die titelgebende Romanze, die sich parallel zu Garys häufig in Szenenmontagen dargestelltem „Killer“-Alltag abspielt. Dem frisch verliebten Pärchen beim gegenseitigen Kennenlernen und wachsenden Sympathisieren zuzuschauen, ist niedlich und macht es einem sehr einfach, für eine rosige Zukunft der beiden die Daumen zu drücken. Besonders wenn es im späteren Filmverlauf zwangsläufig dazu kommen muss, dass sich Gary plötzlich als Gary vor seiner Angebeteten wiederfindet, die ihn bis dato für den toughen Ron gehalten hat. Richard Linklater arbeitet diese Anklänge an klassische Verwechslungskomödien spaßig und mit einem großen Augenzwinkern heraus und schlägt – anders als man es aus seinen Filmen sonst gewöhnt ist – viele erzählerische Haken, um ans Ziel zu kommen. Inklusive einer der besten Szenen des bisherigen Kinojahres, in der ein Smartphone eine elementare Rolle spielt. „A Killer Romance“ bleibt dadurch von Anfang bis Ende unberechenbar und endet obendrein auf einer kongenialen, im Genre unkonventionellen Note.
„Richard Linklater arbeitet die Anklänge an klassische Verwechslungskomödien spaßig und mit einem großen Augenzwinkern heraus und schlägt – anders als man es aus seinen Filmen sonst gewöhnt ist – viele erzählerische Haken. Inklusive einer der besten Szenen des gesamten Kinojahres.“
Die Inszenierung selbst steht bei „A Killer Romance“ nicht im Mittelpunkt. Der Spaß am Leinwandgeschehen ergibt sich aus der Spielfreude des Ensembles sowie der abwechslungsreichen Story, weniger aus handwerklichen Finessen. Mit vielen Splitscreens, dynamischen Szenenwechseln und die Widersprüche in Garys und Rons Charakteren herausarbeitenden Gegenüberstellungen generiert Linklater ein hohes Tempo. Die Kameraarbeit von Shane F. Kelly („Bernadette“) bleibt allerdings unauffällig. Darüber hinaus wirkt „A Killer Romance“ immer ein kleines bisschen zu stark ausgeleuchtet, sodass sich der „typische Netflix-Look“ nicht leugnen lässt. Dass der Film hierzulande – anders als im Rest der Welt – trotzdem ins Kino kommt, ist allerdings ein Segen. Diesen Film genießt man am besten in Gemeinschaft in einem prallgefüllten Kinosaal!
Fazit: Mit schlechter Laune aus „A Killer Romance“ rauszugehen, ist nahezu unmöglich! Richard Linklater gelingt eine beschwingte, überraschende und leichtfüßige Krimikomödie mit einem herausragenden Glen Powell, dessen unbändige Freude daran, in die verschiedenen Rollen eines Fake-Auftragskillers zu schlüpfen, sich mühelos auf das Publikum überträgt.
„A Killer Romance“ ist ab dem 4. Juli 2024 in den deutschen Kinos zu sehen.


Komm gerade aus dem Film, fand ihn auch toll. Kleiner Hinweis dennoch: Netflix hat ihn nur gekauft, als er fertig war. Kann also nicht „den Netflix-Look“ haben. Trotzdem gute Kritik, wie immer.
Wann macht ihr denn mal wieder Filmgedacht? Es sind dieses Jahr schon viele Filme angelaufen, bei denen ich eure Analyse vermisst oder sogar gebraucht habe.